die eröffnung.

Ich wollte an dieser Stelle eigentlich irgendetwas Längliches über die grandiose Eröffnungsfeier schreiben. Wie toll ich sie fand und wie sehr mir eindimensionale Parolen gegen China mittlerweile auf den Sack gehen, die in jedem Pipi-Detail üble Propaganda sehen und in jeder ehrlichen Begeisterung nur Zynismus und Schauspielerei. Aber dann rege ich mich ja doch wieder nur zu sehr auf. Und dabei will ich mich doch nur freuen. Das, was da heute Nachmittag aus Peking übertragen wurde, war nämlich die genialste, eindrucksvollste und modernste Darstellung traditioneller Geschichte und Kultur, die ich je gesehen habe. Was für Bilder, Lichter, Choreographien. Einzigartig. Ich freue mich auf Olympia in Peking. Punkt.

Ein paar absolut spektakuläre Fotos von der Eröffnungsfeier gibt es bei Boston.com.

26 Comments so far

  1. .andi on August 8th, 2008

    …und besonders schön ist es, wenn man selbst dann nicht mehr differenzieren kann und seine eigenen Artikel damit rechtfertigt, dass man ja die Spiele toll findet (bzw. die Eröffnungsfeier) und das fast auch nur, weil jeder gegen China schreibt. Sehr gut, der Spiess ist umgedreht.
    Differenzieren ist das Stichwort und das passiert hier auch nicht.
    Kann sien, dass die Eröffnungsfeier schön war, dass sich alle gefreut haben und dass jeder Kritiker die Eröffnungsfeier toll finden würde, wenn sie in der Schweiz stattfinden würde…
    Das wunderbare Stadion wurde aber trotzdem von Wanderarbeitern errichtet, die wie Sklaven behandelt wurden. Aber hauptsache man kann sich über ein Feuerwerk freuen. Aber man muss sich ja über das Feuerwerk freuen, weil es einen die Kritiker auf den Sack gehen. Am besten sollten alle Kritiker verstummen, damit man in Ruhe die Spiele geniessen kann. Traurig. Bedonders fü¨r Menschen die auf der ganzen Welt gegen Ungerechtigkeit, Verfolgung und die Verletzung von Menschenrechte kämpfen, den man ja nun einfach nur auf den Sack geht. Entschuldige bitte lieber Popkulturjunkie, dass Menschenrechtler deine Freude stören.

  2. .andi on August 8th, 2008

    sorry, ich habe im letzten Beitrag ein “i” in meiner Mailadresse vergessen und wollte nicht als annonymer Unruhestifter da stehen.

  3. michael on August 9th, 2008

    Tolle Eröffnungsfeier. Endlich hat mal irgendjemand begriffen, dass man bei solchen Eröffnungsfeiern immer nur eine Sache auf einmal zeigen kann und, dass diese Sache dann entweder groß sein muss oder klein und oft wiederholt. Kein kleinteiliger, verwirrender, umstringenter Eröffnungsschrott. Normalerweise hatte man immer viel zu viele kleine unsichtbare Details die vorm Fernseher einfach nur verwirrend sind. Details dürfen schon sein – aber als Zusatz. Von weit weg muss das ganze dann trotzdem noch gut aussehen (wie heute die Trommler, oder die Feen).

    Eine gute Eröffnungsbotschaft – eine politische Botschaft konnte ich auch nicht entdecken, also nicht wirklich Propaganda. Was hätte China machen müssen damit niemand Propaganda gerufen hätte? Die Eröffnungsfeier absagen. Das wahrscheinlich. Nun gut, diese seltsamen Militärtypen mit ihren lustigen Soldatenballett waren wirklich lächerlich. Was haben Soldaten bei so einer Veranstaltung zu suchen?! Aber naja.

  4. […] der olympischen Spiele in Beijing 08 gibt es großformatig bei The Big Picture des Boston Globe: Link [via, via] […]

  5. Björn on August 9th, 2008

    Might it the Beijing Olympics be… a trap?

