charts (2005-09-05).

Ein bisschen peinlich ist dieser Rückstand bei den Charts-Kritiken schon. Aber zwei Monate überspringen um einfach wieder auf dem aktuellen Stand zu sein? Das geht ja auch nicht. Also: Hier sind die New Entries der deutschen Singlecharts vom 5. September 2005:

100: Joss Stone – “don’t cha wanna ride” / Video

Joss Stone, bekannt geworden durch ihre Soul-Coverversion des White-Stripes-Songs “fell in love with a girl” mit einer weiteren Single. Eine leicht bekömmliche Melodie, wenig Aufregung, vor sich hin plätschernder Soul-Pop, der aber immerhin nicht nervt. 5 von 10 Punkten.

95: Lene Marlin – “how would it be” / Video

So muss Pop klingen. Die Norwegerin Lene Marlin, die mir vor einigen Jahren schon mit ihrer tollen Single “sitting down here” positiv aufgefallen ist, kommt mit einem perfekten Popsong zurück. “how would it be” bietet eine Hammer-Melodie, die sofort ins Ohr geht, ohne zu nerven. Dazu eine kleine Prise Melancholie und die schöne Stimme Marlins. Ohne mich zu schämen: 8 von 10 Punkten.

91: Texas Lightning – “like a virgin” / Video

Ich bin verwirrt. Dieses Lied klingt, als würde Annett Louisan im Country-Stil Madonnas “like a virgin” nachsingen. Und dann googlet man kurz und merkt, dass es sich bei Texas Lightning um die Band von Olli Dittrich handelt (die in der auch “mein Ingo” alias Jon Flemming Olsen mitmacht). Und die mit ihrem Countykram gerade auf großer ausverkaufter Deutschland-Tour unterwegs war. Tut mir leid, aber das hier gefällt mir nicht. 2 von 10 Punkten.

79: 3 Doors Down – “landing in london” / Video nicht verfügbar

3 Doors Down, eine dieser schlimmen Bands (neben Nickelback, Staind und tausenden anderen), die immer noch so tun, als würden sie Grunge erfinden. Dabei gab es sie erst, als Grunge tot war. Ich weiß auch gar nicht, wer diese Platten von denen immer kauft, diese hier wahrscheinlich eher kleine Mädchen, denn “landing in london” ist eine ziemlich klebrige Blues-Rock-Ballade von der amerikanischen Stange. 2 von 10 Punkten.

70: Simple Plan – “welcome to my life” / Video

Und wieder ein Vertreter dieser Teenie-Punk-Welle, die nicht zuletzt durch Green Day losgetreten wurde. Alle anderen Bands, die auf der Welle mit in die Charts schwimmen, sind aber nicht mal halb so gut wie Green Day. Auch Simple Plan aus Kanada nicht. “welcome to my life” klingt, als hätte man es schon 847 mal gehört und sich dabei 847 mal gelangweilt. 2 von 10 Punkten.

63: Oasis – “the importance of being idle” / Video

Bei diesem Song muss ich eine frühere Meinung revidieren. Ursprünglich fand ich “the importance of being idle” zu mittelmäßig und seltsam. Mittlerweile ist es genau diese Seltsamheit, die mich begeistert. Es ist eben kein vorhersehbarer Oasis-Song, sondern der vielleicht bisher ungewöhnlichste der Band. Er klingt ein bisschen so, als würden die Beatsteaks einen Beatles-Hit covern. Sehr nett anzuhören. 7 von 10 Punkten.

29: Lee Ryan – “army of lovers” / Video

Wieder ein Boyband-Interpret, der nun auf Solopfaden wandelt. Lee Ryan kommt von Blue und macht nun das, was so viele Ex-Boyband-Mitglieder vor ihm gemacht haben. Er singt einfach allein die Schnulz-Balladen, die er vorher zu dritt oder viert gesungen hat. Kreativ ist das nicht. 2 von 10 Punkten.

24: Apoptygma Berzerk – “in this together” / Video

Den Namen Apoptygma Berzerk kenne ich schon seit Anfang der 90er Jahre. Damals als ich sonntagabends, Ecki Stiegs legendäre “Grenzwellen” bei Radio FFN gehört habe, liefen ab und zu auch Songs von Apoptygma Berzert (neben allem anderen zwischen Wolfsheim und KMFDM). Was ich mich allerdings frage: Klangen Apoptygma Berzerk damals auch schon so poppig, nahezu schlageresk? Egal. “in this together” ist ein netter Popsong für die Gothic-Disco, mit dem die Band nun locker als Support von Him oder The Rasmus auf Tour gehen könnte. 6 von 10 Punkten.

