Archive for August, 2004

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Gestern Nacht hatte ich ein ungutes Gefühl. Die Band Virginia Jetzt! spielte bei Herrn Kavka das sehr schöne Stück “liebeslieder” vom neuen Album “anfänger“. Und als ich die Textzeile “das sind mein land, meine menschen. Das ist die Welt, die ich verstehe” bemerkte, hörte ich sie schon laut aufschreien, die Bedenkenträger-Journalisten, die sofort ihre Schublade “Popmusik mit schlimmen rechtsradikalen Tendenzen” aufziehen, um nun auch Virginia Jetzt! dort einzuordnen. Meine böse Vorahnung sollte sich bestätigen. Was gibt’s nämlich im eigentlich tollen Magazin “intro” von einem gewissen Alexander Lazarek zu lesen? Da wird eben diese Textpassage als “Issue des volkstümlichen Schlagers und Witt’schen ‘Wir sind wir’-Nationalmiefs” bezeichnet. Darf denn eine deutschsprachige Band das Wort “Land” oder besser noch die Worte “mein Land” überhaupt nicht mehr verwenden, ohne sofort in irgendeine Ecke gestellt zu werden? Ich bin geneigt, mich zu übergeben, wenn ich schon wieder sowas lese. Abgesehen davon, dass Herr Witt natürlich auch nichts mit Heppner/van Dyks “Wir sind wir” zu tun hat. Aber das ist ja eh alles eine braune Sauce, die man ruhig zusammenschmeissen kann…

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Hier kann man sich das routiniert zwischen Fashionshow und Provokation schwankende neue Video von Marilyn Manson ansehen. Ist übrigens eine Depeche-Mode-Cover-Version. “personal jesus”. Nix Besonderes leider.

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So was hier muss doch nicht sein…

“STELLUNGNAHME

Aus gegebenem Anlass sieht sich die Gruppe Blumfeld zu folgender Stellungnahme
zum Thema “Deutschland. Nation. Heimat und Popmusik” verpflichtet.

Wie aus unserem Schaffen und Verhalten klar erkennbar sein sollte,
haben wir es stets abgelehnt, uns in die heimatduselige Front all derer einzureihen,
die es für angebracht halten, sich in ihrem Denken, Fühlen, Singen und Handeln positiv
auf Deutschland ( als Kulturnation und Heimat ) zu beziehen.

Wer meint, sich unter dem schwarz-rot-goldenen Deckmäntelchen Pop-Musik für
sein Land z.B. beim Grand Prix stark machen zu müssen,

wer mit geschichtsrevisionistischen “Wir sind wir”-Parolen zur “Normalität” eines
positiven deutschen Selbstverständnisses zurückkehren will,

wem nichts besseres einfällt, als sich auf diversen schwärmerischen
Deutsch-Pop-Compilations ( z.B. Pop 2000, Neue Heimat, Junge Helden )
zum Sprachrohr eines neuen deutschen Heimatgefühls zu formieren,

wem der Sinn danach steht, die deutsche Kulturnation mit einer so genannten
“Deutsch-Rock-Quote” wieder auf Vordermann zu bringen,

wer sich – warum auch immer – etwas davon verspricht einer deutschtümelnden
Öffentlichkeit den kleinen Finger oder mehr zu reichen,

der oder die ist entweder tatsächlich stolz auf sein Land, darauf ein Deutscher
zu sein ( warum? wozu? ), vielleicht auch nur etwas zu ( pseudo- ) naiv und
unreflektiert oder aber eben so erfolgsversessen, dass er oder sie es billigend
in Kauf nimmt, die in deutschem Namen begangenen Verbrechen und ( Un- ) Taten der
Vergangenheit und Gegenwart zu ignorieren und vergessen zu machen,
um seine Zielgruppe zu erreichen.

Dass Künstler und Künstlerinnen damit auch die eigene Kunst verraten,
kann und soll jede(r) mit sich selbst ausmachen.

Wer aber meint, Blumfeld als Vordenker für seine Anbiederung an ein
deutschtümelndes ( Massen- ) Publikum missbrauchen bzw. denunzieren zu können,
dem sei mit dieser Mitteilung noch mal ausdrücklich erklärt, dass wir für derartigen
Populismus und Vaterlandsliebe jedweder Art nach wie vor nicht zur Verfügung stehen.

Blumfeld”
(Quelle: blumfeld.de)

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Die sehr subjektive In-und-Out-Liste zum Wochenende.

