kulturkampf musik.

Ungewöhnliche, lesenswerte Titelgeschichte der aktuellen “Visions“: Auf zwölf Seiten haben vier Autoren den aktuellen Stand in Sachen Musik aufgeschrieben. Behandelt werden Fragen wie “Ist der Plattenladen tot?”, “Ist das Album tot?”, “Ist die Fanzine-Kultur tot?”, “Ist die Musikpresse tot?” und “Ist die Musikindustrie tot?”. Im Mittelpunkt steht aber die Musik als solches und die Frage, was die aktuelle Misere für Bands, Labels und vor allem für die Nutzer bedeutet. Credo: Wenn wir nicht alle aufpassen, geht die Musik nicht nur als Wirtschafts-, sondern auch als Kulturgut flöten.

“Wenn man in einem Supermarkt einen Schokoriegel klaut, weiß jeder, dass der Filialleiter die Polizei ruft, eine Geldbuße fällg wird, man Hausverbot erhält und ein riesiges Gezeter losgeht. Der Diebstahl von Musik dagegen wird bagatellisiert und zum Teil sogar als Ausdruck von Coolness oder politischen Widerstands empfunden, obwohl Musik den Menschen so sehr emotionalisiert wie kaum etwas anderes. Das alles mit dem Ziel, absurde Datenmengen anzuhäufen, und mit der Begleiterscheinung, den Wert der Musik kaum mehr zu schätzen.”

Um eine Diskussion zum Thema loszutreten, hat die “Visions” extra eine eigene Website online gestellt. Unter kulturkampf-musik.de gibt es u.a. die komplette Titelgeschichte als PDF und Diskussionsforen zum Thema.

17 Comments so far

  1. wiesengrund on August 15th, 2007

    aha. wie üblich kann, wer viel hört, das gehörte nicht so sehr schätzen, wie der, der weniger hört. gähn.

  2. marlin on August 15th, 2007

    @wiesengrund: Nö, das behauptet zumindest der zitierte Abschnitt nicht. Es geht um das Anhäufen von Musik als Selbstzweck, das Jagen von Gigabyte-Marken, welches die Reflektion des Inhalts hinten anstellt.

    @popkulturjunkie: In der Tat sehr lesenswert, schöner Tipp, danke.

  3. rene on August 16th, 2007

    Sicherlich lesenswert, garantiert sogar. Das Anhäufen von Musik, geschenkt. Sammeltrieb.

    Aber das Musik als Kulturgut flöten gehen kann, means, dass das überhaupt möglich ist, wage ich zu bezweifeln. Der Stellenwert von Popmusik, vielleicht. Der existiert ja auch erst in gegenwärtiger Form seit, sagen wir mal, 60 Jahren. Da kann sich natürlich was tun. Glaube ich aber trotzdem nicht.

    Das fragmentiert sich einfach immer weiter. Die Big-Seller sind am Ende. Der Mainstream. Nicht aber die Popkultur. Die wird nur bunter. (Hoffe ich.) ;-)

  4. rene on August 16th, 2007

    >Wenn man in einem Supermarkt einen Schokoriegel klaut, weiß jeder, dass der Filialleiter die Polizei ruft, eine Geldbuße fällg wird, man Hausverbot erhält und ein riesiges Gezeter losgeht. Der Diebstahl von Musik dagegen wird bagatellisiert und zum Teil sogar als Ausdruck von Coolness oder politischen Widerstands empfunden, obwohl Musik den Menschen so sehr emotionalisiert wie kaum etwas anderes.

    Dem ist mitnichten so. Es schreibt keiner ein Skript und „klaut“ Songs aus iTunes. Sondern ein Album leakt irgendwann ins Netz und ist einfach verfügbar.

    Das Netz und die Digitalität an sich ist grundsätzlich eine riesige Kopiermaschine. Das ist mit geistigem Eigentum einfach nicht vereinbar, weil sich die Prinzipien einfach diametral gegenüber stehen.

    Whoa, dazu muss wohl doch nochmal was machen…

  5. jj on August 16th, 2007

    LOL, richtig. Es gibt Dinge die sind nicht aufzuhalten. Da muss sich die Welt anpassen und die Vielfalt der Musik wird noch weiter zurückgehen.

    Auf ein Niveau, auf dem die meisten Künstler heutzutage sind, die von den Touren und echten Fans leben. Also wird man sich mehr anstrengen müssen. (geschr.v. keinem Musiker)

  6. wiesengrund on August 16th, 2007

    @marlin: nö, der absatz sagt: “diebstahl von musik”=”das alles”=”Ziel, absurde Datenmengen anzuhäufen”. also wer klaut, klaut mit dem ziel der absurden anhäufung, des jagens der gigabyten-marken. und das ist nunmal der seitjeher langweilige “vielhörer sind wenighörer”-blödsinn.

