popkulturjunkie on tour: saybia.

Nachdem ich am Dienstag schon das Slut-Konzert geschwänzt hatte, weil ich müde war und unmotiviert, da ich sie schon zwei oder drei mal gesehen hatte, musste ich heute unbedingt ran. Schließlich hatte die dänische Band Saybia mit “these are the days” eines meiner absoluten Lieblingsalben des vergangenen Jahres produziert. Und wenn ich nach einer anstrengenden Woche auch heute ziemlich müde war, das Konzert hat sich dennoch absolut gelohnt.

Das Publikum war relativ jung und auffällig weiblich. Und das, obwohl Saybia-Sänger Sören Huss auf den ersten Blick nicht gerade ein Frauentyp ist. Leichtes Ãœbergewicht, altes Holzfällerhemd, unrasiert und lange, fettige Haare. Doch wenn er den Mund aufmacht und singt, ist das vollkommen egal. Der von Schubladen-Experten schnell herangezogene Vergleich mit Bands wie Coldplay oder Travis greift viel zu kurz. Die Musik von Saybia, gerade auf “these are the days”, ist intelligenter, abwechslungsreicher, wunderschöner und vor allem sehr nordischer Melancholie-Rock. Und wo gibt es bitteschön im Gesamtwerk von Travis oder Coldplay 17 Minuten lange Songs, deren Struktur sich nicht hinter der Musik von Radiohead oder Sigur Ros verstecken muss?

Zurück zum Konzert. Eine Vorband gab es überraschenderweise nicht, so lag die Konzentration voll auf Saybia. 100 Minuten sollten es werden, vornehmlich vollgepackt mit Material des aktuellen Albums. Das Set begann mit dem großartigen “the haunted house on the hill” (leider ohne die Bläser, die das Stück auf dem Album veredeln), auch Hits wie “brilliant sky” oder “i surrender” fehlten natürlich nicht. In der Zugabe gab es mit “worst case scenario” auch ein Stück, dass erst zum zweiten Mal live gespielt wurde und auf einer (Achtung! Exklusiv-Information!) im Herbst erscheinenden EP zu finden sein wird. Den Schlusspunkt unter ein musikalisch wunderschönes, ab und zu beinahe zu perfektes Konzert setzte dann auch tatsächlich das erwähnte, 17 Minuten lange, unbetitelte Epos von “these are the days”, wenn es in der Live-Version auch ein paar Minuten kürzer war.

Ein lohnender Abend also, mit einer Band, die in ihrer Heimat Dänemark zu den ganz Großen gehört (Ihr Debüt-Album belegte 2002 acht Wochen lang Platz 1 in den Charts) und die auch in Deutschland immer mehr Fans finden wird. Die etwa 200 heute Abend Anwesenden dürften spätestens jetzt dazugehören.

2 Comments so far

  1. Yetused on November 13th, 2005

    Gott sei es getrommelt und gepfiffen! Ich liebe Saybia. Das ist perfekte Musik. Zum Abheben und Runterkommen.
    Schön, dass es noch andere Fans gibt.

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