warum ping schrott ist und trotzdem eine goldgrube für apple wird.

Als ich hörte, dass Apple in den Markt der sozialen Netzwerke einsteigt – und zwar mit einem Netzwerk für Musikfans, war ich sehr neugierig, denn die Idee ist nicht schlecht. Eine Art Twitter für Musikfans, die sich Songs empfehlen, nicht doof. Doch das, was jetzt unter dem Namen Ping erschienen ist, ist für mich so attraktiv wie ein schimmeliges Toastbrot. Am meisten liegt das daran, dass Ping voll in iTunes integriert ist. iTunes ist ungefähr das 287.-beste Musik-Abspielprogramm – und wird von mir daher gemieden. Und iTunes ist ungefähr der 47.-beste Musik-Downloadshop – und wird von mir daher nur im Notfall genutzt. Schonmal keine gute Voraussetzung, mich zum Ping-Fan zu machen.

Dass Ping im abgeschirmten Applenetz und nicht im offenen Internet stattfindet, ist eine typische Entscheidung des Unternehmens, die niemanden verwundern dürfte. Schließlich lassen sich auch Apps, Songs oder Filme nicht mit einem Browser kaufen, sondern nur mit iTunes. Dennoch wäre es meiner Meinung nach vollkommen falsch, ein soziales Netzwerk in einem solch abgeschirmten Raum zu starten. Wenn Ping denn ein soziales Netzwerk wäre. Meiner Meinung nach ist es das aber gar nicht. Apple ist es vollkommen egal, wer sich bei Ping mit wem vernetzt und Spaß dabei hat. Denn Ping ist vielmehr eine weitere Art, Musik (und sicher bald auch Fernsehserien und Filme) zu verkaufen. Der Einstieg in den sozialen Kommerz, statt in die sozialen Netzwerke. Es lässt sich bei Ping keinerlei Musik empfehlen, die nicht bei iTunes erhältlich ist – und die Musik, die empfohlen wird, wird direkt mit dem iTunes-Kauf-Link verknüpft.

Und wenn Ping mich persönlich auch nervt und ich es wohl kaum nutzen werde, so könnte das Ding für Apple dennoch eine Goldgrube werden. Denn es gibt genug dieser Apple-Fanboys, die jedes – auch jedes misslungene – Apple-Produkt nutzen. Und die ihre Musik natürlich ausschließlich bei iTunes kaufen. Und wenn von diesen Leuten auch nur ein gewisser Prozentsatz Ping nutzt – und sich gegenseitig zu noch mehr iTunes-Käufen pusht, hat sich Ping für Apple schon gelohnt.

Mein Tipp: Mittelfristig wird kein großer Onlineshop mehr ohne Ping-artiges System auskommen. Bei Amazon werden sich Bücherfreunde vernetzen, bei Expedia Reisende, etc. Hoffen wir, dass sich dabei niemand ein Beispiel am misslungenen Ping nimmt.

18 Comments so far

  1. maurice on September 3rd, 2010

    Als ich von Ping hörte, ging es mir ähnlich wie Dir. Ich dachte, die Idee ist eine gute und schaute es mir an. Und war ziemlich schnell, ziemlich enttäuscht. Ich benutze gerne iTunes, kaufe mir dort auch hin und wieder mal Musik, aber in Ping sehe ich gar keinen Nutzen, außer für Apple. Zuerst, weil nur Leute zu finden sind, die auch iTunes benutzen. Da fallen schon mal einige Freunde weg, mit denen man sich vernetzen könnte.
    Und dann höre ich auch ausgerechnet noch Musik, die nicht unbedingt Mainstream ist, was dazu führt, dass ein Großteil der Künstler in meiner Playlist nicht bei Ping auftauchen werden, sondern nur die, die man auch bei iTunes kaufen kann. Das Bild meines Musikgeschmacks würde also total verzerrt (und falsch) bei Ping angezeigt werden.
    Während ich bei last.fm dank Radiofunktion, musikalischen Nachbarn etc. schon viele interessante Bands für mich entdeckt habe, glaube ich nicht, dass das bei Ping der Fall sein wird. Viel mehr erinnert mich das an Amazons “user die xyz kauften, kauften auch 123”.

