charts (2005-08-29).

Irgendwann muss es ja mal weitergehen mit den Charts-Kritiken. Also hab ich mich aufgerafft und die im Urlaub in einem ICE angefangenen Kritiken vervollständigt. Hier sind sie also: die Neueinsteiger der deutschen Single-Charts vom 29. August 2005. Die mit dem Song. Von dieser Band. Ihr wisst schon…

2005-08-29:
90: Nine Inch Nails – “only” / Video
Die zweite Single aus dem neuen Nine-Inch-Nails-Album. “only” ist ein okayer Elektro-Popsong, weitgehend ohne übertriebene Härte und ohne Killer-Melodie, aber okay allemal. 6 von 10 Punkten.

87: Zoo Gang – “i like to move it” / Video nicht verfügbar
Die wenigsten Kids, die sich diese grauenhafte Coverversion im Kirmestechno-Dicke-Hose-Rap-Mantel gekauft haben, werden wissen, dass der Song Mitte der 90er ein grosser Hit war. Damals hat auch ein niedersächsischer Abiturient, der sich heute dafür schämen würde, fröhlich betrunken mitgegröhlt. Heute kennt man den Song vornehmlich aus der Klingelton-Werbung. Schlimm. 1 von 10 Punkten.

86: Kane – “something to say” / Video
Keine Ahnung, wer Kane sind. Dazu fehlen mir hier im ICE die Recherche-Instrumente. Der Song ist auf jeden Fall ein mittelmäßiger Poprocksong ohne großartige Melodie, der wie eine seltsame Mischung aus den Manic Street Preachers und Sasha klingt. 4 von 10 Punkten.

82: Goldfrapp – “ooh la la” / Video
Auch wenn ich Alison Goldfrapp nie mehr live sehen möchte, weil sie eine der ekelhaftesten Diven ist, die man sich vorstellen kann, so hat sie mich mit ihrer Musik ein weiteres Mal überzeugt. “ooh la la” ist ein typischer Goldfrapp-Song mit hohem Ohrwurmfaktor, hoher Tanzbarkeit und hohem Unterhaltungswert. 7 von 10 Punkten.

78: Iron Maiden – “the trooper” / Video nicht verfügbar
Unfassbar. Jetzt steigt schon wieder ein Iron-Maiden-Klassiker als Wiederveröffentlichung in die Charts ein. Gefühlte 25 Jahre alt ist “the trooper”, klingt aber noch frischer als so mancher aktueller Vertreter des altmodischen Metal-Genres. 5 von 10 Punkten.

72: Deep Dish – “say hello” / Video
Noch etwas Altmodisches. Zwar nicht ganz so angestaubt wie Heavy Metal, aber so richtig modern ist Vocal-Trance definitiv auch nicht mehr. An “say hello” nervt aber weniger diese Angestaubtheit, als viel mehr die zu hohe weibliche Stimme, bei der man Angst um seine Weingläser haben muss. 3 von 10 Punkten.

68: Lucylicious – “the other side” / Video
Passend zu ihrer angeblichen Liebe zu Juliette Schoppmann singt Lucy von den Ex-No-Angels “take me to the other side”. Ich wünsche der Liebe viel Glück. Hoffentlich bleibt dann keine Zeit mehr für solche südosteuropäisch klingenden Schlager. 3 von 10 Punkten.

64: DJ Sammy – “why” / Video
Der unvermeidliche DJ Sammy, der sich in jedem Sommer wieder zurückmeldet, covert Annie Lennox, fügt “why” aber nichts hinzu, was gefehlt hätte. Er lässt das Popliedchen einfach nur nachsingen, mischt seine Beats drunter und fertig ist der Weichspülgang fuer die Lautsprecherboxen. 2 von 10 Punkten.

62: Alcazar – “start the fire” / Video nicht verfügbar
Man ahnt bereits in den ersten Sekunden, dass einem nichts Gutes bevorsteht. Schleim-House aus der Schwulendisco. Doch als dann auch noch “we didn’t start the fire” ertönt wird das ganze Ausmaß klar. Der unangefochtene Tiefpunkt dieser Woche. 0 von 10 Punkten.

50: Schulmädchen – “hook me up” / Video
Ein Song aus der Abteilung Skurilitäten der Tonträgerindustrie. Die Hauptdarstellerinnen der inzwischen abgesetzten RTL-Comedyserie “Schulmädchen” singen nun auch noch. Der Song ist nüchtern betrachtet gar nicht so schlimm. Gesanglich zwar nur Regionalliga, aber insgesamt ein Popliedchen, dass etwas nach den früheren Spice Girls klingt. 4 von 10 Punkten.

47: Juli – “warum” / Video nicht verfügbar
Als ich neulich im Urlaub kurzzeitig im Auto unterwegs war, lief “warum” zweimal innerhalb einer Stunde auf demselben Sender. Letztlich passt das Stück auch genau dahin, ein unspektakulärer Poprocksong mit netter Melodie. Eine zweite “perfekte Welle” werden Juli aber sicher nie reiten können. Und nach der nun vierten Single aus dem Debütalbum ist es dann auch mal Zeit für neues Material, oder? 5 von 10 Punkten.

