Samstag, März 06, 2004
 
Noch drei neue TV-Sendungen. Und wieder alle so überflüssig.

"Karen in Action!" / Bayerisches Fernsehen / MET Film- und Fernsehproduktion + Bewegte Zeiten / mittwochs, 14.45 Uhr - Start: 3. März 2004
Ein Magazin für Kinder, in der eine nervige Person namens Karen den Kids irgendwelche Dinge erklärt. In der ersten Sendung ging es um Rennrodeln. Warum schau ich eigentlich diese ganzen Kindersendungen? Ich nehme meinen Job zu ernst. Eindeutig. Na egal. 3 von 10 Punkten.

"Tuning TV" / DSF / MotorVision / mittwochs, 19.45 Uhr - Start: 25. Februar 2004
Proll TV wäre auch ein passender Name für die Sendung. Schnelle, aufgemöbelte Autos, zwei Klischee-blonde Moderatorinnen, Tips zum tunen des eigenen Autos und andere für die Zielgruppe relevante Dinge. Okay produziert, aber Inhalte, die mich sowas von überhaupt kein bisschen interessieren. 2 von 10 Punkten.

"American High - Hier steigt die Party" / ProSieben / PeaceArch + Nelvana / samstags, 16.30 Uhr - Start: 21. Februar 2004
Eine amerianische Teenie-Serie. Keine besonders gute amerikanische Teenie-Serie. Eine ziemlich flache amerikanische Teenie-Serie, um genauer zu sein. Plumpe Dialoge, dumme Drehbücher, nervende Musik, Langweile, Tristesse. Kein Vergleich zu guten amerikanischen Teenie-Serien wie "Dawson's Creek", "The O.C.", "One Tree Hill", etc. Lustigerweise spielt Adam Brody mit, der in "The O.C." (irgendwann in diesem Jahr bei ProSieben) eine großartige Rolle hat. "American High" hieß im kanadischen Original übrigens "Sausage Factory" (!?!) und beim amerikanischen MTV "Now what". Es gab nur 13 Folgen, dann wurde die Serie abgesetzt. Nicht ohne Grund. 2 von 10 Punkten.

 
Phantom/Ghost. Ein sehr spezielles Konzert war das gestern im Karlstorbahnhof/Heidelberg. Sicher nichts für jeden Geschmack. Auch nicht für jeden Geschmack der Anwesenden. Phantom/Ghost sind Dirk von Lowtzow (Tocotronic) an Mikrofon und Zigarette und Thies Mynther (Stella+Superpunk) an den iBooks und Zigaretten. Die Musik ist schwer zu beschreiben. Elektronisch auf jeden Fall, recht melancholisch, meist ruhig, ab und zu auch mit treibenden Bässen durchsetzt. Nur fragmentarisch tanzbar. Die Melodien von Phantom/Ghost sind bei den meisten Stücken nicht sofort zu erkennen. Die beiden bisherigen Alben sind definitiv keine Platten, die sofort ins Ohr gehen, sondern erst nach ein paar Durchgängen. Um so schwieriger ein Konzert, bei dem große Teile des Publikums augenscheinlich wenig bis gar nichts des bisherigen Phantom/Ghost-Werkes kannten. Mit hat es auf jeden Fall gefallen. Es hat Spaß gemacht, den beiden sichtlich gut gelaunten Aktueren zuzuschauen. Von Lowtzow, der ausdrucksstark, theatralisch, pathetisch gesungen und sich bewegt hat und Mynther, der agressiv an den Zigaretten ziehend hinter seinen Computern stand. Die Stücke kamen vornehmlich von der aktuellen Platte "to damascus", in den Zugaben gab es dann auch die beiden älteren Hits "perfect lovers" und "phantoms & ghosts". Als letzter Song des Konzerts kam dann noch eine Überraschung: ein gelungenes Cover des eigentlich üblen Right-Said-Fred-Songs "you're my mate", den Dirk von Lowtzow gern auch mal im Soundcheck vor Tocotronic-Konzerten singt. Insgesamt eine lohnenswerte Veranstaltung.

