popkulturjunkie-meta-kritik - alle kino-neustarts im spiegel der deutschen filmkritik

18. März 2004 - 6 Neustarts

Back to Gaya
http://www.backtogaya.de/
(Deutschland 2004)
Genre: Zeichentrick
Verleih: Warner
Produzenten: Holger Tappe, Lenard Fritz Krawinkel
Regie: Lenard Fritz Krawinkel, Holger Tappe
Drehbuch: Bob Shaw, Donald McEnery, Jan Berger
Musik: Michael Kamen
Sprecher: Michael "Bully" Herbig, Vanessa Petruo, Sebastian Höffner, Torsten Münchow, Klaus Sonnenschein
Laufzeit: 97 Minuten
Trailer: http://www.backtogaya.de/

Inhalt:
Gaya ist eine phantastische Welt paradiesischer Landschaften voll prächtiger Farben und bemerkenswerter Einwohner, die zwar viel kleiner sind als wir Menschen, aber uns doch nicht ganz unähnlich. Da gibt es den tollkühnen Draufgänger Zino, den cleveren Tüftler Buu und die schöne Tochter des Bürgermeisters, Alanta. Aber es gibt auch die ewigen Widersacher der Gayaner, die garstigen Schnurks. Und gerade als die Gayaner wieder einmal bei ihren rasanten Wettkämpfen mit den Schnurks sind, werden sie jäh aus ihrer heilen Welt und in ein aufregendes Abenteuer von ganz neuen Dimensionen gerissen:
Der magische Stein, das Lebenselixier von Gaya, ist verschwunden. Wer hat den Dalamit geklaut, welche böse Macht steckt dahinter? Und schon finden sich die drei Helden zusammen mit den Schnurks in der Welt der Menschen wieder und haben nur ein Ziel: Den magischen Stein zu finden um Gaya zu retten.
Auf ihrer waghalsigen Reise erleben sie atemberaubende Situationen und lernen alle, dass sie nur mit vereinten Kräften ihre Mission in einer gefährlich großen Stadt erfüllen können.

Urteile:
Widescreen: "Back to Gaya" mag technisch gesehen mit Filmen wie "Findet Nemo" verwandt sein - aber deren Klasse erreicht er nicht. Die animierten Figuren bewegen sich zwar flüssig, doch die Handlung verläuft über weite Strecken eher schleppend. Und obwohl die Macher offenbar von "Shrek" und Co. inspiriert wurden, sitzen die Pointen erschreckend selten. (1/4)
cinema: Das Geheimnis der "Findet Nemo"-Macher ist nicht die perfekte Computertechnik. Es sind die pointierten Drehbücher. Genau daran mangelt es "Back to Gaya", dem ersten computeranimierten Spielfilm aus Deutschland. Die potenzielle "Pixar"-Konkurrenz sieht zwar fabelhaft aus, hat hinreißende Animationen und süße Figuren, doch nur eine arg zusammengeklaute Story. Die Abenteuer sind turbulent, aber wenig originell. Kinder werden die verpassten Chancen und verschenkten Pointen des Films kaum stören. Erwachsene schon. (2/4)
Rolling Stone: Professionelle Animationen mit vielen Actionszenen, aber abgekupferten Ideen und unfassbar schlechten Dialogen. Pixar ist eben mehr als nur Pixel. (1/8)
Prinz: Fantastisch, aber wahr: Die Gayaner können Nemo tatsächlich das Wasser reichen - zumindest in Sachen animation. Die Gayaner im Menschenland, das ist leider nicht mehr als ein braves - wenngleich liebenswertes - Kindermärchen. Den Dialogen mangelt es an Humor, der Geschichte fehlt die Ironie, die filmischen Zitate sind zu zaghaft, als dass man sie erkennt oder gar darüber lacht. (3/5)
Hörzu: Abenteuer, Komödie und Romanze zugleich lebt der Trickfilm von rasanter Action, großen Gefühlen und frechen Sprüchen (den Figuren leihen unter anderen Michael "Bully" Herbig und Ex-No Angel Vanessa Petruo ihre Stimmen). Die Animationsfabrik aus Hannover braucht sich hinter der Konkurrenz aus Amerika nicht zu verstecken. (2/3)
TV Movie: Witzlos. (1/2)
TV Spielfilm: Die Versatzstücke der Geschichte sind bekannt, und auch die Optik fordert den einen oder anderen Vergleich heraus. Doch den braucht der deutsche Computeranimationsfilm nicht im Geringsten zu scheuen. Eine Art "Indiana Jones für Kids" schwebte den Machern für ihr Abenteuer vor, und aus den Hochleistungsrechnern in Hannover kam rasante Familienaction mit charmanten Figuren und Witz, die sich durchaus mit Hollywood messen kann. (2/2)
TV Today: Trotz einiger Drehbuchschwächen und einer ziemlich überladenen Handlung immer noch ein recht flotter Action-Spaß. (2/3)

