Hamburg. Mittwochabend. Marilyn Manson also. Der zweite Besuch in der Color Line Arena innerhalb von 5 Tagen. Vielleicht war ich der einizge, der sich Radiohead und Marilyn Manson in 5 Tagen ansehen kann. Aber mein Musikgeschmack ist nunmal sehr breit gefächert. Das erste, was ich vor der Arena erblickte waren ein paar demonstrierende Jesus Freaks, die anscheinend immer noch mehr als an Gott daran glauben, dass Manson das Böse ist, der Antichrist, der sein Publikum zum Bösen lockt. Nunja. Manson sollte in einer kleinen Ansprache während der Show auch ein bisschen Wasser in die Mühlen der Jesus Freaks kippen (“If god was a woman, i would fuck her in the ass… and if god had just one friend on earth, it would be George W. Bush”). Muss man doch alles nicht so ernst nehmen, liebe Jesus-Jünger, der will doch nur spielen. Gespannt war ich auf das Publikum. So extrem, wie ich hoffte, war es aber nicht. Ein seltsamer Mix aus 3-Kilo-Make-up-Gothics, bierbäuchigen Dorf-Metallern, ein paar Punks und sehr vielen Normalos. Erschütternderweise hatten sich wieder Tausende Leute dazu entschlossen, Sitzplatzkarten zu kaufen. Warum nur? Es gibt wohl fast keinen peinlicheren Anblick als Punks, die beim einem Manson-Konzert auf der Tribüne hocken. Ist denn mit der Jugend heutzutage gar nichts mehr los? ;-) Zahlenmäßig würde ich auf ein paar weniger als beim Radiohead-Konzert tippen, also etwa 4.500. Manson-Support war Peaches. Ich schrieb auf diesen Seiten vor ein paar Wochen, dass ich Peaches hasse. Und wirklich grundlegend hat sich am Mittwochabend nichts daran geändert. Peaches war ziemlich scheiße. Ein 45 Minuten langer, langweiliger Track mit einer obszönen Frau, die allein auf der Bühne rumhampelt. Das Publikum, das nunmal wegen Manson da war, konnte nichts mit Peaches anfangen, sie erntete Buhrufe und verbrachte die meiste Zeite damit, zu erwähnen, dass sie ja von Mister Manson eingeladen worden war und wir entweder mitmachen oder “fuck off”en können. Fast alle entschieden sich für zweitere Lösung, was in der weinerlichen Peaches-Aussage “You are so cruel, i’m gonna tell everybody ’bout that” gipfelte. Nach einer langen Umbaupause ertönten dann wohlige Klänge und Herr Manson betrat mit seiner Band endlich die Bühne. Selbstverständlich mit dem Opener “The new shit”. Eine genaue Setlist kann ich nicht liefern, aber die Show bestand aus den Tracks des aktuellen Albums “the golden age of grotesque” und ein paar alten Hits incl. der Cover “sweet dreams” und “tainted love”. Insgesamt waren es nur ca. 80 Minuten. Das Konzert war meine erste Manson-Show, also fehlen mir die Vergleichsmöglichkeiten. Vom Live-Entertainment-Faktor würde ich Manson aber gleich hinter Robbie Williams ansiedeln (seltsamer Vergleich, ich weiß…). Manson gibt alles auf der Bühne, wechselt 5-10 mal seine Outfits. Auch das Bühnenbild war vom Feinsten. Anfangs gab es im Hintergrund eine Wand mit monumentalen Säulen, später u.a. einen riesigen mit Luft gefüllten Marilyn-Micky-Maus-Manson-Kopf. Außer der Band waren auch ständig zwei Frauen auf der Bühne, die tanzten, trommelten, Klavier spielten oder Manson mit (simuliertem) Oralverkehr beglückten. Fazit: Für Leute, die harte Musik und provokative, ab und zu obszöne Kunst nicht von vornherein ablehnen, bietet eine Marilyn-Manson-Show eine Menge Spaß.

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