Mittwoch, Oktober 22, 2003
 
Unschön ist, wenn man nach 13 Stunden immer noch im Büro sitzt, obwohl man locker auch schon 3 Stunden zu Hause sein könnte, wenn alles etwas anders gelaufen wäre.

 
Meine Lieblings-Headline des Tages. Aus der "Financial Times Deutschland" zum Thema Doping-Skandal in den USA: "Spritzensportler".

 
Und dann noch ein paar Worte zu drei Filmen, die ich in den letzten 7 Tagen gesehen habe. Filme, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Und dennoch Filme, die allesamt gut waren. Auf äußerst unterschiedliche Weise. Ich erwähnte bereits, dass Sneak Previews toll sind. Diesmal gab es einen Film, den ich wohl sonst in diesem Leben nicht gesehen hätte. Zu klein, unscheinbar und unspektakulär ist er. "Nòi Albinòi". Ein Film, der in einer isländischen Kleinstadt spielt, von einem Teeanger namens Nói handelt. Nói hat keine Lust auf Schule, ist aber extrem intelligent. Und N?i lernt ein Mädchen kennen und verliebt sich. Mit ihr will er weg aus Island. Dahin, wo Palmen wachsen. Aber aus verschiedenen Gründen soll es dazu nie kommen. Viel mehr gibt es zur Handlung nicht zu sagen, viel mehr Handlung gibt es nicht. Der Film überzeugt vor allem durch seine melancholische Stimmung, verstärkt durch die Bilder des tristen isländischen Kaffs. Und durch seine Charaktere, die zwischen tragisch und komisch schwanken. Ein kleiner, absolut empfehlenswerter Film. Zwei Tage später hab ich "Kill Bill: Volume 1" gesehen. Tarantinos vierter Film. Eine völlig bizarre, beinahe perverse Gewaltorgie. Brillant, ab und zu virtuos inszeniert. Ein Mix aus Spaghetti-Western und asiatischem Kung-Fu-Film mit grandiosen Schauspielern bis in die kleinste Nebenrolle. Auch zum Soundtrack passt das Wort bizarr wohl am Besten. Ein legendäres Stück von Luis Bacalov aus dem 1972-Film "Drei Vaterunser für vier Halunken", eine 10einhalb Minuten lange Version von "Don't let me be misunderstood", die klare Hit-Qualitäten hätte, wäre sie nicht 10einahlb Minuten lang. Und der Film? Ich kann nicht genau sagen, wie gut ich den Film finde. Um ihn brillant zu finden, ist er mir etwas zu absurd und splatterig. Irgendwann werden die abgetrennten und umherfliegenden Füße, Arme und Köpfe etwas langweilig. Und ich hab irgendwie Probleme damit, wenn Leute im Kino bei Metzeleien lachen. Im Tiefsten meines Innern machen mir solche Situationen etwas Angst. Aber schlecht ist "Kill Bill: Volume 1" keienswegs. Es ist eben ein Tarantino-Film. Und daher sollten auch nur Leute ihn sehen, die mit den Filmen wie "Pulp Fiction" und "From dusk till dawn" etwas anfangen konnten. Und denen hektoliterweise Blut und abgetrennte Gliedmaßen in Nahaufnahme nichts ausmachen. Der dritte Film lief dann am Wochenende im popkulturjunkie-headquarter-heimkino und hieß "Donnie Darko". Auch wieder ein Film, bei dem es schwer fällt, ihn zu beschreiben. Donnie Darko ist ein Teenager in einer amerikanischen Kleinstadt, der psychische Probleme hat - und dagegen harte Medikamente einwirft. Eines Nachts wacht Donnie auf und begegnet beim Schlafwandeln einem riesigen Hasen. Der Hase erzählt Donnie, dass die Welt in kurzer Zeit zerstört wird. Er gibt Donnie Befehle. Donnie soll seine Schule unter Wasser setzen, ein Haus abfackeln und solche Sachen. Parallel dazu erfährt Donnie, dass eine alte verwirrte Oma, die den ganzen Tag nichts anderes macht als zum Briefkasten zu gehen, um nachzusehen, ob sie Post hat, ein paar Jahrzehnte vorher ein Buch über Zeitreisen geschrieben hat. Donnie beschäftigt sich nun mit Zeitreisen und kommt irgendwann zu der Erkenntnis, dass nur eine solche Zeitreise die Welt retten kann. "Donnie Darko" ist ein außergewöhnlicher Film, der vor allem in England schon (Achtung: böses K-Wort!) Kultstatus erreicht hat. Großartige Musik gibt's auch - "Under the milky way" von The Church, "Love will tear us apart" von Joy Division - und eine wundervoll traurige Coverversion des Tears-for-Fears-Klassikers "Mad World", gesungen von Gary Jules und begleitet nur von einem Klavier. Der Track läuft seit einigen Wochen bei mir in Heavy Rotation - seit ich ihn in der Auftaktfolge zur zweiten "Without a trace"-Staffel entdeckt habe. "Donnie Darko" ist in allen Belangen gelungen und sehr zu empfehlen für Leute, die Filme mögen, die zum Nachdenken anregen und nicht alles erklären. Eine Interpretation zum Film (die aber erst nach dem Konsum des Films gelesen werden sollte) gibt es übrigens bei Metaphilm - eine Website, die zu bookmarken lohnt.

