Archive for May, 2005

popkulturjunkies tierleben (1). 25

Ein besonderes Exemplar in der subkulturellen Fauna ist der männliche Kirmestechno-Hörer. Er wagt sich gern aus dem Dickicht seines geschützten Umfeldes, um zu zeigen wie toll er ist. Besonders gehäuft tritt er in Zügen der Deutschen Bahn in Erscheinung. Freitag- und Sonntagabends sitzt er vornehmlich in den Gängen, weil er keine Reservierung hat. Meist fährt er zu oder kommt von seinem Dienstort. Eine große Zahl der männlichen Kirmestechno-Hörer dient nämlich bei der Bundeswehr. Hier, in der Bahn, wo er zeigen kann, wie toll er ist und nicht in der dienenden Masse untergeht, kann er angeben mit seinem Fitnesscenter-gestählten Körper. Auf den Ohren immer in übertriebener Lautstärke harte Beats und stumpfe Melodien. “oh heaven is a place on earth”. Sollten sich Lebewesen anderen Geschlechts in der Nähe befinden, nutzt der männliche Kirmestechno-Hörer die Gelegenheit gern, um ein paar Blicke auf weibliche Geschlechtsmerkmale zu riskieren. Sollte das Opfer es merken – ihm doch egal. Schließlich zeigt die Musik auf seinen Ohren, was für ein toller Kerl er ist. Dass seine Musik schon seit Jahren out ist – ihm egal. Da, wo er herkommt – meist aus der Provinz – hören das alle, ist es geiler Scheiß. Im Halbstundenrythmus öffnet sich der männliche Kirmestechno-Hörer dann eine Flasche Bier, nutzt die erste leergetrunkene Flasche als Aschenbecher und liest Tuningzeitschriften oder T-Shirt-Kataloge, in denen ihn besonders die Seiten mit dem Böhse-Onkelz-Merchandising interessieren. Böhse Onkelz und Kirmestechno passen schließlich sehr gut zusammen. Menschen, die sich in seiner Nähe aufhalten müssen, stundenlang, die sind ihm egal. Auch wenn sie in all den Stunden, in denen sie zum wiederholten Male die Kirmestechno-Version des 80er-Klassikers “heaven is a place on earth” hören müssen, denken: “hell is a place on earth”.

editors. 14

“i’m so glad, i found this”: Mein Ohrwurm der Stunde kommt aus Birmingham, von einer Band namens Editors. “munich”, so der Name des Stücks, gehört definitiv zu den bisher besten Songs des Jahres. Musikalisch hält sich das Stück im Umkreis von Bands wie Joy Division, Echo & The Bunnymen und Interpol auf, nicht zuletzt dank der dunklen Bariton-Stimme des Sängers Tom Smith, die neben der Energie des Songs auch für eine Prise Melancholie sorgt. “munich” ist die zweite Single der Band nach “bullets”, das Debüt-Album soll im Sommer erscheinen. Wenn die restlichen Songs so gut werden, wie diese beiden ersten Singles, dürften die Editors verdammt groß werden. Die Clips zu “munich” und “bullets” lassen sich auf der Editors-Website unter “music” anschauen.

clips, clips, clips. 5

Für alle bedauerlichen Menschen, die kein MTV2 Europe sehen können (Ja! Ich bin ein gemeines Arschloch, das gern Säure in offene Wunden gießt!), kommen hier ein paar nagelneue Clip-Links:

– Zuerst zu zwei Hype-Bands der vergangenen Wochen: Maximo Park und The Bravery. Maximo Parks neue Single “graffiti” gibt’s hier und den spektakulären Bravery-Clip zu “fearless” (kein Fake, die Typen haben sich tatsächlich auf Motorboote binden lassen und performen dort den Song) hier: Windows Media High / Windows Media Low / Real Player High / Real Player Low.

– Zu den Hypes der Stunde in England gehören The Futureheads. Den Clip zur Kracher-Single “decent days and nights” gibt’s hier: Windows Media High / Windows Media Low / Real Player High / Real Player Low.

– Und ein gutes Beispiel dafür, warum das neue New-Order-Album so enttäuschend ist, heißt “jetstream” und sit auch noch die neue Single. Den passenden, blöden Clip gibt’s hier: Windows Media High / Windows Media Low / Real Player High / Real Player Low.

kentucky schreit … 0

Manchmal lohnt es sich auch, in der Lieblingszeitung Artikel zu lesen, die man eigentlich nicht liest, weil sie einen nicht sonderlich interessieren. So gibt es in der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung” eine Reihe namens “Hier spricht der Gast”, in der Restaurants unter die Lupe genommen werden. Und die war gestern äußerst lesenswert. Es ging nämlich um das weltberühmte Restaurant “Kentucky Fried Chicken”, bzw. eines aus der weltberühmten Kette. Und in dieser Kolumne finden sich solche Sätze wie “Für eine pure Degustation des Fleisch-Panade-Effekts empfehlen sich vor allem die Unterfilets, ‘Crispys’ genannt (drei Teile 2,85 Euro). Zur Auflockerung des trockenen Grundgeschmacks dienen diverse Heinz-Dips (darunter eine wahrhaft furchterregend künstlch schmeckende Barbecue-Sauce) oder auch eine ebenfalls in Geschmack und Bindung plastikartig wirkende Hühnersauce (‘Gravy’).” Sehr amüsant in einer solch ernst formulierten Sprache eine Fast-Food-Restaurant-Kritik zu lesen. Den gesamten Text gibt es (leider nur für Abonnenten kostenlos) hier.

