charts-kritik (2006-11-10).

Keine Angst, die Wiederbelebung der Charts-Kritiken ist nicht schon wieder zu Ende. Hier sind die New Entries der deutschen Singlecharts vom 10. November 2006. In der YouTube-Playlist könnt Ihr Euch alle 15 Videos anschauen – wenn Ihr es überlebt.

84: Michelle Hunziker – “from noon till midnight”

Ich glaube, Michelle Hunziker ist die schlechteste Sängerin seit Prinzessin Stephanie. Unfassbar, wer auf die Idee gekommen ist, Frau Hunziker singen zu lassen. Ein Video, in dem sie sich auf einem Bett räkelt, hätte man doch auch ohne ihren Gesang drehen können. “from noon till midnight” ist ansonsten ein einschläferndes Etwas, das man schneller vergisst als man denken kann. 1 von 10 Punkten.

80: A.n.d.r.e. – “warum du”

Huch? Sind die Tokio-Hotel-Gören schon zu alt geworden für die kleinen Mädchen? Hier singt ein noch jüngeres Jüngelchen, das klingt als sei es der Sohn von Wolfgang Petry irgendwelche prä-pubertären Geschichtchen. Immerhin kann der Kleine besser singen als Frau Hunziker, aber dazu gehört ja auch nicht viel. 2 von 10 Punkten.

78: Fedde Le Grand – “put your hands up for detroit”

Der Nummer-1-Hit aus England jetzt auch hier in den Charts. Eine pumpende Detroit-House-Nummer, die wohl im Sommer in Ibiza der Abräumer war. Mich erinnert der Track irgendwie extrem an “flat beat” von Mr. Oizo. Solide Arbeit, 6 von 10 Punkten.

73: Doreen – “ich bin meine eigene frau”

Doreen aus der letzten “Popstars”-Staffel (Erinnert sich noch jemand an Nu Pagadi?) ist ja nun seit einiger Zeit mit Sido zusammen. Und da ist es ja auch kein Wunder, dass sie nun als RnB-Sternchen mit Rotz-Image zurückkommt. “du kannst mir nichts bieten, du sau, hau ab mit deinem geld”. Nunja. 3 von 10 Punkten.

69: Moby – “new york, new york”

Ich persönlich glaube ja, dass Moby seine beste Zeit weit hinter sich gelassen hat. Ich weiß gar nicht, wann zum letzten Mal ein Song von ihm kam, der mir uneingeschränkt gefallen hat. “new york, new york” passt sehr gut in die Misere. Eine 08/15-Dance-Nummer, mehr nicht. Da hilft auch der Gesang von Debbie Harry nicht. Ohrwurmig ist die Nummer irgendwie, aber eben zu nervig, um ein gern angenommener Ohrwurm zu werden. Und der Clip nervt auch. 4 von 10 Punkten.

63: Mark’Oh – “let it out (shout shout shout)”

Cover-Versionen waren ja immer schon das große Ding für Mark’Oh. Sein größter Hit war schließlich der Bonbon-Techno-Track “tears don’t lie”. Jetzt versucht der Altmeister es mit einem sehr langen Sample aus “every breath you take” von Police. Problem an der Sache: Das, was Mark’Oh an eigenen Elementen hinzufügt, passt kein bisschen zur Police-Melodie. Anscheinend sollte lediglich eine schwache Popnummer mit einem Wiedererkennungswert versehen werden. Hat nicht geklappt. 2 von 10 Punkten.

