Nochmal Schmidt. “Post von Wagner” ist heute wirklich gut. Und wie gewohnt Pathos-triefend…

Lieber Harald Schmidt,
als das Fernsehen aufkam, hat meine Mutter gesagt: Das Radio ist schon schlimm genug, aber wenigstens muss man’s nicht ansehen. Jetzt, wo Sie aufhören, weiß ich auch nicht mehr, warum ich aus meinen Berliner Kneipen um 23 Uhr nach Hause soll. Acht Jahre lang um 23.15 Uhr habe ich mir Ihren Humor-Rausch reingezogen, er bekam mir besser als Grappas, Gavis. Sie waren mein Gedankenbruder. Manche Sätze aus meinen Kolumnen haben Sie zu einem Teil der Late-Night-Show gemacht. Zum Vatertag dieses Jahres schrieb ich: Saufen ist Heulen. Sie haben daraus eine ganze Nacht gemacht. Sie haben das große Talent eines Woody Allen. „Woher soll ich wissen, ob es Gott gibt“, fragte einmal Woody Allen in seinem Film, „ich weiß ja nicht mal, wie ein Dosenöffner funktioniert.“ Ihr Witz, lieber Harald Schmidt, war genau so tief. Sie kratzten an Tabus. Sie legten sich mit Polen, Chinesen, Schwulen an. Sie forderten den Konsens unserer Gesellschaft zum Duell. Sie hören nun auf. Und ich denke, dass ich auch aufhören muss. Ich fliege morgen zu meinem brasilianischen Freund, der den Regenwald retten will. Seine Frau arbeitet in den Favelas. Ich will mich da nützlich machen. Ohne Sie habe ich auch keinen Bock mehr in Deutschland. Herzlichst Ihr F. J. Wagner

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