Ein Kurztrip nach Unterföhring, um ein Interview zu führen. Negative Begleiterscheinung: Zweimal 3 Stunden dem Elend der Menschheit tief ins Auge blicken – also known as “Bahnfahrt”. Die Hinfahrt nach München war überraschend angenehm – weit und breit niemand, der nervt. Wahrscheinlich lag’s daran, dass es Wagen der Österreichischen Bundesbahn waren – vielleicht sind die ja im Gegensatz zu denen der Deutschen Bahn nicht verflucht. Dazu: schöne Musik in meinen Ohren. Spontan für Snow Patrol entschieden. Dann Nada Surf, Radiohead und Blackmail. Nach dem Interview dann aber die Rückfahrt. Und das Grauen nahm seinen Lauf. Zunächst alles gut. Doch irgendwann bewegt sich ein Etwas auf mich zu, setzt sich auch noch auf den Platz schräg gegenüber. Ein vollkommen besoffenes, stinkendes, senil-debil in die Leere starrendes Etwas. Auf einmal Stille im Großraumabteil – niemand spricht mehr, alle sind peinlich berührt. Es dauert nur ein paar Minuten, bis ich aufstehe und mir einen neuen Platz suche. Der Typ wird von den Kontrolleuren nicht beachtet, nicht kontrolliert. Warum auch? Warum soll man sich mit solchen Typen befassen? Lässt man sie doch einfach schwarzfahren und hat dafür seine Ruhe. Und überhaupt: dieses Großraumabteil! Man reserviert einen Platz in einem Großraumabteil – und natürlich funktioniert die Klima-Anlage nicht wirklich. Unschön an einem Tag, an dem die Sonne sich entscheidet, mal wieder nachzuschauen, ob es die Erde noch gibt – und einem dann 3 Stunden ins Gesicht scheint. Dann auch noch umsteigen müssen in eine S-Bahn, in der blöde Teenies prä-pubertäre Diskussionen führen und das Zugpersonal noch minderbemittelter ist als die dümmsten Fahrgäste. Eins ist mir mal wieder klar geworden an diesem Freitag im Juli: Nur noch ICE fahren – keine ECs und ICs mehr. Denn in ICEs ist das Elend der Menschheit nicht ganz so groß. Noch nicht.

Und jetzt raus aus diesen Nadelstreifen, rein in die Badewanne. Kerzen an. Musik an. Lesen. Ruhe. Entspannung. Kein Gedanke mehr an die Bahn verlieren.

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