popkulturjunkie-meta-kritik-rating: 59/100 (17 Bewertungen)



Bärenbrüder (Brother Bear)
http://www.disney.de/DisneyKinofilme/baerenbrueder/
(USA 2003)
Genre: Zeichentrick
Verleih: Buena Vista
Produzenten: Chuck Williams
Regie: Aaron Blaise, Bob Walker
Drehbuch: Tab Murphy, Lorne Cameron, David Hoselton, Steve Bencich, Ron J. Friedman
Musik: Mark Mancina, Phil Collins
Sprecher: Daniel Brühl, Moritz Bleibtreu, Gedeon Burkhard, Johannes Bachmann
Laufzeit: 85 Minuten
Trailer: http://www.movie.de/common/templates/template_3/tbl_trailer.php?movie=acf76ddf902a1e73a97184c65f55cab0

Inhalt:
10.000 Jahre vor unserer Zeit, im Nordwesten Amerikas, leben die drei Brüder Kenai, Denahi und Sitka. Durch ein furchtbares Unglück wird der Älteste von einem Bären getötet. Kenai, der Jüngste, rächt den Tod seines Bruders. Doch dann passiert etwas Unglaubliches: Er wird selbst in einen Bären verwandelt. BÄRENBRÜDER erzählt uns die Geschichte eines jungen Mannes, der lernt, die Welt aus anderen Augen zu sehen und mit einem anderen Herzen zu erfühlen … und dem ausgerechnet der junge Grizzly Koda beibringt, was Freundschaft und Loyalität, Natur und das Leben wirklich bedeuten…

