charts (2005-02-07).

Und direkt an den “Bundesvision Song Contest” anknüpfend kommen wir zu den Neu-Einsteigern der deutschen Singlecharts vom 7. Februar 2005:

88: Jansen & Kowalski – “mamacita”
Einer der “Bundesvision Song Contest”-Teilnehmer. Die beiden Herren kommen zwar aus Hamburg, mussten aber wie so viele andere Hamburger für ein anderes Bundesland antreten. Die Musik ist irgendeine Mischung aus Hip Hop, Soul und anderem. Mich nervt schon allein der Text (“Du gehst so steil…”). Klingt etwas belanglos, weichgespült, sehr Radio-kompatibel. 1 von 10 Punkten.

80: Paffendorf – “on & on – welcome to africa”
Paffendorf sind drei Großraumdisco-Musik-Produzenten, die seit einigen Jahren immer wieder in die Charts einsteigen, mit ihrem Hit “be cool” sogar schon in den englischen Top Ten waren. Mit “on & on” wird ihnen das sicher nicht noch einmal gelingen. Erstens ist diese Art von Musik gerade ziemlich out und zweitens bietet “on & on” absolut nichts, was es vor 10 Jahren nicht auch schon zu kaufen gab. 2 von 10 Punkten.

74: DJ Dean – “ballanation no. 4”
DJ Dean ist als Resident DJ im Hamburger Techno-Club Tunnel bekannt geworden. Seine Sampler-Serie “tunnel trance force” steigt regelmäßig in die Charts ein. Seit ein paar Jahren veröffentlicht er nun auch eigene Musik. Die Single mit dem peinlichen Namen “ballanation no. 4” ist sein vierter Top-100-Hit. Treibender Oldschool-Trance ohne Höhepunkte. 2 von 10 Punkten.

72: Tocotronic – “aber hier leben, nein danke”
Man mag es kaum glauben, aber die neue Tocotronic-Single ist bereits die siebte, die in die Charts einsteigt. “aber hier leben, nein danke” ist die erste Auskopplung des gelungenen Albums “pure vernunft darf niemals siegen”, mit dem die Band zwar wieder weg von den Elektro-Spielereien, aber keineswegs back to the roots gehen. Dafür hat sich die Band viel zu sehr weiterentwickelt. “aber hier leben, nein danke” bietet einen großartigen Text, eine aggressive Melodie – ein absolut starker Track. 8 von 10 Punkten.

71: The 411 – “teardrops”
Aus England schwappen ja gerne mal Girlbands in alle Welt. The 411 sind auch wieder so eine. Die vier Damen um die 20 machen Chart- und Radio-kompatible RnB-Musik. Für ihre Single “teardrops” haben sie die Musik vom Portishead-Song “sour times” verwendet, einen neuen Text mit neuer Melodie drübergesungen. Wer das Original kennt, wird mir zustimmen, dass diese Idee eindeutig nicht nötig gewesen wäre. Ein kleiner Ohrwurm ist’s trotzdem. 2 von 10 Punkten.

65: Sabrina Setlur – “mein herz”
Nicht nur mit Frankfurts Rap-Szene um Moses P geht es bergab, sondern auch mit ihrem Haupt-Umsatzbringer Sabrina Setlur. 1997 schaffte sie mit “du liebst mich nicht” noch eine Nummer 1, danach lief es nicht mehr so. Zwar kam sie 2004 mit “baby” nochmal auf Platz 22, aber mit “mein herz” wird auch das nicht zu schaffen sein. Der übliche runtergespulte, viel zu ernst und langweilig vorgetragene Setlur-Rap ohne Killer-Melodie. 1 von 10 Punkten.