  2. moviemac on September 4th, 2010

    Wie und zu was sich Ping vielleicht entwickeln wird, wird sich zeigen. Im Moment ist es aber genau wie maurice schon feststellte ein “wer dies kaufte, kaufte auch das” plus “amazon Empfehlungslisten”. Mehr ist es eigentlich nicht.
    Dennoch ist Apple mal wieder ein Mediencoup gelungen: Indem sie das ganze eben nicht als das bewerben was es eigentlich ist (ein, zwei neue Shop-Features), sondern als das Twitter oder das Facebook für Musik. Mit so einer Titulierung erreicht man eben im Moment viel mehr Aufmerksamkeit und nur darum geht es bei dieser Darstellung von Ping als “soziales Netzwerk”. Jede Zeitung, jedes Magazin, jedes Blog schreibt was über Ping – hätte man diese Features einfach so dem Shop hinzugefügt, ohne einen eigenen Namen dafür, wäre das in der Berichterstattung, wenn überhaupt, nur eine Randnotiz gewesen, so ist es fast überall der Medien-Aufmacher.
    Faktisch schliesst man nur eine Lücke im Angebot im Vergleich zu Amazon, dem wahrscheinlich einzigen erst zu nehmenden Konkurrenten im Online-Medienvertrieb, nämlich die der personalisierten Bewertung und Empfehlung einzelner Produkte. Das fing damit an, dass man Kundenrezensionen einführte (gab es ja lange Zeit nicht), setzte sich fort mit iMixen und jetzt halt mit der personalisierteren Darstellung von Musikvorlieben. Diese Strategie hat bei Amazon funktioniert und Apple hat erkannt, dass sie diese Möglichkeit zumindest auch anbieten sollten, da viele Menschen sich durch die Kaufentscheidungen ihrer Peers beeinflussen lassen.
    Insofern finde ich es sehr einfach verständlich, dass Ping als soziales Netzwerk erstmal enttäuscht, da es aber im Grunde eigentlich gar keins sein will, wird es seinen Erfolg nicht behindern.

  3. michael on September 4th, 2010

    Ich bin ja immer auf der Suche nach iTunes-Alternativen, also raus mit der Sprache, was sind die 286 besseren Programme?

  4. Henning on September 4th, 2010

    Da binsch ja beruhigt, dass auch andere iTunes nicht mögen.
    Ein Musikplayer, der nur im Vollbildmodus halbwegs bedienbar ist, der die gesamte MP3-Sammlung einfach so auf der Festplatte verdoppelt, dem ich nicht ohne eine Playlist anzulegen sagen kann “Spiel mir nach dem aktuellen Lied dieses andere Lied”.

  5. Malte Diedrich on September 4th, 2010

    Henning, rate mal, was “Nächster Titel in iTunes DJ” macht (per Rechtsklick auf den Titel erreichbar)?

  6. Faban on September 4th, 2010

    Malte, dieser iTunes DJ Blödsinn ist absolut nicht befriedigend. Wenn ich einen Track in einer x-beliebigen Playlist abspiele, und dann bei irgendeinem anderen Track “Nächster Titel in iTunes DJ” wähle, dann bricht iTunes den aktuellen Track sofort ab, sofern dieser nicht auch gerade in iTunes DJ wiedergegeben wird.

    Und was ist eigentlich, wenn ich bereits einen Track höre und dann erst Track A und dann Track B in genau dieser Reihenfolge einreihen möchte? Dann muss ich zuerst bei Track A und danach bei Track B die Funktion “Nächster Titel in iTunes DJ” wählen. Okay, daran kann man sich vielleicht gewöhnen, trotzdem find ich das blöd.

    Wirklich toll wäre eine playlistübergreifende Queue-Funktion, zum Beispiel á la Winamp, wo man den gewünschten Track nur anwählen muss und dann kurz Q drückt. Ach ja, dass Winamp natürlich keine playlistübergreifende Queue-Funktion hat, ist mir klar, Winamp funktioniert da einfach ein bisschen anders als iTunes.

    iTunes hat Vor- und Nachteile, auf die ich jetzt auch nicht weiter eingehen möchte. Für den Mac kenne ich leider keine Alternative, bei der die Nachteile nicht die Vorteile gegenüber iTunes ausgleichen.

    Deshalb bin ich da ganz bei michael, welche sind denn die 286 besseren Programme?

  7. Malte Diedrich on September 4th, 2010

    Faban, stimmt, hab ich, da eigentlich immer im iTunes DJ, noch nicht bemerkt.

    Den Teil “Wirklich toll wäre eine playlistübergreifende Queue-Funktion, zum Beispiel á la Winamp, wo man den gewünschten Track nur anwählen muss und dann kurz Q drückt. Ach ja, dass Winamp natürlich keine playlistübergreifende Queue-Funktion hat, ist mir klar, Winamp funktioniert da einfach ein bisschen anders als iTunes.” verstehe ich nicht. Hat Winamp einfach eine allgemeine Queue in die ich Sachen reinwerfen kann?

    Die besseren Programme aufm Mac würde ich auch gerne kennenlernen.

  8. Gunnar on September 4th, 2010

    Gerade für Apple-Boys wie mich ist Ping eine absolute Enttäuschung, da bin ich ganz Deiner Meinung. Warum aber bitte ist iTunes Schrott? Und was soll auf dem iMac, iPhone, iPad besser zu nutzen sein?

