Ich erinnere mich noch ziemlich genau an den 8. April 1994. So genau wie an kaum einen anderen Tag, der soweit zurückliegt. Eigentlich ein ganz normaler Tag in meiner Schul-Endzeit. Ich stand kurz vor dem Abitur, wusste, dass ich aus der Kleinstadt Uelzen in die etwas größere Kleinstadt Göttingen gehen würde, um zu studieren. Und doch war der 8. April 1994 kein normaler Tag. Es war der Tag, an dem man die Leiche von Kurt Cobain fand.

Ich musste früh aufstehen damals. Ich wohnte in einem kleinen Kaff, 16 Kilometer von Uelzen entfernt. Mein Bus fuhr um 6.47 Uhr. Wie an jedem Morgen wurde ich von meiner Mutter geweckt, kroch widerwillig aus meinem Bett. “Übrigens: dieser Sänger, den Du so gut findest – von dem du ein T-Shirt hast – der hat sich umgebracht”. Und schon war ich hellwach. “Kurt Cobain?” fragte ich ungläubig. Es konnte nur Cobain sein – der Musiker, den ich so vergötterte, dass sogar meine Mutter ihn kannte.

Ein Blick in den Videotext (das in der Pre-Internet-Zeit aktuellste Medium) brachte Gewissheit: Cobain war tot. Ich zog mein Lieblings-Holzfäller-Hemd an und fuhr los. An Schule war an diesem Tag nicht mehr wirklich zu denken – zu viele Gedanken schwirrten in meinem Kopf. Ich genehmigte mir ein paar Freistunden, verbrachte den Tag mit einem Freund in der Stadt. Was sollte nun geschehen? Wie konnte sich ausgerechnet dieser großartigste Musiker aller Zeiten das Leben nehmen? Nie wieder eine Platte veröffentlichen? Und vor allem: Wie konnte er uns allein lassen?

Noch heute hängt ein Cobain-Poster über meinem Bett. Und da wird es auch noch in zehn Jahren hängen.

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