popkulturjunkie on tour: placebo (2007).

Nachdem das Konzert in Oberhausen im vergangenen Jahr viel zu schnell ausverkauft war, ging ich diesmal auf Nummer sicher und besorgte sehr früh die Karten für den Gig in Düsseldorf. Für mich: Placebo, die fünfte. Nach zwei Konzerten 2001, einem 2003 und einem 2004 hält die Band weiterhin den einsamen Rekord in den popkulturjunkie-Live-Charts. Ich habe mich im Vorfeld sehr gewundert, dass es wirklich schon ziemlich genau drei Jahre her ist, seit ich Placebo zum letzten Mal gesehen habe, zu frisch waren die Eindrücke eigentlich noch. Nach dem Southside-Auftritt 2004 nun also die Düsseldorfer Philipshalle. Ein völlig anderes Ambiente und eine Band, die sich weiterentwickelt hat. Leider nicht nur zum Guten, wie sich herausstellen sollte.

Nachdem ich die erste Supportband, Howling Bells (bewusst) verpasst habe, kam ich relativ rechtzeitig zum Auftritt von Satellite Party in die Halle, dem neuen Projekt der Halb-Legende Perry Farrell (Porno foy Pyros / Jane’s Addiction). Ich hatte mir im Vorfeld schon ein paar seiner neuen Songs angehört und fand sie nicht so schlecht. Leider konnte man die Band live nicht komplett ernst nehmen, denn Farrell hielt es für nötig, seine Background-Sängerin in einen silbernen Bikini zu stecken und sie Las-Vegas-mäßig herumtanzen zu lassen. Passte nicht wirklich. Erbärmlich waren aber Teile des Publikums, die der Band keinerlei Respekt zollten, sondern ständig “Aufhören” gröhlten und pfiffen. Peinlich.

Nach einer Umbaupause, in der gefühlte 15-20 Roadies auf der Bühne herumwuselten, kamen dann die Herren von Placebo auf die Bühne – inzwischen fünf. Meiner Meinung nach war der Sound der Show ziemlich mies aufeinander abgestimmt. Stimme und Drums zu laut, Gitarre zu leise – vielleicht lag es aber auch an der Philipshalle. Abgesehen von Morrissey habe ich noch keine großen Erfahrungen mit dem Sound dort. Aber auch sonst konnten Placebo mich nicht komplett umhauen. Wahrscheinlich lag es zum Einen daran, dass ich sie auch schon viermal gesehen habe, zu einem großen Teil aber auch an der Band selbst. Mir war das Programm viel zu routiniert. Die Show war nicht überraschungsarm, sondern überrasachungslos. Die Setlist unterschied sich z.B. bis zur Zugabe zu 0% von der des Dresden-Auftritts vor einigen Tagen – und in der Zugabe nur dadurch, dass ein Song weggelassen wurde. Ein bisschen mehr Kreativität und Abwechslung hätte ich mir schon gewünscht. Zumal auch Brian Molko zwischen den Songs kaum mal das Wort ergriff – früher tat er das öfter. Positiv anzumerken ist eindeutig, dass Placebo sich live weiterentwickelt haben. Mir kam das Konzert druckvoller, lauter und schneller vor als die vier anderen Konzerte. Besonders bei den beiden Zugaben “running up that hill” und “twenty years”, die gleichzeitig der absolute Höhepunkt des Konzerts waren, verausgabten sich die Herren komplett. Ein bisschen mehr davon hätte ich mir auch vorher schon gewünscht. Etwas nervig war außerdem, dass Molko bei sehr vielen Songs zu sehr variiert hat, sprich: die Melodie, die er singt, hat er so geändert, dass sie völlig anders klingt als auf den Studio-Aufnahmen. In den meisten Fällen nervte das allerdings, vor allem “i know” klang viel zu schräg.

Wie lautet also mein Fazit? Womöglich war dieses Konzert mein letztes Placebo-Konzert. Ich möchte nicht irgendwann das erleben, was ich damals in Frankfurt bei Depeche Mode erlebt habe. Leuten, die Placebo noch nie live gesehen haben, würde ich den Konzertgang aber trotzdem empfehlen – vielleicht erkennt man die Routine und Un-Inspiration dann nicht so sehr und kann den Gig mehr genießen. Und so schlecht waren die 90 Minuten ja nun auch wieder nicht.

Zum Abschluss noch die Setlist:

01: “infra-red”
02: “because i want you”
03: “meds”
04: “drag”
05: “soulmates never die”
06: “i know”
07: “song to say goodbye
08: “follow the cops back home”
09: “every you every me”
10: “special needs”
11: “one of a kind”
12: “without you i’m nothing”
13: “bionic”
14: “blind”
15: “special k”
16.: “the bitter end”
——————
17: “running up that hill”
18: “twenty years”

8 Comments so far

  1. MarCus on June 27th, 2007

    Die Jungs aber auch schon seit ca. einem Jahr mit dem Album auf Tour…. Ich hab sie am 6.6.06 in Magdeburg gesehen und war sehr begeistert! Anschließend hab ich sie im Dezember in Hamburg erlebt, sie waren noch sehr gut, aber trotzdem waren sie routinierter und nicht mehr so spielfreudig. Mein Eindruck kann aber auch dadurch entstanden sein, dass ich sie schon zum zweiten Mal gesehen hab und die Stimmung in HH schlechter war als in MD.

