Ein großartiger Abend liegt hinter mir. Ich war beim ersten Heidelberger Monsters of Spex mit fünf Bands für 14 Euro. Was für ein Preis-/Leistungsverhältnis. Zumal nicht irgendwelche Bands angekündigt waren, sondern Knaller wie Marr, Maritime, Girls in Hawaii und Jens Friebe. Statt dieser 4 Bands waren’s dann aber 5, weil die Maritime-Tour-Support-Band Snailhouse auch noch gespielt hat. Mit denen fing’s dann auch an. Gehört hatte ich zuvor nie etwas von ihnen, aber sie waren ganz okay. Aus Kanada kommen sie und spielen so blues-rockiges Zeug. Wie gesagt: Ganz okay, aber nicht sonderlich aufregend.

Im Anschluss trat dann Jens Friebe auf, dessen “gespenster” wochenlang in meiner Heavy Rotation lief. Ich war dennoch positiv überrascht, da ich etwas skeptisch war, ob seine anderen Songs ähnlich gut sein würden. Waren sie aber. Die Texte zwar immer auf der Kippe zwischen intelligent und pubertär, aber insgesamt ein guter Auftritt mit guter Musik.

Das Highlight des Abends sollte dann folgen: Die belgische Band Girls in Hawaii. 6 Leute auf der Bühne, die schwer zu beschreibende Musik machen. Extrem intelligent komponierte Songs, deren Verlauf nicht vorhersehbar ist, die massenweise Überraschungen bieten und die von Stimmungen, Atmosphäre und fabelhaften Melodien leben. Mal wunderschön ruhig und langsam, mal krachig laut. Aber immer gut. Für den Höhepunkt sorgte Sänger Antoine, als er zur Zugabe allein auf die Bühne zurückkam, das Mikrofon zur Seite stellte, sich ganz nach vorn auf die Bühne stellte und ohne Mikro, dafür aber mit einer Akustikgitarre ein wunderschönes Lied zum besten gab. Gänsehaut pur und Begeisterungsstürme für Girls in Hawaii im Karlstorbahnhof.

Auch das was nun folgte, kann unter “großartig” abgebucht werden: der Auftritt von Maritime, der Band, deren brillantes Indiepop-Album “glass floor” (unbedingt kaufen!) bei Grand Hotel Van Cleef erschienen ist. Und dieser Auftritt war sehr speziell. Denn: Sänger Davey von Bohlen ist heute Vater geworden. Und daher in die USA zurückgeflogen. Also half der Sänger der Band Snailhouse aus, studierte am Nachmittag sechs Maritime-Songs ein und verhalf dem Publikum dadurch doch noch zu einem kleinen Maritime-Auftritt mit Hits wie “james” und “sleep around”. Übrigens spielte der eigentliche Keyboarder der Band für von Bohlen auch noch Gitarre statt Keyboard. Ein sehr spezieller, aber toller Auftritt also.

Beschlossen wurde der Abend dann von Marr. Der Band, die zur Hälfte aus Tomte-Mitgliedern besteht und die krachigen, progressiven Rock spielt. Schon oft hatte ich Artikel gelesen, in denen sich über die Stimme des Sängers beschwert wurde. So richtig nachvollziehen konnte ich das immer nicht, auf der Platte störte mich die Stimme nicht. Aber live ist nunmal live. Und leider hat mich der Sänger heute tatsächlich extrem angenervt. Zu seinem nicht sonderlichen Live-Talent kam auch noch eine hyperaktive Hippeligkeit, sodass ich nach etwa der Hälfte des Marr-Konzertes lieber nach Hause fuhr. War ja auch genug tolle Musik für einen Abend. Schade bloß, dass ich diesen Abend allein verbringen musste. Warum werden solche Veranstaltungen auch auf einen Dienstag gelegt und nicht auf einen Wochenend-Tag? Aber ein Trost bleibt: All diese tollen Konzerte in der nächsten Zeit – Blumfeld, Keane, Kante, Sophia, Nick Cave – all diese Konzerte werde ich nicht allein erleben – und schon deswegen werden sie allesamt bestimmt wunderschön und aufregend und unvergesslich.

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