bundesvision song contest (analyse).

So. Nachdem ich gestern nach der Show und dem anstrengenden Tag (um 7 Uhr aufstehen – Planungsmeeting in einem surrealen Landhotel) erstmal eine Menge Schlaf nachholen musste, folgt nun eine kleine Zusammenfassung.

Zuerst zur Show. Meiner Meinung nach war der “Bundesvision Song Contest” eine wirklich nette Idee. Auch wenn die Zahl der schlimmen und grenzwertigen Musik zur Premiere recht hoch war, könnte die Sache meinetwegen jetzt in jedem Jahr ausgetragen werden. Und wann durften Bands wie Slut schonmal vor einem Millionenpublikum in der Prime Time eines großen Senders auftreten? Wenn ich mir die Quoten ansehe, wird die Show bestimmt auch im kommenden Jahr laufen. Bei den 14- bis 49-Jährigen sahen 2,55 Mio zu (Marktanteil: 21,2 %) – mehr werberelevante Zuschauer hatte am Samstag keine weitere Fernsehsendung in Deutschland.

Gewonnen hat also Juli (und ich habe damit immerhin den Sieger und die drei Letztplatzierten richtig getippt). Allerdings hatte Juli auch den riesigen Startvorteil, dass “geile zeit” seit 12 Wochen in den deutschen Charts ist und dementsprechend wohl der bekannteste aller teilnehmenden Songs war. Vielleicht sollte man im kommenden Jahr darüber nachdenken, nur neue Songs teilnehmen zu lassen.

Die weitaus schlechtesten Songs kamen von Mamadee feat. Gentleman und Sandy feat. Manuell – die beiden waren nicht nur die einzigen songs, die nicht einmal au ihrem eigenen Bundesland die vollen 12 Punkte bekamen, sondern außerdem zusamen mit Deichkind die einzigen, die aus keinem anderen außer ihrem eigenen Bundesland Punkte bekamen. Julis Sieg war überdeutlich, stand schon vor Punkte-Bekanntgabe der beiden letzten Bundesländer fest. Außerdem waren Juli die einzige Band, die aus jedem Land mindestens 7 Punkte bekamen, aus 13 der 16 Länder sogar mindestens 10. Und der beste Song des Abends (Slut) bekam außer 12 Punkten aus Bayern nur 3 aus Berlin und je einen aus Hamburg und Bremen.

Und lernen konnte man auch viel: Radiomoderatoren sind in fast allen Bundesländern peinliche Idioten. Sachsen hat nicht nur peinliche Musiker, sondern auch eine Menge peinliche Zuschauer. Berliner Radiomoderatorinnen saufen sich vor Fernsehauftritten gerne mal zu und lassen sich von Pseudo-Popstars mit Sprachfehler (Es heißt Dekolletee und nicht Dekolletier!!!) gerne mal zulabern. Joy Fleming wird mit den Jahren nicht gerade intelligenter. Oliver Pocher braucht endlich eine große Show. Und Sido sollte seine Maske lieber wieder aufsetzen.

Übrigens warte ich minütlich darauf, dass endlich ein paar Sido-Fans mein Blog entdecken und mit Schlägen drohen. Aber vielleicht haben die gar kein Internet in ihrem Block.

6 Comments so far

  1. daniel on February 13th, 2005

    wie recht du hast =) die radiomoderatoren waren wirklich schlimm und deichkind auch * brrr *

  2. Maori on February 13th, 2005

    Mein Blog, mein Blog!

    Ich glaub, die Sido-Fans gucken grad Viva und bestellen sich die neuesten Klingeltöne.

  3. schaefchenesser on February 13th, 2005

    Genau!

  4. mr. brightside on February 13th, 2005

    Zu Sido. Bis gestern war ich 100 % eurer Meinung, und konnte nie verstehen warum Intro, Spex und co. den Typen so abfeiern.
    Nur: Man lässt sich da sicher zu leicht von dieser Fassade blenden. Da werden offensichtliche Vorurteile gleich zum allgemein gültigen gemacht. Da ist ÃœBERHAUPTNICHTS nix echt an Sido, logisch. Er ist vielmehr eine perfekte Persiflage auf sich, sein Image und sein Genre selbst, mit ner unglaublich riesengroßen Portion Selbstironie. Der Mann ist sicher nicht von seiner aufgesetzten “Ideologie” verblendet, hat man doch mit dieser, naja, Pseudo-Punk-Nummer ohne(!) Maske gesehen.
    Allein der Sido-Trailer im Vorfeld bei TV-Total war einer der Besten von allen gezeigten! Sido mit Westbam, Winson (!), Marusha, also mit nem beträchtlichen Teil der Punk- HipHop- Techno- Independentszene Berlins, in der Sido zweifelsohne dazugehört und von allen ernst zu nehmenden Musikern auch akzeptiert wird (außer Klee vielleicht :-). Eben nicht als cooler HipHop-Gangster (so wie man ihn landläufig sieht), sondern als geniale Kunstfigur, die es wie niemand anderes versteht zu schocken und zu polarisieren.
    (Meine Gedanken von gestern Abend…)

  5. frank on February 13th, 2005

    schau’ dir das gästebuch der klee-webseite an, da treiben sich die sido-fans rum.

  6. fabulant on February 16th, 2005

    @mr. brightside: Du redest hier gegen die Verblendung der vordergründig aufgeklärten Indie-Szene an. Viel Glück.

    Vielleicht sollte popkulturjunkie an anderer Stelle über eine Umbenennung seiner Domain nachdenken. Ohne jegliche Affinität zur Hiphop-Szene trifft das Wörtchen Popkultur hier nicht den Kern der Sache. – Tragt’s aber bitte mit Fassung …

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