  2. Michi on June 27th, 2007

    … also ich war auch auf dem gig.

    finde die kritik recht gut und unterschreibe sie auch.

    das nächste mal placebo erst wieder wenns n neues (gutes) album gibt

  3. rron on June 29th, 2007

    Heute in Frankfurt auch wieder unveränderte Setlist. Allerdings großer Hass, als Molko zu Soulmates eine jonglierende Weißclownin auf die Bühne bat, die den Text pantomimisch darstellte. Auffällig war außerdem, dass sämtliche Songs, bei denen Olsdal Bass spielte, völlig lahm und drucklos wirkten, verglichen damit, wenn er Gitarre spielte und Bill Lloyd Bass. Bühnenbild anfangs sehr okay, mit zunehmender Länge wirkten die Vidiwalls aber eher nervend und man wünschte sich, dass dort öfter Livebilder statt nerviger Collagen zu sehen wären.

  4. Sunny on June 29th, 2007

    …war gestern auch in Frankfurt, mein erstes Placebo-Konzert… Und es war der pure Horror! Ich hatte mich so darauf gefreut und dann war es einfach nur furchtbar. Obwohl ich echt recht text- und melodiefest bin, waren die Stücke so verändert, dass ich kaum eins am Anfang erkannt habe. Und schön waren diese Experimente wirklich nicht.
    Wie kann man seine eigene Kunst so verstümmeln? Ist mir echt ein Rätsel, was Brian Molko sich dabei gedacht hat…
    Kein einziges Mal hat sich einer dieser arroganten Schnösel beim Publikum bedankt, vorgestellt wurde sowieso keiner.
    Fazit: große Enttäuschung!
    Schade um das Geld!

  5. Zip on June 30th, 2007

    Ich war auch in Düsseldorf.Es war allerding mein erstes Placebo Konzert, von daher kann ich nicht wirklich einen Vergleich anstellen, aber selbst mir kam das ganze sehr unkreativ vor.Ich hatte nachher den Eindruck, dass alles was die Herren, da oben auf der Bühne wollten,war, dass sie schnell wieder herunter gehen konnten.
    Ich habe selten eine so langweilige Show erlabt und das obwohl Placebo eindeutig eine meiner lieblings Bands ist und ich mich sehr gefreut hatte.Allerdings muss ich auch verteidigend sagen, dass ich auch noch nie ein so miserables Publikum erlebt habe.Wahrscheinlich hat es sich gegen seitig bedingt, denn weder konnnte die Band das publikum mitreißen noch konnte das Publikum der Band den anscheinend so unliebsamen Auftritt versüßen.Ob es sich nun um halb-Gehirn-amputierte Vollidioten handelte, die meinten sie müssen ganz vore zwischen lauter kleinen Mädels anfangen zu pogen und somit nichts als Uruhe stifften, oder einfach absolut langweilige Langweiler, es war eifach das schlechteste was mir in Sachen Crowd je untergekommen ist.Da der grundsätzlich schlechte Sound der Phillipshalle allgemein bekannt ist braucht man dazu wohl nichts mehr sagen und in Sachen Bühnenbild hab ich auch schon besseres erlebt.
    Dass Molko außer der kurzen Frage wer denn das Konzert am Vortag im TV gesehen habe das Publikum weitestgehend ignoriert hat, fand ich mehr als schade.Trotzallem finde ich es aber auch verzeilich wenn man nach so vielen Jahren eine gewisse Routine bekommt.
    Auch wenn ich es mir anders vorgestellt hätte hate ich einen schönen Abend und ich würde mein Geld nicht als verschwendet bezeichnen.
    Niemand ist immer gleich gut und zum Glück herschen ja auch och nicht die Roboter also ist es für mich mehr als OK und verständlich.
    Ich würde wieder hingehen denn Placebo sind einfach gut.

  6. Nani on July 5th, 2007

    Vortreffliche Grüße aus Köln!

    Die Vorgruppe mit der älteren Glitzerprostituierten ließ mich würgen, Protest mußte lauthals kundgetan werden, sowas kann ich mir kommentarlos nicht gefallen lassen.Besonders meine Trommelfelle nahmen das Geschrammel persönlich.
    Ansonsten recht unspektakulär, aber meine Liebe zu dieser Band wird mich auch das nächste Konzert gern besuchen lassen.

  7. Robert on July 8th, 2007

    Tja,Molko und Band,ich glaube ja,dass dies eins jener Konzerte war,an dass ihr euch den nächsten Tag kaum noch erinnrt habt.Top of the worl is where you are from?Fuck you Molko!

  8. christina on July 10th, 2007

    also ich fande das konzert garnicht so schlecht,bis auf die eine beschissene vorband mit dolly buster.Das musste nicht sein,aber sonst gerne wieder.War mein drittes Placebo konzert und bin immer noch begeistert und bei einem echten Placebo fan,gibt es keine schlechte konzerte.

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