popkulturjunkie-meta-kritik - alle kino-neustarts im spiegel der deutschen filmkritik

3. Juni 2004 - 7 Neustarts

Alt, neu, geliehen & blau (Se til venstre, der en en svensker)
http://www.senator.de/senator/index.xml?id=34
(Dänemark 2003)
Genre: Komödie
Verleih: Senator
Produzenten: Birgitte Hald, Birgitte Skov
Regie: Natasha Arthy
Drehbuch: Kim Fupz Aakeson
Musik: Kaare Bjerko
Darsteller: Sidse Babett Knudsen, Björn Kjellman, Lotte Andersen, Sören Byder, Lene Maria Christensen
Laufzeit: 94 Minuten
Trailer: http://www.senator.de/senator/index.xml?id=34

Inhalt:
Katrine (SIDSE BABETT KNUDSEN) wird heiraten! Ihr Zukünftiger, Jonas (SØREN BYDER), ist wundervoll, die neue gemeinsame Wohnung ein Traum und selbst ihre Schwiegermama in spe ist völlig in Ordnung. Katrine hat nur ein kleines Problem: Manchmal hat sie Schwierigkeiten, bei der Wahrheit zu bleiben. So bringt es Katrine beispielsweise nicht fertig, ihrer Schwester Mette, die nach dem plötzlichen Verschwinden ihres Freundes Thomsen (BJÖRN KJELLMAN) in ihrer eigenen Welt lebt, von dem bevorstehenden Eheglück zu berichten. Und als zwei Tage vor der Hochzeit Thomsen plötzlich vor Katrines Tür steht, verliert sie vor Mette auch darüber kein Wort. Am Tag vor der Hochzeit macht sich Thomsen mit der Braut, wie es die Tradition verlangt, auf die Suche nach etwas Altem, etwas Neuem, etwas Geliehenem und etwas Blauem. Aber mit Traditionellem kommt man bei Thomsen nicht weit, und so beginnt eine irrwitzige Odyssee durch Kopenhagen mit einem alten Hund, einer gewagten neuen Frisur und ein paar mysteriösen blauen Pillen und endet schließlich in der Psychiatrischen Abteilung mit einer verrückten Schwester, von der Thomsen überzeugt ist, dass man diese unbedingt „ausborgen“ sollte. Und dann ist da noch etwas, das Katrine Thomsen nicht gesagt hat. Aber morgen ist auch noch ein Tag. Der Hochzeitstag ...

Urteile:
Widescreen: Bittersüßer Film für ein Independent-Publikum, der zwar charmante Hauptdarsteller hat, aber etwas konfus zwischen Komödie, Tragödie und Romanze hin- und herschwankt. (2/4)
cinema: Eine lockere, kleine Ballade, die ihre DreiecksRomanze mit Nebenhandlungen um Katrines depressive Schwester, einen positiven Aidstest-Befund und eine besonders wirkungsvolle Haschischsorte locker abrundet. Fazit: Den Dogma-Dänen fällt nicht mehr viel Neues ein - nette, aber nach Schema F abspulende Romanze. (2/4)
Rolling Stone: In allen Punkten langweiliger, uninspirierter Dogma-Film. (0/8)
Hörzu: Der schräge Humor macht den Charme dieser sehr europäischen Liebeskomödie aus. Nur die tragischen Momente sind oft etwas unbeholfen. (1/3)
TV Movie: Erfrischend. (2/2)
TV Spielfilm: Die skurrile dänische Tragikomödie (Betonung auf Tragik) ist angenehm ungeschliffen inszeniert, berückend und bedrückend zugleich. (2/2)
TV Today: Ein emotional dichtr Film nach den Dogma-Regeln (Alltagsgeschichten, Dreh mit Handkamera, Kunstlicht verboten) - und eine gelungene Gratwanderung zwischen Komödie und Drama. (2/3)

popkulturjunkie-meta-kritik-rating: 55/100 (23 Bewertungen)