  6. Christoph on August 10th, 2008

    Unglaublich ärgerlich, wie sich der “gute” Westen als Moralapostel aufspielt. Anstatt sich darüber zu freuen, dass China langsam aber endlich ein Stück vom Kuchen abbekommt und die Chance genutzt hat, eine grandiose Eröffnungfeier zu inszenieren, wird so getan, als kaschiere China nur das Unrecht, das dem Volk angetan wird. Als sei z.B. niemals zuvor jemand für Olympia-Bauten enteignet worden (siehe Barcelona). Oder als ob Doping in der Form nur seitens der Chinesen praktiziert wird. Ich freue mich für dieses Volk, vergesse dabei nicht die Menschenrechte und hoffe einfach, dass diese Spiele dazu beitragen, dass sich China in wenigen Jahrzehnten zu einem demokratischen Staat entwickelt. Braucht halt noch was Zeit. Und hier herrscht Angst und Neid. Dass die jetzt bloß nicht das nachmachen, was wir seit einem halben Jahrhundert genießen. Die Berichterstattung der Olympischen Spiele macht deutlich, wie ängstlich, neidzerfressen und verlogen man hier sein kann.

  7. Michael Schmidt on August 10th, 2008

    Die kreative, inszenatorische und darstellerische Leistung aller Gewerke war atemberaubend und bislang unvergleichbar. Allein die Anzahl der fuer dieses Event entwickelten Show-Technologien ist wahnsinn. Ich freue mich schon auf die technischen Impulse auf unsere lokale Branche und bin gespannt, wann wir die ersten Bodenprojektionen oder steuerbaren LED-Netze bei DSDS bewundern duerfen.

    Gestört haben mich nur:
    РDie mir zu haeufig in Nahaufnahme verliebte Bildregie, was besonders bei den Trommlern riesig sțrte
    – Die beschissene Bidlqualitaet in Deutschland
    – Die einseitigen Kommentare, egal was gezeigt wurde, permanent wurden negative Kontexte hergestellt. Ob es die Massenchoreos (“alle vom Militaer”), die fehlende Bundeskanzlerin (ok, China am Besten boykottieren, aber wenn die BuKa fehlt ist es auch wieder schlecht) oder der im Takt wippende Bush (“Warum bewegt er sich so komisch”, “Warum steht er bei Guam nicht auf, weiss er das überhaupt?”)

    Diese Nichtskönner gehen mir gewaltig auf den Sack.
    Kritische Äquidistanz schön und gut, aber diese wie eine Monstranz vor sich hergetragene gutmenschelnde Art ist nichts weiter als reine verlogene Überlegenheit.
    Dann hätten ARD und ZDF nicht ein Heidengeld für die Spiele in China ausgeben dürfen und hätten es gleich boykottieren sollen. Das waere wenigstens ehrlich.
    Aber sich dahinzustellen, rumzumöppern, aber dennoch mitzuspielen und vor allem die Werbekohle mitzunehmen, mehr als peinlich.

    Und die ewigen 3.Reich Vergleiche… Man könnte fast meinen, dass sie Geschichtsklitterung betreiben wollen.

  8. Michael Schmidt on August 10th, 2008

    Ach Andi,
    darum geht es doch gar nicht. China ist nicht das Paradies auf Erden, nein, China ist kein auf humanistischen Prinzipien errichteter Megastaat. Ja, da gibt es staatliche Zensur, Tibet und Taiwan werden für Eigentum gehalten, da werden der Korruption überführte in Bussen zu Tode gespritzt (ok, das mag nun für jemanden, der aus einem Land kommt, in dem man im Ausland aufgebrachte Bestechungsgelder steuerlich absetzen kann, wirklich merkwuerdig klingen), usw und sofort
    Das weiss man alles vorher.
    Dann geht man da nicht hin.
    Und von Sportmoderationshanseln von ARD und ZDF, für die der Dalai Lama ein putziger Mensch mit hipper Religion und den pazifizistischen Möchen unter $Higherbeingofyourchoice weitem Himmel ist und denen als Feigenblatt da hingekarrten Megajournalisten wie Sandra Maischberger brauch ich mir nicht in stereotypen Kommentaren anhoeren, wie poese China ist.

