Tataaaaa. Und wenn niemand mehr dran glaubt, wird die beliebte Rubrik der Chart-New-Entry-Kritiken doch noch wiederbelebt. Und ab sofort hoffentlich wieder regelmäßig veröffentlicht. Anstatt zu jedem New Entry einen YouTube-Link dazuzustellen, gibt es aber ab sofort nur noch einen Playlist-Link. Dort lassen sich dann alle bei YouTube verfügbaren Clips direkt ansteuern oder am Stück anschauen. Diesmal sind dort 11 der 12 New Entries zu finden, lediglich Klaus Badelt fehlt. Für seinen “Videoclip” muss man wohl ins Kino gehen. Wie auch immer, hier sind die Neueinsteiger der deutschen Singlecharts vom 3. November 2006:
95: Icke & Er – “richtig geil”
Tja, diese beiden Berliner, die das Internet genutzt haben, um bekannt zu werden. Halbwegs gelungen: Die Charts sind erreicht. Aber: Der Song ist so dermaßen nervig. Leute, die rappen können, sind schon nicht so meins, aber das hier: Pseudo-lustiges Ins-Mikrofon-Brabbeln mit Computer-Beat direkt aus dem Keller. Verzichtbar hoch zehn. 1 von 10 Punkten.
90: Klaus Badelt – “he’s a pirate”
Hans Zimmers Schüler Klaus Badelt hat seine “Pirates of the Carribean”-Titelmusik nun auch als Single veröffentlicht. Darauf gibt es die Original-Version und ein paar Remixe, die man getrost vergessen kann. Die Titelmelodie des Films hingegen ist ja mittlerweile wohl jedem bekannt, eine ohrwurmige Filmmusik, bei der man meint, sie schon seit 20 Jahren zu kennen. Zum ganz großen Stück fehlt “he’s a pirate” aber die Eigenständigkeit, die Unverwechselbarkeit. 6 von 10 Punkten.
82: Blank & Jones – “sound of machines”
Die alten Herren des Trance haben vor einiger Zeit eine “Singles Collection” auf den Markt geschmissen, “sound of machines” ist die zweite Auskopplung. Es handelt sich um einen etwas älteren Song, der nun per Remix aufgehübscht wurde. Entstanden ist ein Stück, das relativ untypisch klingt, viele knarzende housige Sounds liefert und relativ gefällig ist. 5 von 10 Punkten.
78: John Legend – “save room”
Ist es der Sample, der dem Stück zugrunde liegt? Oder gab es ihn in irgendeinem Trailer oder Werbespot? Irgendwie kommt mir dieser Song so unfassbar bekannt vor. Vielleicht ist es aber auch nur diese Eingängigkeit. John Legend ist in den USA recht groß, hierzulande aber völlig unbekannt. Vielleicht ändert sich das ja jetzt: “save room” ist eine hübsche Kuschel-Soul-Nummer, die nicht nervt. 6 von 10 Punkten.
72: Pet Shop Boys – “numb”
Hätte ich nicht gedacht, dass mir nochmal ein Pet-Shop-Boys so gut gefallen würde. Zur Vorgeschichte: Meine allererste selbst gekaufte Vinyl-LP war “actually” von den Pet Shop Boys. Ich war richtig großer Fan, blieb das auch viele Jahre lang. In den vergangenen Jahren plätscherte die Band eher so vor sich hin, sodass ich sie beinahe schon abgeschrieben hätte. Aber jetzt kommt “numb”: ein ziemlich melancholischer, ruhiger Song, der zwar absolut nach den Pet Shop Boys klingt, aber eben dennoch kein typischer “Pet Shop Boys”-Track ist. Absolut tolle Musik. 8 von 10 Punkten.
68: Majestic 12 / Xavier Naidoo – “with you”
Mister Omnipräsenz ist schon wieder da. Mit seiner eigenen Single “danke” immer noch auf 19, singt er hier schon wieder bei anderen mit. Und zwar beim Popsoul-Projekt Majestic 12. Mit Betonung auf Pop. Naidoo singt auf englisch, dominiert den Song und drängt die Stimme seiner Mitsängerin an die Wand. Ohne ihn wäre “with you” wohl nicht in den Charts gelandet. 3 von 10 Punkten.