22: Britney Spears – “someday (i will understand)” / Video

Man hatte ja gehofft, dass Britney Spears ernst macht mit ihrer Androhung, erstmal eine Pause in ihrer gesanglichen Karriere einzulegen. Allzu lang dauerte die Pause leider nicht. Denn nun kommt diese Schnulzen-Ballade und an weiterem neuem Material wird angeblich (sagt zumindest die klatschbegeisterte Liebste im Hintergrund gerade) auch gearbeitet, weswegen die Ehe mit diesem Typen womöglich auch schon wieder gescheitert ist. Ich schweife ab. Aber über Schnulzen-“someday” gibt es ohnehin nicht viel zu sagen. Außer, dass es langweilig ist. 2 von 10 Punkten.

15: The Rolling Stones – “streets of love” / Video

Und noch eine Schnulzen-Ballade (zumindest in der ersten Minute des Songs). Allerdings von ganz anderen Künstlern – der Rentnerband Rolling Stones. Dass diese alten Herren nochmal einen Platz 15 in den Single-Charts geschafft haben, liegt wohl auch nur daran, dass so wenig Verkäufe dafür nötig sind. Da wirkt dann eine treue Fangemeinde Wunder. “streets of love” klingt zwar manchmal einen Tick unfreiwillig komisch, weil Herr Jagger nunmal in die Jahre gekommen ist, insgesamt ist es aber ein solider Rockballaden-Schinken. 5 von 10 Punkten.

11: Raptile – “fight back” / Video

Dicke-Hose-Pimp-my-Irgendwas-Rap der unkreativsten Sorte. Raptile reimt Kram wie “fuck you, i hate your style” ins Mikrofon und man weiß nicht, ob man lachen oder weinen soll. Tiefpunkt der Woche. 1 von 10 Punkten.

8: Rihanna – “pon de replay” / Video

Kreativ klingt auch Rihannas “pon de replay” nicht. Zuerst in den USA ein Riesenhit, nun auch hier. Ein Beat, der zuletzt schon in gefühlten 73 anderen Songs zu hören war, dazu ein leicht gequält klingender Gesang mit Monoton-Melodie. Fertig ist der Hit, den die Kids haben wollen. 3 von 10 Punkten.

5: Seeed – “aufstehn!” / Video

Der bisher größte Hit der Berliner Dancehall-Band Seeed. Live sind sie wirklich sehr empfehlenswert und gute Laune verbreitend, zu Hause lässt mich die Musik aber relativ kalt, auch wenn mir ihr Stil besser gefällt als 99% aller anderen Reggae-Musik (und jetzt bitte keine Belehrungen, dass Dancehall doch etwas komplett anderes als Reggae sei). Warum ausgerechnet “aufstehn!” ein so großer Hit wird – keine Ahnung. Mir fallen auf Anhieb 5 bis 10 bessere Songs der Band ein. Das hier ist Mittelmaß – und daher: 3 von 10 Punkten.

4: Marc Terenzi – “love to be loved by you” / Video

Herr Connor mit einem Liebeslied für Frau Connor. Wollte er nicht eigentlich irgendwie rockig sein, jetzt wo er kein Boyband-Macker mehr ist? Naja, da üben wir aber nochmal. Da ist ja Bryan Adams noch rockiger. Und das hier ist so großer Schmalz wie ihn nichtmal seine Frau hinbekommen würde, obwohl es irgendwie verdächtig nach einem ihrer Songs (“just one last dance”) klingt. Schlimm. 1 von 10 Punkten.

Die Top Ten vom 5. September 2005:
01 (01) Tokio Hotel – “durch den monsun”
02 (03) Die Firma – “die eine 2005?
03 (02) Juanes – “la camisa negra”
04 (–) Marc Terenzi – “love to be loved by you”
05 (–) Seeed – “aufstehn!”
06 (04) US 5 – “maria”
07 (10) Ich + Ich – “dienen”
08 (–) Rihanna – “pon de replay”
09 (06) Kelly Clarkson – “since u been gone”
10 (05) Ilona – “un monde parfait”

Ebenfalls erschienen, aber gefloppt:
– Daniel Powter – “jimmy gets high”
– Horst Neumann & Blattjo – “fc kölle”
– Hubert KaH – “psycho radio”
– Kaiser Chiefs – “everyday i love you less and less”
– TempEau – “ich und du”
– The Mission – “breathe me in EP”
– Toni Kater – “tiger deiner berge”

19 Comments so far

  1. Horst Motor on November 7th, 2005

    Kleine Erklärung noch, wie ein Scheißdreck wie Raptile so hoch einsteigen kann: Das war die offizielle DSF-Hymne zur Basketball-EM mit der alle Basketballfans in den Wahnsinn getrieben wurden. Offenbar so erfolgreich, dass diese sogar für diesen Dreck Geld ausgeben.

