charts (2006-01-20).

Kaum veröffentlicht, schon in diesem Blog: die Charts vom kommenden Freitag. Und ich sag’ euch: Spitzen-Material, diesmal. So viele Voll-Katastrophen gab es noch nie. Aber der Reihe nach. Hier sind die Neu-Einsteiger der deutschen Singlecharts vom 20. Januar 2006.

95: Klaus & Klaus – “da wird die sau geschlacht” / Video nicht verfügbar / kaufen

Wir sind mittendrin, in der Aprés-Ski-Saison, dem Mallorca des Winters. Zeit also für die passende Musik. Und Zeit für Klaus & Klaus. Was das “Grünkohl-Lied” (so der Untertitel) mit Aprés Ski zu tun hat, weiß ich zwar nicht, aber auf der Maxi befindet sich neben der Grünkohl-Version auch eine Aprés-Ski-Version. Die beiden nordeutschen Dorfdeppen singen jedenfalls in allerschönster Schunkel-Manier “da wird die sau geschlacht, da wird die wurst gemacht, im schönen, leckeren grünkohl-land”. Und was gibt’s für solch tolle Sangeskunst? Natürlich 0 von 10 Punkten.

94: French Affair – “symphonie d’amour” / Video / kaufen

French Affair hatten im Jahr 2000 mal einen Nummer-1-Hit (“my heart goes boom (la di da da)”), danach kam kein ähnlicher Erfolg mehr. Auch der neueste Streich schafft nur Rang 94. Mit Dance-Musik hat die neue Single nur noch bedingt etwas zu tun, es handelt sich eher um (komplett in französisch gesungenen) Radio-kompatiblen Pop. Die Stimme ist zwar ganz nett, insgesamt fehlt dem Song aber der Kick und er nervt recht schnell. 3 von 10 Punkten.

92: Höhner – “ohne dich geht es nicht (du bist die nummer eins für mich)” / Video nicht verfügbar / kaufen

In der zweiten Woche nach Release doch noch ein Einstieg für die Höhner. Ob es am Aprés Ski liegt oder an der aufkeimenden Karnevals-Zeit, ich weiß es nicht. Auch wenn ich es mir jetzt mit einigen Kölnern verscherzen dürfte, aber die Höhner kann ich allenfalls so ernst nehmen wie Klaus & Klaus. Sie singen irgendeine pseudo-lustige Mitgröhl-Macho-Hymne, die schlimmer ist als jede Luftverschmutzung. 0 von 10 Punkten.

88: Lasgo feat. Dave Beyer – “who’s that girl?” / Video / kaufen

Belgiens Dance-Act ausnahmsweise nicht mit Sängerin, sondern mit einem Mann namens Dave Beyer. “who’s that girl?” hat glücklicherweise nichts mit Madonna zu tun, ist ein luftiger, eher sommerlicher Disco-Track, der nicht nervt, aber auch nicht wirklich im Ohr bleibt. 3 von 10 Punkten.

80: Peter Wackel – “ladioo” / Video nicht verfügbar / kaufen

Zurück auf die Skipiste, bzw. in die Kneipe danach. Peter Wackel, der seinen Sommer in Mallorcas Kneipen verbringt, muss auch im Winter eine seine katastrophalen Hymnen für Besoffene (“es ist so geil, wie wir zu sein”) veröffentlichen. Ich bin beinahe geneigt, zu sagen, dass es noch schlechter als Klaus & Klaus und Höhner ist, aber es gibt nunmal nicht weniger als: 0 von 10 Punkten.

71: De Randfichten – “das kommt vom rudern” / Video nicht verfügbar / kaufen

Weiter geht’s auf die Pisten der Ostzone. Sachsens Finest sind zurück und singen irgendeinen schlüpfrigen Scheiß von Rudern, Segeln und “Fische fangen auf hoher See”. Dreimal dürft ihr raten: 0 von 10 Punkten.

69: Marcos Hernandez – “if you were mine” / Video / kaufen

Gegen die Katastrophen von eben ist das das hier ja eine reine Wohltat. Dabei ist es lediglich weichgespülter Latin-Pop-RnB-Kram von einem 23-jährigen Schnösel, der klingt, als käme er frisch aus einer Casting-Show. Völlig belanglos also. 2 von 10 Punkten.

67: Master Blaster – “since you’ve been gone” / Video nicht verfügbar / kaufen

Ist der Alte-Hits-im-Dance-gewand-Trend nicht langsam mal vorbei. Zeit wär’s. Hier verhunzen die Master-Blaster-Produzenten den 1979er-Clasic-Rock-Hit “since you’ve been gone” von Rainbow dermaßen, dass man beinahe Mitleid mit den alten Haudegen bekommen muss. So dermaßen unpassende, billig klingende Klänge zwischen den Original-Passagen. Akuter Ohrweh-Alarm. Und auch hier wieder: 0 von 10 Punkten.

45: Richard Ashcroft – “break the night with colour” / Video / kaufen

Kommen wir zum ziemlich einsamen Höhepunkt dieser Woche: der neuen Single von Richard Ashcroft. Sein drittes Solo-Album erscheint in Kürze, “break the night with colour” ist die Vorab-Single. Der Song ist okay, plätschert aber weitgehend vor sich hin und reicht nicht an seine legendären Hits heran. Dennoch: ein typischer Ashcroft-Song. Nicht mehr, aber eben auch nicht weniger. Und: Die ersten gesungenen Worte klingen so dermaßen nach Robbie Williams – unglaublich. 7 von 10 Punkten.