Club Mad (Club Dread)
http://www.clubmad-derfilm.de/
(USA 2004)
Genre: Komödie / Horror
Verleih: Fox
Produzent: Richard Perello
Regie: Jay Chandrasekhar
Drehbuch: Broken Lizard
Musik: Nathan Barr
Darsteller: Bill Paxton, Jay Chandrasekhar, Kevin Hefferman, Steve Lemme, Paul Soter
Laufzeit: 104 Minuten
Trailer: http://www.clubmad-derfilm.de/

Inhalt:
Willkommen auf Kokosnuss-Petes Ferien Insel! Ein von der Sonne geküsster und im Alkohol getränkter Ferienort, wo eine Gruppe vergnügungssüchtige Urlauber kurz davor ist, Bekanntschaft mit einem Machete schwingenden Killer zu machen.
Alles beginnt, als eine Gruppe Teenager auf der Insel ankommt, bereit für eine nicht enden wollende Party mit den Animateuren der Anlage, die willens sind, ihre Gäste mit allem legalen (und nicht legalen) Ferienfreuden zu versorgen. Kokosnuss-Pete (Bill Paxton), ein ex Pop-Star, der immer noch vom Ruhm seiner 70er Jahre Single "Pina Colada-Burg" zehrt, inszeniert auf seiner Insel die Jagd nach dem ultimativen Ferienkick - zumindest so lange, bis die Urlauber selbst gejagt werden.
Plötzlich tauchen an den unwahrscheinlichsten Stellen Leichen auf, und die Non-Stop-Party scheint kurz vor dem Ende. Doch so schnell will Kokosnuss-Pete seinen Traum vom ultimativen Urlaubsparadies nicht aufgeben: also starten seine Angestellten eine groß angelegte Suche nach dem Killer, während die Gäste noch in der Sonne braten und nichts ahnend von einem Fest zum nächsten Fest taumeln ...
Keiner bleibt unverdächtig - könnte es Sam (Erik Stolhanske) sein, der Spaß Polizist mit seinen mit Tequila geladenen Wasserpistolen? Oder ist es Jenny (Brittany Daniel), die super-sexy Fitness-Trainerin? Vielleicht ist es Juan (Steve Lemme), der Tauch-Lehrer mit mysteriöser Süd-Amerikanischer Vergangenheit - oder Putman (Jay Chandrasekhar), der rastagelockte Tennis-Pro. Schließlich wären da noch Dave (Paul Soter), der Extasy geladene, notorisch eifersüchtige Neffe von Kokosnuss-Pete und der Neue: Masseur Lars (Kevin Heffernan), der Dich mit seinen magischen Händen in willenloses Gelee verwandeln kann ...
Als der Killer einen Animateur nach dem anderen um die Ecke bringt, konzentrieren die Überlebenden um Kokosnuss-Pete ihre Kräfte auf einen verzweifelten Kampf - gegen die Zeit, den Schrecken und vor allem gegen ihre eigene Inkompetenz ...

Urteile:
Widescreen: Die so genannte Comedytruppe Broken Lizard ("Supertroopers") scheitert kläglich mit dieser Horrorparodie (gänzlich ohne Anspielungen auf andere Filme), die außer nackten Brüsten, flachen Gags und lahmem Grusel nichts zu bieten hat. (0/4)
Rolling Stone: Nervtötender Nonsens, der auf plumpe Sexwitzchen abzielt. (0/8)
Hörzu: Dumme Story, platte Gags, unsinnige Dialoge. Der Film zeigt noch mal, warum wir froh sind, dass es die "Police Academy"-Filme nicht mehr gibt. (0/3)
TV Movie: Hirnlose Gags, ohne eigene Ideen. (0/2)
musikexpress: Also, echt voll crazy, diese Idee der Comedy-Truppe Broken Lizard. Teenie-Horror mit Parodie und Sex-Comedy verbinden? War ja nun noch nie da. Also fast. Das ist vor allem deshalb besonders unaufregend, weil die Macher nie so recht wissen, ob sie ihre Mär vom Serienkiller, der partywillige Jugendliche auf Traumurlaub hinschlachtet, jetzt ernst nehmen sollen oder nicht. Dann doch lieber zum 23. Mal "Kentucky Fried Movie". (2/10)
TV Spielfilm: Der Humor der kanadischen Komikertruppe Broken Lizard, die diese Horrorkomödie verantwortet, wurde versehentlich mit enthauptet. (0/2)

popkulturjunkie-meta-kritik-rating: 9/100 (12 Bewertungen)



