aufbau einer popband.

Was Oliver Gehrs in seiner montäglichen “Spiegel”-Kritik vergessen hat: Einen sehr lesenswerten Artikel gibt es durchaus in der aktuellen Ausgabe: den, der auf Seite 94 anfängt (und der leider (noch) nicht online verfügbar ist). Thomas Schulz beschreibt dort, wie die deutsche Popband Karpatenhund von ihrer Plattenfirma zu Stars gemacht werden soll. Und darin finden sich u.a. ein paar sehr interessante Details, wie das Geschäft heute so läuft:

“Zumindest muss Karpatenhund nichts dafür bezahlen, vor einer weitaus bekannteren Band wie Razorlight auftreten zu können: Sogenannte Buy-Ons, wenn sich Nachwuchsmusiker als Vorgruppe für die Tour eines Stars teuer einkaufen müssen, sind in der Branche an der Tagesordnung.”

“Für über 30 000 Euro wird Karpatenhund Präsenz auf MTV gesichert, dazu zählt, dass „Gegen den Rest“ im April 16-mal die Woche gespielt wird.”

“Bericht im ‘WOM-Magazin’ und Sonderplazierung bei WOM und Karstadt? Rund 15 000 Euro. Bei der süddeutschen Ladenkette Müller prominent auftauchen? 3000 Euro. Plazierung bei Amazon als Neuheit? 2500 Euro.”

Mit anderen Worten: Wer immer noch denkt, TV- und Radiosender oder so manche Musikzeitschrift hätten noch unabhängige Redaktionen, die entscheiden, über wen berichtet wird und welche Songs gespielt werden – Traum vorbei.

14 Comments so far

  1. Matze on May 7th, 2007

    oh. ich hatte karpatenhund eigentlich gemocht, muss ich sagen…

  2. 00schmidt.com on May 7th, 2007

    nie gehört von der Band

  3. Tyler on May 7th, 2007

    Oh mein Gott, und jetzt darf man die Band nicht mehr mögen, weil die Plattenfirma für Werbung bezahlt?

    Das WOM Magazin ist doch nur ein kostenloses Werbeblättchen und alles andere als eine “unabhängige Musikzeitschrift”.

  4. massenpublikum on May 7th, 2007

    Ich möchte mal anmerken, dass http://www.spodtronic.com ebenfalls kostenlos ist und ich die redaktionelle Hoheit trage. Ohne Einwirkungen von außen. Es geht auch anders. Aber die Entwicklung geht auf jeden Fal zu Paid Content. Leider auch in der Musikindustrie.

  5. popkulturjunkie on May 7th, 2007

    @Matze: Seh ich genauso wie Tyler. Wenn Du die Band magst, dann sollte das auch so bleiben. Die oben beschriebenen Dinge sind normal in der Industrie. Musik ist nunmal ein Geschäft. Und Karpatenhund gehören sicher nicht zu den größten Plastikprodukten, die diese Industrie hervorbringt. Also: Find die Band ruhig weiter gut!

  6. Lukas on May 7th, 2007

    Also wirklich neu ist das ja auch nicht. Ich weiß nicht, ob bzw. seit wann sich das in Deutschland durchzusetzen scheint, aber in den USA ist das seit Jahrzehnten gängige Geschäftspraxis. Unschön ist es (zumindest im Falle der Medien) natürlich trotzdem.

  7. Götz Waschk on May 7th, 2007

    Im Visions wurde das Album von Karpatenhund trotzdem verrissen. Sind die unbestechlich oder für diese Plattenfirma einfach nicht wichtig?

  8. Matze on May 7th, 2007

    naja, die musik mag ich halt weiterhin, zumal ich sie ja auch schon länger kenne. aber unschön ist es trotzdem…

  9. bosch on May 7th, 2007

    Stimmt, das ist ein wirklich lesenswerter Artikel.
    Die Mechnismen der Popbranche waren mir bislang auch weitestgehend fremd, Thomas Schulz bringt ein wenig Licht ins Dunkel.

    Von Karpatenhund hatte ich zurvor, ehrlich gesagt, auch noch nie etwas gehört. So richtig bekannt gemacht hat sie die Plattenfirma eben noch nicht.

  10. lantzschi on May 8th, 2007

    @götz: glaub mir, auch die visions macht nur, was der mainstream sagt :)

  11. marc on May 8th, 2007

    häh, gibt´s da jemand, der 2007 nicht kapiert hat wie das POP-system seit mehr als 50 jahren funzt ?
    Ja, wo bin ich denn hier ? Alles Schäfchen auf der Gänseblümchenwiese ?

    Shocked by ignorance.

  12. Sebastian on May 8th, 2007

    Hätten die sich aber auch sparen können, allein das Intro von Türkisch für Anfänger dürfte den nötigen Ruhm bringen, siehe die youtube-Kommentare: Alle kennen es durch die Serie… hab noch nie gehört, dass sich jemand eine CD gekauft hat, weil sie in nem Laden “prominent platziert” wurde.

  13. andi on May 9th, 2007

    ach mensch, das Musikbusiness ist doch keine schwarz/weiß-Sache. Klar gibt es bezahlte Magazine, dazu gehört unter anderem WOM und Piranha, aber es gibt auch kostenlose Magazine die unabhängig sind, wie die INTRO. Naja und das mit dem Bezahlen ist nichts Neues, aber auch nicht die Regel und besonders junge Bands haben darauf keinen Einfluss. Leider ist damit nun mal viel Geld zu machen, aber umso spannender ist es halt Musik fernab dieses Trouble zu finden. Oder auch nicht….

  14. […] locas in love. hört sich an wie eine drittklassige dailysoap der ard, dahinter steckt allerdings erstklassige musik. locas in love sind die besseren vier fünftel von karpatenhund, und halten sich im gegensatz zu karpatenhund mit ihrer musik eher im hintergrund. was dieser durchaus gut tut. […]

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