popkulturjunkie in südafrika: die medien (1), tageszeitungen.

Als kleine Einschübe präsentiere ich zwischen meinen Tagesberichten mal ein paar Beobachtungen zu den Medien in Südafrika. Ich bin schließlich Medienjunkie, vergewissere mich in Hotels meist zuerst, welche TV-Sender es gibt und decke mich täglich mit zahlreichen Tageszeitungen des jeweiligen Landes ein (sofern ich die Sprache des Landes spreche) und weiß natürlich auch, welches die populärsten Websites des Landes sind.

Beginnen wir heute mit den Zeitungen. Hier in Südafrika gibt es eine blühende Zeitungslandschaft, in wie fern das Wort Zeitungskrise hier schon eine Bedeutung hat, weiß ich nicht. Die meisten Zeitungen, die ich bisher gelesen habe, waren aber zumindest noch voll mit Anzeigen. In Kapstadt besonders verbreitet sind das überregionale Boulevardblatt “Daily Sun”, sowie vor allem die Regionalzeitungen “Cape Times” (erscheint morgens) und “Cape Argus” (erscheint nachmittags), die beide zum irischen Konzern Independent News & Media gehören, der z.B auch den englischen “Independent” herausbringt. Ebenfalls bei INM erscheint die neben der “Daily Sun” größte Zeitung des Landes “The Star”, die vor allem in Johannesburg gelesen wird. Hier ein paar Gedanken zu den Zeitungen:

“Daily Sun”: Eine Boulevardzeitung, die vor allem von den Schwarzen gelesen wird. Schlimmer als “Bild”, denn Politik fand in den beiden Ausgaben, die ich gelesen habe, überhaupt nicht statt. Stattdessen: Sex (23-Jährige zeigt Männern auf offener Straße gegen 20 Rand ihre “Most Private Parts” und wird dafür von 45-jähriger Mama verhauen), Crime (die “Daily Sun” zeigt auch gern mal Leichen), Sport (vor allem Fußball) und ein bisschen Klatsch. Für diese Mischung zahlt man aber auch nur 2 Rand, also umgerechnet ca. 18 Cent.

“The Star”: auf Seite 1 ebenfalls recht boulardesk, aber im Gegensatz zur “Daily Sun” im normalen Zeitungsformat erscheinend und durchaus längere Artikel enthaltend. Als zweites Buch enthält das Blatt wie seine Schwesterzeitung “Cape Times” den “Business Report” mit einer umfangreichen Wirtschafts- und Finanzberichterstattung und Börsenkursen. Zudem gibt es eine offenbar tägliche Beilage mit Kultur- und Ausgehtipps namens “Tonight”. Die “The Star”-Leser sind ebenfalls mehrheitlich schwarz. Herausgegeben wird “The Star” vom Medienkonzern Naspers, bzw. seinem Print-Arm Media 24.

“Cape Times”: Deutlich seriöser als Schwesterblatt “The Star”. Enthält auch den “Business Report”, im ersten Buch aber vor allem Themen aus der Politik und nahezu keine bunten Themen. Scheint ein eher konservatives Blatt zu sein. Interessant fand ich einen Artikel darüber, dass in Südafrika wohl gerade diskutiert wird, ob die Fernsehgebühren durch ein Steuermodell ersetzt werden sollen, weil viel zu wenige Leute ihre Gebühren (ca. 20 Euro pro Jahr) zahlen. Die “Cape Times” wird vor allem von Weißen gelesen.

“Cape Argus”: Wird vor allem von den Coloureds (so werden hellhäutigere Afrikaner (Khoisan), Nachfahren der Sklaven aus dem damaligen niederländischen Ostindien und alle Menschen mit gemischten Vorfahren genannt) und Weißen gelesen. Sieht deutlich populärer aus als die etwas dröge “Cape Times”, ist dabei aber nicht so boulevardesk wie “Daily Sun” und “The Star”. Deutlich weniger Wirtschaftsberichterstattung, dafür gibt’s aber eine Kulturseite namens “Life”.

Insgesamt sind die vier Zeitungen, die ich bisher gelesen habe, deutlich dünner als deutsche oder englische Blätter. Sie bestehen im Normalfall nur aus zwei Büchern, selbst die Sportteile sind in diesem recht sportverrückten Land überraschend dünn.

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