29: Arash – “temptation” / Video / kaufen

Der Stern von Arash sinkt auch wieder. “boro boro” kam noch in die Top Ten, “temptation” nur auf 29. Lieferte “boro boro” noch Bollywood-Einflüsse, klingt diese neue Single eher nach einem Mix aus asiatischen, türkischen und südländisch, latino-esken Versatzstücken. Im Sommer hätte der ziemlich schnell nervende, aber zugegebenermaßen ohrwurmige Track sicher bessere Chancen gehabt. 3 von 10 Punkten.

18: Apoptygma Berzerk – “shine on” / Video / kaufen

Apoptygma Berzerk kenne ich aus den sicher noch dem einen doer anderen bekannten “Grenzwellen” von radio ffn. Jahre her, mittlerweile haben sie sich ja komplett zum Pop gewandelt. Mit Indie hat das gar nichts mehr zu tun. Wenn ich mich nicht irre, handelt es sich bei dem “shi shi shi shine on”-Gesinge auch um eine Coverversion aus den 80ern. Insgesamt leider etwas sehr belanglos, um ernst genommen zu werden. 4 von 10 Punkten.

12: Pinocchio – “klick klack” / Video / kaufen

Tja. Und dann also noch das. Nach “un monde parfait” von Ilona Mitrecey das zweite Verbrechen, dass aus Frankreich importiert wurde. “klick klack” ist in anderen Ländern schon ein großer Hit und nun zeigt der von Super RTL gepushte Kinderlied-Müll, dass es leider immer noch möglich ist mit Infantilen-Pop große Hits zu landen. Und ich verwette meinen Arsch darauf: Nächste Woche ist “klick klack” in den Top Ten. Bis dahin, ihr könnt es Euch denken: 0 von 10 Punkten

Die Top Ten vom 20. Januar 2006:
01 (02) Mattafix – “big city life”
02 (01) Madonna – “hung up”
03 (03) Xavier Naidoo – “dieser weg”
04 (11) Bob Sinclair feat. Goleo VI – “love generation”
05 (05) Melanie C – “first day of my life”
06 (04) The Black Eyed Peas – “my humps”
07 (09) Eminem – “when i’m gone”
08 (07) Tic Tac Toe – “spiegel”
09 (06) Tokio Hotel – “schrei”
10 (10) Robbie Williams – “advertising space”

Ebenfalls erschienen, aber gefloppt:
– Shout Oud Louds – “please please please”
– The White Stripes – “the denial twist”
– Uwe Ochsenknecht – “heroes of ice”

12 Comments so far

  1. Bjoern on January 19th, 2006

    > Thüringens Finest sind zurück und
    > singen irgendeinen schlpfrigen Scheiß

    Die Herren sind auch Sachsen – das wollt’ ich als gebuertiger Thueringer nur mal anmerken. Wir wollen mir denen nichts, aber auch gar nichts zu tun haben :)

  2. […] ndex « Psychopath Voll-Katastrophen Der Popkulturjunkie analysiert die Voll-Katastrophen zwischen Grünkohl und Après Ski der aktuellen Charts. […]

  3. Macromolecule on January 19th, 2006

    “Shine on” ist/war von den damals (1987)grandiosen “House Of Love”. Schade drum…

  4. enk on January 19th, 2006

    >Wenn ich mich nicht irre, handelt es
    >sich bei dem “shi shi shi shine
    >on”-Gesinge auch um eine Coverversion
    >aus den 80ern.

    Klingt nach “Shine on” von The House of Love. Mörder-Song, allerdings nicht 80er, sondern schon Anfang 90er. Da bin ich mal gespannt auf die Cover-Version

  5. aggroberlina on January 19th, 2006

    >> Thüringens Finest sind zurück und
    >> singen irgendeinen schlpfrigen >>Scheiß

    >Die Herren sind auch Sachsen – das >wollt’ ich als gebuertiger >Thueringer nur mal anmerken. Wir >wollen mir denen nichts, aber auch >gar nichts zu tun haben :)

    Und ich als gebürtiger Sachse will nur mal anmerken das ich mit denen auch nichts zu tun haben will.

  6. popkulturjunkie on January 19th, 2006

    hiermit entschuldige ich mich förmlich beim volk der thüringer, das ich durch die behauptung, de randfichten kämen daher, zutiefst beleidigt habe. tut mir leid. wirklich. naja.

  7. betty on January 19th, 2006

    warum haben diese komischen norweger (?) nicht “christine” gecovert? aber auch “shine on” ist ein toller song im original. selbst die schrottigste coverversion kann ihn nicht komplett zerstören…

  8. MB on January 20th, 2006

    Oh, ein Grenzwellenhoerer!
    Ja, das waren noch Zeiten, damals…

    Ist der APB Track denn wieder mit Gitarre und ohne (nennenswerte) Elektronik wie die Single aus dem letzten Jahr?

  9. Clarapop on January 20th, 2006

    also die Kracher diese Woche (0 von 10 Punkten) sind ja bereits bestens kommentiert! Wirklich ein Lob für Ihre herrlichen Texte. Große Freude über Richard Ashcroft! Die Shout-out-louds und White Stripes sind gefloppt? Wie schade. Mir gefällts gut.

  10. Sven on January 20th, 2006

    “Shine on” wurde von House of Love zwei mal veröffentlicht, aber ausser ein paar Britpop-Freaks kennt außerhalb der Insel kaum jemand Band und Song.
    Das Cover von Apoptygma Berzerk finde ich recht ordentlich, nah am Original, die Gitarren etwas härter und die genreüblichen Elektronikspielchen im Hintergrund. Dem guten Guy Chadwick sind die Tantiemen zu gönnen.

  11. Lisa on February 26th, 2006

    Unverständlich, dass die Shout out louds mit Please Please Please gefloppt sind.

  12. keabecky on June 25th, 2006

    Nur so als kleine Randnotiz: Es heißt Après Ski. (Das Wort aprés gibt es im Französischen nicht.) :-)

    Lieben Gruß.

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