Geschichten aus Javé (Los Narradores de Javé)
http://www.kairosfilm.de/redirect.htm?/filme/geschichten/index.htm
(Brasilien 2003)
Genre: Drama / Komödie
Verleih: Kairos
Produzent: Vania Catani
Regie: Eliane Caffé
Drehbuch: Eliane Caffé
Musik: DJ Dolores, Orchestra Santa Massa
Darsteller: José Dumont, Nelson Xavier, Nelson Dantas, Gero Camilo, Rui Rezende
Laufzeit: 100 Minuten

Inhalt:
Das kleine Dorf Javé irgendwo in Brasilien soll in der Flut eines geplanten Staudamms verschwinden. Um ihren Heimatort zu retten, greifen die Bewohner zu einer ungewöhnlichen Verteidigungsstrategie: ein Buch der Geschichte und der Geschichten soll die Bedeutung der Siedlung beweisen, ihr sozusagen "Denkmalschutz" sichern. Weil die Dorfbewohner aber alle Analphabeten sind, beauftragen sie mit dem Abfassen dieses Buches den Lebenskünstler und ehemaligen Postbeamten Antonio Biá, einen etwas zweifelhaften Charakter, der aber als einziger des Schreibens mächtig ist. Antonio Biá hört allen zu, macht sich Notizen und plötzlich ist Javé voller abenteuerlicher Geschichten, die bis in die Zeiten der Konquistadores zurückreichen. Doch es gibt immer wieder Streit, welche Version der überlieferten Geschichte(n) eigentlich stimmt. Poetische Duelle entspinnen sich zwischen den Beteiligten. Was ist wert, als Geschichte überliefert zu werden? Am Ende müssen alle Mitstreiter eingestehen: der Weg ist das Ziel. Das Dorf wird überflutet werden - aber die Geschichten werden die Flut überleben…

Urteile:
cinema: Das ist so erfrischend eigen wie die Regie von Eliane Caffé: In Rückblicken, mal als billiger Historienschinken, mal als Schwarz-Weiß-Drama inszeniert, erzählt sie von den Tücken der Erinnerung und feiert die grenzenlose Freiheit der Fantasie. Fazit: Deftig und intelligent - hintersinnige Komödie mit herrlich exzentrischen Dorfbewohnern. (3/4)
TV Movie: Kurios. (2/2)
TV Spielfilm: Träumerische fantasievolle Tragikomödie. (2/2)
TV Today: Fantasievoll und eigensinnig, als wär's von Gabriel García Márquez erdacht und von Federico Fellini verfilmt. (2/3)

popkulturjunkie-meta-kritik-rating: 76/100 (7 Bewertungen)



Harry Potter und der Gefangene von Askaban (Harry Potter and the Prisoner of Azkaban) (Filmplakat bestellen) (Fan-Artikel bestellen)
http://harrypotter.warnerbros.de/poa/home.html
(USA 2004)
Genre: Fantasy / Abenteuer
Verleih: Warner
Produzenten: David Heyman, Chris Columbus, Mark Radcliffe
Regie: Alfonso Cuarón
Drehbuch: Steven Kloves
Buchvorlage: Joanne K. Rowling (Roman bestellen) (Hörbuch bestellen)
Musik: John Williams (Soundtrack bestellen)
Darsteller: Daniel Radcliffe, Rupert Grint, Emma Watson, Robbie Coltrane, Michael Gambon
Laufzeit: 141 Minuten
Trailer: http://harrypotter.warnerbros.de/web/hogwarts/dailyprophet/media_player.jsp?id=clipld&settings=true

