Cicero“. Ich war etwas skeptisch. Zu ambitioniert klang all das, was ich im Vorfeld gehört hatte. Die Skepsis: völlig unnötig. Die Erstausgabe des “Magazins für politische Kultur” ist verdammt gelungen. Eine sehr illustre Liste von Autoren: Madelaine Albright schreibt über den nordkoreanischen Diktator Kim, Arthur Miller über einen Besuch bei Fidel Castro, Umberto Eco über den europäischen Antisemitismus, Rudolf Scharping über die SPD, Roger de Weck über die “Unfälle der Generaton Golf”, Günter Schabowski über die Dekadenz der DDR-Oberen. Außerdem dabei: die üblichen Verdächtigen Maxim Biller, Wladimir Kaminer, Nils Minkmar, Christoph Stölzl, etc, etc. Und Jim Rakete fotografiert Gerhard Schröder. Und Tilman Spengler besucht und interviewt Jörg Immendorff. Eine schier unerschöpfliche Reihe von interessanten Geschichten. Ich hab seit langer langer Zeit nicht mehr so viel Lesenswertes in einem einzigen Magazin gesehen. Mein persönlicher Höhepunkt: Ein Artikel von Gregor Peter Schmitz und Jörg von Uthmann über die obskure US-Elite-Studentenverbindung Skull and Bones, der beide Präsidentschaftskandidaten George W. Bush und John Kerry angehörten – ein Thema, über das man sonst nur auf zweifelhaften Verschwörungs-Websites liest. Wenn Wolfram Weimers “Cicero” dieses hohe Niveau durchhält, steht es ab sofort ganz weit oben auf meiner langen Zeitschriften-Einkaufs-Liste. Nur eins noch: Der Typ auf dem Cover sieht doch nicht wirklich aus wie Gerhard Schröder, oder? Aber Immendorff hat ihn extra für “Cicero” gemalt – da ist es dann auch egal, wie er aussieht.

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