charts (2004-12-20).

Was haben Mathias Reim und Bryan Adams gemein? Warum bekommen in dieser Ausgabe der popkulturjunkie-testet-Chart-New-Entries-Kolumne rekordverdächtige 7 Songs 0 Punkte? Und warum schämt der popkulturjunkie sich kein bisschen, dass er Peter Heppner mag? Lesen Sie weiter, dann erfahren Sie es. Hier sind die New Entries der deutschen Singlecharts vom 20. Dezember 2004:

96: Blink 182 – “always”
Ich hab aufgegeben, Blink 182 nicht gut zu finden. Jeder einzelne Song, den sie als Single auf den Markt werfen, überzeugt mich. Und das seit Jahren. “always” auch schon wieder. Fabelhafter Rock mit der unverwechselbaren Blink-182-Stimme und einer grandiosen Melodie. Kauft Euch Blink-182-Platten! 7 von 10 Punkten.

89: Reim – “jedes bild von dir (remix)”
Schon wieder Mathias Reim. War der nicht vor ein paar Wochen schon in den Charts? Hartnäckige Fans hat er ja. Hier krächzt er einen seiner typischen Schlager ins Mikrophon und geht dabei fast 4 Minuten lang nur auf den Sack. Und irgendwie klingt er diesmal, als wäre er bei der Aufnahme besoffen gewesen. 0 von 10 Punkten.

86: Lutricia McNeal – “promise me”
Und wenn nach Herrn Reim Frau McNeal singt, fällt am Beginn des Songs gar nicht auf, dass es nicht mehr das Lied von Herrn Reim ist. Für “promise me” spricht das nicht. Schlimm-schmalziger Schnulzen-Pop, wie er auch von Alexander Klaws stammen könnte. 1 von 10 Punkte.

77: Marianne Rosenberg – “er gehört zu mir”
Und wäre dieses Stück nicht grausame Wahrheit, man hielte es für einen üblen Scherz. Nicht, dass das schlimme Original ausreichen würde, nein, Frau Rosenberg muss auch noch eine neue Version aufnehmen, die noch tuntiger klingt. Die Schwulen des Landes haben es ihr gedankt und sie mal wieder in die Charts gehievt. 0 von 10 Punkten.

73: Milù mit Kim Sanders & Peter Heppner – “aus gold”
Man muss auch mal peinliche Lieblingslieder haben. Und ich hab mich ja vor einigen Wochen schon geoutet, dass “aus gold” bei mir dazugehört. Dieser Song für einen guten Zweck ist natürlich sehr schlageresk, sehr schmalzig, aber dennoch ein Track, der nicht mehr aus dem Kopf geht. Und wenn Peter Heppner anfängt zu singen, kriegt er mich immer noch nach wenigen Sekunden. Das war 1991 so (“the sparrows & the nightingales”) und das ist auch diesmal wieder so. Für folgende Wertung schäme ich mich kein bisschen: 7 von 10 Punkten.

68: Bryan Adams – “flying”
Schämen sollte sich jedoch Bryan Adams. Und das schon seit vielen Jahren. Dafür, dass er immer wieder solch scheußliche Platten aufnimmt. Die hier klingt, als sei sie lediglich zu einem Zweck komponiert worden: um auf einen Kuschelrock-Sampler zu kommen. Erschreckend schlimmes Geseiere für Menschen ohne Musikgeschmack. Und spätestens nach dieser Nummer steht fest: Bryan Adams ist mittlerweie kein bisschen cooler mehr als Mathias Reim. 0 von 10 Punkten.

54: Bushido – “nie wieder”
Da ist es ja beinahe schon eine Wohltat, Neues von den Pseudos zu hören. Die Pseudo-kredibilen deutschen Hip-Hop-Spackos, diesmal wieder in Person von Bushido. Aber eben nur beinahe, denn wenn man Worte wie diese – “ich war der erste mit nem ständer im sandkasten” – hört, ist die Wohltat schnell wieder zu Ende. 0 von 10 Punkten.

53: E Nomine – “vater unser part ii (psalm 23)”
Eigentlich ist es ja ziemlich cool, einen Song “vater unser part ii” zu nennen. Schließlich hat auch immer noch niemand eine Fortsetzung der Bibel geschrieben. Aber wenn der Song losgeht, ist alle Coolness schnell vorbei. Eine weibliche Stimme, die im Opern-Casting durchgefallen ist, dazu die Synchronstimme von Robert de Niro, die das Vater-Unser und den Psalm 23 aufsagt. Das war vor Jahren vielleicht noch originell, jetzt aber überhaupt nicht mehr. 0 von 10 Punkten.

47: Aventura – “cuando volveras”
Da gab es doch vor einiger Zeit diesen Hit “obsesion”. Und jetzt nehmen die vier Deppen einen weiteren Song auf, dessen Melodie 1:1 wie die von “obsesion” klingt. Kreativ ist das nicht. 0 von 10 Punkten.