62: Klee – “gold”
Ich habe an anderen Stellen ja schon zur Genüge darüber geschrieben, dass ich Klee mag, dass mir das Konzert vor einiger Zeit wahnsinnig gut gefallen hat. Gestern war ich etwas enttäuscht über den Auftritt, schrieb, dass “gold” einer der schwächeren Songs des tollen Albums “jelängerjelieber” sein. Das war vielleicht etwas zu spontan dahergesagt, weil die Bundesvision-Song-Contest-Version nicht so toll war. “gold” bietet den üblichen Suzie-Kerstgens-Gesang, den man mag oder hasst, dazu ein paar New-Order-Bassgitarren und eine absolute Ohrwurm-Melodie. 8 von 10 Punkten.

59: Angelzoom feat. Joachim Witt – “back in the moment”
Wir erinnern uns: Ãœber Angelzoom berichtete ich bereits im Oktober, als das Projekt mit “fairyland” in die Charts eingestiegen war. Angelzoom ist Claudia Uhle, die Sängerin der Band X-Perience, die in den 90ern ein paar sehr schöne Popsongs veröffentlicht hat. Angelzoom ist ihr Solo-Projekt. Schon damals hatte ich angekündigt, dass auch Pappnasen wie Joachim Witt auf ihrem Album mitsingen dürfen. Nun ist der entsprechende Song “back in the moment” als Single erschienen. Und dass Herr Witt da mitsingt, ist ziemlich schade. Ohne ihn wäre es ein wirklich netter Elektro-Popsong geworden, doch seine Stimme versaut einiges. Er singt beinahe noch schlechter als sonst, vielleicht weil er auf seine Pseudo-Rammstein-Stimme verzichtet. Ãœbrigens lief “back in the moment” in den vergangenen Wochen auf Heavy Rotation in einem ProSieben-Fantasy-Film-Trailer. Sicher auch ein Grund für den Charts-Einstieg. 5 von 10 Punkten.

57: Dance United – “help! asia”
Dieses Machwerk kann man wohl nur als extrem peinlich bezeichnen. Irgendwelche drittklassigen Dance-Produzenten (Master Blaster & Co.) nehmen sich eine uralte Melodie, knallen einen peinlich gesprochenen Text von wegen schlimmer Tsunami und alle müssen helfen und so drüber. Und fertig ist der Asien-Hilfs-Dance-Song. Da ist auch der gute Zweck keine Entschuldigung, der Song ist einfach nur peinlich. 0 von 10 Punkten.

55: Da F.U.N.K. – “I wanna be”
Und das hier ist auch nicht besser. Drei Typen aus Süddeutschland, die einen Song von Fun Factory verwursten und daraus eine noch langweiligere Coverversion machen, die nur nervt. Vielleicht was für DJ-Bobo-Fans. 0 von 10 Punkten.

53: Rupee – “tempted to touch”
Wieder was gelernt. Die Musik, die der Herr Rupee da macht, nennt sich SoCa, weil sie eine Mischung aus Soul und Calypso sei. Gut ist der Kram aber nicht. Klingt einfach nach Fließband-US-Import-Tanzmusik. Und die paar südlichen Rhythmen hauen ihn auch nicht raus. 1 von 10 Punkten.

43: Samy Deluxe – “generation”
Der nächste “Bundesvision Song Contest”-Teilnehmer. Was soll man von einem Song halten, in dem “das ist meine generation. zu viele leute in meiner generation haben keine motivation und inspiration. sind immer besoffen und immer nur stoned.” gerappt wird? Nicht viel, oder? Politisch korrekten Hip Hop hat der Welt gerade noch gefehlt. 1 von 10 Punkten.

40: The Corrs – “long night”
An den Corrs scheiden sich die Geister. Ich kenne Leute mit durchaus ernstzunehmendem Musikgeschmack, die die Corrs lieben. Ich gehöre definitiv nicht dazu. Viel zu dudelig, die Musik. Und viel zu immer-gleich-klingend. Aber auch Corrs-Fans müssen wohl zugeben, dass “long night” völlig belanglos ist. Womöglich selbst fürs Radio zu langweilig. Wobei: Für die kann es ja eigentlich gar nicht langweilig genug sein. 1 von 10 Punkten.