    Der Hoehepunkt an Daemlichkeit war schon direkt zu Beginn erreicht, als Monica Lierhaus sich echauffierte, dass man sie nich ins Stadion lassen wollte, auch nicht, als sie sagte, sie sei deutsche Journalistin.
    So geht es zu in China, das steht alles in einem direkten Zusammenhang. Der Beweis ist erbracht. Wenn sie es bislang nicht geglaubt haben und das mit dem boesen China nicht so glauben wollten, Frau Lierhaus ist der lebende Beweis.

  9. Petra on August 11th, 2008

    Propaganda funktioniert. Quod erat demonstrandum. Sogar bei den Nachgedenkenden. Danke für die Beweisführung, Popkulturjunkie. Eine Leserin weniger…

  10. asdrubael on August 11th, 2008

    Schön das es noch Menschen gibt die zwischen Sport und Politik unterscheiden können *thumbsup* Proteste gegen Menschenrechtsverletzungen sind ja schön und gut, aber die Spiele einerseits in vollem Umfang zu übertragen und auf der anderen Seite dann über die Maßen rum zu ätzen ist einfach nur verlogen und unprofessionell. Ähnlich könnte man die Tour de France live übertragen und bei jeder beeindruckenden Szene mutmaßen ob der Fahrer nicht evtl. gedopt ist.

    Wer hingegen glaubt China “boykotieren” zu können, indem er die Ãœbertragungen nicht ansieht kann sich ja erstmal ansehen woher denn die Klamotten stammen die er so am Leibe trägt. Von Menschenrechtsverletzungen profitiert nämlich auch gern die “Geiz ist geil” Gesellschaft.

  11. Christoph@LG on August 11th, 2008

    Apropos Bilder, Lichter Choreographien: http://icanhaz.com/ffw

  12. nilsn on August 12th, 2008

    Alleine die Sportler einlaufen zu sehen, war schon das Größte. Freude auf SPORT pur, aber das können scheinbar nicht alle nachvollziehen. Meiner bescheidenen Meinung nach, gehört da schon sehr viel Arroganz und Selbstherrlichkeit zu, diese zu einem Boykot oder sonstigem treiben zu wollen. Man selber kann ja entspannt aus dem Sofa pöbeln.

  13. mark793 on August 13th, 2008

    Ich wollte zu Berlin 1936 auch noch was längliches nachreichen, was das für ein tolles Spektakel war. Und dass damals zum ersten Mal regelmäßige Fernsehausstrahlungen stattfanden, haben ja auch nur die wenigsten auf dem Schirm. Aber es geht mir inzwischen sowas von auf den Sack, dass ständig irgendeiner “Weltkrieg”, “Nazikram” oder “Holocaust” blökt, wenn die Rede auf die Spiele von 36 kommt. Gut, dass Hitler irgendeinem, ähem, Neger nicht gratulieren wollte zur Goldmedaille, ja, das war nicht so schön, aber hey, das waren halt andere Zeiten, von solchen Lappalien sollte man sich den Genuss des schönen Riefenstahl-Films keinesfalls trüben lassen.

    /Ironie off

    Ernsthaft: Dass speziell auf Seiten der Moderatoren und Reporter vor Ort auch ein gerüttelt Maß gutmenschelnde Heuchelei im Spiel ist und dass dieses reflexhafte Gebashe irgendwie auch nervt ab einem gewissen Punkt, ist sicher richtig.

  14. Tim on August 16th, 2008

    Ich finde es in Ordnung, dass Sportler nicht zum Boykott von Olympia gezwungen wurden. Sie wollen zeigen, was sie können. Sie haben trainiert, wollen sehen, was die anderen draufhaben, wo sie stehen. Natürlich geht es auch um Ruhm, Karrieren und Geld, doch das ist eine andere Geschichte.