  9. Fabian on September 4th, 2010

    Ich heiße übrigens Fabian. Hab mich vertippt. :)

    Wie gesagt, Winamp funktioniert da anders. iTunes ist eher eine Dateiverwaltung für Mediendateien mit integriertem Player. Winamp ist für meine Begriffe eher ein Player mit inzwischen integrierter Dateiverwaltung. Dateien aus der Library werden einfach in die Abspielliste reingezogen und wiedergegeben. Alles, was sich nicht in der Abspielliste befindet, wird auch nicht wiedergegeben. Man kann natürlich auch die komplette Library in die Abspielliste reinziehen. Das macht erstmal nicht den übersichtlichsten Eindruck, jedoch kann man mit der “Jump-to-File”-Funktion (Shortcut J) jeden Track blitzschnell finden.

    Das Ganze hat zunächst mal den Vorteil, dass man die Abspielliste natürlich beliebig bestücken kann, in beliebiger Reihenfolge. Die Tracks sind innerhalb dieser Liste auch noch verschiebbar. Zusatzlich kann man beliebig viele Tracks durch das Drücken von Q einreihen. Ich fand das immer ganz praktisch, wenn ich ein ganzes Album reingezogen habe, zunächst aber beispielsweise Track 3, danach Track 8 und danach das Ganze Album von vorne bis hinten hören wollte.

    http://www.webmasterpro.de/portal/news/2007/10/17/netscape-songbird-und-winamp.html/image/winamp.jpg

    Ich glaube das Bild ist recht anschaulich.

    Eine allgemeine Queue hat Winamp also auch nicht.

  10. Uli on September 4th, 2010

    Ich bin auch ein Apple Fan, kann mich aber für Ping überhaupt nicht begeistern. Bei der Keynote habe ich mich ständig gefragt wozu man bitte ein “Facebook/Twitter für Musik” braucht wenn Facebook und Twitter all die Features schon haben? Ich kann bei Facebook Bands folgen, Fan werden, Konzerte als Termin eintragen usw. Da sieht schon jeder was ich für Musik mag und wenn jemand etwas gut findet kommt eher die Frage “Brennst du mir das?” als “Oh wo kann ich das denn kaufen?” ;)
    IMHO überflüssig wie ein Kropf das Ding und ob es ein Erfolgt wird kann ich mir nicht wirklich vorstellen.

  11. moviemac on September 4th, 2010

    @Fabian: Und wo ist da jetzt der Unterschied zu iTunes? Ersetze in deiner Beschreibung “Winamp Abspielliste” mit “iTunes DJ” und du erreichst genau die gleiche Funktionalität. Einzelne Tracks oder ganze Alben hinzufügen. Check. Tracks in der Liste umsortieren. Check. Alles was nicht in iTunes DJ ist, wird nicht wiedergegeben. Check.

    Und den von dir beschriebenen “Fehler”: “Wenn ich einen Track in einer x-beliebigen Playlist abspiele, und dann bei irgendeinem anderen Track “Nächster Titel in iTunes DJ” wähle, dann bricht iTunes den aktuellen Track sofort ab, sofern dieser nicht auch gerade in iTunes DJ wiedergegeben wird.” kannst du iTunes in diesem Zusammenhang nicht wirklich vorwerfen, denn genau das ist die erwartete Funktionalität. Bei Winamp kann dieser “Fehler” nicht auftreten, weil es ja wohl (wenn ich das richtig verstehe) sowieso nur eine Abspielliste gibt. Nutzt du in iTunes nur iTunes DJ als Abspielliste, dann kann dieser “Fehler” auch nicht auftreten.

    btw: Mich würde die 286 besseren Abspielprogramme und die 46 besseren Shops auch interessieren, zumindest ein paar davon. ;)

  12. Fabian on September 4th, 2010

    @moviemac

    Zunächst mal zu dem “Fehler”.

    Es ging um Hennings Einwand “Ein Musikplayer, […] dem ich nicht ohne eine Playlist anzulegen sagen kann “Spiel mir nach dem aktuellen Lied dieses andere Lied”.

    Genau das kann man durch “Nächster Titel in iTunes DJ” nicht erreichen.

    Dein Einwand, dass iTunes DJ genau das gleiche kann, wie die Abspielliste in Winamp ist richtig. Ich muss zugeben vorhin nicht daran gedacht zu haben, weil ich iTunes DJ einfach nur sehr selten benutze. Ich wollte lediglich, als Antwort auf die Frage nach einer allgemeinen Queue-Funktion, die Funktionsweise von Winamp kurz erläutern.

