Archive for November, 2006

johnny cash – “god’s gonna cut you down”. 1

Ein Clip mit rekordverdächtigem Staraufkommen: Iggy Pop, Kanye West, Chris Martin, Kris Kristofferson, Patty Smith, Terrence Howard, Flea, Q-Tip, Adam Levine (Maroon 5), Chris Rock, Justin Timberlake, Kate Moss, Sir Peter Blake, Sheryl Crow, Dennis Hopper, Woody Harrelson, Amy Lee (Evanescence), Tommy Lee, Dixie Chicks, Mick Jones, Sharon Stone, Bono, Shelby Lynne, Anthony Kiedis, Travis Barker, Lisa Marie Presley, Kid Rock, Jay Z, Keith Richards, Billy Gibbons, Corinne Bailey Rae, Johnny Depp, Graham Nash, Brian Wilson, Rick Rubin und Owen Wilson erweisen Johnny Cash die letzte Ehre. In “seinem” neuen Clip zum grandiosen Song “god’s gonna cut you down”.

dotcomedy. 1

NBC hat die Video-Plattform dotcomedy gestartet. Dort gibt es Schnipsel aus vielen NBC-Comedies (“Saturday Night Live”, “Late Night with Conan O’Brien”, etc.), extra für das Netz produzierte Inhalte und demnächst auch die Möglichkeit eigene Videos hochzuladen. Eine Art Mini-Comedy-YouTube also. Auch das embedden der Clips ins eigene Blog soll demnächst möglich sein.

elektrischer musiker. 8

Ach, wofür Zeitschriftensammlungen doch gut sind. Zum Beispiel für Zeitreisen. Ich präsentiere: Die EBM-Band Tilt!. Ein Foto aus der “Wiener”-Ausgabe 4/1990. Und nun ratet mal, wer der Typ ist, der den Schlagbohrer da so angriffslustig in die Höhe reißt? Na? Ein gewisser Mario Sixtus. Hihi.

spider-man-3-trailer. 0

Der Trailer zu “Spider-Man 3” ist online. Und er sieht gar nicht so schlecht aus. (via The Movie Blog)

künstler auf dem weg nach unten. 0

Wer den neuerlichen Tiefpunkt in der Karriere von Chris Cornell erleben möchte, geht zu stereogum.com und hört sich die erbarmungslos schlimme “billie jean”-Coverversion (!) des Herren an.

film: “borat”. 12

Beleben wir doch gleich auch noch die gute alte Tradition von Filmkritiken in diesem Blog wieder. Ich komme gerade aus “Borat“. Und muss leider sagen, der Film ist schlecht. Ich hatte mehr erwartet als eine in großen Teilen flache Komödie. Zum Inhalt muss ich wohl nicht viel sagen, da jeder mitbekommen haben dürfte, worum es geht. Comedian Sacha Baron Cohen spielt einen Journalisten aus Kasachstan, der von seiner Regierung in die USA geschickt wird, um dort gute Dinge für sein Land zu lernen. Dort geht er Leuten auf die Nerven, redet viel über Scheiße, Prostitutierte und Scheiße und entlarvt nebenbei die Kleingeistigkeit einiger Amerikaner. Genau von diesen Passagen hätte ich mir mehr erwartet, allerdings hätten sie mich wohl dann endgültig in eine Depression geführt. Zu viel Elend der Menschheit in zu kurzer Zeit. Zwischendurch gibt es eine dumme Rahmenhandlung und extrem viel Fäkal-Humor. Erwartet hatte ich mehr Satire, bekommen habe ich einen Film für Leute, die sich auch bei “Jackass” oder Bully-Filmen wegschmeißen vor Lachen. Schade drum. 4 von 10 Punkten.

