So. Und jetzt ein paar Worte zu meinem Wochenende in Berlin. Zunächst zum ADC. Für alle, die mit dieser Branche nichts zu tun haben: Der ADC ist der Art Director’s Club. Ein Club von Werbern und anderen Kreativen, der einmal im Jahr die beste Werbung, die besten Zeitschriften-Gestaltungen und andere kreative Dinge auszeichnet – bei den ADC Awards. Und da war ich also. Als Journalist, der eigentlich nur über Fernsehen schreibt und nicht über Werbung ein kleiner Fremdkörper – aber umso entspannter, objektiver konnte ich an die Sache rangehen.
Am Freitag gab es zunächst die ADC Visions – eine Veranstaltung, auf der ein paar wichtige Kreative Vorträge hielten. Klingt langweiliger als es war. Es gab viele schlechte und gute Werbung zu sehen, erhellende und weniger erhellende Worte zu hören. Mein persönliches Highlight der Veranstaltung (und da mag ich der Einzige gewesen sein) war der Auftritt von Malcolm McLaren. Der Erfinder der Sex Pistols redete kein bisschen über Werbung, sondern über die Lage der Gesellschaft, einen Besuch in Peking, den er in höchst spannenden und eindrucksvollen Worten schilderte und über das seiner Meinung nach nächste große Ding: Chip-Music. Diese Musikrichtung, gemacht wird sie auf alten 8bit-Computern und -Spielkonsolen gibt es zwar schon seit Jahren und McLaren erklärt sie auch schon seit dem letzten Jahr zum nächsten großen Ding, aber interessant war’s trotzdem. Ich hätte ihm noch Stunden zuhören können.
Am Samstag stand dann ein Besuch auf der ADC-Ausstellung an, auf der alle ausgezeichneten und eingereichten Anzeigen, Clips, Fotos, Layouts, etc. zu sehen war. Am Abend ging es dann also zum Höhepunkt: zu den ADC Awards. Eine zum Teil sehr skurrile Show, auf der sich die Werbebranche selbst feiert als gäbe es kein Morgen. Die Preise werden verliehen, die Gewinner kommen unter Jubel und Applaus auf die Bühne – letzlich eine relativ unspektakuläre Veranstaltung mit vielen technischen Pannen. Zwischendruch sang Ulrich Tukur mit seiner Band Schlager des frühen 20. Jahrhundert. Sehr lustig, das. Den sollte man sich vielleicht mal in einem kompletten Konzert geben.
Die After-Show-Party war dann sehr sehr seltsam. Man glaubt gar nicht, wie Leute, die sich für extrem cool halten eine solch uncoole Party feiern können. Die Musik! Die beiden DJs hätten jeder Dorfdisco alle Ehre gemacht. Technozeug, das vor 10 Jahren vielleicht cool war, später “smells like teen spirit” und gleich danach Fury in the Slaughterhouse, Guns’n’Roses. Dann wieder blöde Party-Hits. Wirklich: ein Dorfdsico-Mix at its best. Nichts an neuer, ideenreicher, kreativer Musik. Und dann noch Pseudo-Promis wie Jenny Elvers. Naja, vielleicht feiert jeder eben doch die Party die er verdient. Richtig schlecht war’s trotzdem nicht. Wenn man alles mit etwas Humor genommen hat, konnte man die Nacht ganz gut überleben. Und immerhin: So arrogant, mega-stylish und abgehoben sind sie gar nicht, die Werber.

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