charts (2005-07-18).

Puh. Diesmal war es aber wirklich eine schwierige, klebrige Angelegenheit, sich durch die New-Entries zu kämpfen. 16 Songs, zu Beginn schlimmer Schlager, später viel zu viel Hip-Hop-RnB-Sauce und dazwischen kein wirklicher Höhepunkt. Hier sind die Neu-Einsteiger der deutschen Singlecharts vom 18. Juli 2005 (Ich hole auf!):

100: Hausmeister Anton Klopotek – “weisse noch…?” / Video (zum Glück) nicht verfügbar

Der Tiefpunkt der Charts-Woche diesmal gleich auf Platz 100. Ein Kabarettist namens Wolfgang André, der wohl nicht über die Ruhrpott-Grenzen hinaus bekannt ist, singt auf eine ganz üble Schlagermelodie irgendwas völlig Unlustiges von “weisse noch, de schöne zeit in herne…”. Sehr Gruselig. 0 von 10 Punkten.

99: Las Chicas International – “ilarie” / Video

Viel besser wird’s auf Platz 99 dann aber auch nicht. Drei Mädels versuchen mit einem Kinderlied-artigen Gesang, das Niveau in europäischen Ferienorten weiter zu senken. Da gehört der Möchtegern-Sommerhit im Stile des “ketchup songs” auch hin, aber in die Plattenschränke halbwegs intelligenter Menschen sicher nicht. 0 von 10 Punkten.

94: Die Firma – “die eine 2005” / Video nicht verfügbar

Romantischer Rap? Im Jahr 1998 gab es den ersten Song der Firma, der “die eine” hieß. Damals ging es um das Kennenlernen des Rappers Tatwaffe (?!?) und seiner Freundin. Nun, sieben Jahre später, hat er die Fortsetzung geschrieben, einen weiteren Liebesbeweis. Der Song ist nicht sonderlich aufregend, hebt sich vom sonstigen Deutsch-Rap-Rotz aber durchaus ab. Hauptsache, es gibt in ein paar Jahren nicht den dritten Teil, einen Song zur Trennung. 3 von 10 Punkten.

93: Oliver Frank – “nichts als die wahrheit – …” / Video nicht verfügbar

Was ist denn diesmal los? Noch ein Schlager in den Charts. Kein lustig gemeinter wie der auf Platz 100, sondern ein ernst gemeinter. Und das ist ja noch schlimmer. Ãœbel gereimte Textbaukasten-Fragmente zu einer Schnulz-Melodie aus dem Billig-Computer. Schlimmer geht’s kaum. 0 von 10 Punkten.

88: In-Grid – “mama mia” / Video

Und der nächste Möchtegern-Sommerhit. Ein von Kollegin Whigfield geschriebener Popsong, der neben dem spanisch-englischen Text ein paar pseudo-französische Klänge bietet (die B-Seite der Single ist eine Version des Stücks auf französisch) und etwas weniger nervt als Platz 99 (was allerdings kein Qualitätsmerkmal ist!). 1 von 10 Punkten.

85: Sum 41 – “pieces” / Video

Man ist beinahe dazu geneigt, diesen fünften New Enry als ersten ernstzunehmenden zu beurteilen. Und das, obwohl der Song von den Teen-Pseudo-Punkrockern Sum 41 stammt. “pieces” klingt im Vergleich zu älteren Werken etwas ruhiger, ernsthafter. Relativ hörbarer amerikanischer Poprock ohne Killer-Melodie. 4 von 10 Punkten.

84: DJ Antoine – “all we need” / Video

Wer sind bloß all diese Leute, die in dieser Woche die Charts bevölkern? DJ Antoine? Nie gehört. Der Schweizer ist dort wohl eine große Nummer und liefert mit “all we need” eine melodische Eric-Prydz-House-Nummer ab. Allerdings nervt das Stück mit zunehmender Zeit immer mehr, da die Abwechslung fehlt. Etwas für Großraum-Discos. 3 von 10 Punkten.

82: Daft Punk – “technologic” / Video

Die beiden Herren von Daft Punk haben irgendwo unterwegs zur neuen Platte eindeutig ihre Inspiration verloren. Die Platte war eine ziemliche Enttäuschung. “technologic” reiht sich da absolut ein. Ein paar Versatzstücke aus alten Daft-Punk-Songs, eine überaus nervende Kinder-Computer-Stimme, die über die vollen 5 Minuten vor sich hinbrabbelt, keinerlei Höhepunkte. 3 von 10 Punkten.