charts-kritik (2006-11-03). 13

Tataaaaa. Und wenn niemand mehr dran glaubt, wird die beliebte Rubrik der Chart-New-Entry-Kritiken doch noch wiederbelebt. Und ab sofort hoffentlich wieder regelmäßig veröffentlicht. Anstatt zu jedem New Entry einen YouTube-Link dazuzustellen, gibt es aber ab sofort nur noch einen Playlist-Link. Dort lassen sich dann alle bei YouTube verfügbaren Clips direkt ansteuern oder am Stück anschauen. Diesmal sind dort 11 der 12 New Entries zu finden, lediglich Klaus Badelt fehlt. Für seinen “Videoclip” muss man wohl ins Kino gehen. Wie auch immer, hier sind die Neueinsteiger der deutschen Singlecharts vom 3. November 2006:

95: Icke & Er – “richtig geil”

Tja, diese beiden Berliner, die das Internet genutzt haben, um bekannt zu werden. Halbwegs gelungen: Die Charts sind erreicht. Aber: Der Song ist so dermaßen nervig. Leute, die rappen können, sind schon nicht so meins, aber das hier: Pseudo-lustiges Ins-Mikrofon-Brabbeln mit Computer-Beat direkt aus dem Keller. Verzichtbar hoch zehn. 1 von 10 Punkten.

90: Klaus Badelt – “he’s a pirate”

Hans Zimmers Schüler Klaus Badelt hat seine “Pirates of the Carribean”-Titelmusik nun auch als Single veröffentlicht. Darauf gibt es die Original-Version und ein paar Remixe, die man getrost vergessen kann. Die Titelmelodie des Films hingegen ist ja mittlerweile wohl jedem bekannt, eine ohrwurmige Filmmusik, bei der man meint, sie schon seit 20 Jahren zu kennen. Zum ganz großen Stück fehlt “he’s a pirate” aber die Eigenständigkeit, die Unverwechselbarkeit. 6 von 10 Punkten.

82: Blank & Jones – “sound of machines”

Die alten Herren des Trance haben vor einiger Zeit eine “Singles Collection” auf den Markt geschmissen, “sound of machines” ist die zweite Auskopplung. Es handelt sich um einen etwas älteren Song, der nun per Remix aufgehübscht wurde. Entstanden ist ein Stück, das relativ untypisch klingt, viele knarzende housige Sounds liefert und relativ gefällig ist. 5 von 10 Punkten.

78: John Legend – “save room”

Ist es der Sample, der dem Stück zugrunde liegt? Oder gab es ihn in irgendeinem Trailer oder Werbespot? Irgendwie kommt mir dieser Song so unfassbar bekannt vor. Vielleicht ist es aber auch nur diese Eingängigkeit. John Legend ist in den USA recht groß, hierzulande aber völlig unbekannt. Vielleicht ändert sich das ja jetzt: “save room” ist eine hübsche Kuschel-Soul-Nummer, die nicht nervt. 6 von 10 Punkten.

72: Pet Shop Boys – “numb”

Hätte ich nicht gedacht, dass mir nochmal ein Pet-Shop-Boys so gut gefallen würde. Zur Vorgeschichte: Meine allererste selbst gekaufte Vinyl-LP war “actually” von den Pet Shop Boys. Ich war richtig großer Fan, blieb das auch viele Jahre lang. In den vergangenen Jahren plätscherte die Band eher so vor sich hin, sodass ich sie beinahe schon abgeschrieben hätte. Aber jetzt kommt “numb”: ein ziemlich melancholischer, ruhiger Song, der zwar absolut nach den Pet Shop Boys klingt, aber eben dennoch kein typischer “Pet Shop Boys”-Track ist. Absolut tolle Musik. 8 von 10 Punkten.

68: Majestic 12 / Xavier Naidoo – “with you”

Mister Omnipräsenz ist schon wieder da. Mit seiner eigenen Single “danke” immer noch auf 19, singt er hier schon wieder bei anderen mit. Und zwar beim Popsoul-Projekt Majestic 12. Mit Betonung auf Pop. Naidoo singt auf englisch, dominiert den Song und drängt die Stimme seiner Mitsängerin an die Wand. Ohne ihn wäre “with you” wohl nicht in den Charts gelandet. 3 von 10 Punkten.

