revolution.
Wer gerade überlegt, ob er an diesem kalten Sonntag überhaupt vor die Tür tritt, sollte das zumindest dafür tun, die “Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung” zu kaufen. Stefan Niggemeier hat darin einen seiner besten Artikel der vergangenen Monate veröffentlicht. Thema: “Das Publikum an der Macht. Die digitale Revolution kommt gerade erst richtig in Schwung: Die Tage, in denen eine Handvoll Leute bestimmen konnte, was wir hören, sehen, lesen, sind gezählt. In naher Zukunft werden wir alle Programmdirektoren und Chefredakteure sein.” Im Internet ist der Text vorerst leider nur für Abonnenten zu lesen.
Update: Hier gibt’s den kompletten Text jetzt auch für Nicht-Abonnenten. (via franziskript-Kommentare)
Hm, bei allem Respekt vor dem geschätzten Kollegen: Wer mir mit einer so hundertfach abgedroschenen Phrase kommt, dass wir alle zu Programmdirektoren und Chefredakteuren werden, auf dessen Elaborat kann ich getrost warten, bis ich es im Clippingdienst kriege.
Dieser medienmacherimmanente Trugschluss, “wir alle” (!) hätten nichts besseres im Sinn, als uns unbezahlt die nicht unerhebliche Arbeit von Programmdirektoren und Chefredakteuren aufzubürden, der ist wohl nicht totzukriegen. Gestern war es interaktives Fernsehen, das diese Visionen beflügelte, dann das Internet und die Festplatten-VCRs – und jetzt vermutlich die Bloggerei und all das kollaborative 2.0-Gedöns.
Aber durch häufigere Wiederholung wird eine solche Fehlprojektion nicht richtiger. Aber ich will nicht vorschnell urteilen, bevor ich den ganzen Artikel gesehen habe. Vielleicht liefert der Bildblogger plausible Indizien dafür, dass die Agenda-Setting-Kompetenz der Gegenöffentlichkeit weiter reicht als bis zu aufmerksamkeits-parasitärem Abarbeiten an massenwirksamen Institutionen wie der Bildzeitung oder Contra-Aktionen zur DBD-Kampagne…
bei allem respekt, herr mark793, aber vielleicht sollten sie texte erstmal lesen, bevor sie auf sie draufhauen.
“Draufhauen” ist was anderes. Manchmal (um nicht zu sagen: meistens) ahne ich schon ziemlich genau, was ich zu erwarten habe nach so einer Einleitung.
Aber nur mal gesetzt den hypothetischen Fall, dass Herr Niggemeier Recht hat und dass diese Revolution bevorsteht – warum sollte ich mir dann von ihm oder von Ihnen vorschreiben lassen, was ich zu lesen habe, um mir ne Meinung bilden zu können? ;-)))
ich schreibe überhaupt nichts vor.
Nein, das nicht. Aber Sie empfehlen den Kauf der FAS. Das hat für mich in diesem Gesmatkontext schon eine leicht absurde Komponente: Sie sagen mehr oder weniger: Es gibt eine Revolution, und wenn Ihr mehr darüber wissen wollt, wie der Bahnhof gestürmt wird, dann geht hin und kauft Euch ein Bahnsteig-Ticket.
Da hätte Lenin zu Recht gesagt: Tok, tok, die spinnen, die Deutschen…
Der Kauf der FAS ist immer zu empfehlen, lieber Mark793.
http://www.stefan-niggemeier.de/index.php?id=22
Hier der Text für alle Nicht-Abonnenten.
Ah, vielen Dank für diesen prompten Service! Ich leiste Abbitte: Der Gesamttext liest sich deutlich differenzierter und intelligenter als es der zitierte Vorspann erwarten ließ.
Die Frage zum Schluss hat der Verfasser auch richtig beantwortet: Man mag derlei Revolutionspathos schon allein deswegen nicht mehr weiterverbreiten, weil sich die fachleute ja mit den entsprechenden Revolutionsansagen zum Dotcomhype schon mal verhoben haben.
Gut finde ich, dass der Artikel nicht den Fehler begeht, von jedem potenziellen Produzenten eigener Inhalte auch zu erwarten, sein Potenzial voll auszuschöpfen. Es wird halt eine kreative Minderheit bleiben, die in den Medien mit selbstgedrehtem Material landet. Ansonsten beschränkt sich die Revolution des Normalbürgers darin, Sendungen künftig dann reinzuziehen, wenn es halt in die Freizeitplanung passt.
Aber für eine Kampagne mit dem Claim “Du bist Chefredakteur” ist es noch ein wenig früh… ;-)
danke für die blumen!
und was vorspann und überschrift angeht, ist die kritik sicher berechtigt – aber es ist fast unmöglich, zu so einem thema überhaupt einen treffenden vorspann ohne abgegriffene bilder zu verfassen. schließlich soll er ja vor allem die leute zum lesen des artikels animieren, die noch nicht in der materie drinstecken. und da sind so schreckliche begriffe wie “digitale revolution” halt auch schrecklich praktisch…
[…] onen: Fabian Mohr: Böse, böse neue Welt Heiko Hebig: Actionable content Popkulturjunkie: revolution. Medienrauschen: Herrn Niggemeiers Wort zum Sonntag Franziskript: Lesenlesenlesen! Johnny Hae […]