24: Mac and Rekorder – “the game”
Da hört man einen Song, denkt sich “Welche Deppen tun denn hier so, als wären sie Limp Bizkit oder Linkin Park?” und dann recherchiert man kurz und muss lesen, dass er “Matchmaster” aus “Big Brother” dahinter steckt. Die Knalltüte also, die mit pseudo-cooler Sonnenbrille und pseudo-harter Attitüde die “BB”-Hirnis Spiele spielen lässt. Das ist ja die jämmerlichste Vorgeschichte eines Songs, die ich je gehört habe. Was kommt als nächstes? Irgendwelche grenzdebilen “Frauentausch”-Hausfrauen nehmen Platten auf? Oder Peter Kloeppel? Schlimm. 0 von 10 Punkten.

18: Akon feat. Azad – “locked up”
Da ist er wieder, einer meiner absoluten Lieblinge: Azad mit seinen immer gleichen Texten “in meinem Block ist es grau und trist. ich lebe dort, wo jeder traum erlischt.” Und kaum will man abbrechen, die üblichen 0 von 10 Punkten vergeben, kommt der Refrain. Und ein Herr namens Akon singt eine annehmbare englische Melodie. Ich möchte mich jetzt dazu hinreißen lassen, zu sagen, dass Azad-Musik in dieser Form okay ist, weil sein deutsches Unterschichten-Gerappe natürlich trotzdem höllisch nervt, aber für Azad-Verhältnisse gibt’s von mir rekordverdächtige 1 von 10 Punkten.

8: Eminem – “like toy soldiers”
Wer hätte gedacht, dass alter Mädchen-Pop so gut zu Eminem passt? Okay, er hatte auch schonmal Erfolg zusammen mit Dido. Aber zu der Idee, einen Uralt-Song wie “toy soldiers” zu nehmen und drüberzurappen, gehört schon Mut. Das Original stammt von einer Dame namens Martika, die damit 1989 in Deutschland auf Platz 5 war und hinterher keinen größeren Hit mehr hatte. In Eminems Version ist die Titelzeile von Martika übriggeblieben, dazwischen rappt er seine üblichen Verse. Perfekt produziert, leichte Melancholie verströmend, ohrwurmig. So darf Hip Hop sein. 6 von 10 Punkten.

7: Chipz – “chipz in black”
Und dann sowas. Was zur Hölle ist das? Ein direkt für die Klingeltonindustrie produzierter Song? Anscheinend stecken die niederländischen Produzenten der Vengaboys dahinter, was einiges erklären würde. Ein ganz schlimmer Tanz-Schlager. Und dann wurde auch noch die “Akte X”-Melodie verwurstet. Auch damit kommen sie eigentlich ein paar Jahre zu spät. Aber die Kids von heute schlucken wohl alles, was halbwegs nach Klingelton klingt. 0 von 10 Punkten.

2 Comments so far

  1. fabulant on February 16th, 2005

    “In Eminems Version ist die Titelzeile von Martika übriggeblieben, dazwischen rappt er seine üblichen Verse. Perfekt produziert, leichte Melancholie verströmend, ohrwurmig. So darf Hip Hop sein.”

    Wie Hiphop sein darf, entscheidet Hiphop selbst und/oder die Gesetzgebung. Aber keine Angst, das wird meine letzte Reply auf die Ignoranz gegenüber Hiphop. Jedem nach seinem Gusto …

  2. Jules on April 18th, 2005

    Wie kann man einer Band wie Klee soviele Punkte für sonen Dreck von Musik geben? Dummer Shit, Möchtergern-Alternative… haha… wo sind die echten Musiker? Deutschrock ist zum größten Teil nur Müll.
    Wir sind ja so anders als die anderen… haha. Lächerlich.
    Jaha!

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