Inhalt:
Widerwillig hat der 13-jährige Harry Potter (DANIEL RADCLIFFE) seine Sommerferien erneut bei seinen unausstehlichen Verwandten, den Dursleys, verbracht - er ist aber ganz „artig“ und probiert keine Zauberkunststücke aus - zumindest bis Onkel Vernons tyrannische Schwester, Tante Magda (PAM FERRIS), zu Besuch kommt. Tante Magda behandelt Harry besonders garstig - sie macht ihn derart wütend, dass er sie „aus Versehen“ wie einen gigantischen Ballon aufbläst und davonfliegen lässt!
Aus Angst vor Tante und Onkel flieht Harry in die Nacht - nicht zuletzt fürchtet er auch ein Nachspiel in Hogwarts beziehungsweise im Ministerium für Zauberei, das den Schülern Zauberei in der nicht-magischen Welt strikt untersagt.
Sofort nimmt ihn der Fahrende Ritter auf, ein fantastischer dreistöckiger lila Bus, der ihn im Nu am Gasthaus Zum Tropfenden Kessel absetzt. Dort wird Harry von Cornelius Fudge, dem Minister für Zauberei, empfangen, der ihn für seine eigenmächtige Zauberei erstaunlicherweise nicht bestraft, sondern stattdessen darauf besteht, dass Harry die Nacht im Tropfenden Kessel verbringt, um dann in Hogwarts sein drittes Ausbildungsjahr zu beginnen.
Schnell wird klar, dass der gefährliche und rätselhafte Zauberer Sirius Black (GARY OLDMAN) aus dem Askaban-Gefängnis entkommen ist - es heißt, er sei auf der Suche nach Harry. Der Legende nach war Black verantwortlich dafür, dass Lord Voldemort Harrys Eltern aufspüren und schließlich umbringen konnte; man nimmt also an, dass Black jetzt auch Harry töten will.
Was die Sache noch schlimmer macht: In der Schule nisten sich die schrecklichen Gefängniswärter von Askaban ein, die Dementoren, die die Schüler vor Black schützen sollen. Die Dementoren saugen ihren Opfern die Seelen aus, und leider scheint Harry stärker unter ihren Bann zu geraten als seine Mitschüler. Ihre unheimliche Gegenwart erschüttert den jungen Zauberer bis ins Mark, er ist praktisch völlig hilflos, bis der für die Verteidigung gegen die dunklen Künste zuständige Professor Lupin (DAVID THEWLIS) Harry beibringt, wie er sich mit dem Patronus-Zauberspruch gegen die lähmende Macht der Dementoren schützen kann.
Nebenbei lernt Harry in seinem dritten Schuljahr in Hogwarts aufregende neue Fabelwesen wie Seidenschnabel kennen: ein magisches Tier der Gattung „Hippogreif“ - halb Pferd, halb Adler. Er begegnet der unheimlichen Professorin für Wahrsagekunst, Sibyll Trelawney (EMMA THOMPSON), und dem Todesomen, das als „Grimm“ bezeichnet wird. Spannende Abenteuer führen ihn auf heimliche Ausflüge ins Zauberdorf Hogsmeade, er entschlüsselt die Geheimnisse der verzauberten Karte des Rumtreibers und erlebt die Schrecken der Heulenden Hütte, die von mehr Geistern und Gespenstern heimgesucht wird als sonst ein Haus in ganz Britannien.
Außerdem versucht Harry Hermines (EMMA WATSON) seltsames Erscheinen und Verschwinden zu begreifen. Dabei helfen ihm Ron (RUPERT GRINT) und der Riese Hagrid (ROBBIE COLTRANE), der in Hogwarts zum Lehrer für die Pflege magischer Geschöpfe aufsteigt.
Eine Konfrontation zwischen Harry und dem bedrohlichen Sirius Black scheint unausweichlich. Doch was genau hat Professor Lupin mit Black zu tun? Welches finstere Geheimnis will Professor Snape (ALAN RICKMAN) unbedingt enthüllen? Und warum läuft die Ratte Krätze, die Ron als Haustier hält, so hektisch vor ihm davon?
Harry muss seinen ganzen Mut aufbringen und all seine außergewöhnlichen Fähigkeiten einsetzen, er braucht jede Hilfe, die er bekommen kann, um diese Fragen zu beantworten und das Geheimnis zu lüften, das die Vergangenheit des begabten jungen Zauberers mit Sirius Black verbindet.