    Allerdings gibt es schon Unterschiede. Zunächst mal ist die iTunes DJ-Playlist nie komplett leer. Inhalte von gewählten Quellen (z.B. Playlists, Genius-Mixe, etc.) werden ohne bestimmte Reihenfolge endlos wiedergegeben (es sei dann, man stoppt die Wiedergabe). Natürlich kann man auch ein ganzes Album reinziehen, das dann in der korrekten Reihenfolge wiedergegeben wird. Allerdings „verfallen“ abgespielte Tracks, die iTunes DJ-Playlist wird dann mit beliebigen Tracks aus der gewählten Quelle aufgefüllt. Sprich, Album-Repeat ist leider nicht möglich und entspricht, nach meinem Verständnis, auch überhaupt nicht der Funktionsweise von iTunes DJ.

    Die Gewohnheit, die ich aus Winampzeiten habe ist, wie ich auch schon beschrieben habe, ein Album in die Abspielliste reinziehen, dann zunächst Track 3, danach Track 8 und danach das ganze Album von vorne bis hinten durchhören, allerdings mit der Möglichkeit hin und wieder einen beliebigen Track zwischendrin einzureihen. Ist vielleicht nicht nachvollziehbar, aber ich finde das optimal. Leider lässt sich das mit iTunes nicht einfach und komfortabel bewerkstelligen. Jedenfalls ist mir kein Weg bekannt.

    Im Grunde wäre mir mit einer einfachen Queue-Funktion, von mir aus auch bloß innerhalb der aktiven Playlist, sehr geholfen. Dann wäre ich mit iTunes wirklich zufrieden und müsste mich auch nicht nach einer der 286 besseren Alternativen erkundigen.

  13. Tim on September 4th, 2010

    Das ist irgendwie ein deutsches Problem, hier kriegt man eine Beschau der ersten Ausrpägung eines neuen Produkts, ein schnelles Verdict mit dem strategischen Weitblick eines weichen Brötchens, und in den Kommentaren geht der 356. itunes-Fanboykrieg los.

    Unsere amerikanischen Freunde haben es da besser, da gibt’s dann statt “Ping doof, weil in itunes” immerhin Artikel mit Gehirn wie http://calacanis.com/2010/09/03/yojimbo/ – sowas hab ich auf deutsch bisher nicht gesehen. Oder nur mal den Hinweis, dass Ping, selbst wenn es in den nächsten Ausbaustufen wirklich ein Rohrkrepierer wird, immerhin auf jeden Fall als Sargnagel von Myspace in die Geschichtsbücher eingeht. Oder den – wirklich sehr gut durchdachten – Ansatz aus dem Link oben, dass Facebook ein Problem bekommen könnte, weil denen eine Hardwarebasis und ein thematischer Fokus fehlt.

    Gut, das ist vielleicht etwas viel erwartet, das hier jedenfalls ist der schlechteste Artikel zu Ping, den ich gelesen habe, und es gab eine Menge…nicht so guter. Damit dann tschüß, nach zwei Jahren raus aus dem RSS-Reader.

  14. online film izle on September 6th, 2010

    btw: Mich würde die 286 besseren Abspielprogramme und die 46 besseren Shops auch interessieren, zumindest ein paar davon. ;)

  15. Anja on September 6th, 2010

    Als Wahlschwedin sage ich nur – Spotify! Gut, gekauft habe ich dort noch nie, und ich weiß auch nicht, ob es in der deutschen Version bereits einen Shop gibt. Aber anhören und Playlisten teilen via Twitter und Facebook läuft doch wunderbar.

    iTunes verwende ich nur, um meine eigenen CD’s dort für meinen Nano hochzuladen. Und das eigentlich auch höchst selten.

  16. popkulturjunkie on September 8th, 2010

    Um das hier nochmal schnell zu beantworten. Ich habe einen PC, keinen Mac. Euch Mac-Nutzern kann ich also keinen iTunes-Ersatz empfehlen. Auf dem PC aber – und ich gehöre zu den Leuten, die zum Musik abspielen ein möglichst schlankes Programm haben wollen – und kein aufgeblähtes – mochte ich früher das schon genannte WinAmp sehr gern und nutze derzeit foobar2000.

  17. […] auf seinem PC das 287.-beste Musikabspielprogramm installieren möchte, ohne sich von Apple das System verwanzen zu lassen (z.B. weil man nur den […]

  18. core on September 20th, 2010

    Ich war anfangs sehr zuversichtlich was Ping anging. Mittlerweile nutze ich es gar nicht mehr. Wozu auch. Sehe den Sinn nicht wirklich darin.
    Nutze iTunes nur zum Musikhören. Auf die Diskussion, ob es bessere Programme gibt lasse ich mich nicht ein. Soll jeder für sich selber entscheiden.

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