Urteile:
Widescreen: Um ganz ehrlich zu sein, "Bärenbrüder" wird Disney auch nicht aus dem Formtief heraushelfen. Der Schwanengesang auf handgezeichnete Animationsstreifen wurde in den letzten Jahren sowieso schon immer lauter und spätestens seit dem Erfolg von "Findet Nemo" ist er kaum noch überhörbar. Disney gelang es bisher mehrmals, diesem traditionellen Teilbereich des Animationsgenres zu neuer Blüte zu verhelfen, aber mit "Bärenbrüder" versetzte man sich wohl selbst den Todesstoß. Das liegt jedoch nicht im Geringsten an den Animationen oder den fantastischen Zeichnungen, sondern einfach an der fast schon klischeehaften, teilweise kitschigen und unspektakulären Story. In keiner Sekunde kann der Streifen tatsächlich mitreißen. Während Erwachsene vermutlich gelangweilt in ihrem Kinosessel lümmeln, haben höchstens die ganz Kleinen ihren Spaß an den drolligen Figuren, besonders an den beiden Elchen Björn und Benny. Genau diese Altersgruppe könnte aber andererseits Probleme mit den anfänglich doch recht dramatischen Szenen haben, sodass "Bärenbrüder" irgendwie völlig im Niemandsland der Zielgruppen aufschlägt. Daran ändert auch die Filmmusik von Phil Collins nicht viel. (2/4)
cinema: Vielleicht geht ja wirklich eine Ära zu Ende. Auch deshalb ist "Bärenbrüder", womöglich einer der letzten seiner Art, sehenswert. Zum Klassiker reicht es nicht ganz, und die Songs von Phil Collins sind entbehrlich. Doch den 258 Zeichnern und ihrer liebevollen Arbeit sind wohl alle Fans von "Bambi" & Co. einen Salut schuldig. (3/4)
Rolling Stone: Bezaubernd gezeichnet und mit kindgerechter Moral. (4/8)
Hörzu: Unterhaltsamer Familienfilm. (2/3)
TV Movie: Wieder ein echter Disney: atemberaubend schöne Bilder, putzige Tiere in rauer Natur, dazu die passenden Songs. Leider kommt trotz der Action zu Beginn des Films noch nicht die richtige Stimmung auf. Erst ab Kenais Verwandlung, mit Öffnung von Standard- zum Breitwandformat, geht der Spaß richtig los. Alles ist niedlich, liebevoll gezeichnet und wirklich mitreißend, eingerahmt von der richtigen Musik - typisch Disney. (2/2)
TV Spielfilm: Das jüngste Werk "Bärenbrüder" wirkt wie ein dünner Aufguss alter Disney-Magie. Einige Figuren sind lieblos gezeichnet, den Hintergründen fehlt Tiefe. Die Story mixt halbgare Mystik mit Ökokitsch. Dazu singt Phil Collins in lustigem Deutsch. (1/2)
TV Today: Die Animation ist perfekt, die Figuren sind knuddelig - wie immer bei Disney. Dennoch kommt die Ethno-Mär nie richtig in Schwung: Es dauert eine gute halbe Stunde, bis Kenai überhaupt verzaubert wird. Und als es endlich so weit ist, wünscht man sich, er wäre zum Elch geworden. Denn Björn und Benny stehlen den recht faden Hauptfiguren mit einigen wenigen Kurzauftritten mühelos die Show. Zähe Predigt über Liebe und Toleranz - Disney ist im Winterschlaf. (1/3)

popkulturjunkie-meta-kritik-rating: 59/100 (25 Bewertungen)



Drumline
http://www.drumline-derfilm.de/
(USA 2002)
Genre: Komödie
Verleih: Fox
Produzenten: Wendy Finerman, Timothy Bourne, Jody Gerson
Regie: Charles Stone
Drehbuch: Tina G. Chism, Shawn Schepps
Musik: John Powell
Darsteller: Nick Cannon, Zoe Saldana, Orlando Jones, Leonard Roberts, Gregory Qaiyum
Laufzeit: 119 Minuten
Trailer: http://www.drumline-derfilm.de/

Inhalt:
Als der junge Devon (NICK CANNON) aus New Yorks Schwarzenviertel Harlem ein Musik-Stipendium an der Atlanta A&T University erhält, geht für den ehrgeizigen Hip-Hop-Drummer ein Traum in Erfüllung. Doch schon bald muss er erfahren, dass Talent nicht alles ist. Will man in der Marschmusik-Band von Dr. Lee (ORLANDO JONES) Erfolg haben, muss man sich seinem Konzept „Eine Band, ein Sound“ unterordnen. Doch genau das fällt dem Heißsporn unglaublich schwer. Immer wieder eckt er bei seinem Sektionsleiter Sean (LEONARD ROBERTS) an und versucht, sich bei diversen Sportveranstaltungen in den Vordergrund zu spielen.
Dem Publikum und dem Präsidenten der Uni gefällt Devons unkonventioneller Stil außerordentlich gut, doch Dr. Lee hält an seinen Prinzipien fest. Als dann auch noch herauskommt, dass der hoch talentierte Trommler keine Noten lesen kann, wird er aus der Band geworfen und soll jetzt die Schulbank drücken! Das sieht er ganz und gar nicht ein, und selbst die neue Freundin Laila (ZOË SALDANA), die bezaubernde Leiterin der Tanzgruppe, kann ihn nicht dazu überreden. Eines aber steht fest: Wenn Devon nicht bereit ist, sich anzupassen, kann er seine Karriere als Musiker ein für alle Mal vergessen und er wird nie mehr in die Drumline zurückkehren ...