70: Stephanie D. – “truly yours” / Video

Die 16-Jährige gibt Dido als Vorbild an. Ein ganz klein wenig merkt man das “truly yours” auch an, doch der Gesang der Amerikanerin klingt viel zu austauschbar. So bleibt ein mittelmäßiger Popsong, über den sich allenfalls die Radiostationen freuen dürften. 2 von 10 Punkten.

50: Cassidy – “i’m a hustla” / Video

Dicke-Hose-Rap von einem Milchbubi aus Philadelphia. Bouncende Beats, aggressive Reime Рund das fast 5 Minuten lang. Sehr eințnig, der Song. 1 von 10 Punkten.

49: DJ Shog – “running water” / Video

Und noch so ein mir unbekannter DJ. Und welch Überraschung: kein House! Der Typ heißt Sven Greiner, kommt aus Hamburg und liefert hier ein durchaus hörbares Vocal-Trance-Stück ab, das eigentlich so gar nicht trendy ist und sich gerade deswegen vom Dance-Mittelmaß abhebt. Am großen Wurf fehlt allerdings eine noch ohrwurmigere Melodie. 4 von 10 Punkten.

39: M.V.P. – “roc ya body” / Video

Kommen wir zurück zur nicht wirklich hörbaren Musik. Und damit zum ehemaligen Produzenten von George Michael und James Brown. Robert Vivilles schickt diesmal drei Rapper ins Rennen, die ihre dicke Hose zwar auch dabei haben, ihre Musik mit leichten Latino- und Dancehall-Klängen, einer Sängerin und Disco-Kompatibilität aber eher in Richtung “gasolina”-Hype drehen. 2 von 10 Punkten.

35: R.Kelly feat. The Game – “playa’s only” / Video

Weiter geht’s mit den Neuheiten aus dem Pseudo-Ghetto. Auch R.Kelly und The Game liefern mit “playa’s only” austauschbaren, melodie-freien Hip Hop ab, der wegen seiner seltsamen Hintergrundgeräusche schon nach 30 Sekunden nervt. 1 von 10 Punkten.

31: Bobby Valentino – “slow down” / Video

Völlig einschläfernder RnB. Minimal-Melodie, langsame Beats, der übliche Gesang, ich weiß echt nicht mehr, was ich über solche Musik schreiben soll. 1 von 10 Punkten.

22: Blue Lagoon – “heartbreaker” / Video

Da ist man ja beinahe schon froh, wenn man nach all diesem Rap-Hip-Hop-RnB-Kram mal wieder eine Europop-Coverversion hören darf. Blue Lagoon hatten bereits zwei Hits, indem sie “break my stride” und “do you really want to hurt me” coverten. Nun haben sie sich Dionne Warwicks “heartbreaker” vorgeknöpft und ruinieren den Klassiker nach Schema F völlig zur unfreiwillig komischen Mallorca-Theken-Musik. Peinlich. 1 von 10 Punkten.

13: Ben Moody feat. Anastacia – “everything burns” / Video

Eine ungewöhnliche Kooperation für den “Fantastic Four”-Soundtrack. Ex-Evanescence-Kopf Ben Moody singt gemeinsam mit Anastacia. Das ruhige, typisch amerikanische Gitarrenstück klingt eher nach Evanescence als nach Anastacia, doch überraschenderweise nervt Anastacias Stimme bis kurz vor Schluss fast gar nicht. Nach etwa zwei Dritteln des Songs kommen noch Bombast-Drums und Pianos dazu. Ein überraschend gelungener Song. 5 von 10 Punkten.

3: DJ Tomekk – “jump, jump (dj tomekk kommt)” / Video

Oh wie übel. DJ Tomekk, der seinen Kopf für alles hinhält, was irgendwie nach Geld riecht, hat eine Single mit den Aggro-Deppen Fler und G-Hot aufgenommen. Und so gibt es die üblich peinlichen Reime (“bitches tragen ihr rückenfreies teil umgedreht, deine titten sind zu klein ich kann mein kumpel nehm’. ich bin nicht mit jeder down, ich fick’ nur Bräute mit klasse, wenn ich in’ club komm’, bilden die leute ne gasse.) gepaart mit “jump, jump”-Klängen von den längst vergessenen Kriss Kross. Ein weiteres Mal muss ich sagen: Schlimmer geht’s kaum. 0 von 10 Punkten.