Urteile:
Widescreen: Hokuspokus auf höchstem Niveau - der dritte Harry-Potter-Film profitiert von zahlreichen Neuerungen in Sachen Ausstattung, Besetzungsliste und Regie. Der Mexikaner Alfonso Cuarón hat das Konzept seines Vorgängers Chris Columbus (der diesmal als Produzent tätig war) völlig auf den Kopf gestellt: Mit opulenten Kamerafahrten schwelgt er in einer detailreichen Zauberwelt, in der das früher eher konservativ wirkende Hogwartsgelände nun wie ein wild wuchernder Märchenwald erscheint. Gewürzt wird die romantische Knusperhäuschenidylle mit skurrilen Gags wie der vogelvernichtenden Peitschenden Weide und fantastischen Fabelwesen aus der Trickkiste. Großartig sind auch die neuen Darsteller: Gary Oldman verkörpert den faulzahnigen Sirius Black mit einem herrlichen Hauch von Wahnsinn, David Thewlis ("Timeline") mimt wunderbar kauzig den Werwolf-Professor Lupin und Emma Thomspon blickt als Esoterik-Hexe Trelawney durch absurd dicke Brillengläser in die Zukunft. Die Rolle des Dumbledore übernahm nach dem Tod von Richard Harris Michael Gambon, der dem graubärtigen Schulleiter eine exzentrische Hippie-Aura verleiht. Den Hauptdarstellern Radcliffe, Watson und Grint scheint der Regiewechsel ebenfalls gut getan zu haben. Sichtlich gereift, spielen sie diesmal weitaus lockerer und geben ihren Figuren psychologische Tiefe. Etwas ungewohnt ist jedoch, dass die Zauberlehrlinge abseits des Unterrichts moderne Teenie-Kleidung tragen. Alles in allem macht dieses PotterSpektakel richtig viel Spaß! Waren die ersten beiden Teile kindlicher und braver, so trumpft der dritte Part mit Tempo, Witz und düsteren Stimmungsbildern auf. Jetzt heißt es also wieder fleißig Zaubersprüche üben und dann: sehnsüchtig auf Teil 4 warten. In diesem Sinne: "Expecto Patronum!" (3/4)
cinema: Regisseur Alfonso Cuarón, der die Nachfolge von Regiekollege Chris Columbus angetreten hat, inszeniert das dritte Harry-Potter-Abenteuer in einem verfeinerten visuellen Stil ebenso straff wie frei und greift gekonnt die zunehmend dunkle Stimmung des Buches auf, ohne sich zu sehr an die Vorlage zu halten oder sich in Spielereien zu verlieren. Dass die jugendlichen Hauptdarsteller mittlerweile zwei und mehr Jahre älter als ihre Leinwandcharaktere sind, fällt nicht auf. Es macht sie eher noch glaubwürdiger, wie Hermines zunehmend impulsives und pubertäres Verhalten. Michael Gambon, der an Stelle des verstorbenen Richard Harris den Professor Dumbledore spielt, knüpft nahtlos an seinen Vorgänger an. Und die in diesem Film neu hinzu gekommenen britischen Stars Gary Oldman als getriebener Sirius Black, Emma Thompson als verhuschte Wahrsagerin Sibyll Trelawney sowie David Thewlis als geheimnisvoller Professor Lupin liefern wie erwartet Glanzleistungen. Besonders überzeugen David Thewlis und Daniel Radcliffe in der sich langsam entwickelnden Vater-und-Sohn-artigen Beziehung zwischen Professor Lupin und Harry Potter, die von Regisseur Cuarón einfühlsam und in schönen Bildern inszeniert ist. Ebenso interessant umgesetzt ist der Wandel der Jahreszeiten mit der peitschenden Weide, die ab und an ein nett zwitscherndes Vögelchen meuchelt. Ein Lacher für die älteren Zuschauer, die sich außerdem freuen können, dass das obligatorische Quiddich-Match nur einen kleinen Raum einnimmt. Darüber werden die Kinder eher traurig sein, dafür gibt es für sie einen fabelhaften Ritt Harrys auf einem fliegenden Hyppogreifen und eine wahnwitzige Fahrt in einem dreistöckigem lila Bus. Aber hoppla, Kinder dürfen den teilweise unheimlichen Film ja überhaupt nicht sehen. Denn anders als seine Vorgänger ist er erst ab 12 Jahren frei gegeben. Und so wird "Der Gefangene von Askaban" wahrscheinlich nicht deren finanziellen Erfolg ereichen, obwohl er der bisher beste Harry-Potter-Film ist. (3/4)
Hörzu: Düsteres Fantasy-Abenteuer mit vielen neuen Charakteren, magischen Geschöpfen und gereiften Darstellern. (2/3)
TV Movie: (2/2)