41: Die Happy – “big big trouble” / Video
Die Happy mag ich nicht. Da verhält es sich ähnlich wie mit den verschiedenen Guano Apes. Als ich allerdings einst auf dem Southside-Festival Marta Jandova rocken sah, war ich schon begeistert, das muss ich zugeben. Mit den dabei geschossenen Fotos, die inzwischen nicht mehr online sind, habe ich damals fast das Trafficlimit meines Providers überschritten. Nun sind sie mit einer neuen Single wieder da. “big big trouble” hat mit einstigem Crossover nicht mehr viel gemein. Eher wird in Richtung Hard Rock musiziert, mit leichten Anleihen bei Garbage und fehlender Ohrwurm-Melodie. 4 von 10 Punkten.

38: Good Charlotte – “we believe” / Video
Noch eine vierte Single eines Albums. Die Pop-Pseudo-Punks Good Charlotte schmalzen wieder ihre Teenie-Mädchen-Fanbase zu. Mit Punk hat “we believe” wieder einmal überhaupt nichts zu tun, eher klingt es wie ein Mix aus a-ha und Evanescence. 4 von 10 Punkten.

32: Akon – “belly dancer (bananza)” / Video
Der Afrikaner Akon war mit “lonely” wochenlang auf der 1 in Deutschland. Löblicherweise bringt er nun keinen Me-too-Nachfolger auf den Markt, sondern ein völlig anders klingendes Stück. “belly dancer” ist zwar kein Meisterwerk der Popkultur, aber für ein Hip-Hop-Stück relativ hörbar und mit netten Sound-Gimmicks angereichert. Insgesamt aber etwas zu schleimig. 3 von 10 Punkten.

31: Mandy & Randy – “b-b baby (kiss me and repeat)” / Video
Klingelton-kompatibler Schlager für Kinder. Verantwortlich für diesen Schmutz ist Mark’Oh, den ich in einer verirrrten Kommerztechno-phase Anfang der 90er mal ganz gut fand. Vorbei, diese Zeiten. Warum Herr Oh aber solch riesigen Schlagermüll produziert, der von computer-animierten Koboldmännchen “gesungen” wird, bleibt sein Geheimnis. Naja, irgendwoher muss das Geld für die täglichen Brötchen ja kommen. 0 von 10 Punkten.

16: The Black Eyed Peas – “don’t lie” / Video
Die Black Eyed Peas, die sich mit ihrer Hinwendung zum puren Kommerz nicht nur Freunde gemacht haben, kommen mit dem “don’t phunk with my heart”-Nachfolger. Der klingt recht ähnlich (“no no no no”), lässt jedoch die Killermelodie vermissen und geht somit im Blackmusic-Allerlei unter. 3 von 10 Punkten.

01: Tokio Hotel – “durch den monsun” / Video
Über den Song und die Band habe ich an anderer Stelle schon einiges geschrieben. Wenn man mal all die aufgestauten Aggressionen weglässt, bleibt ein gefälliger Popsong, der klingt, als stamme er von Lukas Hilbert, und der nicht wegzudiskutierende Ähnlichkeiten zur “perfekten Welle” aufweist. Eine andere Band, vielleicht englisch gesungen, etwas rockiger und er könnte auch älteren Zielgruppen gefallen. Der Kleiner-Junge-Gesang macht das aber zunichte. 4 von 10 Punkten.

Die Top Ten vom 29. August 2005:
01 (–) Tokio Hotel – “durch den monsun”
02 (01) Juanes – “la camisa negra”
03 (03) Die Firma – “die eine 2005”
04 (02) US 5 – “maria”
05 (04) Ilona – “un monde parfait”
06 (08) Kelly Clarkson – “since u been gone”
07 (14) Ciara feat. Ludacris – “oh”
08 (06) DJ Tomekk – “jump, jump (dj tomekk kommt)”
09 (05) Banaroo – “space cowboy”
10 (18) Ich + Ich – “dienen”

Ebenfalls erschienen, aber gefloppt:
– Basement Jaxx feat. Lisa Kekau – “u don’t know”

4 Comments so far

  1. nadessa on October 22nd, 2005

    “Auch wenn ich Alison Goldfrapp nie mehr live sehen möchte, weil sie eine der ekelhaftesten Diven ist, die man sich vorstellen kann…”

    oha! warum das denn?

  2. popkulturjunkie on October 22nd, 2005

    oh. da zitiere ich mich doch mal selbst. beim southside 2003 begab sich folgendes: “Sängerin Alison Goldfrapp hat sich mit ihrem Verhalten zur Top-Favoritin für den Titel Oberzicke des Festivals qualifiziert. Anscheinend gab es am Anfang des Konzertes Probleme mit den Monitor-Lautsprechern auf der Bühne. Frau Goldfrapp hat das dazu bewogen, auszuflippen und das Konzert erstmal abzubrechen. Nach einer Pause ging es dann weiter. Damit keine Missverständnisse aufkommen: Ich mag die Musik von Goldfrapp wirklich sehr, aber diese Zicke auf der Bühne konnte ich absolut nicht ertragen, sodass ich mich dann irgendwann an die Seite gesetzt habe, um sie nicht sehen zu müssen.”

  3. KingOli on October 23rd, 2005

    Die Happy haben es jetzt in mittlerweile vier Alben nicht geschafft, ihre Live-Qualitäten auf einen Tonträger zu bannen. Die neue Single “I am” ist zwar um Längen besser als “Big big trouble”, aber irgendwie will der Funke auf den CDs nicht überspringen. Vielleicht liegt es ja an der Produktion?!

  4. Crissov on October 26th, 2005

    Naja, sein Comeback verdankt Reel2Reals »I Like to Move It« weniger den Klingeltönen, sondern eher dem ganz netten aber nicht weltbewegenden Trickfilm »Madagascar«. Übrigens gibt es mehr als einen dieser nds. Abiturienten.

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