Zeit für schlechte Musik. Zeit für die New-Entries in die deutschen Single-Charts vom 19. Juli 2004. Diesmal gibt es aber sogar einmal richtig gute Musik. Dafür aber auch zwei Schwerverbrechen.

100: Antonia – “wenn der hafer sticht”
Nein. Bitte. Das geht doch nicht. Das könnt ihr doch nicht machen. Eine völlig untalentierte Frau, die schonmal irgendwas mit DJ Ötzi aufgenommen hat, verbricht eine Alpen-Version von “dragostea din tei”. Und nennt das auch noch “wenn der hafer sticht”. Mir fallen gar keine Worte ein, die schlimm genug sind, um dieses Verbrechen auch nur annähernd zu würdigen. Und das Üble: Auf Platz 71 geht’s gleich fast noch schlimmer weiter. Natürlich 0 von 10 Punkten für diese Verschwendung von Rohstoffen.

89: Carl Henry feat. Ce’Cile – “bare as she dare”
Oh. Und da sind wir wieder bei meinem Lieblingsthema “austauschbares Hip-Hop-Black-Soul-Zeug” – diesmal mit einer Prise Dancehall. Macht es aber auch nicht erträglicher. 1 von 10 Punkten.

78: The Hives – “walk idiot walk”
Yipppiiiieee! Besteht doch noch Hoffnung für die deutschen Charts? Wahrscheinlich nicht. Aber immerhin sind The Hives in die Top 100 eingestiegen. Ist ja auch schonmal was. Dass die Hives die beste Live-Band der Welt sind, hab ich an anderer Stelle sicher schonmal erwähnt. Mit “walk idiot walk” hatte ich am Anfang ein paar Probleme. Aber mittlerweile hab ich den Song absolut in mein Musik-Herz geschlossen. 8 von 10 Punkten (gab’s überhaupt schonmal so viele Punkte in meinen Charts-Kritiken?)

75: Alanis Morissette – “out is through”
Ich oute mich jetzt mal. Ich mochte Alanis Morissette früher richtig gern. “ironic” zum Beispiel lief bei mir monatelang rauf und runter. Aber: Das neue Album ist leider sowas von mittelmäßig. Sehr schade, das. “out is through” sticht etwas raus aus dem Mittelmaß. Eine gute Wahl als Single-Auskopplung. Aber so groß wie sie mal war, wird sie wohl nie wieder, die Alanis. 5 von 10 Punkten.

71: DJ Ötzi – “tanz den rehakles”
Jetzt also zum zweiten Teil der heutigen Folge von “Die schlimmsten Verbrechen der Weltgeschichte”. DJ Ötzi bespricht eine CD mit Otto-Rehhagel-Hymnen-Quatsch. Ich bin dem körperlichen Zusammenbruch nah, wenn ich das höre und verzichte daher auf weitere Worte. 0 von 10 Punkten.

68: Lil’ Jon & The Eastside Boyz / Mystikal – “i don’t give a…”
Wo kommen die eigentlich alle her? Diese Rapper. Und diese Leute, die den Quatsch kaufen? Wieder meine Predigt: Es gibt doch so viel tolle Musik da draußen! Kauft doch nicht sowas! 1 von 10 Punkten.

67: Fünf Sterne Deluxe – “wir sind im haus”
Dann doch lieber guten alten Hip Hop aus Hamburg. Auch wenn es da schon wesentlich bessere Beispiele gab. Denn die neue Fünf-Sterne-Single ist nicht wirklich hörbar. 2 von 10 Punkten.

66: Beyoncé / Missy Elliot / MC Lyte – “the fighting temptations”
Auch solch überflüssiger Hip-Hop-Black-Soul-Quatsch. Aber immerhin mit einem halbwegs kreativen Retro-Touch. Der rettet den Song allerdings auch nicht. 2 von 10 Punkten.

54: George Michael – “flawless (go to the city)”
Der sollte doch nun wirklich auch keine Platten mehr aufnehmen. Der zerstört sich doch seinen eventuellen Mythos mit jeder neuen Single immer mehr. Für irgendwelche zweitklassigen Discos mag es genau das richtige sein. Für meine Ohren nicht. 2 von 10 Punkten.

43: ATB – “ecstasy”
Ich höre schon die Aufschreie: Wie kann er ATB mehr Punkte geben als Fünf Sterne Deluxe? Oder Missy Elliot? Auch ATB fand ich mal wirklich gut. Damals in meiner Techno-und-Trance-Phase, die sich über weite Teile der 90er erstreckte. Und der Herr Tanneberger von ATB programmiert ab und zu einen wirklich schönen Song. Ich hab’ hier sogar ein Album von ihm. “ecstasy” gehört zwar nicht zu den Highlights seiner Karriere. Aber hörbarer als die beiden eben genannten Songs ist er allemal. Und deswegen: 4 von 10 Punkten.

10: Overground – “aus und vorbei”
Top Ten. Normalzustand für Overground. Ich halte ja “Popstars” für die mit Abstand beste Castingshow im deutschen Fernsehen. Sie hat teilweise wirklich talentierte Bands hervorgebracht. Auch das Overground-Zeug fand ich anfangs nicht so schlecht. Weil es eine gelungene Idee war, das typische Boyband-Geplärre mal mit deutschen Texten zu versuchen. Allmählich wird’s aber langweilig. Und “aus und vorbei” ist zusätzlich definitiv ein paar Prisen zu schmalzig. 2 von 10 Punkten.

8: Stefan Raab / Spucky, Kork & Schrotty – “space-taxi”
War ja klar, dass Raabs Song zum neuen Bully-Film fett in die Charts einsteigt. Wird wahrscheinlich noch klettern, wenn der Film anläuft. Aber was bekommt der Konsument, abgesehen von ein paar schlimmen Gesangseinlagen der extrem-schwulen (T)Raumschiff-Charaktere? Unmotivierten, typischen Raab-Pseudo-Soul. Weit entfernt von der durchaus niveauvollen Max-Komposition. 1 von 10 Punkten.

Leave a Reply