  7. wiesengrund on August 16th, 2007

    und überhaupt: wer nicht reflektiert, den “Wert” nicht “schätzt”, darf nicht mitreden, oder wie? boah ey.

  8. saarpreme on August 16th, 2007

    Diese Diskussionen über den Wert der Musik hören sich für mich oft so an, als würde man die Liebe, die in dem jeweiligen Album steckt, am liebsten am Gewicht des Datenträgers messen.

  9. Jochen on August 16th, 2007

    Der Schokoriegel-Vergleich ist einfach Unsinn. Der Diebstahl von materiellen Gütern sorgt für einen direkten Vermögensverlust bei den Beteiligten. Bei Musik ist es ein verhinderter Gewinn. Und da Gewinn nicht klar planbar ist, kann man auch nicht davon ausgehen, daß ein Download den Musiker und die anderen Beteiligten in einem ähnlichem Maße schädigt, wie den Händler den Verlust des Riegels. Weiterhin dürfte der Diebstahl des Schokoriegels nicht wirklich viel verursachen. Zu einem Gerichtsverfahren wird es nicht kommen, da solche Strafverfahren bereits im Voraus eingestellt werden.

  10. Frank on August 16th, 2007

    “Der Schokoriegel-Vergleich ist einfach Unsinn. Der Diebstahl von materiellen Gütern sorgt für einen direkten Vermögensverlust bei den Beteiligten. Bei Musik ist es ein verhinderter Gewinn.”

    Bitte was? Das ist ja sowas von verfehlt. Bei CDs/Musik ist es in diesem Fall genauso, wie bei jedem anderen “Produkt” auch – man muss eine gewisse Menge davon verkaufen, bis sich ggfls. ein Gewinn einstellt. Du behauptest indes, dass jede verkaufte CD sofort Gewinn ergibt und eine nicht verkaufte CD somit lediglich den Gewinn schmälert. Geht´s noch? Das ist doch schlicht und ergreifend gelogen – fragt sich nur, warum? Ich meine, sorry, aber so blöd kann man doch nicht sein.

  11. Ralph on August 16th, 2007

    Diese Sammler verursachen doch sowieso keinen Schaden. Wäre die Musik nicht im Netz frei zugänglich, würden sie keinen Cent dafür ausgeben. Die Musik interessiert doch gar nicht.

  12. r3lite on August 16th, 2007

    Vielen Dank für den Link, ich habe die Ausgabe selbst noch nicht und mich sehr über das pdf und die zugehörige Page gefreut.

  13. Oliver on August 17th, 2007

    Black Panther-Pose mit Apple iPott. Kulturkampf à la Visions. Werden dort eigentlich immer noch mehr als 70% der redaktionellen Beiträge als schlecht getarnte PR-Berichte der Labels veröffentlicht?

    Kriegt man eigentlich Kohle dafür, das man Cover+ Story hier ordentlich anpreist?

  14. mediumflow on August 18th, 2007

    Musik ist kein Schokoriegel.

  15. matze on August 19th, 2007

    ohne den ganzen artikel gelesen zu haben (mach ich gleich, danke für den hinweis), der zitierte abschnitt klingt ja so, als hätte sich die industrie/die gema bei der visions eingekauft. aber es ist wenigstens mal ein ungewöhnlicher ansatz. zurück zur visions bringt er mich trotzdem sicherlich nicht. (was die frage aufwirft: ist das musikmagazin tot?) ;)

  16. Onkel Peppy on August 20th, 2007

    @Frank:
    Ich denke, das hast du falsch verstanden. Es geht ja nicht um Diebstahl von Cds aus nem Laden.

    Um beim Schokoriegel zu bleiben:
    Wenn jemand n LKW aufbricht und Kartonweise Schokoriegel klaut, um diese dann in Hauseingänge zu stellen, ich würde mir einen nehmen.

  17. Smeik on August 22nd, 2007

    Den Artikel hat sich die Musikindustrie sicherlich einiges kosten lassen. An sich ein netter Versuch eine solche Diskussion zu führen, aber leider völlig einseitig und wahrscheinlich von Seiten der Zeitschrift völlig an ihren eigenen Lesern vorbei geführt. Ob es die interessiert auf zehn Seiten zu lesen, dass Raubkopieren doof ist?

Leave a Reply