Die Top 5 vom 18. Juli 2005:
1 (1) Akon – “lonely”
2 (2) US5 – “maria”
3 (-) DJ Tomekk – “jump, jump (dj tomekk kommt)”
4 (4) Gwen Stefani – “hollaback girl”
5 (3) Banaroo – “dubi dam dam”

Ebenfalls erschienen, aber gefloppt:
– Armand van Helden – “into your eyes”
– Bass Frog – “axel f. (remix)”
– Lenny Kravitz – “lady”
– Röyksopp – “only this moment”
– Towers of London – “fuck it up/on a noose”

12 Comments so far

  1. Stefan on August 14th, 2005

    zum DJ Shog. ich kannte das lied schon länger, leider habe ich jetzt das schlechte video gesehen… echt billig 0815, mal eben zusammengeschustert. das lied selbst finde ich gerade wegen des nicht ganz so eingänglichen rhytmus ziemlich genial. nach dem fünften hören ist es nur noch super :)

  2. Sportbernd on August 15th, 2005

    verbannt die aggro-vögel in ein gulag!

  3. patrick on August 15th, 2005

    … oder erschießt sie mit der gulag-kanone!…

  4. Sportbernd on August 15th, 2005

    “Bass Frog – “axel f. (remix)”” lol wat soll das den sein? geht es noch dreister?

  5. aggroberlina on August 15th, 2005

    Ich frag mich was die zwei Herren mit Gulag meinen. Gulag ist ja ein russischen Kurzwort für die Hauptverwaltung des Straflagersystems in der Sowjetunion unter der Her4rschaft Stalins.

    Der Satz: “Verbannt die Aggro-Vögel in ein Gulag” würde ja noch halbwegs Sinn machen. Aber warum in die Hauptverwaltung eines Straflagers verbannen?

    Der Satz: “Oder erschießt sie mit der Gulag-Kanone!” Macht weniger Sinn, es sei den die Leute in der Hauptverwaltung haben eine Kanone in ihren Büro stehen.

    Wenn mit beiden mal aber das Gulasch gemeint ist muss ich erlich sagen das man euch beide mal in ein Rechtschreiblager verbannt. Ich denke das selbst die Aggro-Vögel Gulasch richtig schreiben können.

  6. ecco on August 15th, 2005

    @aggroberlina

    “Wenn mit beiden mal aber das Gulasch gemeint ist_,_ muss ich _erlich_ sagen_,_ _das_ man euch beide mal in ein Rechtschreiblager verbannt. Ich denke_,_ _das_ selbst die Aggro-Vögel Gulasch richtig schreiben können.”

    6 Fehler in zwei Sätzen ist aber auch nicht schlecht! Ich glaube, es gibt sogar ein Naturgesetz, dass man zwangsläufig selbst Fehler macht, wenn man andere korrigieren will.

    :-)

  7. aggroberlina on August 16th, 2005

    schande über mein Haupt. Ich quartier mich gleich mit ein. ;-)

  8. Sportbernd on August 16th, 2005

    auch wenn es eigentlich für die hauptverwaltung steht nennt man auch die arbeitslager selbst so, ist halt scheiße wenn man nur kurz wiki überfliegt und denkt man weiß jetzt alles :( “Some authors refer to all prisons and camps throughout Soviet history (1917–1991) as the Gulags.”

  9. Thomas on August 16th, 2005

    Schade dass es Röyksopp nicht geschafft hat. Konnte mich mittlerweile doch in das neue Album reinhören und kann es nun zweifellos für großarig befinden.

  10. ShialDar on August 17th, 2005

    Ich zitiere: “DJ Antoine? Nie gehört. Der Schweizer ist dort wohl eine große Nummer”

    Ich als Schweizer kann dich beruhigen und dir versichern dass der auch hier auch keine grosse Nummer ist. Nie gehört von dem Vogel. ^^

  11. yamb - mein notizblog on August 17th, 2005

    Paparazzi, unhöflicher

    Echte Stars habe ich heute gesehen. HipHop-Stars sogar. Phreaky Flave und seine Cru (Oder nur die Cru?). Echte Local heroes in ihrem Pimp-Mobil, das ich bisher nur aus diesem Video (51MB, WMV, auch sonst schrecklich) kannte – und für einen Fake hielt….

  12. patrick on August 18th, 2005

    @aggroberlina
    ICH weiß sehr wohl was mit gulag gemeint ist!
    schade daß du nicht bemängelt hast daß man weder mit gulag- noch mit gulach-kanonen schießen kann!
    tztztz “got it now, babe?”

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