Urteile:
Widescreen: Der Aufstieg des Drummers Devon wurde in ein einigermaßen spannendes, musical-artiges Drama samt Liebesgeschichte gebettet. Die erbittert geführten musikalischen Zweikämpfe konkurrierender Bands bilden den bunten sowie akustisch und artistisch eindrucksvollen Höhepunkt des Films. Fazit: typisch amerikanisch, äußerst pathetisch, irgendwie skurril und doch unterhaltsam. (2/4)
cinema: Unfassbar, dass etwas wie Blasmusik in Hollywood als Aufhänger einer filmischen Wehrertüchtigung dienen kann. Dabei ist "Drumline" ungeachtet seiner martialischen Aufmachung bloß ein nach Schema F konzipierter Wettkampf-Film ohne nennenswerte menschliche Komponente. Verglichen mit den zwischenmenschlichen Zipperlein der "Drumline"-Protagonisten glänzt selbst der Hoppsen-Clip "Honey" mit emotionaler Tiefe. (0/4)
TV Movie: Fad. (1/2)
TV Spielfilm: Klingt nach alter Leier? Ist aber äußerst groovy. Das fast durchweg schwarze Ensemble lässt es nämlich krachen. (2/2)
TV Today: Laue Komödie um Teamgeist mit viel Rumtata-Rhythmus, Phrasendrescherei und Pathos. (0/3)

popkulturjunkie-meta-kritik-rating: 56/100 (10 Bewertungen)



Frühling, Sommer, Herbst, Winter und... Frühling (Bom, yeoreum, gaeul, gyeowool, geurigo, bom)
http://www.fruehling-sommer.de/
(Südkorea/Deutschland 2003)
Genre: Drama
Verleih: Pandora
Produzent: Lee Seung-jae
Regie: Kim Ki-Duk
Drehbuch: Kim Ki-Duk
Musik: Bark Jee-woong
Darsteller: Oh Young-soo, Kim Ki-Duk, Kim Young-Min, Seo Jae-kyung, Ha Yeo-jin
Laufzeit: 103 Minuten
Trailer: http://www.fruehling-sommer.de/_pages/trailer-fotos.php

Inhalt:
Niemand ist immun gegen die Mächte der wechselnden Jahreszeiten und des jährlich wiederkehrenden Zyklus von Geburt, Wachstum und Verfall. Auch nicht der alte Mönch und sein Schüler, die sich eine Einsiedelei teilen, welche inmitten eines von Bergen umgebenen Sees liegt. Während um sie herum die Jahreszeiten ihren Lauf nehmen, ist jede Lebensphase der beiden Mönche von einer Intensität durchdrungen, die sie zu einer tieferen Spiritualität führt – und in eine Tragödie. Denn auch ihnen ist es nicht möglich, sich dem Strudel des Lebens zu entziehen, den Begierden, dem Leiden und den Leidenschaften, die von uns allen Besitz ergreifen. Unter dem wachsamen Auge des alten Mönches macht der junge Mönch die schmerzliche Erfahrung des Verlustes seiner Unschuld ... das Erwachen der Liebe, als eine Frau die in sich geschlossene Welt betritt ... die mörderische Macht von Eifersucht und Besessenheit ... der Preis der Wiedergutmachung ... die Erleuchtung in der Erfahrung. Genauso wie die Jahreszeiten bis ans Ende der Welt unaufhaltsam aufeinander folgen, so wird auch die Einsiedelei immer wieder die Heimat des Geistes sein, der zwischen dem Jetzt und der Ewigkeit steht ...