    Doch die Propaganda, auf die der Popkulturjunkie so komplett reingefallen ist, dass er Kritik tatsächlich “eindimensionale PAROLEN gegen China nennt” (das hätte das chinesische Staatsfernsehen nicht besser fomulieren können), richtet sich ja auch nicht an die Sportler. China hat die Spiele nicht für die Sportler ausgerichtet, sondern um für sich überlegenes System zu werben, dem die Zukunft gehört. Das ist okay, das will jede Nation, die olympische Spiele ausrichtet. Doch über das System, das da beworben wird, darf man sich als Zuschauer und Propaganda-Rezipient immer noch eine Meinung bilden … und abschalten. Punkt.

    PS: es ist nicht so, dass man Olympia im Fernsehen wirklich entkommen kann. Doch wenn ich eine Szene aus Peking beim Zappen sehe, versuche ich an Ye Guozhu zu denken, der vier Jahre ins Gefängnis musste, weil er demonstriert hat. Weil er eine Entschädigung für sein Restaurant wollte, das sie für Olympia abgerissen haben. Der Wasserballer Sören Mackeben hat sich mit ihm solidarisiert, im SZ-Magazin vor einigen Wochen. So klingen sie, die “Parolen gegen China”.

    Aber lass Dir ja nicht den Spaß verderben, lieber Popkulturjunkie …

  15. Hawkeye on August 21st, 2008

    http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,573181,00.html

    Jetzt verstehe ich endlich, warum Dir die Eröffnungsfeier so gut gefallen hat!

  16. meistermochi on August 22nd, 2008

    früher nannte man so eine inszenierung faschistoid. heute nennt man das toll?

    http://meistermochi.de/?p=356

  17. lena on August 23rd, 2008

    also ich finde es wirklich sehr amuesant, dass es anscheinend sogar leserInnen gibt, die ob deines eintrages, dich jetzt boykottieren. herrlich.
    bin uebrigens inhaltlich deiner meinung. punkt.

  18. slatan on August 23rd, 2008

    @lena: boykottieren? Heisst das, dass sie die vielen neuen Einträge nicht mehr lesen ?

  19. Tim on August 23rd, 2008

    @lena: Zu boykottieren gibt es ja nicht viel. Der PKJ schaut ja wahrscheinlich so viel Olympia, dass zum Posten nicht mehr viel Zeit bleibt. Im Ãœbrigen: So “herrlich” (eigentlich meinst Du ja “lächerlich”, willst es aber in Deiner leicht überheblichen Art nicht aussprechen) finde ich es nicht. Was heißt überhaupt “Boykott”? Ich finde die Meinung des Blog-Autors daneben? So What? Dann lese ich das Blog einfach nicht mehr. Ist doch okay. Was hat das mit “Boykott” zu tun? Und was ist daran bitte “amüsant”?

  20. Christoph on August 24th, 2008

    im punkt “überheblich” kann ich leider nur zustimmen.

  21. Huge on August 24th, 2008

    Heute gingen die Spiele zuend und der aktuellste Beitrag beschäftigt sich immer noch mit der Eröffnung. Schade, dass Dein Blog nicht mehr so rege aktualisiert wird. Ich hab nämlich immer mit großem Interesse gelesen

    PS. Solltest du nur Olympia geschaut haben, bist Du natürlich entschuldigt ;)

  22. Peter on August 25th, 2008

    So ein Popkulturjunkie ist ein empfindliches Wesen,
    nicht dazu da, Dinge für andere richtig zu machen.
    Wer sich mit Junkies einlässt, weiß, was er tut.
    Teil des Reizes dieses Blogs ist doch die nunja Ambivalenz
    des Jens.

  23. Corinna on August 28th, 2008

    Das die Eröffnungsfeier aber nicht live übertragen wurde, sondern das da vorproduzierte Sachen mit eingespielt wurden, ist die schon bewußt, oder?

  24. kai on August 28th, 2008

    @Corinna: Ganz ehrlich: Das ist auf jeder Großinszenierung so.
    Die Diskussion um die Fussstapfen per Einspielung verstehe ich noch weniger.

  25. Toni on August 28th, 2008

    Seit dem Relaunch ist hier irgendwie nix mehr los…

  26. Steffi on October 13th, 2008

    Schade, dass du nur noch so unregelmäßige Einträge schreibst :-(

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