In:
– aus nicht vorhandenen Konzepten gebracht zu werden
– harte Matratzen
– die Fiji-Inseln und der Mann im Mond
– Läden, in denen man um kurz vor 3 nachmittags noch frühstücken kann (eine Seltenheit in Heidelberg)

Out:
– Polizisten, die einen beim Überholen im Überholverbot erwischen
– laute Computer in der Nacht
– weiche Matratzen
– Montagmorgen-Abschiede (noch viermal schlafen!)

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und jetzt nur noch einmal schlafen…

you could be from venus
i could be from mars
we would be together
lovers forever
care for each other

you could live in the sea
and i could be a bird
we would be together
lovers forever
care for each other

if you were an illusion
i will make it real
we would be together
lovers forever
care for each other

if you walk in the sun
i will be your shadow
we would be together
lovers forever
care for each other

(Air – “venus”)

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Am 9. September wird warchildmusic.com gerelauncht. Eine Website, die für die Charity-Aktion Warchild Musik verkauft. Und zum Neustart gibt’s einen “neuen” Radiohead-Song. “The track will be a reworking of ‘Go To Sleep’, recorded live in Osaka and remixed by Jonny Greenwood. It will cost just 99p, with all profits going directly to helping children in the world’s most troubled regions.”, schreibt der NME. Weitere exklusive Downloads kommen von Keane, Bloc Party und den von mir mittlerweile sehr geschätzten Lucky Jim. In Deutschland wird es sicher keine Möglichkeit geben, die kostenpflichtigen Downloads zu erwerben. So bleibt wohl mal wieder nur der Blick in die dunklen Ecken des Netzes…

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nur noch zweimal schlafen…

es wird ein warmer abend sein
und wir werden draussen stehen
wir werden uns berühren
und die nacht sich senken spüren
unsere augen werden ohne blicke
öffnungen der körper sein
salz wird unsere hände lenken

der nebel wird uns sanft umhüllen
und wir werden uns verlieren
die feuchte unserer haut
und unseren atem spüren
kein geist wird unseren mund bewohnen
kein schatten unser herz
wir werden unsere schwere fühlen

Es wird ein warmer abend sein
und wir werden draussen stehen
und wir werden uns berühren
und die nacht sich senken spüren
die flüsse werden für uns singen
sie schenken uns den schlaf
wir werden ohne träume sein

wir werden diese stadt verlassen
wir werden ausser landes gehen
wir werden unser letztes feld
entflammen und verbrennen sehen
wir werden alles von uns geben
unsere hoffnung und die angst verlieren
wir lassen keine spur zurück

es wird ein warmer abend sein
und wir werden draussen stehen
und wir werden uns berühren
und die nacht sich senken spüren
die flüsse werden für uns singen
sie schenken uns den schlaf
wir werden ohne träume sein

es wird ein warmer abend sein
und wir werden draussen stehen
und wir werden uns berühren
und die Nacht sich senken spüren
unsere augen werden ohne blicke
öffnungen der körper sein
salz wird unsere hände lenken

die flüsse werden für uns singen
sie schenken uns den schlaf
wir werden ohne träume sein

die flüsse werden für uns singen
sie schenken uns den schlaf
wir werden ohne träume sein

(Kante – “warmer abend”)

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Jimmy Eat World. Immer wieder die Musik für einen perfekten Start in den Tag. Und demnächst kommt da ja das neue Album “futures”. Und das wird bestimmt auch wieder toll…

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Angst macht sich breit im popkulturjunkie-Headquarter. Immer dann, wenn die neuen Charts eintreffen. Und diesmal besonders. So schlimm sah sie aus, die Liste der New Entries vom 23. August. Aber die Pflicht ruft – und deswegen sind hier die Kritiken. Und immerhin: ein sehr erträgliches Stück war doch dabei.

75: Blazin’ Squad – “we just be dreaming”
Nordenglischer Möchtegern-Hip-Hop, der eher nach einer schwuchteligen Gewollt-aber-nicht-Gekonnt-Boyband klingt. Und damit für jedes kleine Mädchen auch etwas dabei ist, sind’s gleich zehn Typen. Mit innovativen Namen wie Flava, Rocky B und Spike-E. Darauf hat die Welt gewartet. 1 von 10 Punkten.

70: Shapeshifters – “lola’s theme”
Willkommen zurück Ende der 70er, Anfang der 80er. Inmitten des Disco-Booms. “lola’s theme” klingt zumindest genauso. In Provinz-Großraum-Tanzhallen sicher ein Hit, aber auch nur da. 2 von 10 Punkten.