Urteile:
Widescreen: Bei aller Stilisierung verblüfft Kim Ki-Duks vor Symbolik überbordender Film mit subtilem Humor und erstaunlichen Aufnahmen der einzigartigen Seenlandschaft, die das Kommen und Gehen der Jahreszeiten widerspiegelt. Sicherlich kein Film für jedermann, aber Buddhismus-Interessierte und Arthouse-Fans dürften hier voll auf ihre Kosten kommen. (2/4)
cinema: Feine Meditationsstunde über das Leben, den Tod - und die mystische Schönheit der Natur. (2/4)
TV Movie: Leise und intensiv. (2/2)
TV Spielfilm: Auf vielen Festivals gefeiertes Drama. (2/2)
TV Today: Stilisiert, streng, meditativ - meisterhaft. (3/3)

popkulturjunkie-meta-kritik-rating: 75/100 (8 Bewertungen)



Die Passion Christi (The Passion of the Christ)
http://www.passion.film.de/
(USA 2004)
Genre: Drama
Verleih: Constantin
Produzenten: Mel Gibson, Bruce Davey, Stephen McEveety
Regie: Mel Gibson
Drehbuch: Mel Gibson, Benedict Fitzgerald
Musik: John Debney
Darsteller: James Caviezel, Monica Bellucci, Maia Morgenstern, Mattia Sbragia, Hristo Shopov
Laufzeit: 127 Minuten
Trailer: http://www.die-passion.film.de/showroom/index.php

Inhalt:
DIE PASSION CHRISTI zeigt mit beeindruckenden Bildern und in lateinischer und aramäischer Sprache die letzten zwölf Stunden im Leben des Jesus von Nazareth.
Nach dem Abendmahl begibt sich Jesus in den Garten Gethsemane, um dort zu beten. Tief in sich gekehrt, erscheint ihm Satan und Jesus erfährt eine Vision dessen, was ihm in den kommenden Stunden widerfahren wird. Doch er widersteht der Versuchung des Bösen.
Verraten von seinem Jünger Judas Ischariot wird Jesus kurze Zeit später festgenommen. Die Anführer der Pharisäer bezichtigen ihn der Gotteslästerung und verlangen seinen Tod.
Jesus wird dem römischen Statthalter in Palästina, Pontius Pilatus, vorgeführt. Dieser hört sich die vorgebrachten Anschuldigungen an und erkennt schnell, dass es sich hier um einen politischen Konflikt handelt. Um einer Entscheidung aus dem Weg zu gehen, übergibt Pilatus die Angelegenheit an König Herodes. Auch dieser scheut ein Urteil und lässt Jesus zum Statthalter zurückbringen.
Pontius Pilatus überlässt es nun der aufgebrachten Menge Jerusalems, offen zwischen dem Angeklagten Jesus von Nazareth und dem Verbrecher Barrabas zu entscheiden, welcher der beiden begnadigt werden soll. Das Volk entscheidet sich für Barrabas.
Jesus wird den römischen Soldaten übergeben und von ihnen gefoltert. Schwer verwundet wird er wieder zu Pilatus gebracht, der ihn erneut der Menge vorführt als wolle er sagen: Ist dies nicht genug? Und abermals entzieht er sich dieser Verantwortung: Er befiehlt schließlich seinen Männern, dem Verlangen der Massen nachzugeben, die weiterhin den Tod Jesu fordern.
Der weitere Leidensweg ist besiegelt: Jesus muss selbst das Kreuz durch die Straßen von Jerusalem bis nach Golgatha tragen. Dort wird er schließlich an das Kreuz geschlagen. Im Angesicht des Todes stellt sich Jesus seiner letzten versuchung: der Angst, von seinem Vater aufgegeben worden zu sein.