popkulturjunkie-meta-kritik-rating: 85/100 (13 Bewertungen)



Power and Terror: Noam Chomsky - Gespräche nach 9/11 (Power and Terror: Noam Chomsky in Our Time)
http://www.neuevisionen.de/index.html?http://www.neuevisionen.de/einzelfilm.php?id=69
(Japan 2002-2003)
Genre: Dokumentarfilm / Gesellschaft
Verleih: Neue Visionen
Produzent: Tetsujiro Yamagami
Regie: John Junkerman
Musik: Kiyoshiro Imawano
Darsteller: Noam Chomsky (Buch "Power and Terror" von Noam Chomsky bestellen)
Laufzeit: 98 Minuten

Inhalt:
Noam Chomsky ist einer der wichtigsten lebenden Intellektuellen und die Stimme der amerikanischen Opposition. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 lieferte er den beunruhigten Bürger in der ganzen Welt die geforderten Analysen und historischen Blickwinkel.
"Power and Terror" ist die Chronik einer Reihe von Gesprächen, die Chomsky in Kalifornien und New York im Frühjahr 2002 führte, kombiniert mit einem Interview in seinem Büro in Cambridge. Begründet auf dem Prinzip, dass Gewaltausübung gegen Zivilbevölkerung Terror ist, ungeachtet ob die Täter muslimische Extremisten sind oder der mächtigste Staat der Welt, fordert Chomsky die USA auf, ihre Taten den moralischen Standards zu unterziehen, die sie von anderen verlangen.

Urteile:
Widescreen: John Junkerman begleitete den professor für Linguistik und Philosophie bei mehreren Vorträgen mit der kamera und besuchte den bemerkenswerten Intellektuellen in seinem Büro in Cambridge. (3/4)
cinema: Dokumentation mit Gesprächen des Linguistik-Professors Noam Chomsky zum 11. September. (2/4)
TV Movie: Fesselnd. (2/2)
TV Spielfilm: Für Geistesarbeiter. (2/2)
TV Today: Die Doku zeigt Ausschnitte aus Interviews und Vorträgen, in denen der 75-Jährige der US-Regierung vorwirft, auf den Terrorismus mit Terror gegen Unbeteiligte zu reagieren. (2/3)

popkulturjunkie-meta-kritik-rating: 77/100 (7 Bewertungen)



The Road to Memphis (The Blues 2) (The Road to Memphis) (UK-Import-DVD bestellen) (Filmplakat bestellen)
http://www.bluesfilme.de/theroad_story.html
(USA 2003)
Genre: Dokumentarfilm / Musik
Verleih: Reverse Angle (Filmwelt)
Produzenten: Margaret Bodde, Robert Kenner
Regie: Richard Pearce
Drehbuch: Robert Gordon
Darsteller: Bobby Rush, B.B. King, Rosco Gordon, Rufus Thomas, Calvin Newborn (Soundtrack bestellen)
Laufzeit: 93 Minuten

Inhalt:
Regisseur Richard Pearce folgt in seinem Film der musikalischen Odyssee der Blues-Legende B.B. King zurück zu jener Stadt, die als die Geburtsstätte eines neuen, schnelleren und urbanen Stils des Blues gelten kann: Memphis, Tennessee. Die Stadt an den Ufern der ‚Muddy Waters' des Mississipi wird dominiert von
Straßenkreuzungen und der Allgegenwart von Elvis Presley. Aber Memphis ist weit mehr als nur Elvis-Town. Vor allem in den Sun Studios von Sam Philips, wo auch ‚The King' seine ersten Platten produzierte, wurden einige der bekanntesten Blues-
Songs aufgenommen und auf Schallplatten gepresst. „Woher die vielen Blues- Musiker auch immer kommen mochten“, so erzählt B.B. King, „Memphis ist für viele von uns zur zweiten Heimat geworden“.
Die Hommage von Richard Pearce an die Stadt Memphis und deren einstigem musikalischen Hot-Spot Beale-Street zeigt sowohl aktuelle Performances von B.B. King, Bobby Rush, Rev. Gatemouth Moore, Rosco Gordon, Little Milton und Ike Turner als auch nie zuvor gesehene historische Aufnahmen von Howlin' Wolf und Rufus Thomas.