56: Zeichen der Zeit – “ich trage dich”

Sprach ich gerade von “Mister Omnipräsenz”? Hier ist er schon wieder. Auch beim neuesten Song des Projekts “Zeichen der Zeit” ist er natürlich dabei, er hat es ja vor einigen Jahren mit der Band Allee der Kosmonauten gegründet. Die Musik ist Christen-Pop von der klebrigen Sorte. So passt es natürlich auch gut, dass Frau Catterfeld mitsingt und den Klebrigkeitsfaktor weiter erhöht. Das Gerappe in der zweiten Hälfte des Stücks klingt da eher wie ein Alibi. Eine Platte, die pünktlich zu Weihnachten kommt. Leider. 2 von 10 Punkten.

50: Roxette – “one wish”

Aus der Reihe “Comebacks, die die Welt nicht braucht” sehen Sie diesmal die traurige Folge: Roxette. Die beiden Pop-Oldies wollen nochmal ein bisschen Kohle mitnehmen und haben zum 20-jährigen Band-Jubiläum zwei (!) neue Songs aufgenommen, die mit dem üblichen Best-of-Album verkauft werden. “one wish” heißt der eine und er ist unfassbar mittelmäßig und altmodisch, so dass man sich wirklich fragt, wer das kauft. Also, Leute, lasst’s gut sein und belasst es bei den zwei neuen Songs. 2 von 10 Punkten.

45: Jan Delay – “für immer und dich”

In Zeiten, in denen dämliche animierte Elektrofachmarkt-Schweine Rio-Reiser-Klassiker für Werbespots missbrauchen, tut es verdammt gut, mal wieder eine würdige Reiser-Coverversion zuhören. Das Original stammt aus den 80ern, war schon damals ein grandioser Popsong und klingt auch mit der quäligen Stimme von Herrn Delay sehr nett. 7 von 10 Punkten.

27: Danity Kane – “show stopper”.

Alles andere als “sehr nett” ist diese Nerv-Girlband, die aus der MTV-Show “making the band” hervorgegangen ist. Papa Diddy spielt im Clip mit, plappert auch im Song kurz dazwischen, schafft es aber nicht, die fünf Mädchen aus der völligen Verwechselbarkeit des US-RnB-Sumpfes herauszuziehen. Laaaangweilig. 2 von 10 Punkten.

26: Kool Savas & Optik Records – “komm mit mir”

Aaargh. Um ein Haar hätte ich mich dazu hinreißen lassen, ein deutsches Rapstück halbwegs okay zu finden. Die Melodie ist nett, das Gerappe okay. Aber: Der Text. Warum nur sind die Texte dieser Deutsch-Rap-Stücke immer wieder so dämlich? Warum singt man mittendrin auf einmal “und ich düse düse düse düse im sauseschritt, kuck aufs navi und orte dich, nimm dich im porsche mit”? Das tut doch nicht Not. Oder “und mach kein’ Kickstart, du machst mein’ Dick hart”. Hilfe. 2 von 10 Punkten.

2: US 5 – “in the club”

Schon die ersten Worte des Songs klingen grausig. Das “let’s go” ist völlig schief. Anschließend säuseln die Boyband-Schnösel in üblich Manier uninspirierte und talentfreie Sätze ins Mikro, haben dabei keine Melodie mitgebracht und steigen trotzdem auf 2 ein. Ach Kinder, kauft Euch doch mal ordentliche Musik. 1 von 10 Punkten.