Urteile:
Widescreen: Ist "Die Passion Christi" nun ein guter Film? Der Film trifft keine Aussage über die Motive und Hintergründe, die zur Kreuzigung Christi führen. Der FIlm erzählt nichts über die politischen und religiösen Machtverhältnisse und das Leben in dieser Zeit. Er zeigt in brutalen Bildern das unsägliche Leid Christi, nicht mehr und vor allem nicht weniger. Wenn man akzeptiert, dass einzig die Todesfolter des Mannes aus Nazareth durch Juden und Römer als Thema für einen Film herangezogen wird, dann gibt es an diesem Streifen nicht viel zu kritisieren. "Übertriebene Gewaltdarstellung", kann man argumentieren. Warum muss ein Rabe Jesu Leidensgenossen am Kreuz die Augen auspicken? Am Ende gerät Gibsons Werk zu kitschig. So erinnert Jesu Wiederauferstehung eher an die Magie eines David Copperfield. "Die Passion Christi" mag Menschen schockieren oder gar entrüsten. Eines kann man Gibsons persönlichem Glaubensbekenntnis aber nicht nachsagen: "Die Passion Christi" ist wahrlich kein belangloser Hollywood-Streifen. (3/4)
cinema: Das Herzblut des Mel Gibson spürt man in jeder Einstellung: Faszinierende, handwerklich untadelige Bilder spiegeln seine spirituelle Hingabe an das Thema; das 25-Millionen-Dollar-Budget finanzierte er aus eigener Tasche; und auch die Entscheidung, den (untertitelten) Film auf Aramäisch und Lateinisch zu drehen, offenbaren die kompromisslose Vision des Filmemachers. Das ist ehrenwert.
Ein guter Film ist "Die Passion Christi" dennoch nicht. Eher lose bedient sich Gibson bei den vier Evangelien und wird nur dann penibel, wenn er die Qualen Jesu auf Film bannt. Immer wieder durchsetzt von Zeitlupen, die John Woo neidisch machen dürften, skizziert Gibson den Leidensweg mit geradezu fetischistischer Genauigkeit als Orgie von Gewalt und Erniedrigung - 127 Minuten lang. Jesus wird bespuckt, geschlagen, getreten, mit Stöcken traktiert und Peitschenhieben gegeißelt. Wenn er den Gipfel von Golgotha erklommen hat, sieht sein Körper aus wie Hackfleisch. Es folgt die Kreuzigung. Unterdessen dürfen Frauen madonnenhaft kauern, Pontius Pilatus ist eher ein prima Kerl, während Herodes als abstoßende Tucke auffällt und die Pharisäer Hakennasen haben und den Tod Jesu wollen.
Das ist der ganze deprimierende Film, ein abgefilmtes Heiligenbildchen, direkt aus dem Mittelalter. Der Oberammer-Gau für alle, die sich von einem Film mehr erhoffen als die plakative Eins-zu-eins-Abfilmung willkürlich gewählter Bibelpassagen. Das mag ein großer Schritt sein für Mel Gibson, der sich womöglich eine schwere Last von den Schultern gefilmt hat, für das Kinopublikum bleibt es ein Stolpern durch Winterlicht: Braucht man in Zeiten wie diesen wirklich eine Glaubensäußerung, die viel Raum für Zorn und Hass hat, aber keinen Platz für Liebe? (1/4)
Rolling Stone: Letztlich aber erweist sich auch diese Wiederauferstehung von Jesus als größte Marketinggeschichte aller Zeiten. Gibson schildert die letzten zwölf Stunden von Jesus (Jim Caviezel) als katharsische Tortur. Er wird verhaftet, bespuckt, geprügelt, ausgepeitscht und ans Kreuz geschlagen. Sein Blut spritzt in Fontänen, seine Peiniger lachen wie Besoffene beim Bowling, seine Mutter und Maria Magdalena (Monica Bellucci) heulen bitterlich. Eine Qual. Nicht wegen der unbestrittenen Brutalität, mit der Gibson schonungslos minutenlang das Auspeitschen oder Einschlagen der Nägel zeigt. Man leidet vielmehr am künstlerischen Mittelmaß, an schlechten Darstellern und einer grotesken Redundanz. Fast alles ist in Zeitlupe gedreht. Sechsmal stürzt Jesus, gezeigt aus jeder Perspektive, stets in Zeitlupe. Satan sieht aus wie ein Vampir, der Kunstnebel wie bei einem Horrorstreifen, am Ende fällt ein Regentropfen - in Zeitlupe - kitschig zu Boden. Nur Antisemitismus kann man dem Film nicht vorwerfen. (2/8)
