charts (2005-01-17).

Willkommen in einer Zeitreise zurück in die Vergangenheit. Also known as Charts-New-Entries-Kritik. Als ich die Top 100 dieser Woche sah, kam ich mir etwas seltsam vor: Erasure? Richard Marx? Mick Jagger & Dave Stewart? Iron Maiden? Sind die nicht schon alle tot? Anscheinend nicht. Sie machen alle noch Musik. Und steigen tatsächlich in dieser Woche in die deutschen Single-Charts ein (Während sich übrigens Schnappi immer noch die Nummer 1 schnappt). Ladies and Gentlemen, hier sind die Neu-Einsteiger der deutschen Singlecharts vom 17. Januar 2005:

85: Helmut Lotti – “far east of the sun”
Bevor wir allerdings die Zeitreise zu den Altgediehnten antreten, müssen wir uns noch kurz mit Helmut Lotti, Schwarm aller 80-jährigen Omis herumplagen. Der Nerv-Belgier mit der Pseudo-Elvis-Stimme will mit seinem neuen Schlager Russland huldigen und hat ihn “in einem einsamen Dorf in der sibirischen Steppe” aufgenommen (dass ich nicht lache…). Wäre er mal dort geblieben… 0 von 10 Punkten.

76: Iron Maiden – “the number of the beast”
Iron Maiden! Damals, als ich noch Bands wie Helloween, Blind Guardian und ein bisschen auch Iron Maiden huldigte, damals war man noch wer, wenn man solche Musik hörte. Heute kaum noch vorstellbar, dass “the number of the beast” schockierte und “Heavy Metal” genannt wurde. Schließlich spielt heute jede zweite Garagenrock-Kapelle härtere Musik. Aber irgendwie hat dieser Klassiker auch heute noch einen gewissen Charme. Die Single ist übrigens kein Remake oder sowas ekliges, sondern die Original-Version von 1982, die zwecks Promotion für eine Iron-Maiden-DVD wiederveröffentlicht wurde. Lustig übrigens, das der Song damit zum ersten Mal in die deutschen Charts einsteigt. Hat er damals nämlich nicht geschafft. 5 von 10 Punkten.

67: Mick Jagger & Dave Stewart – “old habits die hard”
Was soll man dazu sagen? Zwei glorreiche Halunken wollen’s auf ihre alten Tage nochmal wissen? Oder warum nehmen Herr Rolling-Stones-Jagger und Herr Eurythmics-Stewart eine gemeinsame Platte auf? Die beiden Herren haben den Soundtrack zum Film “Alfie” produziert, der in Deutschland im März anläuft. In “old habits die hard” singen Mick Jagger und Sheryl Crow einen schlimmen Schlager, der nicht auf den Punkt kommt und mit seinem Gesäusel schnell nervt. Ich hab mir sicher schonmal an anderer Stelle gewünscht, dass Mick Jagger seine Musik-Karriere irgendwann in den 70ern beendet hätte… 1 von 10 Punkten.

48: Richard Marx – “ready to fly”
Richard Marx, der alte Sack. Seinen größten Hit hatte er 1989 mit “right here waiting”. Danach kamen zwar noch ein paar Charts-Platzierungen, aber seit einigen Jahren gar nichts mehr. Und nun darf er den Song zum “RTL Skispringen” singen. Womit hat er das verdient? Immerhin schafft er es so nochmal richtig in die Charts. Und was soll ich sagen. Auch wenn ich mich ein bisschen dafür schäme, aber ich finde den Song gar nicht sooo übel. Natürlich ist es Extrem-Schmalz in Reinkultur. Aber immer noch besser, jemand wie Richard Marx, der es eindeutig kann, als jemand wie Alexander Klavs, der es eindeutig nicht kann. Daher: mutige 5 von 10 Punkten.

35: Erasure – “breathe”
Und dann auch noch Erasure. Als seien 28 (!) Charts-Singles seit 1985 nicht genug, gibt’s die 29. Und warum? Weil Andy Bell vor Kurzem bekanntgegeben hat, dass er HIV-positiv ist? Demnächst gibt’s auf jeden Fall wieder mal ein neues Album der Band. Mit weiteren Songs, die so klingen wie vor 20 Jahren. Immer dieselbe Musik von Vince Clark und immer derselbe Gesang von Andy Bell. Keinerlei Weiterentwicklung. Aber das ist wahrscheinlich das, was die musikalisch ewig Gestrigen, die auch im Jahr 2005 noch Erasure-Platten kaufen, so mögen. Da weiß man einfach, was man hat. “breathe” wird auf jeden Fall kein so großer Hit wie seinerzeit “sometimes” oder “always”. Dafür ist’s eindeutig zu langweilig. 3 von 10 Punkten.

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