Die Top Ten vom 3. November 2006:
01 (01) Silbermond – “das beste”
02 (–) US 5 – “in the club”
03 (02) Scissor Sisters – “i don’t feel like dancin'”
04 (04) Pink – “u + ur hand”
05 (03) Rihanna – “unfaithful”
06 (11) Yvonne Catterfeld – “erinner’ mich dich zu vergessen”
07 (06) P. Diddy feat. Nicole Scherzinger – “come to me”
08 (08) Chamillionaire – “ridin'”
09 (05) Justin Timberlake – “sexyback”
10 (07) Juli – “dieses leben”

Ebenfalls erschienen, aber gefloppt:
– Deichkind – “ich betäube mich”
– Franz Ferdinand – “eleanor put your boots on”
– Jeans Team – “das zelt”
– Lily Allen – “ldn”

das fernsehen ohne fernseher. 21

…ist längst Realität. Während das Konzept Ende der 90er noch an technischen Hürden scheiterte, setzt es sich nun durch. Dank Hochgeschwindigkeitsinternetzugängen lassen sich bewegte Bilder längst nicht mehr nur über das herkömmliche Fernsehgerät schauen, viele Jüngere nutzen den Computer schon als Primärmedium für diese bewegten Bilder. Sehen, was und wann ich will – Individualisierung ist die Devise. Sender, Produzenten, Vermarkter und Agenturen stehen angesichts dieser signifikanten Veränderungen vor massiven Problemen. Die Geschäftsmodelle des Privatfernsehens, wie sie seit 20 Jahren bestehen, sind nicht mehr zukunftsfähig. Selbstverständlich wird es noch eine Weile dauern, bis das Fernsehen, wie wir es kennen, zum Auslaufmodell wird. Doch die Nutzerschaft wird künftig älter und damit unattraktiver für die Werbungtreibenden. Es ist höchste Zeit für Sender, Produzenten und Agenturen, sich den ändernden Gegebenheiten anzupassen, zu überlegen, wie werbefinanziertes TV in Zukunft aussehen könnte.

Noch immer ist auf diversen Chefetagen deutscher Sender zu hören, IPTV, also Fernsehen mit Hilfe des Internet-Protokolls, sei doch nur “ein weiteres Kabel, durch das unser Programm geleitet wird”. Der Zuschauer schaue doch auch kein PAL oder Digital-TV, er schaue Fernsehen, alle anderen Begriffe seien ihm egal. Das widerspricht der Realität leider komplett. Natürlich ist es dem Zuschauer nicht wichtig, über welchen Weg die Bilder in seine Wohnung kommen, entscheidend sind jedoch die Veränderungen, die durch das Internet-Protokoll entstanden sind. Er ist eben nicht mehr darauf angewiesen, Programme zu dem vom Fernsehsender vorgegebenen Zeitpunkt zu schauen, sondern kann das tun, wann er will – aus einem Angebot, das bereits jetzt unfassbar groß ist. Warum sollte ein Konsument beispielsweise noch Musikfernsehen schauen, wenn er bei YouTube ein unendliches Archiv der Popkulturgeschichte vorfindet – nahezu jeden Videoclip, der je gedreht wurde. Ein paar Klicks und der User kann sich eine stundenlange Musikvideo-Playlist zusammenstellen. Wer schaltet da noch MTV ein?

Auch auf Sender wie ProSieben wirken sich diese neuen Nutzungsweisen längst aus. Die neuen Staffeln von “Lost” und “Desperate Housewives” laufen beispielsweise überraschend mittelmäßig. Das liegt nicht nur an der Gegenprogrammierung der Konkurrenten, sondern sicher auch daran, dass sich selbst technisch wenig versierte Menschen die neuesten Folgen direkt nach der Ausstrahlung in den USA aus dem Netz ziehen können. Wer wartet da noch ein Jahr, um sie bei ProSieben zu schauen? Mit ein bisschen technischem Geschick werden die Serien anschließend auf dem Fernseher angeschaut und nicht auf dem Computer-Monitor. Mittlerweile sind es nicht mehr nur ein paar Freaks, die ihren Bewegtbild-Konsum auf diese Weise zusammenstellen, es sind Millionen. In Deutschland hat die Fallhöhe zumindest solche Werte erreicht, dass ProSieben spürbar leidet. Doch nicht nur amerikanische Serien werden auf diese Weise konsumiert, auch deutsche Formate wie “Pastewka“, “Stromberg“, “Harald Schmidt” oder “Dittsche” sind wenige Stunden nach der Ausstrahlung im Netz verfügbar.
Die technischen Hürden sinken dabei zunehmend. Schon bald werden Geräte auf dem Markt sein, mit denen man jeglichen Videocontent auf seinen Fernseher zaubern kann. ProSieben genauso wie Video-Podcasts, das ZDF konkurriert mit YouTube. Die Schere zwischen Sofa-Inhalten und Schreibtisch-Inhalten schließt sich. Bereits jetzt macht der unfassbar erfolgreiche Personal Videorecorder (PVR) TiVo in den USA keinen Unterschied mehr darin, ob er eine Sendung aus dem herkömmlichen Fernsehen aufnimmt oder eine Sendung aus dem Internet wie “Rocketboom“. Mit Spannung wird bereits das iTV von Apple erwartet, ein Gerät, das leicht bedienbar alle Computerinhalte auf den Fernseher bringt.