Freitag, März 05, 2004
 
Zugegebenermaßen etwas spät sind nun die popkulturjunkie-meta-kritik-Seiten mit den Kino-Neustarts vom 4. März online. "The Cooler" ist der Film der Woche. Die Starts vom 11. März gehen dann am Wochenende online. Und außerdem die nächsten TV-Kritiken, ein Bericht vom garantiert tollen Phantom/Ghost-Konzert, auf das ich nachher gehe und eine Kritik zum sensationell guten Naked-Lunch-Album "songs for the exhausted". Also: Stay tuned!

 
So viele neue Fernsehsendungen. So viele. Und alle so schlecht. Aber seht selbst. Hier sind die nächsten 6 popkulturjunkie-testet-neue-Fernsehsendungen-Kritiken:

"Hauptsache Mensch" / rbb Fernsehen / dienstags, 21.30 Uhr - Start: 2. März 2004
Eine etwas sehr schwerfällige Sendung. Es geht um Menschen mit Problemen, die in Filmbeiträgen gezeigt werden. Die Probleme werden vom Moderator im Studio mit einem Therapeuten besprochen. Es gibt Tipps, Hinweise. In der ersten Sendung ging es um Seitensprünge. Sehr bemüht und recht langweilig, die Sendung. 3 von 10 Punkten.

"MTVs streetLive" / MTV / Endemol / donnerstags, 17 Uhr - Start: 26. Februar 2004
So ähnlich wie die "TV total"-Rubrik "Elton zockt", nur noch langweiliger. Drei MTV-Moderatoren sind auf der Straße unterwegs, spielen mit irgendwelchen Passanten um persönliche Gegenstände oder Körperteile. Beispiel: ein Typ muss drei Quiz-Fragen beantworten. Für jede falsch beantwortete Frage muss er einen Rasierer auswählen. Zwei funktionieren nicht, erwischt der den, der funktioniert, muss er sich seine Haare abrasieren. Müde neue Show. Überflüssig. 3 von 10 Punkten.

"Ozzy & Drix" / RTL II / Warner / werktäglich, 13.30 Uhr - Start: 25. Februar 2004
Nee, das hat nix mit dem omnipräsenten Prince of Darkness zu tun. Das ist eine neue Zeichentrickserie für Kiddies. Ozzy ist ein weißes Blutkörperchen, Drix eine Erkältungspille und beide zusammen kämpfen gegen gemeine Viren und Bakterien im Körper des Teenager Hector. Vielleicht mögen Kinder das. Ich nicht. Die Dialoge sind peinlich, besonders gut gezeichnet ist es auch nicht. 1 von 10 Punkten.

"Angriff der Plagegeister" / arte / mona lisa production / werktäglich, 19 Uhr - Start: 23. Februar 2004
Wieder eine Insekten-Doku-Reihe. Keine besonders sehenswerte. Alles etwas zu französisch. Seltsame Bilder, seltsame Musik, seltsame Kommentierung. Muss man nicht sehen. 3 von 10 Punkten.

"Finderlohn" / mdr Fernsehen / Saxonia Entertainment / donnerstags, 19.50 Uhr - Start: 19. Februar 2004
Was für ein bizarrer Rotz ist das denn? Eine Art Magazin mit einer Mega-Klischee-Blondine als Moderatorin, seltsamen Beiträgen über Leute, die irgendwas in ihrem Leben gesucht haben (einen Verwandten, einen Lottoschein,...) und angereichert mit einem Rätsel, bei dem man eine Reise gewinnen kann. Strange. 0 von 10 Punkten.

