Zehn weitere TV-Neustart-Kritiken. Ein paar aktuell, ein paar zum Auffüllen von Lücken.

“Bianca – Wege zum Glück” / ZDF / Grundy UFA + teamWorx / werktäglich, 16.15 Uhr – Start: 1. November 2004
Die erste Telenovela im deutschen Fernsehen. Mit Spannung erwartet, das Schlimmste befürchtet, positiv überrascht. Natürlich ist diese Geschichte über eine Frau, die vier Jahre unschuldig im Gefängnis saß, auf dem Land ein neues Leben beginnt, sich sofort in einen toll aussehenden, reichen Mann verliebt, nur eine weibliche Zielgruppe. Dennoch: die Serie ist gut produziert, die Darsteller sind einigermaßen okay, die Bücher ebenfalls. Und warum heißt das jetzt alles Telenovela und nicht Daily Soap? Weil nach 200 Folgen Schluss sein soll, egal wie erfolgreich “Bianca” wird. 5 von 10 Punkten.

“Die Albertis” / ZDF / Network Movie Film- und Fernsehproduktion / mittwochs, 20.15 Uhr – Start: 13. Oktober 2004
Vor 20 Jahren wäre diese Serie ein Megahit geworden – damals, als ARD und ZDF noch allein waren. Heute, mit dem Überangebot an Fernsehsendern muss eine ZDF-Familienserie schon etwas Besonderes bieten, um anzukommen. “Die Albertis” kann das nicht. Die Quoten sind mau. Und warum? Die Serie ist auf üblichem ZDF-Niveau produziert, erzählt auch keine flacheren Geschichten als “Der Landarzt” oder das “Forsthaus Falkenau”. Aber an die beiden Serien konnten sich die Zuschauer eben auch viele Jahre lang gewöhnen. Vielleicht zieht die Serie aber auch nur deswegen, weil sie zu jung ausgerichtet ist für das greise ZDF-Stammpublikum. Viele junge, gut aussehende Menschen und eben kein Landarzt oder Förster. Erzählt werden übrigens Geschichten aus dem Leben einer Hamburger Patchwork-Familie (Schlimmes Wort!). “Die Albertis” ist ein ganz nettes Stück Fernsehen, man muss es aber auch nicht sehen. 5 von 10 Punkten.

“Visite – Persönlich” / NDR Fernsehen / donnerstags, 18.15 Uhr – Start: 7. Oktober 2004
Wer braucht eine Sendung, in der 30 Minuten lang mit jemandem über dessen Krankheit und Therapieverlauf gesprochen wird? Vor allem für hypochondirsch veranlagte Personen ein klarer Grund, umzuschalten. 1 von 10 Punkten.

“101 Most Starlicious Makeovers” / Viva / E! / dienstags, 17.30 Uhr – Start: 5. Oktober 2004
Und noch eine Produktion von E!. Läuft genau so ab, wie die “101 Reasons the 90s Ruled” (siehe unten), nur dass es nicht um die 90er geht, sondern um Promis die ihr Äußeres verändert haben. Langweiligst. Zu amerikanisch. 1 von 10 Punkten.

“101 Reasons the 90s Ruled” / Viva / E! / dienstags, 17 Uhr – Start: 5. Oktober 2004
Wieder so ein Viva-Einkauf einer amerikanischen Produktion des Entertainment-Kanals E!. Eine Sendung, in der ein Countdown läuft, der die 101 Gründe aufzählt, warum die 90er so toll waren. Problem an der Sache: Das alles wird natürlich aus einer extrem amerikanischen Sicht erzählt. Doof zum Beispiel, wenn “Who wants to be a Millionaire” auf Platz 55 ist, obwohl die Show (“Wer wird Millionär?”) in Deutschland erst nach den 90ern zum großen Hit wurde. Oder wenn die Rede von Filmen ist, die in Deutschland kein Mensch kennt (“Swingers”). Zu sehen gibt’s Schnipsel aus dem Archiv, kommentiert von irgendwelchen amerikanischen D-Promis, die hierzulande kein Mensch kennt. Daher sollte man sich die Sendung sparen und lieber Dinge wie “Die nervigsten Dinge der 90er” auf ProSieben schauen. 3 von 10 Punkten.