Das – zugegebenermaßen derzeit massiv überhypte – Thema “User-generated Content” hat zudem die Sender erreicht. Nie war es einfacher, Videobilder zu produzieren und zu veröffentlichen. Jeder kann mit einem Handy einen Film aufnehmen und ihn bei YouTube, Sevenload oder Revver hochladen. Aus einer Handvoll Konkurrenten, die die Fernsehsender noch vor wenigen Jahren hatten, sind nicht mehr nur 100 Digitalsender geworden, sondern Millionen weltweiter Produzenten von Videobildern. Der “long tail” im Bewegtbildmarkt wird immer länger, zu skurrilsten Hobbys und Interessen gibt es mittlerweile TV-Sendungen, nur eben nicht mehr im Fernsehen. Dass dieser Trend nicht unterschätzt werden sollte und das Argument der mangelnden Qualität nicht zieht, zeigen Erfolge von Videopodcasts – auch aus Deutschland.

In Zukunft wird es für Sender und damit auch für Agenturen und Werbungtreibende umso mehr darauf ankommen, den Nutzer dort zu erreichen, wo er es will. Bei der BBC in England hat sich dieses Denken bereits durchgesetzt, man zeigt alle Sendungen auch im Web, probiert aus und schätzt die Lage des Fernsehens realistisch ein: “This might be the last time, a British tv channel gets 25?%” sagte BBC-Innovations-Chef Matt Locke angesichts der Quoten während der Fußball-WM. Er startet fast wöchentlich neue Projekte, um sie im Netz zu testen. Interessanterweise gibt es bei der BBC auch kein “television department” mehr. Jeder BBC-Mitarbeiter, egal, ob er eine TV-Dokumentation oder eine Radiosendung produziert, muss gleichzeitig überlegen, wie die Inhalte webaffin aufbereitet werden können. Auch große US-Networks wie CBS, Fox oder ABC zeigen Serienfolgen von “Lost” & Co. mittlerweile parallel im Internet, haben eigene Unterangebote bei YouTube oder zeigen Staffel-Premieren von “O.C., California” nicht im Fernsehen, sondern eine Woche zuvor bei MySpace. In Deutschland hat vor allem das ZDF schon begriffen, wie die Zukunft aussehen wird. Die Mainzer wollen ihre Inhalte – soweit rechtlich möglich – mittelfristig komplett ins Netz stellen. Andere, besonders die privaten Kanäle, setzen hingegen weiter auf die Abschottungs-Strategie und verklagen Anbieter von Online-Videorecordern oder Videoplattformen – was verheerend den Reaktionen der Musikindustrie vor wenigen Jahren ähnelt. Noch schlimmer: Anstatt wenigstens die derzeitige Verbreitung des Mediums zu sichern, verschlüsselt man demnächst seine Satelliten-Programme und setzt damit große Teile der Reichweite aufs Spiel. Selbstmord zu einem Zeitpunkt, an dem sich die Werbeerlöse immer noch nur auf dem Stand von 1998 befinden und auch keine Anstalten machen, wieder fundamental zu wachsen.