Dienstag, Oktober 21, 2003
 
Noch ein Nachtrag zu "Charlotte trifft...". Die Sendung war gut. Nicht fantastisch, großartig oder brillant. Aber gut. Und: Sie war extrem erfolgreich. Charlotte hat unglaubliche 17 % Marktanteil in der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen geholt und war damit Marktführerin nach 23 Uhr. Und sie lag weit über den ProSieben-Normalwerten (in den vergangenen 12 Monaten 12%). Würden wir sie nicht kennen, müssten wir jetzt Angst haben, dass sie der Quotengeilheit verfällt. Aber wir kennen sie ja zum Glück. Nächste Woche dann Quentin Tarantino. Später am Abend hat sich dann auch noch gezeigt, wo die Unterschiede zwischen Frau Roche und Herrn Kavka liegen. Beide sind sympathisch, haben Ahnung von guter Musik und moderieren fabelhafte Sendungen. Aber: Herr Kavka ist nicht der geborene Interviewer. Da fliegt er nach New York, um die Strokes zu interviewen - und dann das. Kavka war die Situation unangenehm, den Strokes auch. Kluge Fragen kamen gar nicht. Die Strokes haben ihn sogar leicht verarscht. Unschön, das.

Montag, Oktober 20, 2003
 
Nachtrag: Die klugen Vivas haben doch noch kurzfristig reagiert: "Damit alle von euch „Roche Around The Clock“ nonstop von montags bis sonntags und wieder zurück genießen können, setzt’s Fast Forward pünktlich zu Charlottes Pro7-Premiere am Montag, 20.10.2003, dann immer von Dienstag bis Sonntag. (Wobei natürlich Dienstag, Mittwoch, Donnerstag die Originale ausgestellt werden, und wir euch am Wochenende, wie gehabt, die Fälschungen unterjubeln.) " (Quelle: www.viva.tv). Videorecorder kann also weiterschlafen.

 
Ich liebe solche Filme. Kleine, stille, spannende Krimis, die irgendwo in der Provinz spielen und durch ihre Charaktere glänzen statt durch plumpe Actionsequenzen. Und wenn dann noch tolle Schauspieler dabei sind wie Christoph Waltz, Frank Giering und Thomas Schmauser, um so besser. Ich rede von "Der Mörder ist unter uns", der heute um 20.15 Uhr im ZDF lief. Waltz spielte einen Kriminalpsychologen, der gemeinsam mit einer Staatsanwältin eine Reihe von Sexualmorden aufklären muss - und das natürlich auch schafft. Wirklich gut, der Film. Ein paar Schwächen am Schluss, aber insgesamt sehr gutes Fernsehen. Bei der Gelegenheit will ich auch noch auf einen äußerst tollen Service hinweisen, den das ZDF anbietet. Unter http://music2movies.zdf.de/ stellt der Sender zu jedem seiner eigenproduzierter Fernsehfilme Musiklisten zur Verfügung. Mit sekundengenauen Angaben zur jeweiligen Filmszene werden alle nötigen Informationen zur jeweiligen Musik bereitgestellt. Zum für den Film komponierten Score gibt es sogar Streams. Vorbildlich!

 
Heute unbedingt "Charlotte Roche trifft..." schauen. ProSieben. 23.20 Uhr. Zu Gast: Anke Engelke. Wird garantiert richtig gut. Vor allem die Leute mit den kleinen Quoten-Messgeräten sollten Charlotte bei ProSieben einschalten ;-) Und wer jetzt argumentiert, er müsse "Fast Forward" auf Viva kucken - die Sendung wird am Freitag wiederholt. Und Videorecorder gibt's auch. Und Harald Schmidt macht Pause. Und überhaupt...