“Switched!” / Viva / Evolution + Charles Cook Productions / montags, 18 Uhr – Start: 4. Oktober 2004
Tauschformate sind in. Familien werden getauscht, Frauen, ganze Leben. Viva will natürlich auch auf dieser Welle mitsurfen und hat eine US-Produktion zum selben Thema eingekauft. Zwei Kids aus den USA tauschen für ein paar Tage ihr Leben, ihre Familie und ihre Freunde. Problem an der Sache: Wen interessieren amerikanische Kids, die ihr Leben tauschen? Wohl nicht einmal die Viva-Stammzuschauer. 2 von 10 Punkten.

“Die Supermamas – Einsatz im Kinderzimmer” / RTL II / Constantin Entertainment / donnerstags, 20.15 Uhr – Start: 23. September 2004
Ein neuer Trend: Erziehungs-Fernsehen. “Die Super Nanny” auf RTL und “Die Supermamas” auf RTL II. In beiden Sendungen versuchen Frauen, Familien zu helfen, die nicht mit ihren Kindern klarkommen. “Die Supermamas” sind zwei Frauen aus Berlin. Die RTL-II-Variante der Sendung ist nicht ganz so gut wie die RTL-Version. Die Zuschauer können nicht ganz so viel lernen, Tipps werden nur fragmentarisch gegeben. Durch die Sprünge zwischen zwei Fällen entstehen Brüche, die Dauer von 2 Stunden ist eindeutig zu lang. 4 von 10 Punkten.

“Zwischen Himmel und Hektik – Die Flughafen-Soap” / RTL II / TVN TV / mittwochs, 20.15 Uhr – Start: 22. September 2004
Immerhin mal ein Thema, dass noch nicht von 48 verschiedenen Doku-Soaps aufgegriffen wurde. Von einer aber auf jeden Fall: von der ZDF-Soap “Frankfurt Airport”. Und wenn man die RTL-II-Produktion damit vergleicht, wird gleich ein himmelhoher Unterscheid deutlich. Damals im ZDF wurden geschichten erzählt, hier gibt’s kleine Geschichtchen. Von nörgelnden Fluggästen, arbeitenden Stewardessen, usw. Schlecht ist die RTL-II-Soap dennoch nicht. Würde sie sich nicht anfühlen wie eine Air-Berlin-Dauerwerbesendung gäbe es vielleicht noch mehr als diese 4 von 10 Punkten.

“Unter Brüdern” / RTL / Endemol Filmproduktion München / mittwochs, 20.45 Uhr – Start: 15. September 2004
Ein gutes Beispiel dafür, dass relativ gute Schauspieler nicht ausreichen, um eine lustige Comedyserie zu produzieren. Und wieder ein gutes Beispiel dafür, dass es in Deutchland leider viel zu wenige gute Drehbuchautoren für Comedyserien gibt. Denn auch diese Serie, mit den Hauptdarstellern Heinrich Schafmeister und Michael Brandner, ist gähnend langweilig. Dabei hätten die Thematik und die Darsteller durchaus Potenzial gehabt. Schade. 3 von 10 Punkten.

“Das Geständnis – Heute sage ich alles” / ProSieben / Constantin Entertainment / werktäglich, 14 Uhr – Start: 30. August 2004
Das größte Affentheater der Welt. Noch lächerlicher als all die Gerichtsshows und Crime-Soaps, die das Daytime-Programm der großen Privatsender verstopfen. Absurde, erfundene Geschichten werden erzählt, die noch wirklichkeitsfremder sind als irgendwelche Bravo-Foto-Lovestories. Und das Schlimmste: Es wird so getan, als sei alles echt. Darsteller verstecken sich hinter einer Schattenwand, damit sie nicht erkannt werden, “Moderatorin” Alida tut ernst. “Das Geständnis” gehört definitiv zum schlechtesten Fernsehen, das die Welt bisher gesehen hat. 0 von 10 Punkten.

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