popkulturjunkie in südafrika. tag 2.

Der zweite Tag in Kapstadt. Ein Tag ohne viel Rumlaufen, dafür mit viel Rumfahren. Nach elf Stunden Schlaf (ich war nach 90 Minuten Mailand vs. Madrid im Fernsehen und 90 Minuten Bayern vs. Bordeaux am kicker.de-Ticker sofort eingeschlafen) ging es erstmal Frühstück im Supermarkt besorgen und dann in die Innenstadt, von wo aus wir unsere Bus-Hop-on-hop-off-Tour starten wollten. Los ging es an Ulrich Naumanns Buchhandlung, in der es deutsche Bücher und Zeitschriften zu kaufen gibt. Praktischerweise auch die “Süddeutsche” und die “F.A.Z.” – und zwar die aktuellen Ausgaben vom selben Tag. Geschafft wird das, indem es nicht die Originalausgabe gibt, sondern eine auf kleinerem Format ausgedruckte. Eine Firma namens “Newspaper Direct” sorgt für diesen praktischen Service. Eine “Süddeutsche” kostet dafür aber auch ca. 4-5 Euro.

Zum Bus: Ich bin mittlerweile großer Fan dieser Touren geworden, weil sie einem einen perfekten ersten Überblick über eine Stadt bieten und einem trotzdem die Freiheit lassen, an der einen oder anderen Stelle auszusteigen um mit dem nächsten Bus weiterzufahren. Wir machten die blaue Tour, die ich jedem nur empfehlen kann. Es ist keine echte Stadtrundfahrt, sondern eher eine Rundfahrt um Kapstadt herum. So ging es von der Innenstadt aus an District Six vorbei, an den Hängen des Tafelberges herum bis Bakoven und dann an der Küste entlang über Camps Bay, Clifton und Bantry Bay zurück Richtung Innenstadt. Kurz vor der Victoria & Alfred Waterfront erblickte ich dann auch das unglaublich schön zwischen Berg und Meer gelegene WM-Stadion Kapstadts, in dem 2010 u.a. ein WM-Halbfinale stattfinden wird. Fertig ist das Stadion noch nicht ganz, lang wird es aber sicher nicht mehr dauern, denn der Bau sieht schon sehr fortgeschritten aus.

Großartig an der Tour war die wirklich unbeschreibliche Landschaft. Der Tafelberg, von dem man seine Blicke kaum wegwenden kann, das Meer mit seinen heftigen Wellen, wirklich toll. Das einzig unschöne war das gesamte Gebiet zwischen Bakoven und Sea Point, das wirklich überhaupt nicht mehr nach Afrika aussieht, sondern nur noch nach Marbella. Die gesamte Küste wurde (und wird) mit Millionärs-Appartments zugepflastert, die für den Blick aufs Meer Millionen Zahlen, damit die Orte aber zu hässlichen und künstlichen Gebilden werden lassen.

Ausgestiegen sind wir dann an der Victoria & Alfred Waterfront, weil von dort die Boote nach Robben Island ablegen, der ehemaligen Gefängnisinsel, auf der viele führende Anti-Apartheid-Köpfe wie Nelson Mandela lange Jahre inhaftiert waren. Der Besuch auf Robben Island ist komplett durchorganisiert. man fährt mit einem Schiff hin, macht dann eine Bustour über die Insel und endet am Gefängnis, durch das man ebenfalls geführt wird. Was den Besuch der Insel so besonders macht, sind die Guides, die einem alles erklären. Im Bus war das bei uns ein ehemaliger Generalsekretär des Pan Africanist Congress, einer der wichtigsten Freiheitsbewegungen im damaligen Südafrika, durch das Gefängnis führte uns ein ehemaliger Insasse namens Kgotso, der ohne das Ende der Apartheid (und seine Freilassung Anfang der 90er) in diesem Monat seine Strafe als politischer Gefangener abgesessen hätte.

Gerade diese direkten Gedanken und Erfahrungen machten die Tour zu einem bedrückenden Erlebnis, das ich jedem Kapstadt-Besucher ans Herz legen möchte, weil man das Zusammenleben der Südafrikaner verschiedener Herkunft, das natürlich immer noch nicht völlig normal ist, dann viel besser versteht. Der Bus-Guide sorgte rund um die schreckliche Vergangenheit der Insel aber immer wieder für Auflockerung, indem er kleine amüsante Geschichtchen erzählte, Witze über die Länder machte, aus denen wir Touristen kamen und erzählte, wen er schon als Guide über die Insel führen durfte (z.B. Obama, als er noch Senator war).

Zurück auf dem Festland hatten wir inzwischen so viel Hunger, dass wir wieder in der Victoria & Alfred Waterfront aßen – diesmal im Karibu Restaurant, das damit wirbt, “echtes” südafrikanisches Essen zu verkaufen, das Südafrikaner auch zu Hause essen. Ich hatte gegrilltes Fleisch (also “Braaivleis”) – und zwar eine “Boerewors” (das ist eine Art Bratwurst) und erneut ein Straußensteak. Lecker war’s, aber mehr Strauß brauche ich jetzt erstmal nicht. Der Wein (wieder ein Shiraz) war auch wieder exzellent.

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