Und hier die neuesten sechs popkulturjunke-TV-Neustart-Kritiken:

“Menschen unter uns” / Südwest Fernsehen / dienstags, 23 Uhr – Start: 6. April 2004
Eine neue Reportage-Reihe. 30 minütige Porträts von ganz normalen Menschen, die einen ganzen Tag lang begleitet werden. In der ersten Sendung ging es um Pater Landelin, einen Benediktiner-Mönch. 30 Minuten Abtauchen in eine ganz andere Welt. Diese Sendung ist ganz ruhiges, unspektakuläres Fernsehen. Aber absolut interessant. 7 von 10 Punkten.

“Einstein” / rbb Fernsehen / dienstags, 22.15 Uhr – Start: 6. April 2004
Das nächste neue rbb-Magazin. Ein Wissensmagazin. Schon wieder moderiert von so einem langweiligen, farblosen Typen namens Sascha Fröhlich. Berichtchen und Interviewchen zu Themen wie: Flugzeugbrände, Klimaforschung, Amphibienfahrzeuge und Zucht von nützlichen Insekten. Alles nicht sonderlich innovativ, alles nicht sonderlich interessant, aber immerhin solide produziert. 4 von 10 Punkten.

“Revier Nord – Einsatz für Weimann und Meisel” / mdr Fernsehen / dienstags, 20.45 Uhr – Start: 6. April 2004
Was macht ein Sender, wenn ihm nichts einfällt? Er kopiert Programme, die auf anderen Sendern erfolgreich laufen. Neuester Fall: der mdr. Er hat nun seine eigene Polizisten-Doku-Soap. Das wäre ja alles noch nicht so schlimm, schließlich hat dieses Genre Glanzlichter wie Toto und Harry hervorgebracht. Aber: Erzählt werden die üblichen Geschichten von alkoholisierten Ehedramen, randalierenden Jugendlichen und durchgekanllten, gescheiterten Existenzen. Und schlimmer noch: Die beiden Leipziger Polizisten, die von der Kamera begleitet werden, sind extrem langweilig und man versteht sie wegen ihrem erbärmlichen sächsischen Akzent kaum. Toto und Harry bleiben eben doch unerreicht. 3 von 10 Punkten.

“Noir” / Viva / Ryoe Tsukimura + Bee Train + Victor Entertainment / verschiedene Sendetermine – Start: 5. April 2004
Eins muss man den Vivas lassen: Sie haben eine Menge an guten Anime-Serien eingekauft. “Noir” ist auch wieder so eine. Hauptfiguren: Mireille Bouquet und Kirika Yuumura, zwei Mädchen, die als Profi-Killer arbeiten. Beide empfinden nichts beim Töten, beide wissen nichts über ihre Vergangenheit. Gemeinsam machen sie sich auf, um Licht in die dunklen Schatten ihres früheren Lebens zu bringen. “Noir” ist gut gezeichnet, lebt von grandioser Bildsprache, kommt mit wenigen Dialogen aus, strahlt eine sehr angenehme melancholische Grundstimmung aus und wird mit einer erstaunlichen Langsamkeit erzählt. 6 von 10 Punkten.

“Gilmore Girls” / Vox / Dorothy Parker Drank Here Productions + Hofflund Polone / werktäglich, 16.05 Uhr – Start: 2. April 2004
Die neue Vox-Nachmittagssserie. In den USA läuft sie (wie das gesamte Vox-Nachmittagsprogramm) in der Prime Time. Und zwar beim Network The WB – seit Oktober 2000 – mittlerweile in der vierten Staffel. Es geht um eine alleinerziehende Mutter namens Lorelei Gilmore und ihre Tochter Rory. Die Mutter: Hotel-Managerin, jung geblieben und unvernünftig, die Tochter: Schülerin, zu vernünftig für ihr Alter. Das Verhätnis der beiden ist eigentlich kein Mutter-Tochter-Verhältnis, sondern eher eins zwischen besten Freundinnen. Außerdem gibt es Sookie, die wohl tollpatschigste Köchin der Welt, Michel, einen immer mies gelaunten Concierge und Loreleis Eltern, wohlhabend und besserwisserisch (Grandios: Edward Herrmann als Loreleis Vater Richard Gilmore). Die Geschichten, die erzählt werden, sind nicht sonderlich aufregend, alltägliche Dinge aus allen Aspekten des Lebens. Dennoch ist “Gilmore Girls” eine gelungene Serie. Sie ist amüsant, charmant und wahrhaftig. Kein Highlight der Fernsehgeschichte, aber ein Highlight im ansonsten trostlosen deutschen Daytime-Fernsehen. 7 von 10 Punkten gibt’s dafür.

“Halt durch, Paul” / ZDF / Network Movie / dienstags, 19.25 Uhr – Start: 16. März 2004
Das hat man davon, wenn das ZDF meint, sich dem Genre Comedy-Serie widmen zu müssen. Horst Schroth spielt Paul Wagner, einen Scheidungsanwalt und Familienvater mit Frau, zwei Kindern und einem Hund. Jede Folge der Serie besteht aus zwei Episoden, in denen zutiefst langweilige Geschichten erzählt werden. Paul als Hypochonder, Paul als Ehemann, der meint, er müsse sich meher seiner Familie widmen, Paul hat den Verdacht, dass seine Frau fremdgeht. Dabei wird kein Klischee ausgelassen und kein Gag ausgelassen, der vor 20 Jahren witzig war. Schroth nervt ohne Ende, die Nebendarsteller sind weitgehend talentlos, die Bücher flach bis zum Gehtnichtmehr. 2 von 10 Punkten.

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