57: X-Perience – “return to paradise”

Manche Dinge ändern sich nie. Die Musik von X-Perience zum Beispiel. Seit über zehn Jahren machen sie ihre immergleiche süßlich-hymnenhafte Popmusik. Ich mochte manch einen Song damals sehr gern (“a neverending dream”!) und auch diese neue Single kann ich nicht komplett ablehnen. Obwohl der Gesang etwas zittrig klingt. Aber eins muss man den Uhles lassen: Melodien können sie komponieren. 5 von 10 Punkten

50: David Guetta vs. The Egg – “love don’t let me go (walking …)”

Noch ein Top-Hit aus England. Der Song war dort auf Platz 3, sicher auch wegen eines Citroen-Werbespots. Es handelt sich um ein sehr einprägsames House-Pop-Mashup. Ineinandergemixt sind ein Popsong von David Guetta (“love don’t let me go”) und die House-Beats von The Egg. Herausgekommen ist ein sehr netter Song, der sicher auch in Deutschland seinen Weg gehen wird. 6 von 10 Punkten.

45: Sebastian Hämer – “nur mit dir”

Der Mann, der so klingt wie Mister Naidoo kommt mit seiner zweiten Single. Nach “sommer unseres Lebens” nun “nur mit dir”. Der beim ersten Song eindeutig vorhandene Ohrwurm-Faktor fehlt hier allerdings komplett. Das Stück schleicht vor sich hin, etwas klebrig, behäbig, einschläfernd. Wenn mich nicht alles trügt, wird Herr Hämer schnell wieder vom der Chartsbühne verschwinden. Wahrscheinlich für immer. 3 von 10 Punkten.

44: Vibekingz And Maliq – “this letter (p.s. i luv u)”

Die drei hatten einen Hit mit einer “she’s like the wind”-Coverversion. Nun versuchen sie es mit einem eigenen, aber ähnlich schleimigen Stück. “this letter” kommt drei Minuten als seichte Boyband-Nummer daher, wird dann von einem völlig überflüssigen Rap unterbrochen und geht so weichgespült zu Ende, wie sie anfing. 3 von 10 Punkten.

41: The Game feat. Junior Reid – “it’s okay”

Ein üblich agressiver Westcoast-Gangster-Rap von The Game, der als akustisches Schmankerl einen Sample von Junior Reid bietet. Der nervt aber abgesehen von den Anfangssekunden so sehr mit ständigen Loops, dass der Song schon allein dadurch unerträglich wird. Da kann Herr Spiel rappen, was er will. 2 von 10 Punkten.

34: Paris Hilton – “nothing in this world”

Noch so eine Idee, die es besser nicht gegeben hätte. Nicht nur Michelle Hunziker singt, sondern auch Paris Hilton. Schon zum zweiten Mal. Und die erste Single war sogar ein großer Hit. Sie hat eindeutig bessere Songschreiber als Hunziker. Zwar fehlt “nothing in this world” die zündende Idee, der Song hat keinerlei Höhepunkte, aber besser als Hunzikers Gesinge ist er leider. Zudem verfügt das Hilton-Produzententeam über die besseren Computer. Denn das Frau Hilton wirklich singen kann, glaubt doch wohl kein Mensch, oder? 3 von 10 Punkten.

16: Bushido – “sonnenbank flavour”

Ach, wie ich sie liebe, die deutschen Proll-Rapper. Da weiß man immer schon vorher, was man bekommt. Beschissen peinliche Texte, billige Produktion, keine Musik. In diesem Fall handelt es sich um eine agressiv vorgetragene Aufzählung von Worten, die manchmal Sinn macht, meist aber nicht. Warum auch Sinn? Ist ja Bushido. 1 von 10 Punkten.

12: Snow Patrol – “chasing cars”

Das ich das nochmal erleben darf. Snow Patrol steigen auf 12 in die deutschen Single-Charts ein!?! Wahrscheinlich wegen vieler Einsätze in “Grey’s Anatomy”-Trailern und “Popstars”-Folgen. Zwar bin ich weiterhin der Meinung, das das Vorgänger-Album “final straw” noch viel viel toller war als die aktuelle Platte “eyes open”, aber “chasing cars” gehört eindeutig zu den Glanzlichtern in der Geschichte des melancholischen Indie-Poprocks. Ein Wahnsinns-Song. 9 von 10 Punkten.