"Rich Girls" / MTV / dienstags, 13.30 Uhr - Start: 3. Februar 2004
Dekadenz-TV. Eind Doku-Soap, in der das Leben von Ally Hilfiger (Tommy-Tochter, die wahnsinnig gut aussieht) und Jaime Gleicher (Leder-Imperium-Erbin) begleitet wird. Vor allem gibt es ausschweifende Plaudereien über alle Oberflächlichkeiten des Lebens. Von der Machart erinnert die Sendung natürlich an die "Osbournes". Selbst ähnlich dumme Hunde wie die der Osbournes kommen vor. Aber so witzig wie die "Osbournes" ist "Rich Girls" definitiv nicht. Eher traurig. 4 von 10 Punkten.

Dienstag, März 02, 2004
 
Wisst ihr eigentlich wie unglaublich verstörend dieser 24-Stunden-"Big Brother"-Live-Kanal ist? Diese neun frisch eingezogenen Hohlbirnen labern nur Müll. Und: Nein! Ich hab den nicht abonniert! Der ist bis morgen früh um 6 frei zugänglich für alle Premiere-Abonnenten. Ohnehin frage ich mich, wer dafür 15 Euro im Monat zahlt? Da kann man sich auch 24 Stunden in irgendeine Kiez-Spelunke setzen. Das ist intellektuell sicher wesentlich ergiebiger.

 
Warum erinnert mich der Refrain der neuen Elbow-Single "not a job" an "beds are burning" von Midnight Oil? Vielleicht weil es verdammt ähnlich klingt. Zumindest in meiner Erinnerung. Denn gehört hab ich "beds are burning" wahrscheinlich zum letzten Mal in meiner Abi-Zeit. Damals aber ganz oft. Auch schon wieder fast 10 Jahre her. Kinder, wie die Zeit vergeht.

 
"followed the waves" von Auf der Maur und "sister saviour" von The Rapture - das waren die meistgespielten Clips in den relevanten Musik-TV-Sendungen ("Fast Forward", "Spin", "Spin Off", "Rock Zone") im Februar. Die komplette Top 10 und alle einzelnen Playlisten der Sendungen gibt's wie immer nach dem Klick auf den "music tv"-Link in der linken Spalte.

Montag, März 01, 2004
 
Der Rekord ist eingestellt. "Lord of the Rings: Return of the King" hat in allen nominierten Kategorien gewonnen. 11 Oscars. Nur zwei weitere Filme haben mehr als einen Oscar bekommen: "Master and Commander" und "Mystic River" - je 2.
Und ich hab's tatsächlich wieder einmal geschafft. 3 Stunden 45 Minuten Oscar-Verleihung. Jetzt noch schnell 2einhalb Stunden schlafen, bevor ich ins Büro muss.

 
Und in der wohl spannendsten Kategorie gewinnt Sean Penn! Sehr sehr erfreulich!

 
Wow. Da hat ja die wunderbare Charlize Theron auch mich beinahe zum Weinen gebracht.

 
Und der Zehnte. Noch einer und der Rekord von "Ben Hur" und "Titanic" ist eingestellt.

 
Und zum Glück gibt es auch noch Kategorien, in denen kein "Lord of the Rings" antritt. Herzlichen Glückwunsch, Sofia Coppola!

 
9. Aber die gute Nachricht ist: Mehr als 11 können's nicht werden.

 
8

 
Billy Crystal: "Do you know people are moving to Newzealand just to be thanked?"

 
Ein bisschen langweilig wird's allmählich schon...

 
7

 
6

 
Und passend zum Thema der Satz des Abends von Billy Crystal: "It's now official: there's nobody in Newzealand left to thank."

 
5

 
Jetzt sind's schon 4 Oscars für "Lord of the Rings: Return of the King".

 
Irgendwie verstört mich diese extrem schüchtern verklemmte Unsicherheit von Frau Zellweger immer wieder.

 
Und noch so ein verdammt verdienter Oscar: "Finding Nemo", der wohl beste Trickfilm, den ich je gesehen habe.

 
Und der erste Oscar für "Lord of the Rings: Return of the King". Aber welchen, wenn nicht den für "best art direction" hat dieser Film mehr verdient?