65: Doro – “let love rain on me”
Doro Pesch muss doch auch schon auf die 60 zugehen. Die gab’s doch schon als ich noch ein kleiner pubertierender Heavy-Metal-Fan war. Singen konnte sie damals schon nicht. Und daran hat sich auch heute nichts geändert. Und an ihren Songs auch nicht. Dieser hier ist eine dieser Balladen, die harten Männern die Tränen in die Augen treiben sollen. Bei mir gelingt das nicht. Bin ich nicht hart genug? Oder ist der Song vielleicht einfach nur langweilig? 1 von 10 Punkten.

63: Sido – “arschficksong – unzensierte version”
Warum steigt denn mein Liebling Sido in dieser Woche schon wieder mit einem Song in die Charts ein? Ich hab diese über-peinliche Scheiße nach wenigen Sekunden wieder ausgemacht. 0 von 10 Punkten.

61: Twista – “sunshine”
Bill Withers’ “lovely day” als Hip-Hop-Verwurstung. Kann man machen, muss man aber nicht. 2 von 10 Punkten.

59: Fler – “aggroberlina”
Noch so ein deutscher Pseudo-Gangsta-Hip-Hop-Dreck-Act. Keine Ahnung, wer Fler ist. Will ich auch gar nicht wissen. “isch bin ein a a aggroberlina. isch mach jeden platt…” Großer Sport. 0 von 10 Punkten.

56: Ashana – “gonna get it”
Erst klingt’s wie Disco-Pop aus England a la Spice Girls. Dann, in der Mitte des Stücks kommen auch noch peinliche Ich-will-einen-Sommerhit-Klänge dazu. Belanglos. 1 von 10 Punkten.

55: Eamon – “i love them hoes”
Mr. “fuck it – i don’t want you back” Eamon zeigt, dass er ein One-Hit-Wonder bleiben wird. Und womit? Mit Recht. 0 von 10 Punkten.

52: Brooklyn Bounce – “crazy”
Oh mein Gott. Die waren schon vor 10 Jahren unerträglich. Kirmes-Techno der übelsten Sorte. Und das Besondere: Auch jetzt, mit bestimmt völlig anderer Besetzung, klingen sie genauso schlimm wie damals. Und weil man als gewitzter, aber nicht sehr talentierter Produzent jede Chance ergreifen muss, an Geld zu kommen, fängt diese Coverversion des Seal-Hits auch noch wie ein Klingelton an. Aber ob den jemand haben will? 0 von 10 Punkten.

51: Jess – “don’t get me started”
Die No Angels waren wohl die beste Band, die je aus einer Castingshow hervorgegangen ist. Jess war eine der No Angels. Und nimmt jetzt belanglose Solo-Pop-Liedchen auf. Leider. Ein kleiner Ohrwurm ist er, der Song. Aber viel zu langweilig. 2 von 10 Punkten.

49: Frameless – “i try”
“…mit handgemachtem und ehrlichem Gitarrenpoprock, der sich so gar nicht am gängigen Plastik-Mainstream anbiedert…” heißt es auf der Frameless-Homepage. Nunja. Alternative wären sie wohl gern. So ganz gelingt das aber naürlich nicht. “i try” hat wohl jeder schonmal gehört. Der Song aus einem Werbespot von irgendeinem Autohersteller. Es gibt schlechtere Musik. Viel schlechtere Musik. Der Song ist wirklich nett. Da macht es auch nichts, wenn er ein bisschen so klingt, als biedere er sich an gängigen Plastik-Mainstream an. 6 von 10 Punkten.

6: Blue Lagoon – “break my stride”
Und was macht man als Komponist oder Produzent, wenn einem in diesem Jahr einfach keine Sommerhit-verdächtige Melodie einfallen will? Man nimmt sich den 1983er Hit “break my stride” von Matthew Wilder, den schon viel zu viele Leute gecovert haben, legt ein paar Karibik-Klänge drunter und steigt auf Platz 5 in die Charts ein. So einfach geht das. 1 von 10 Punkten.

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Und auf der offiziellen Website von Nick Cave gibt’s ein paar Häppchen aus dem im September erscheinenden Doppelalbum “abattoir blues / the lyre of orpheus” zu hören. So vom Hocker reißend klingt das zwar noch nicht, aber es sind ja erstmal auch nur Häppchen.

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