tv-test: “flash forward”.

Kleines Cross-Posting. Für MEEDIA hab ich eine Kritik zum Start der US-Serie “Flash Forward” bei ProSieben geschrieben. Und die passt ja irgendwie auch ganz gut hierher…

Die Idee ist eine der besten, die es für eine TV-Serie je gab: Die gesamte Menschheit fällt für 137 Sekunden in eine Art Ohnmacht und erlebt in einem Zukunfts-Flash eine Sequenz aus ihrem Leben in einem halben Jahr. Genau um diese Idee herum haben Brannon Braga und David S. Goyer – inspiriert vom gleichnamigen Sci-Fi-Roman – die Serie “Flash Forward” konzipiert, die dank ProSieben am Montagabend auch nach Deutschland kommt.

137 Sekunden also – 137 Sekunden, die die Menschheit miteinander verbinden, ihr Angst machen, oder Hoffnung. Denn die Zukunfts-Erlebnisse der Menschen sind extrem unterschiedlich, obwohl sie alle zum selben Zeitpunkt in der Zukunft spielen – dem 29. April 2010. So sieht eine Frau in ihrem “Flash Forward” das Ende ihrer Ehe, ein anderer, dass er noch lebt, obwohl er sich umbringen wollte – und ein Dritter sieht gar nichts, vermutet daher, dass er in einem halben Jahr nicht mehr lebt. Die denkbaren Geschichten, die sich aus den Blicken in die Zukunft entwickeln, sind zahlreich, doch gleichzeitig ist aus einer Weltklasse-Idee schon oft nach ein paar Episoden eine Kreisklasse-Serie geworden, weil die Autoren eben nur eine Weltklasse-Idee hatten und nicht ein paar mehr.

Braga und Goyer sind allerdings bekannt für gute Ideen. So schrieb Goyer zuletzt u.a. das Drehbuch zum Batman-Blockbuster “The Dark Knight” und Braga arbeitete an allen modernen “Star Trek”-Serien und dem “Battlestar Galactica”-Remake mit. In “Flash Forward” erzählen sie die Geschichten, die aus dem globalen Blackout und den Zukunftsvisionen der Menschheit entstehen. Wer steckt hinter dem Blackout, Ursache für viele Katastrophen und Unfälle mit Toten? Die Natur? Außerirdische? Terroristen? Zu den Hauptprotagonisten der Serie gehört Mark Benford, gespielt vom bekannten Hollywood-Schauspieler Joseph Fiennes. Sein Bemühen, die Hintergründe des Blackouts zu ermitteln, spinnen den großen Handlungsbogen.

Im Gegensatz zu Serien wie “Fringe” oder “Lost” haben die Macher bei “Flash Forward” Wert darauf gelegt, eine Serie nicht nur für Geeks und Nerds, sondern möglichst für den Mainstream zu konzipieren. So finden sich neben dem großen Handlungsbogen und dem Mysteriösen auch viele emotionale Momente in der Serie: Eheprobleme, Krankenhaus-Szenen und einiges mehr. Mystery-Fans wird das an der einen oder anderen Stelle nerven, doch den Machern gelingt es, mit zahlreichen überraschenden Wendungen, Cliffhangern und Hinweisen immer wieder die nötige Spannung zu erzeugen.

Was “Flash Forward” zudem von einer 08/15-Serie unterscheidet, ist die Liebe zum Detail, die immer wieder aufblitzt. So haben die Macher gleich nach sechs Minuten der ersten Episode einen Gag für “Lost”-Fans untergebracht: ein Werbeplakat für die in der Realität nicht existierende Fluglinie “Oceanic”, mit der die “Lost”-Leute auf ihre Insel abgestürzt sind. Zwei weitere liebevoll produzierte Momente sind die Anfangssequenz der vierten Episode, in der zu Björks “It’s oh so quiet” zig Menschen in Zeitlupe in ihren Blackout fallen und ein Bus in einen Teich fährt. Und in der gleichen Folge wird später ein Saxophon-Spieler gezeigt und dessen Musik anschließend auf großartige Weise in eine Verfolgungsjagd eingewoben.

Ob “Flash Forward” die Spannung über längere Zeit halten kann – in den USA sind bislang zehn Episoden gelaufen – muss sich erst zeigen, das Potenzial für mindestens eine grandiose Staffel hat sie definitiv. Ob und wie es danach weitergeht – der 29. April 2010, an dem die “Flash Forwards” spielen, ist schließlich bald erreicht – ist noch nicht entschieden. Sahen die erste Episode noch weit mehr als 12 Mio. Amerikaner bei ABC, waren es in Folge 10 nur noch rund 7 Mio. Eine mehr als dreimonatige Pause war die Folge, am 18. März geht es mit Episode 11 weiter. Sollten die Quoten weiter bröckeln, ist das Aus nach einer Staffel nicht ausgeschlossen. Selbst wenn es so kommen sollte: Einen Blick auf die Serie sollten nicht nur Mystery-Fans riskieren. ProSieben zeigt “Flash Forward” ab sofort montags um 21.15 Uhr, die beiden ersten Folgen am Montagabend (1. März) schon ab 20.15 Uhr.

3 Comments so far

  1. schnuffel on March 1st, 2010

    ich bin auch gespannt…aber mehr als 2 staffeln kann und darf es nicht gehen…ansosnten schalten die zuschauer einfach nicht mehr ein.diese seire ist definitiv kein lost 2. die idee ist der hammer,aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die story auf z.b. 6 staffeln strecken lässt.

    ich hätte daraus nen film gemacht.

    mfg

  2. 00schmidt.com on March 1st, 2010

    Das ist wie immer das Problem mit diesen teuren Serien. Keiner macht sowas, um sie mit dem Ende der ersten Staffel zu beenden. Dabei wäre genau das manchmal sinnvoll. Hoffe, die kriegen das gut zu Ende.

  3. Andi on March 3rd, 2010

    “Braga und Goyer sind allerdings bekannt für gute Ideen.”

    Hahahahahahahahaha *lufthol* hahahahahahaha!

    Der war gut. Also, Goyers Krempel ist mir egal, aber es hat schon seinen guten Grund, dass Braga im Duo mit Berman im ST-Fandom als “Beavis & Butthead” bekannt ist. “Gute Ideen” vielleicht – wenn einem sowas lästiges wie eine ordentliche Handlung egal ist und bunte Effekte reichen.

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