  2. ToBa on November 7th, 2005

    Zu Seeed: Aufstehn mag entspannt und unauffällig daherkommen, aber vielleicht ist es gerade diese Ruhe, die den Song so beliebt und erfolgreich macht. In meinem Umfeld findet den Song bisher fast jeder ganz nett, mich eingeschlossen. Mal gucken, was da noch so kommt.

  3. Sportbernd on November 7th, 2005

    dem neuem chiefs-song gebe ich 9/10, super melodie und verbreitet einfach gute laune.

    Den kriechenden Rapper finde ich klasse, weil er es einfach schafft diese ganzen schwerwiegenden Probleme (auto, bunnies,ich bin besser als du…) in einem noch nie dagewesen Stil zu verarbeiten. Chapeau!

  4. shifty on November 8th, 2005

    Zitat sportbernd: “Den kriechenden Rapper finde ich klasse, weil er es einfach schafft diese ganzen schwerwiegenden Probleme (auto, bunnies,ich bin besser als du…) in einem noch nie dagewesen Stil zu verarbeiten. Chapeau!”

    HAHA….

    scnr

  5. betty on November 8th, 2005

    Rihanna: doch, doch, das ist schon gut, auch wenn der Song vielleicht nicht der Originellste ist. Aber immerhin: Mädchen-Dancehall.

  6. popkulturjunkie on November 8th, 2005

    mädchen-dancehall. das trifft’s tatsächlich recht gut, wenn ich so überlege :-)

  7. Herr Niemeyer on November 8th, 2005

    Dann wollen wir dem Stück von Frau Marlin mal wünschen, dass es nicht wie “Sitting down here” in die Heavy Rotation des Privatfunks gerät (ich war seinerzeit häufig ohne Musikkonserven in Mecklenburg-Vorpommern unterwegs und kann dieses an sich schöne Lied seit der Dauerbeschallung eines der wenigen dortigen Radiosender nicht mehr hören).

  8. popkulturjunkie on November 8th, 2005

    zu spät. heute, als ich ausnahmsweise (notgedrungen als beifahrer) in den genuss einer dieser radiosender kam, lief – dreimal darfst du raten…

  9. Hotte on November 8th, 2005

    Nächste Woche heißt es dann an dieser Stelle:
    Platz 72: Phillip Boa / Burn All The Flags 10 von 10 Punkten! ;-)

  10. popkulturjunkie on November 8th, 2005

    na, ob du da mal recht behalten wirst…

  11. popkulturjunkie on November 8th, 2005

    außerdem wird es hoffentlich nicht erst nächste woche “platz 72: Phillip Boa…” heißen, sondern vielleicht schon heute abend/nacht…

  12. . on November 8th, 2005

    ich finde die formulierung “… aber gefloppt” viel zu negativ. wenn britney nicht in die charts einsteigt dann ist ihr song vielleicht gefloppt, aber bei den kaiser chiefs würd ich das nicht so sagen. das klingt für mich so, als wären sie sowohl kommerziell als auch qualitativ durchgefallen!

  13. popkulturjunkie on November 8th, 2005

    mit “qualitativ” hat die auflistung ja wenig zu tun. und wenn eine single nicht einmal die paarhundert stück, die für platz 100 heutzutage reichen, verkauft, kann man wohl getrost dagen, dass sie kommerziell durchgefallen ist. allerdings rede ich ja nicht davon, dass dann die ganze band gefloppt ist. die kaiser chiefs und all die anderen guten bands sind ja eher acts, die alben verkaufen und keine singles….

  14. kecks on November 8th, 2005

    Ich bin dringend für Überspringen. Büüüteee…

  15. popkulturjunkie on November 8th, 2005

    nö. da musst du durch. ich gelobe aber besserung im zeitfaktor der aufholjagd…

  16. Sportbernd on November 8th, 2005

    dann mal los, am 27. ist phillip in berlin und ich habe schon meine karten*froi

  17. Hotte on November 8th, 2005

    Welcher Phillip denn?

  18. popkulturjunkie on November 8th, 2005

    boa-phillip.

  19. jo on November 9th, 2005

    Das mit Annett Louisan bei Texas Lightning ist ein Tiefschlag, Herr Junkie. Ich mein, dort singt mit Jane Comerford (Vocalcoach bei der RTL II – Fame Academy) eine echte Profiteuse ,)

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