popkulturjunkie on tour: keane.

Nun hab ich sie endlich gesehen, diese tolle Band. Keane. Ein bisschen schwer fällt es mir, über den Sonntagabend in Köln zu schreiben. Weil andere Emotionen und Stimmungen den Tag bestimmten. Dinge, die wichtiger sind als Musik. Und doch war es gut, der Musik eine Chance zu geben, ein bisschen abzulenken.

Los ging es in der etwas abgefuckten Live Music Hall mit den Dogs. Am Vortag hatten wir erfahren, dass die eigentlich geplante NME-Hype-Band Razorlight aus gesundheitlichen Gründen absagen musste. Schade, hatten wir uns doch durch mehrmaliges Durchhören der Platte auf die Band eingestimmt und waren gespannt, ob der Hype berechtigt war. Ein kompletter Ersatz für Razorlight waren die Dogs, die aus dem Razorlight-Umfeld kommen (sie haben u.a. dasselbe Management) zwar nicht, aber gut waren sei trotzdem. Etwas punkrockige, britische Musik, die ab und zu auch ein paar amerikanische Einflüsse durchblicken lässt. Man müsste sich mehr mit der Band beschäftigen, um ein richtiges Urteil abgeben zu können. Was schwer fällt, da es bisher keinerlei Veröffentlichungen von ihnen gibt. Eine erste Single wird erst demnächst erscheinen. Für die Dogs war es allem Anschein nach der erste Auftritt in Deutschland überhaupt. Und sie haben ihn sichtlich genossen.

Als nächste Band in dem seltsam zusammengestellten Line-Up folgten The Soundtrack of our Lives. Die schwedische Band mit der treuen Fangemeinde, deren neues Album “origin vol. 1” in der aktuellen “Visions” mit den Worten beschrieben wird, sie sei “ein Paradestück an ausgefeiltem Songwriting und ganz einfach Rockmusik in ihrer schönsten Gestalt”. Die schwedische Band, mit der ich aber dennoch noch nie etwas anfangen konnte. Und auch dieser Auftritt hat nichts daran geändert. Vielleicht liegt es ganz einfach am gelinde gesagt seltsamen Frontmann Ebbot Lundberg, der mit seinen Hippie-Gewändern, seinem Vollbart, seiner Gestalt für Unwohlsein in mir sorgt. Klar, es gibt wirklich hörbare Stücke von T.S.O.O.L., man erinnere sich an “sister surround”, das ebenso vorgetragen wurde wie die neue Single “bigtime” und viele weitere Stücke der neuen Platte. Aber dieses Unwohlsein gepaart mit der für mich unspektakulären Mischung aus typischer skandinavischer Rockmusik und 70er-Style-Hippie-Musik wich nicht von mir. The Soundtrack of our Lives – eine Band, die ich mir nie angesehen hätte, wären sie nicht an einem Abend mit Keane aufgetretetn. Und eine Band, die ich mir wohl auch nie wieder ansehen werde.

Nach einer viel zu langen Umbaupause (Hallo? Warum braucht man soooo lang, um ein paar Drums und ein paar Keyboards auf die Bühne zu stellen?) erschien dann die Band, die Anfang des Jahres für solch große Begeisterung im Kopf und Herz des popkulturjunkies gesorgt hatte. Zum ersten Mal konnte ich sie live vor mir sehen. Und sehr schnell stellte sich eine minutenlang andauernde Gänsehaut bei mir ein. Klar, die Musik von Keane ist womöglich nicht die best-geeignete Musik für ein Livekonzert. Melancholischer Piano-Pop – da muss nicht unbedingt Stimmung aufkommen. Aber die drei von Keane haben das Beste draus gemacht. Haben alles gegeben, ihr Publikum zu unterhalten. Schneller und lauter klingen die Songs live. Interesant auf jeden Fall. Sänger Tom Chaplin wirkte sehr aktiv, lief unermüdlich auf der Bühne herum, legte all seine Emotionen in die Musik und wirkte allenfalls beim wiederkehrenden Niederknien am Rand der Bühne etwas zu routiniert. Ein absolutes Erlebnis ist Piano-Mann Tim Rice-Oxley, der solch unglaubliche Bewegungen beim Klavierspiel vollführt, hin- und herhampelt, all seine Kraft ins Spiel legt, dass man sich immer wieder fragt, wie er so auch noch alle Töne treffen kann. Ein großer Musiker. Etwas leid tat mir der Drummer Richard Hughes. Für einen Drummer bieten die Keane-Songs nun eben auch keine so große Herausforderung. Das Talent von Hughes abzuschätzen fällt daher immer etwas schwer, wenn er seine paar Schläge auf die Drums vollführt. Gespielt haben Keane vorwiegend die Stücke des grandiosen Debütalbums “hopes and fears”. Aber auch ein paar für das normale deutsche Publikum unbekannte Stücke waren dabei: “allemande” zum Beispiel, ein langsames, trauriges Stück, das 2003 auf der ersten Veröffentlichung der Single “this is the last time” erschien (die im November nochmals ausgekoppelt wird) und in einer neuen Version als Bonus-Track der japanischen Version von “hopes and fears”. Oder “on a day like today”, ein nicht ganz so eingängies, aber dennoch sehr sehr schönes Stück, das in England auf “hopes and fears” enthalten war, den deutschen Käufern aber frecherweise vorenthalten wurde. Ein neuer, komplett unveröffentlichter Song war auch noch dabei: “nothing in your way”. Insgesamt also auch musikalisch ein selbst für Keane-Junkies interessantes Konzert. Und dennoch hatte ich immer wieder Gedanken im Kopf. Vielleicht kennt ihr das: Man entdeckt eine Band. Liebt die Musik, teilt diese Liebe mit ein paar anderen lieben Menschen. Und dann, auf einmal, merkt man, dass es mittlerweile so viele andere, fremde Menschen gibt, die dieselbe Musik mit ähnlicher Intensität mag. Manchmal etwas schwer damit umzugehen. Und irgendwie hätte ich an diesem Abend gewollt, dass Keane nur für uns zwei spielen. Und nicht auch noch für all diese anderen Menschen. Aber das geht nunmal leider nicht. Und so musste ich nehmen, was ich bekommen konnte. Und das war trotzdem schön. So schön, dass nun ein paar Tage lang wieder kaum etwas anderes als Keane aus meinen Boxen zu hören sein wird.

Wenn ihr mehr Keane-Fotos aus Köln sehen wollt, andere, zum Teil viel bessere Fotos als das eine von mir gemachte, dann klickt hier.

1 Comment so far

  1. Anonymous on January 30th, 2005

    ich frag mich echt, was das hier soll… wen interessiert denn deine meinung über irgendwelche lieder… anscheinend macht es dir teilweise richtig spaß wenn du lieder in den dreck ziehen kannst. Ich finde das hier weng doof und frag mich nach dem sinn dieser bewertungen…

    Was soll das???

Leave a Reply