blogmich05. 5

blogmich05? Dunkel. Kalt. Laut. Seltsam. Bizarr. Langweilig.

blogmich06? Blog Dich doch selbst!

endlich wieder musikfernsehen. 14

Mitten im Mai Weihnachten! Seit heute gehört mein Heidelberger Stadtteil zum digitalen Ausbaugebiet des Kabelnetzbetreibers Kabel BW. Dadurch hat sich die Liste der Fernsehkanäle, die ich empfangen kann, verdoppelt. Ich kann jetzt 170 Sender sehen. Darunter massenhaft Zeug aus dem Skurrilitätenkabinett der internationalen Fernsehbranche. Russische Kirchensender, polnische Wirtschaftsnachrichtenkanäle, ukrainisches und rumänisches Fernsehen, Sender, auf denen den ganzen Tag Lanschaftsaufnahmen mit unterlegter, beruhigender Musik zu sehen sind und Astro TV. Außerdem: Massenhaft Musikkanäle. Italienische, Französische, ein asiatischer, auf dem den ganzen Tag Bollywood-Musik läuft und massenhaft Sender aus dem englischen MTV-Angebot. Und genau das ist der Grund, warum heute für mich eine Art Weihnachten war. Denn in England gibt es MTV2 Europe, nicht zu verwechseln mit dem überflüssigen deutschen MTV2Pop, das sich im Herbst ja selbst abschafft.

Auf MTV2 Europe läuft den ganzen Tag lang brillante Musik. Ihr ahnt gar nicht, wie gut es tut, einen Musiksender einzuschalten, auf dem Bright Eyes, Interpol, Nine Inch Nails, The Bravery, Maximo Park, Oasis und das ganze coole Zeug läuft. Den ganzen Tag lang. Eben zum Beispiel auch der nagelneue erste Billy-Corgan-Solo-Clip. Und einen Musiksender, bei dem in den Werbepausen tatsächlich normale Werbung läuft. Für Kinofilme, für CDs, für Adidas, Smirnoff. Und eben nicht für schwachsinnige Klingeltöne. Außerdem gibt es bei MTV2 Europe die “NME Chart Show” und abends eine Sendung mit dem BBC-Radio-One-DJ Zane Lowe. Ladies & Gentlemen, ich habe einen neuen Lieblingsfernsehsender. Und das deutsche Musikfernsehen kann für mich endgültig einpacken.

Wer das auch will: MTV2 Europe ist in Deutschland nicht über Satellit zu empfangen, ausschließlich digital in den Kabelnetzen von Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen.

altes. 0

Fernsehen kann aber auch so schlecht sein. Und das nicht nur im Daytime-Programm des Privatfernsehens, sondern auch und gerade in “Computermagazinen” des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Zum Beispiel “neues”, eine Sendung, in der längst tot geglaubte Personen der Pre-New-Economy-Ära wie Ossi Urchs noch den großen Internet-Guru spielen dürfen und mp3-Player “mp3-Porties” genannt werden. Gruselig…

“lost in la mancha”. 4

Fernsehen kann so toll sein. Und Filme können so toll sein. Selbst Filme über Filme, die nie zu Filmen wurden. Dank meines netten Kabelnetzbetreibers Kabel BW kann ich seit einiger Zeit u.a. das schweizerische Fernsehen sehen. Und so sah ich heute abend einen Dokumentarfilm auf SF1.

“Lost in La Mancha” sollte ursprünglich eines dieser Making ofs werden. Einer dieser unspektakulären Filmchen, die zur Promotion von Kinofilmen angefertigt werden und später als Bonusmaterial auf DVDs endgelagert werden. In diesem Fall kam aber alles anders. Terry Gilliam, Ex-Monty-Python und Regisseur verrückter Filme wie “Twelve Monkeys” oder “The Fisher King” hatte einen Traum, den er seit zehn Jahren träumte. Er wollte “Don Quixote” neu interpretieren. Die Finanzierung war schwierig, doch endlich lief die Post-Production in Spanien an. Mehrere großartige Schauspieler wie Johnny Depp und Jean Rochefort verzichteten auf ihre üblichen Honroare, um den Film zu ermöglichen. Doch als die Dreharbeiten losgingen, lief alles gegen den Film. Erst ein schlimmer Hagelsturm, der das Set zerstörte, dann ein Bandscheibenvorfall des Quixote-Darstellers Jean Rochefort, der weitere Dreharbeiten für mehrere Wochen verhinderte, Probleme mit den Produzenten, den Finanziers, den Versicherungen. Die Dreharbeiten zu “The Man who killed Don Quixote” sollten nie zu Ende geführt werden, der Film wurde gestoppt, ein paar Sequenzen der ersten Drehtage sind das einzige, was übrig ist. Und eben “Lost in La Mancha”. Ein “Unmaking of”. ein Film, der nur durch Unglück enstanden ist. Und der gerade deswegen so sehenswert ist. Wer SF1 empfangen kann, kommt in der Nacht von Donnerstag auf Freitag um 1.40 Uhr noch einmal in den Genuss, “Lost in La Mancha” sehen zu können.

um gottes willen. 3

Hört das denn nie auf? Eben auf XXP: “Die Titelmelodie von ‘Spiegel TV Magazin’ jetzt als polyphoner Klingelton auf ihr Handy”…

fincher und reznor. 1

David Fincher (“Sieben”, “Fight Club”) wird beim zweiten Video des neuen Nine-Inch-Nails-Albums Regie führen. Der Clip zu “only” soll Elemente aus “Fight Club” enthalten. Ich bin gespannt…

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