Urteile:
Widescreen: In wunderbaren Anekdoten erzählen die Altmeister über jene goldene Ära des Blues und besuchen Orte ihrer Jugend. Ein nostalgisches Musikmosaik mit einzigartigen Live-Songs. (2/4)
cinema: Wer den Blues auch nur ein bisschen liebt, kann deshalb in "The Road to Memphis" magische Momente zuhauf entdecken - wie das rührende Wiedersehen zwischen Ike Turner und dem grau gewordenen Phillips in dessen "Sun"-Studios oder den melancholischen Streifzug Rosco Gordons über die zur Touristenattraktion verkommene Beale Street zum Beispiel. "Wenn du nur eine Nacht lang ein Schwarzer auf der Beale Street sein könntest, würdest du nie mehr weiß sein wollen", hat Gordon einmal zu einem weißen Fans gesagt. Wer die Wehmut, aber auch die Glückseligkeit in Pearces grandioser, von Martin Scorsese als Executive Producer präsentierter Dokumentation erkennt, weiß: Gordon hat Recht gehabt. (3/4)
Rolling Stone: Im Stil eine gewöhnliche Dokumentation, weiß Pearce mit vielen Anekdoten und Interviews dennoch aufschlussreich die Leidenschaft dieser Musiker einzufangen. (5/8)
Hörzu: Perfekt insznierter Film für Musikliebhaber. (2/3)
TV Movie: Wer mit Memphis nur Rock-'n'-Roll-King Elvis Presley verbindet, wird nach dieser Dokumentation um einiges schlauer sein. Mit seinem beseelten Film setzt Regisseur Richard Pearce (61, "Gnadenlos") alten Blues-Recken wie B.B. King ein wunderbares Denkmal. Keine Minute zu früh: Sechs Wochen nach Drehschluss starb Bluessänger Rosco Gordon, einer der "Helden" des Films. (2/2)
TV Spielfilm: Der Aura dieser lebenden Legenden kann man sich kaum entziehen. (2/2)
Max: Schwärmerisch streift Regisseur Richard Pearce durch die Geburtsstätte des Blues. (3/4)
TV Today: Archivaufnahmen, Konzerte und Interviews mit B.B. King und Bobby Rush runden die elektrisierende Hommage an das Blues-Mekka und seine leidenschaftlichen Musiker ab. (3/3)

popkulturjunkie-meta-kritik-rating: 72/100 (18 Bewertungen)



Die Spielwütigen
http://www.die-spielwuetigen.de/
(Deutschland 2004)
Genre: Dokumentarfilm
Verleih: timebandits films
Produzent: Klaus Volkenborn
Regie: Andreas Veiel
Drehbuch: Andreas Veiel
Musik: Jan Tilman Schade
Darsteller: Prodromos Antoniadis, Constanze Becker, Karina Plachetka, Stephanie Stremler
Laufzeit: 108 Minuten

