“die grenze”.

Für MEEDIA hab ich mir den Sat.1-Zweiteiler “Die Grenze” vorab angesehen. Hier meine Kritik:

Die Idee klingt nach einem spannenden Stück Fernsehen: Nach Terror-Anschlägen und sozialen Unruhen kämpfen Rechtsradikale und Linksradikale in Mecklenburg-Vorpommern um die Macht, eine Abspaltung von Deutschland droht. Die Umsetzung der Idee, zu sehen ab Montagabend im Sat.1-Zweiteiler “Die Grenze”, gleitet durch Ãœberzeichnung und übertriebene Klischees jedoch leider allzu oft in unfreiwillige Komik ab. Lohnt “Die Grenze” dennoch? MEEDIA hat sich den Dreistünder vorab angesehen.

Zur Vorgeschichte: “Die Grenze” spielt im Sommer 2010 in Rostock. Terroranschläge auf die sieben wichtigsten Öl-Raffinerien erschüttern die Welt, schneiden die Versorgung mit Benzin ab, führen sogar zur Absage der Fußball-WM in Südafrika. Ein gefundenes Fressen für den Milliardär und Rechts-Populisten Maximilian Schnell (Thomas Kretschmann) und seine Partei DNS. Schnell verteilt Benzin an die Bevölkerung und verspricht eine große Zukunft. Seine Umfragewerte schnellen im Vorfeld der Landtagswahl in die Höhe. Sein Gegenspieler, Franz Geri (Jürgen Heinrich) von der Partei Neue Linke will Schnell verhindern und Mecklenburg-Vorpommern von der Bundesrepublik abspalten.

Im zweiten wichtigen Handlungsstrang wird Werbeagentur-Mitarbeiter Rolf Haas (Benno Fürmann) vom Verfassungsschutz angeworben. Haas war früher mit Schnell befreundet und soll sich nun in seine Partei einschleichen um der Staatsmacht wichtige Infos zuzuspielen, mit denen der Rechtspopulist verhindert werden kann. Haas geht also in seine alte Heimat Rostock und trifft dort auch seine alte Liebe Nadine Manz (Marie Bäumer) wieder, die nicht wirklich gut auf ihn zu sprechen ist.

“Die Grenze” ist für Produzent Nico Hofmann und seine Firma Teamworx ein ausgesprochen wichtiges Projekt. Nach Historien-Events wie “Die Sturmflut”, “Dresden” oder “Die Flucht” entwirft der neue Film stattdessen ein Zukunfts-Szenario. Handwerklich kann man “Die Grenze” nichts vorwerfen. Teuer produzierte Bilder, gute Besetzung, stringent erzählt. Das große Problem des Zweiteilers ist allerdings seine Ãœberzeichnung und das ständige Spielen mit Klischees. So tragen die Linken billige, matte Anzüge und reden vor ausgeblichenen Plakaten, die Rechten haben hingegen ein futuristisches Hauptquartier und tragen helle Anzüge. Später wird eine Neue Nationale Volksarmee gegründet und einer der Anführer der Linken heißt auch noch Erich.

Die sich entwickelnde Handlung mit einer Spaltung Rostocks, Vertreibung von Linken aus den Gebieten der Rechten und einer Bundeskanzlerin (Katja Riemann), die sich das alles nur von außen ansieht, ohne mit Polizei und anderen Behörden einzugreifen, wirkt zutiefst unrealistisch und oftmals peinlich und unfreiwillig komisch. Leider passiert auch das, was man schon in der Vergangenheit den großen Mehrteilern verschiedener Sender vorwerfen musste: Letztlich steht doch wieder nur die typische 08/15-Liebesgeschichte im Vordergrund des Films. Auch das etwas verworrene Ende lässt den Zuschauer unbefriedigt zurück.

Unfreiwillig komisch wirkt im Übrigen auch die extrem prominente Einbindung des Infosenders N24 in den Film. Kurz bevor ProSiebenSat1.-Chef Ebeling den Sender verkaufen oder total umbauen wird, darf er in diesem fiktionalen Werk nochmal so tun, als sei er der große wichtige Nachrichtensender, den sogar die Kanzlerin bei ihren Krisensitzungen sieht.

Um nicht missverstanden zu werden: “Die Grenze” ist keine Vollkatastrophe. Der Film bietet drei – bzw. brutto mit Werbung vier – Stunden relativ kurzweilige, ab und zu auch fesselnde Unterhaltung. Dem Anspruch, eine politisch brisante Zukunftsvision realistisch erzählen zu wollen, wird er aber nicht gerecht.

2 Comments so far

  1. Sven on March 15th, 2010

    Alleine die Vorschau von diesem Film hat mich schon abgeschreckt. Wer gewinnt eigentlich am Schluss?

  2. Torsten on March 16th, 2010

    Die prominente Rolle von N24, das sogar vom Bundeskabinett gesehen wird, wurde auch im FAZ-Fernsehblog schon aufs Korn genommen:
    http://faz-community.faz.net/blogs/fernsehblog/archive/2010/03/15/n24-und-das-denkmal-fuer-den-besten-nachrichtensender-der-welt-im-film.aspx
    Zum Film: Ohne den ersten Teil gesehen zu haben, ist mir ist das von der Idee her auch etwas zu übertrieben reißerisch-pessimistisch. Dabei hätte man angesichts der durchaus ernstzunehmenden Gefahren durch die erst allmählich in Gang kommende Weltwirtschaftskrise wesentlich realistischere und nicht weniger erschreckende Szenarien darstellen können. So sieht mir das leider eher nach reißerischer Provkation aus als nach einem ernsthaften Zukunftsszenario – schade.

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