Prinz: Gibsons Bilder haben überhaupt nichts mehr vom handelsüblichen soft-sentimentalen Verklärungskitsch. Sie sind ungeheuer schockierend - und manchmal gar von poetischer Eindringlichkeit. Ganz gleich, wie man zur religiösen Botschaft des Apostels Gibson steht: Der Film ist ein absolutes Kinoerlebnis. Und von einer suggestiven Bildsprache, als hätte sich Francis Bacon zusammen mit Caravaggio zu einem barocken Erlöser-Tableau hinreißen lassen. Wer mitreden will, muss sich diesem Martyrium aussetzen. (5/5)
Hörzu: Der Wirbel um das dritte Regiewerk von Hollywood-Star Mel Gibson ist die beste PR, die ein mittelmäßiger Film je bekommen hat. Das 127 Minuten lange Schlachtfest über die letzten zwölf Stunden im Leben Christi ist ein handwerklich gut gemachter, sehr brutaler Film voll von Stereotypen, religiösen Klischees und naiver Symbolik. Das soll nicht heißen, dass Gibsons Film nicht bewegt: Im Gegenteil, während der endlos andauernden Peinigung Jesu ist man erschüttert, dass Menschen Menschen so etwas antun können. Wenn der zerschundene Leib Christi am Kreuz hängt, aramäische Worte den Saal füllen und im Film die Erde bebt, ruft das den Ursprung einer Weltreligion lebhaft in Erinnerung. Doch Gibson schafft es nicht, die jüdischen priester aus ihrer starren Bösewicht-Rolle zu befreien. Er erzählt seine Version der Evangelien, am Ende bleibt lediglich der Eindruck einer blutigen Filmorgie zurück. (1/3)
TV Movie: "Ich wollte dem Evangelium gerecht werden", begründet Gibson seit Blutbad. Und inszeniert einen Gottesdienst (in Aramäisch und Latein!) für Sadomasochisten. Mit nahezu perverser Passion zeigt der Star ausufernd, was im Neuen Testament in wenigen Sätzen abgehandelt wird: die Tortur Christi. Eine Viertelstunde lang wird Jesus' Körper zu Klump geschlagen. Nach einer nicht enden wollenden Prügelorgie auf dem Weg zur Kreuzigung dann die finale Folter: In Zeitlupe werden riesige Nägel durchs heilige Fleisch getrieben, Blutfontänen schießen gen Himmel. Ein Meisterwerk? Nein, eher das Werk eines Verbohrten, der die Botschaft Gottes mit Gewalt verbreiten will. (0/2)
musikexpress: Mel Gibsons Blick auf den Kreuzgang ist tiefstes Oberammergau, ein Bilderrausch aus Blut, Schweiß und Tränen, nachgerade fetischistisch und fundamentalistisch in seiner starren Obsession, jeden in die Gliedmaßen getriebenen Nagel, jedes zugefügte Schmerzendetail festzuhalten - und auf genau das festzunageln. Ein Jesus-Video aus einer vergangenen (und vergessen gehofften) Zeit, zweifellos und leidenschaftlich gedreht, aber auch so rückschrittlich und pervers, dass man sich nach dieser Erfahrung erstmal wieder mit "Das Leben des Brian" wird aufrichten müssen. (2/10)
TV Spielfilm: Guter Film, schlechter Film? Kunstversagen lässt sich dem in gediegener Studio-Ästhetik gefilmten Kreuzgang nicht nachsagen. Sein Programm: Wucht ohne Angeberei, Magie ohne Kitsch, Einfühlung in das Opfer, trotz ausgestellter Bestialitäten und ein scharfer Kontrast zwischen krassem Rassismus und Verklärung, zwischen innerer Versenkung und dramatischer Steigerung. (2/2)
Max: Mel Gibson inszenierte die letzten Stunden im Leben Jesu Christi als Mischung aus Passionsspiel und Splatterhorror, in der jeder Peitschenhieb und jeder eingeschlagene Nagel feierlich gefilmt wird. Für Hardcore-Katholiken mag der Film, in dem Aramäisch und Latein gesprochen wird, ein Fest sein - der Rest der Menschheit sollte die Kinosäle meiden. (1/4)
TV Today: Man muss schon gehörig vom Glauben durchdrungen sein, um von dieser "Passion" berührt zu werden. Denn an den schauspielerischen Leistungen kann's nicht liegen. Für den Mut, sich auf die Rolle des Jesus Christus einzulassen, gebührt Jim Caviezel ein Bonuspunkt. Doch da er im Film fast nur zu leiden hat, kommt er allein mit der Miene des Schmerzensmannes vollkommen aus. Ebenso unterfordert sind Maia Morgenstern (als Jesu Mutter Maria) und Monica Bellucci (als Sünderin Maria Magdalena), die den Film in Dauer-Trauer durchstehen müssen. Hinzu kommt, dass Gibson die Massenszenen so holprig choreografiert wie sonst nur George Lucas die der "Star Wars"-Saga. "Die Passion Christi" mag ein frommes Werk sein - ein Meisterwerk ist es auf keinen Fall. (1/3)