Inhalt:
Die „Spielwütigen“ sind vier junge Schauspielschüler auf dem Weg zum Traumberuf. Über einen Zeitraum von sieben Jahren begleiten wir sie vom Vorsprechen an der Hochschule bis zu ihren ersten Engagements.
Stephanie, Karina, Constanze und Prodromos, unsere vier Bewerber, bereiten sich auf die Aufnahmeprüfung vor. Wir lernen sie in ihren Familien kennen, die unterschiedlichsten Hintergründe, Motive und Zweifel.
Erst nach monatelangem Auswahlprozedere und endlos zermürbendem Bangen fällt die Entscheidung, wer es geschafft hat. Auf den euphorischen Studienbeginn folgt bald harsche und provozierende Kritik: gnadenlos wird von den Dozenten jede Unzulänglichkeit und Unfähigkeit gespiegelt, die Unbedingtheit des Berufswunsches auf harte Proben gestellt. Wir begleiten die Protagonisten bei ihrem Kampf, sich nicht zwischen hohen Erwartungen und dem eigenen Können aufzureiben und zu verlieren. Am Ende steht die eigentliche Bewährungsprobe: der Sprung ins Berufsleben. Plötzlich stellen sich alle Fragen neu: Was ist Erfolg? Und was ist der Preis dafür? Was ist nach sieben Jahren aus den frühen Träumen und Wünschen geworden?

Urteile:
Widescreen: Veiel gelingt es, sehr intime Momente einzufangen, in denen die jungen Menschen ihren Hoffnungen, ihrer Enttäuschung, ihrem Zweifel oder ihrer Wut Ausdruck verleihen. Eine sensible Studie, in der sich jeder, der von "dem einen" Wunschberuf träumt, irgendwo wiederentdecken wird. (2/4)
cinema: Ehrgeiz und Zweifel, hochfliegende Träume und bittere Kompromisse - Veiel schaut genau hin und dokumentiert so auf höchst anrührende Weise den Weg vom ambitionierten Laien zum Profi - und vom Jungspund zum Erwachsenen. Dass alle vier Hauptdarsteller zwischendurch die Mitarbeit an dieser Langzeit-Doku aufkündigen wollten und sich mit Regisseur Veiel kräftig fetzten, spricht für die Intensität des Filmprojekts. Am Ende hielten alle durch - auch und gerade wenn sie, wie sich Prodromos, der einzige Mann im Bund, ausdrückt, des Öfteren mit "Hosen auf Halbmast" dastanden. (3/4)
Rolling Stone: Veiel ("Black Box BRD") zeigt faszinierend die Veränderungen und Kompromisse, Leidenschaft und Enttäuschungen des Quartetts. Alle schaffen den Abschluss, auch Stephanie, obwohl sie einen Sprachfehler hat. Ihre liebenswerte, mit Hartnäckigkeit gepaarte Unbekümmertheit sorgt hier für die berührendsten und ungewollt komischsten Momente. (6/8)
Prinz: Ein "Reality"-Film ohne gekünstelte Superstar-Mätzchen und inszenierte "Big Brother"-Skandälchen. Man lernt echte Menschen kennen: ihre liebenswerten, größenwahnsinnigen, nervtötenden, lächerlichen und bewundernswerten Seiten. Das ist spannender, rührender und amüsanter als die meisten Fiction-Filme - und vielleicht der Beginn eines neuen Trends: Nach "Bowling for Columbine" und "Sturz ins Leere" scheint der Dokumentarfilm endlich kommerzielle Morgenluft zu wittern. (5/5)
TV Movie: "Star Search" mal anders: In seiner fesselnden Doku, auf der Berlinale mit dem Panorama-Publikumspreis ausgezeichnet, zeigt Andres Veiel (44, "Black Box BRD") die vier Schauspielschüler in ganz persönlichen Momenten - ohne sie vorzuführen. Ein faszinierendes Porträt, bei dem es nur einen Verlierer gibt: die Schauspielschule mit ihren seltsamen Lehrmethoden und gnadenlosen Lehrern. (2/2)
TV Spielfilm: Wenn Prodomos, Sohn griechischer Einwanderer, zu Hause den brav applaudierenden Eltern "Taxi Driver" vorspielt und dann sechs Jahre später nach New York geht, um Filmstar zu werden, ist das so authentisch und crazy, dass man es nicht mehr vergisst. Das Ende des Films ist wie der Abschied von guten Freunden. Wenigstens der Abspann hält uns auf dem Laufenden, was aus ihnen wurde. Fazit: Spannend wie ein Krimi, echt wie das Leben. Unbedingt zu empfehlen! (2/2)
TV Today: Faszinierend! (3/3)

popkulturjunkie-meta-kritik-rating: 86/100 (25 Bewertungen)