24: Robbie Williams – “misunderstood”
Ach, Robbie. Was machst du nur? Oder besser gesagt: Was macht Stephen Duffy mit dir? Diese neuen Songs, weit entfernt von dem, was du noch vor Jahren veröffentlicht hast. So mittelmäßig. “misunderstood” klingt am Anfang wie der Titelsong zu einem Western, dabei stammt er doch vom “Bridget Jones”-Soundtrack. Und in der Folge der 4 Minuten ist er so dermaßen einschläfernd und schnulzig, dass man sich allmählich ernste Sorgen um deine Karriere machen muss. Schade, das. 2 von 10 Punkten.

18: Kylie Minogue – “I believe in you”
Und dann auch noch Kylie Minogue, die den Höhepunkt ihrer Karriere auch schon weit hinter sich gelassen hat. Diese neue Single klingt, als sei sie die Titelmelodie zu “Heidi” oder einer anderen japanischen Zeichentrickserie. Besser als der Robbie-Schmalz ist sie dennoch. Aber nur knapp. 3 von 10 Punkten.

17: K.Maro – “femme like u”
Bei diesem Herren musste ich mich erst kundig machen, um wen es sich eigentlich handelt. K.Maro heißt eigentlich Cyril Kamar, stammt aus dem Libanon und ging dann über Frankreich nach Kanada. Und dort nimmt er nun französischen Rap auf. Hätte er mal besser sein lassen. Dank schlimmen Radiosendern wie NDR 2 und SWR3 kommt der Kram jedenfalls nun auch nach Deutschland. Mainstream-Hip-Hop der übelsten Sorte. Könnte auf einen Kuschelrap-Sampler kommen, wenn es sowas gäbe. 1 von 10 Punkten.

12: Schnappi – “schnappi, das kleine krokodil”
Was für ein seltsamer Hype. Da steigt ein Kinderlied auf Platz 12 der Charts ein, hat mittlerweile sogar Platz 1 erobert. Ich könnte mich jetzt darüber beklagen, was erwachsene Menschen dazu bringt, Geld für solche Kinderlieder auszugeben. Aber das tu ich nicht. Denn es ist ja schon süß, dieses Liedchen, äußerst süß und sympathisch. Hauptsache, DJ Ötzi nimmt jetzt keine neue Version auf. 6 von 10 Punkten.

11: Jeanette – “the infant light”
Irgendwie hab ich den Eindruck, Frau Biedermann veröffentlicht ihre Singles mittlerweile im Wochen-Rhythmus. “the infant light” sollte wohl passend zu Weihnachten sein. Warum sonst gröhlt ein Kinderchor die unerträgliche Melodie mit? Und warum säuselt Jeanette irgendwas von “it’s christmas time”. Dann doch lieber Band Aid. 1 von 10 Punkten.

7: Scooter – “one (always hardcore)”
Endlich mal wieder ‘ne neue Scooter-Platte. Zwischendurch konnten sich Fans ja schon davon überzeugen, dass Scooter-Schreihals H.P.Baxter neben dem Nicht-Singen-Können auch das Nicht-Thomas-Bernhard-Texte-Vorlesen-Können perfekt beherrscht. Aber jetzt versucht er es zum Glück wieder mit seinem Haupt-Nicht-Talent. “yeaaaaaah. I feel hardcore. always hardcore. all right. one world. one people. one music. one mc….” Ach, ist das schön. Und die Melodie erst, die man einfach nicht mehr aus seinem Kopf herausbekommt (aaaaaaahhhhhhhh!!!!!). 0 von 10 Punkten.

5 Comments so far

  1. Molde on January 4th, 2005

    *G* netter Ãœberblick. Der neue Scooter Song ist (mal wieder) so hirntot, dass er mir schon fast wieder sympatisch ist. Die drei zeigen eindrucksvoll, dass ein Titel noch simpler als alles von Bohlen sein kann und trotzdem (oder gerade deshalb) erfolgreich ist.

  2. Chris on January 4th, 2005

    Dämlich geht es nicht bei Scooter herzufallen. Diese Jungs machen Stimmung und haben Erfolg mit Grund.
    Also nicht so blöde Kritik. Denk einfach es ist Geschmacksache.
    Mir gefällt es !!!
    Gruss
    Christian

  3. popkulturjunkie on January 4th, 2005

    und mir eben nicht.

    und warum nennst du dich eigentlich mal “Chris” und mal “Heiko“? Ist dir deine meinung zu scooter und master blaster womöglich doch ein bisschen peinlich…? ;-)

  4. freerider on January 7th, 2005

    juhuu! endlich mal ein gleichgesinnter bezüglich blink 182! :-) ehrlich gesagt mag ich die jungs schon seit meiner frühen jugend ;-), damals noch als die ersten 3 akkorde-fun-punk-vorreiter aus amerika. seit dem “boxcar racer” nebenprojekt von tom delonge und travis barker (2003) sind die jungs spürbar erwachsen geworden. und mit ihnen mein musikgeschmack… ;-)das aktuelle album ist der wirkliche hammer geworden. satte 60 min. spielzeit + bonus-videos. was dich interessieren wird: für den titel “all of this” haben sich die jungs keinen geringeren als robert smith ins boot geholt! der mit abstand beste track des ganzen albums! roberts unverkennliche stimme zusammen mit dem neuen, melancholischen sound von blink… gibt nix besseres!
    mfg le matz

  5. popkulturjunkie on January 7th, 2005

    guter tipp. ein wirklich fabelhafter song!

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