film: “the da vinci code – sakrileg”.

Eins vorweg: Ich kenne das Buch, fand es extrem spannend. Es hat mich dazu verleitet, massenhaft Sekundärliteratur zu den Themen Maria Magdalena, “Verbotene Evangelien”, etc. zu kaufen. Klarer Fall also, dass ich mir den Film am ersten Tag ansehen musste. Zur Story brauche ich wohl nicht mehr viel sagen: Der Museumsleiter des Louvre wird ermordet und hinterlässt seltsam codierte Botschaften. Der Symbologe Robert Langdon wird von der Polizei herbeigerufen, um zu helfen (in Wirklichkeit jedoch, weil er verdächtigt wird). Gemeinsam mit der Französisn Sophie Neveu begibt er sich auf eine Flucht, die gleichzeitig eine Jagd ist. Eine Jagd nach den Geheimnissen, die der ermordete Louvre-Direktor beschützt hat. Dem Geheimnis der Nachkommenschaft Jesus, der dem Roman von Dan Brown zufolge eine gemeinsame Tochter mit Maria Magdalena hatte.

Das Aufsehen, das angesichts des Kinofilms erneut aufbrandet, kann ich nicht wirklich nachvollziehen. “the da vinci code” ist ein spannender, interessanter Roman, aber eben auch wirklich nur ein Roman. Selbst ohne Sekundärliteratur merkt man schnell, das sich Brown vieles zusammengereimt hat, damit es besser passt, er zu keinem Zeitpunkt behauptet hat, ein Sachbuch geschrieben zu haben. Die Kritik der Kirche kann insofern auch nicht nachvollziehen, da ihr Buch und Film sicher mehr nützen und schaden. Schließlich rücken so die religiösen Themen an die Öffentlichkeit, viele Menschen beschäftigen sich mit Jesus, dem Christentum und dem Vatikan, ohne dass anschließend Millionen aus der Kirche austreten würden.

Den Film zu zerreißen fällt natürlich leicht. Hollywood-Blockbuster gut zu finden, gehört schließlich in einigen Kreisen ohnehin nicht zum guten Ton. Ich bin da anderer Meinung. “the da vinci code” bietet spannende Unterhaltung, für einen Blockbuster sogar ungewohnten Anspruch (so müssen sich die Zuschauer ständig Untertitel durchlesen, weil fast alle Franzosen und ein paar andere in ihrer Originalsprache sprechen) und eine Dialoglastigkeit, die ebenfalls nicht alltäglich in Blockbustern ist. Den Brown-Roman zu verfilmen war nicht leicht, das merkt man dem Film auch an. An einigen Stellen geht die Spannung etwas verloren, weil die Verschwörungstheorien zu lang erklärt werden müssen. Genau wegen dieser Verschwörungstheorien, der Religions-Thematik wurde der Roman allerdings erst zum Bestseller, also kann der Film sie nicht einfach weglassen. Meiner Meinung nach hätte der Film sogar noch länger sein müssen als die 148 Minuten, um dem Roman gerecht zu werden. Dennoch: Es ist ein spannender, solider, mit Hanks, Tautou, Reno und Alfred Molina gut besetzter Film geworden. Kein Meisterwerk, aber besser als sein Ruf. 7 von 10 Punkten.

9 Comments so far

  1. unionsbuerger on May 21st, 2006

    Was mir am besten gefällt in der Uchronie, dass Jesus eine Urenkelin hat, ist nicht das Happy End. Wir sind alle UrenkelInnen von Jesus Christus. Die abendlische Menscheit hat es so gewollt , als sie im Name GOTTES die Hexen des Mittelalters verbrennen liess, um der Vater-Sohn Beziehung dem Vorrang zu geben.

    Gut gelungen im Da Vinci Code ist auch nicht die Karikatur des OPUS DEI.