56: Zeichen der Zeit – “ich trage dich”
Sprach ich gerade von “Mister Omnipräsenz”? Hier ist er schon wieder. Auch beim neuesten Song des Projekts “Zeichen der Zeit” ist er natürlich dabei, er hat es ja vor einigen Jahren mit der Band Allee der Kosmonauten gegründet. Die Musik ist Christen-Pop von der klebrigen Sorte. So passt es natürlich auch gut, dass Frau Catterfeld mitsingt und den Klebrigkeitsfaktor weiter erhöht. Das Gerappe in der zweiten Hälfte des Stücks klingt da eher wie ein Alibi. Eine Platte, die pünktlich zu Weihnachten kommt. Leider. 2 von 10 Punkten.
50: Roxette – “one wish”
Aus der Reihe “Comebacks, die die Welt nicht braucht” sehen Sie diesmal die traurige Folge: Roxette. Die beiden Pop-Oldies wollen nochmal ein bisschen Kohle mitnehmen und haben zum 20-jährigen Band-Jubiläum zwei (!) neue Songs aufgenommen, die mit dem üblichen Best-of-Album verkauft werden. “one wish” heißt der eine und er ist unfassbar mittelmäßig und altmodisch, so dass man sich wirklich fragt, wer das kauft. Also, Leute, lasst’s gut sein und belasst es bei den zwei neuen Songs. 2 von 10 Punkten.
45: Jan Delay – “für immer und dich”
In Zeiten, in denen dämliche animierte Elektrofachmarkt-Schweine Rio-Reiser-Klassiker für Werbespots missbrauchen, tut es verdammt gut, mal wieder eine würdige Reiser-Coverversion zuhören. Das Original stammt aus den 80ern, war schon damals ein grandioser Popsong und klingt auch mit der quäligen Stimme von Herrn Delay sehr nett. 7 von 10 Punkten.
27: Danity Kane – “show stopper”.
Alles andere als “sehr nett” ist diese Nerv-Girlband, die aus der MTV-Show “making the band” hervorgegangen ist. Papa Diddy spielt im Clip mit, plappert auch im Song kurz dazwischen, schafft es aber nicht, die fünf Mädchen aus der völligen Verwechselbarkeit des US-RnB-Sumpfes herauszuziehen. Laaaangweilig. 2 von 10 Punkten.
26: Kool Savas & Optik Records – “komm mit mir”
Aaargh. Um ein Haar hätte ich mich dazu hinreißen lassen, ein deutsches Rapstück halbwegs okay zu finden. Die Melodie ist nett, das Gerappe okay. Aber: Der Text. Warum nur sind die Texte dieser Deutsch-Rap-Stücke immer wieder so dämlich? Warum singt man mittendrin auf einmal “und ich düse düse düse düse im sauseschritt, kuck aufs navi und orte dich, nimm dich im porsche mit”? Das tut doch nicht Not. Oder “und mach kein’ Kickstart, du machst mein’ Dick hart”. Hilfe. 2 von 10 Punkten.
2: US 5 – “in the club”
Schon die ersten Worte des Songs klingen grausig. Das “let’s go” ist völlig schief. Anschließend säuseln die Boyband-Schnösel in üblich Manier uninspirierte und talentfreie Sätze ins Mikro, haben dabei keine Melodie mitgebracht und steigen trotzdem auf 2 ein. Ach Kinder, kauft Euch doch mal ordentliche Musik. 1 von 10 Punkten.
Die Top Ten vom 3. November 2006:
01 (01) Silbermond – “das beste”
02 (–) US 5 – “in the club”
03 (02) Scissor Sisters – “i don’t feel like dancin'”
04 (04) Pink – “u + ur hand”
05 (03) Rihanna – “unfaithful”
06 (11) Yvonne Catterfeld – “erinner’ mich dich zu vergessen”
07 (06) P. Diddy feat. Nicole Scherzinger – “come to me”
08 (08) Chamillionaire – “ridin'”
09 (05) Justin Timberlake – “sexyback”
10 (07) Juli – “dieses leben”
Ebenfalls erschienen, aber gefloppt:
– Deichkind – “ich betäube mich”
– Franz Ferdinand – “eleanor put your boots on”
– Jeans Team – “das zelt”
– Lily Allen – “ldn”