popkulturjunkie-meta-kritik-rating: 40/100 (26 Bewertungen)



Sottosopra
http://www.maat.ch/
(Schweiz 2001)
Genre: Dokumentarfilm
Verleih: Freunde der deutschen Kinemathek
Produzenten: Theres Scherer-Kollbrunner
Regie: Gabriele Schärer
Drehbuch: Gabriele Schärer
Musik: Irène Schweizer
Darsteller: Marga Bürhig, Christiane Brunner, Heidi Ensner, Luisa Muraro, Mary Hunt
Laufzeit: 92 Minuten

Inhalt:
Die Gewerkschafterin Christiane Brunner, die Theologin Marga Bührig, die Krankenschwester Heidi Ensner und die Philosophin Luise Muraro - vier prominente Exponentinnen im Engagement für die Sache der Frau. Sie erzählen von ihrem Leben und ihren Aktionen im Rahmen der Frauenbefreiungsbewegung. Im Bund mit anderen Frauen stellten sie das Patriarchat seit jeher in Frage und tragen dazu bei, die Männerherrschaft drunter und drüber - "sottosopra" - zu bringen. Eine Rollerfahrerin verbindet die Porträts der Frauen. Sie kommentiert deren Träume, Wünsche und Wirklichkeiten. Begleitet von der Jazzmusik Irène Schweizers führt der Film von Genf, über das Vallé de Joux nach Bern, Solothurn, Binningen BL, Zürich, Mailand und Verona, die Orte an denen die porträtierten Frauen leben.

Urteile:
TV Spielfilm: Unterhaltsam, bewegend. (2/2)
TV Today: Ein spannender Blick auf die Frauenbewegung der letzten Hundert Jahre. (2/3)

popkulturjunkie-meta-kritik-rating: 84/100 (2 Bewertungen)