    Wirklich gut sind die aquarellartige Skizzen in 3 Szenen vom Da Vinci Code auf die gleichen Plätzen in Paris und London. In diesen Szenen wird das aktuelle Leben und die Geschichte in Kippbilder wie im Realen Leben gemischt.

  2. Maria Magdalena on May 21st, 2006

    Guter Artikel! Ich habe dich verlinkt! Ein Gruß!

  3. Andreas on May 26th, 2006

    Hallo,

    habe den nachfolgenden Beitrag zu –The Da Vinci Code – gefunden und finde die Sichtweise des Autors auch interessant.

    Der Link: http://heuteblog.de/2006/05/26/

    Viel Spaß

    Andi

  4. Müslie on May 27th, 2006

    Hallo,

    ich habe das Buch nicht gelesen, ich kannte nicht einmal die Geschichte so genau. Ich fand den Film (vielleicht auch, weil ich das Buch nicht las) etwas langatmig und konfus. Die Verschwörungstheorien werden nur angerissen, die Rätsel scheinen super einfach zu sein und die Charaktere sind im Film auch etwas flach gehalten. Ich weiß nicht, ob es etwas gebracht hätte, den Film noch länger zu machen oder ob er einfach nur schlecht umgesetzt ist. Man kann ihn sich mal ansehen, aber das war es dann auch schon.

  5. Marcus kleine Filmseite on May 28th, 2006

    also einen blockbuster um des blockbusterwillens zu verreißen wäre wiirklich schwach. doch für mich bietet “the da vinci code” soviel angriffsfläche, was vor allem an der missratenen regie ron howrds und dem lustlosen spiel seiner stars liegt. und das schmerzt mich doch schon, mag ich tautou und hanks eigentlich sehr.

    wenn Du magst, können wir unseren blogs verlinken. meiner beschäftigt sich ausschließelich mit dem medium “Kino”. einfach mir kurz eine mail schreiben (s. mein blog).

  6. Sören on August 8th, 2006

    Fand den Film leider auch extrem enttäuschend und bin nicht so wohlwollend aus dem Kino gekommen. Wie kann man so eine tolle Vorlage dermaßen schwach umsetzen? Hanks taumelt von Kofferraum zu Villa zu Flugzeug zu Kathedrale und soll doch eigentlich die Hauptperson sein… Tautou sorgt für französisches Flair aber stolpert ebenso klischiert durch die Hochglanzwelt. Und dass jemand in langen Hallen vor einer Person mit Kutte flüchtet, will ich nie wieder im Kino sehen… Einzig Ian McKellen schien Spass beim Dreh zu haben. Hat den da niemand mehr Lust auf Dramaturgie gehabt?
    Anyway.
    Kompliment für die Seite. Ist unter anderem mal eine Entspannung für Augen… Gruß, Sören.

  7. Torsten on September 28th, 2006

    Nach so viel geübter das-Buch-war-besser-Kritik an der Umsetzung habe ich mich wieder an meinen ersten Eindruck beim Lesen vom Da Vinci Code erinnert: “Der schreibt ja wie für’s Kino”. Ãœber- und Rückblenden, Tempo rein und wieder raus, tolle Kulissen!
    Im Ãœbrigen war Dan Brown’s Megaseller schon sprachlich nicht gerade was für den literarischen Olymp. Oder nur schlecht übersetzt?

  8. Hans on April 4th, 2007

    Der Film war einfach *bläk* wenn ich das so sagen darf.Er hat mir nich gefallen, weil er sehr kompliziert geschrieben wurde und man bzw. ich mich nicht so gut ausgekannt habe nach was sich Robert und Sophie auf die Suche machten.Aber auf der anderen Seite finde ich, dass er sehr gut von den Schauspielern gespielt wurde. ;)

  9. Christian on August 2nd, 2007

    Wer diese Prekariatsbespaßung (Buch & Film) mag, der disquilifiziert sich in meinen Augen als Kritiker für den Rest seines Lebens.

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