2: Depeche Mode – “martyr”

Ach. Die alten Herren. Ich brauche nicht zu wiederholen, dass ich die neueren Stücke alle nicht mehr mag. “martyr” klingt für mich auch äußerst uninspiriert und runtergespult. Den Fans war’s egal, die haben die Single trotzdem auf 2 gebracht. 4 von 10 Punkten.

Die Top Ten vom 10. November 2006:
01 (01) Silbermond – “das beste”
02 (–) Depeche Mode – “martyr”
03 (03) Scissor Sisters – “i don’t feel like dancin'”
04 (04) Pink – “u + ur hand”
05 (02) US 5 – “in the club”
06 (05) Rihanna – “unfaithful”
07 (12) Meat Loaf f. Marion Raven – “it’s all coming back to me now”
08 (08) Chamillionaire – “ridin'”
09 (07) P. Diddy feat. Nicole Scherzinger – “come to me”
10 (09) Justin Timberlake – “sexyback”

Ebenfalls erschienen, aber gefloppt:
– Corinna May – “die welt der marie”
– David Hasselhoff – “jump in my car”
– Exilia – “your rain”
– HSV Nordtribüne – “viele viele siege”
– Lacuna Coil – “closer”
– The Feeling – “fill my little world”
– Tommy Engel – “du bes kölle”
– Weird Al Yankovic – “white and nerdy”

9 Comments so far

  1. Robert on November 22nd, 2006

    zu Moby – NY,NY

    ich muss sagen, es gibt einige gute Mixe die um einiges besser klingen als die Video/Radio auf YouTube.

    Klar ist die nummer kein “einzelstück” aber trozdem gut gemacht und sehr groovig einen punkt mehr hätte sie wegen dem guten remix potential schon verdient

  2. Arne on November 22nd, 2006

    wow, David Hasselhoff mit Jump in my Car nicht in den Charts? Ich bin entsetzt.
    Der HSV-Song kam wohl etwas deplaziert.

  3. Sven on November 22nd, 2006

    Snow Patrol ist sogar in meiner Playlist.

    Arne:
    Vielleicht soll man ihn als Ankündigung verstehen?

  4. SRT on November 23rd, 2006

    @ Arne
    Jump in my Car ist punktgenau auf Platz 101 gelandet *g*

  5. Flo on November 23rd, 2006

    jeppa, die Charts sind zurück! Herzlichen Dank dafür!

  6. Norbert on November 23rd, 2006

    Nicht dass ich auf Bushido bzw. anderen “Proll- deutschrap” anhöre. trotzdem muss ich sagen, dass es einen relativ unkomplizierten Sound hat den man sich schon mal anhören kann. Da es weit oben in den Verkaufscharts ist, hab ich hab mir das Video komplett reingezogen und empfand es nicht als schlimm.

  7. Anonymous on November 23rd, 2006

    nur mal so “put your hands up for detroid” ist eher ne kirmesdäschno nummer als Detroit-House-Nummer.
    und bei david guetta vs. the egg ist the egg auch nicht der produzent mit den house beats. das ursprungs bootleg kam von den deutschen toccadisco, die leider keine royalties zu sehen bekommen haben. ihr mix lief auf der winter music conference in miami sehr erfolgreich und seitdem tritt the egg auch wesensfremd mit der nummer alleine auf….

  8. Dittsche on November 23rd, 2006

    Zu Platz 50: Also ich finde es grausam, was The Egg da mit diesem eigentlich recht schönen David Guetta-Song macht. Seine Beats aus der Citroen-Werbung wirken völlig dplatziert und ruinieren den Charme des Originals völlig. 6 Punkte sind dafür eindeutig zuviel.

  9. lame on November 24th, 2006

    kickenderes material, als olle holland-fedde, das auch wirklich was mit dem sound aus detroit zu tun hat, in dem einspieler.

    http://www.youtube.com/watch?v=ONFcQ8r0JvE&mode=related&search=

    oder hier.

    http://www.youtube.com/watch?v=UXGpVcYnIsA

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