Bereits jetzt experimentieren Unternehmen wie Mini mit “User-generated Content” im Internet. In einem “Webclip Contest” wurden Nutzer beispielsweise aufgefordert, Werbefilme für den Mini zu drehen. Etwa 250 machten mit, die Ergebnisse waren laut Mini-Marketingchef Hans-Peter Kleebinder “erstaunlich professionell und gut”. Da kann SevenOne-Marketing-Chef Andrea Malgara auf Veranstaltungen wie dem Burda Video Day noch so oft sagen, es sei “extrem gefährlich, eine Marke mit Viral Marketing und User-generated Content zu promoten”. Das geschieht längst und es ist alles andere als extrem gefährlich. Mini setzt weiterhin – u.a. mit Videoblogs bei der IAA auf solche Inhalte und erreicht Zielgruppen, die sonst verloren wären. Wie interessant das Internet als Plattform für Videobilder auch für Werbekunden längst geworden ist, zeigt ein Ad-Server, der von Burda vor Kurzem vorgestellt und nun bereits eingesetzt wird. Der Server sorgt dafür, dass Unternehmen bei der Buchung eines Spots festlegen können, in welchen Inhalten er laufen soll, wie oft und wann. So können Spots beispielsweise nur in Filmen zum Thema Reise, dienstags zwischen 14 und 20 Uhr und bei jedem Nutzer maximal zweimal pro Woche geschaltet werden. Der Werbungtreibende erhält nach kürzester Zeit, und noch während die Kampagne läuft, genaue Zahlen darüber, wie oft der Spot geschaut wurde, wie viele Nutzer sich ihn gleich noch mal angesehen haben, wie viele ihn abgebrochen haben. Vorteile, die das herkömmliche Fernsehen nicht bieten kann. Daran werden auch der Umbau der Kabelkopfstationen und die Verschlüsselung der Programme nichts ändern. Man weiß dann zwar, wie die TV-Kunden heißen und wo sie wohnen, doch wann sie welchen Spot schauen, welche Produkte sie interessieren, bei solchen Fragen liegt das Internet bereits jetzt uneinholbar vorn.

Wie muss die Werbung angesichts dieser Veränderungen also aussehen Schon jetzt wandern große Budgets aus dem Fernsehen ins Netz. Unternehmen werden – wie Mini es schon getan hat – auf intelligentere Formen setzen. Nicht nur “User-generated” sollen die Inhalte sein, sie sollen zudem viral in alle Welt verstreut werden. Für Fernsehsender und Inhalteproduzenten gilt es, mit dem Web zu experimentieren, ihre Bewegtbilder auf Abruf bereitzustellen und die Furcht vor Urheberrechtsverstößen abzulegen. Wenn jemand “Stromberg” auch live im Netz anschauen kann – und danach für ein paar weitere Wochen – mit allen enthaltenden Werbespots, wird er dann in den dunklen Ecken des Internets noch danach suchen? Nein. Bewegtbilder im Internet lassen sich vermarkten. Die deutschen Sender sollten aufwachen. Bevor es zu spät ist.

(Diesen Text habe ich ursprünglich für den kressreport geschrieben – Dort erschien er am 3. November)

blumfeld im fernsehen. 0

Kleiner Musik-TV-Tipp: Am Freitag gibt’s um 23.50 Uhr ein 75-Minuten-Konzert von Blumfeld. Auf 3sat.

schüler sind spießer. 13

“Wenn ich groß bin, will ich auch mal Spießer werden.” Diese Werbebotschaft, die bereits gefühlte 8 Fantastillarden Mal im Kino und Fernsehen posaunt wurde, wirkt. Oder wie darf ich die Tatsache verstehen, dass eine Umfrage unter Schülern der Klassen 8 bis 13 ergeben hat, das folgende Firmen die Traum-Arbeitgeber sind?

1. Polizei
2. ZDF
3. Bundeswehr

Das ganze Listing gibt’s bei jetzt.de.

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