 
Das Übelste an der Oscar-Verleihung steht jetzt schon fest: 3 oder 4 Stunden lang dieselben Werbespots. Wieder und wieder. Ich will Eure bescheuerten Klingeltöne nicht. Auch wenn Ihr mir das stundenlang ins Ohr brüllt.

 
Endlich. Nach 20 Minuten gibt's den ersten Award. Tim Robbins als "best supporting actor" für "Mystic River". War irgendwie komplett klar. Aber dennoch gönne ich es ihm total. Schon allein deswegen, weil er vor Jahren die Hauptrolle in meinem Lieblingsfilm aller Zeiten gespielt hat: "Die Verurteilten".

 
Frau Engelke macht das wirklich verdammt gut.

 
Ob 12 Stunden Vor-Schlaf in der letzten Nacht und Heute nachmittag reichen, um die Oscar-Nacht durchzuhalten? Ich hoffe sehr. In den letzten Jahren hab ich es geschafft. Aber man wird ja nicht jünger. Und man fährt am Abend vor der Oscar-Nacht auch nicht in jedem Jahr 100 Kilometer zu einem Air-Konzert (und zurück).

Frau Engelke macht das übrigens schonmal gar nicht schlecht am roten Teppich.

 
Ich komme gerade aus Mainz. Zum zweiten Mal in meinem Leben war ich in Mainz. Zum zweiten Mal seltsamerweise wegen Air. Irgendwas zieht die beiden charmanten Elektro-Franzosen immer wieder ausgerechnet nach Mainz. Ort des Geschehens war diesmal die ziemlich große Phoenixhalle. Vor zwei Jahren auf der letzten Tour hat die Band noch in einer kleineren Location gespielt. Aber Erfolg erfordert nunmal größere Hallen. Die Phoenixhalle war auch sehr gut gefüllt. Ich hab keine Ahnung, wieviele Menschen da reinpassen. 1000? 2000? Noch mehr? Ich bin schlecht im Abschätzen von Menschenmengen. Die Vorband Joyzipper (anscheinend auch irgendwelche Elektro-Leute) haben wir wegen Phoenixhalle- und Parkplatz-in-der-Nähe-von-Phoenixhalle-Suche verpasst. So mussten wir wenigstens nicht lang warten, bis Air anfingen.
Die Setlist bestand vornehmlich aus Stücken der beiden neueren Alben "10.000 Hz Legend" und "Talkie Walkie", aber ein paar Klassiker wie "Kelly watch the Stars", "Playground Love" (leider in einer instrumentalen Version) und als letzte Zugabe "Sexy Boy" gab es auch. Die Show an sich war wie immer bei Air eher übersichtlich. Herr Dunckel stand hinter seinen vielen vielen Keyboards, Synthesizern und Computern, Herr Godin mit einer Gitarre in der Mitte der Bühne. Die Interaktion mit dem Publikum bestand vornehmlich aus Dankesbekundungen abwechselnd in Englisch ("thank you"), französisch ("merci beaucoup") und deutsch ("danke schön"). Auch das von irgendeinem Designer entworfene Bühnenbild war eher minimalistisch, dadurch aber recht passen.
Was ich mich allerdings heute noch mehr als bei der letzten Tour frage: Wieviel der Musik, die man da hört, ist wirklich live? Wenn ich mich an das brillante Console-Konzert im letzten Jahr erinnere - dort war wirklich alles live. Natürlich kam sehr viel aus dem Computer, aber das Apple-iBook wurde von Console live bedient - dazu gab es echte Musik aus Gitarren, Bässen und Drums. Das Einzige bei Air, bei dem ich mir sicher bin, dass es live war, waren die Drums. Ich bin mir dagegen absolut nicht sicher, ob Nicolas Godin z.B. auch nur einen Ton live auf seiner Gitarre gespielt hat. Aber letztlich ist das auch egal: Ein Air-Konzert ist immer eine Reise (nach Mainz) wert. So auch diesmal. Schöne Musik, härter als auf Platte, eine extrem gute Stimmung im Publikum - was will man mehr?