“bundesvision song contest”: die verschwörung des ostens.

“Spiegel Online” schreibt: “Der Osten putscht sich zum Sieg bei Stefan Raabs ‘Bundesvision Song Contest’ und weiter “Und was ehemalige Ostblockrepubliken beim echten Grand Prix schaffen, ist für die neuen Bundesländer eine leichte Ãœbung – die statten nämlich mit Liebe ihre Nachbarn punktemäßig aus.”

Ich hab ja geahnt, dass es so kommen musste und Deppen sofort irgendwelche Verschwörungstheorien aufstellen würden – und habe daher gestern schon in meinem Liveblogeintrag kurz erwähnt, dass die Reihenfolge auf den beiden ersten Plätzen vollkommen identisch mit dem Gesamtergebnis wäre, wenn nur die “alten Bundesländer” abgestimmt hätten. Hier nochmal die genauen Zahlen:

Tatsächliches Ergebnis:

01 Brandenburg: Subway to Sally – “auf kiel” (147 Punkte)
02 Thüringen: Clueso – “keinen zentimeter” (146)
03 Sachsen-Anhalt: Down Below – “sand in meiner hand” (96)
04 Niedersachsen: Madsen – “nachtbaden” (94)
05 Mecklenberg-Vorp.: Jennifer Rostock – “kopf oder zahl” (79)
06 Schleswig Holstein: Panik – “was würdest du tun?” (75)

Ergebnis ohne Wertungen aus den “neuen Bundesländern”:

01 Brandenburg: Subway to Sally – “auf kiel” (99 Punkte)
02 Thüringen: Clueso – “keinen zentimeter” (96)
03 Niedersachsen: Madsen – “nachtbaden” (67)
04 Sachsen-Anhalt: Down Below – “sand in meiner hand” (56)
05 Schleswig Holstein: Panik – “was würdest du tun?” (54)

09 Mecklenberg-Vorp.: Jennifer Rostock – “kopf oder zahl” (41)

Einzig Jennifer Rostock hat also von überdurchschnittlich vielen Punkten aus den neueren Bundesländern profitiert – ansonsten wäre auf den vorderen Plätzen weitgehend alles gleich geblieben. Aber wenn man das mal so nachgerechnet hätte, liebe “Spiegel Online”-Leute, dann hätte man ja keine reißerische Geschichte mehr gehabt, oder?

9 Comments so far

  1. Torsten Dewi on February 15th, 2008

    Ich musste natürlich auch sofort an deine Rechnung denken – beschämend. Nun muss nur noch die BILD auf den Zug aufspringen, mit Schlagzeilen “Betrügt der Osten die deutsche Musik kaputt?”. Gewehr bei Fuß, um die These zu stützen: Dieter Thomas Heck, Bernhard Brink, Nicole, Ralf Siegel, und Nino de Angelo.

  2. Bob on February 15th, 2008

    ..und ich dachte noch: Dermaßen sich zu enbtlöden, ernsthaft was in der Richtung zu behaupten wird sich doch wohl niemand. Argh

  3. franziska on February 15th, 2008

    Naja, meiner Meinung nach ist die These richtig. Was ihr nämlich vergesst: Der Osten unterwandert schon seit Jahren den Westen. Da die vielen jungen Leute nämlich im Osten keine Arbeit mehr finden, gehen sie nach Bayern, Baden-Württemberg, und all die anderen Bundesländer, in denen es viele Jobs gibt. Und da sie im Herzen ein Ossi bleiben und so oft es geht, zu ihren Familien nach Hause fahren, stimmen sie auch für ihr Bundesland ab.

  4. Götz Waschk on February 15th, 2008

    Deine Rechnung geht nicht auf, ohne den Osten wären auch keine Gruppen aus den fünf neuen Ländern dabei gewesen und Madsen hätten gewonnen. :-)

  5. Eddi on February 15th, 2008

    Ich denke an der These der ausgewanderten Ossis könnte was dran sein, die Frage ist aber wieviel Einfluss das hatte.
    Der Hauptgrund für den Sieg der Subways dürfte aber wohl in fanatischen Fans liegen die bundesweit verteilt sind.

    Letztes Jahr wars ja sehr ähnlich.

    Irgendwie doof aber was soll man machen.

  6. einbecker on February 15th, 2008

    Klar, die 16,3 Millionen Ossis (Stand 1990, danach gabs ja keine Volksreinen zahlen mehr!) haben nichts anderes zu tun, als den Westen zu unterwandern, im Herzen natürlich noch Ossis zu bleiben (Muttis Thüringer schmeckt aber auch so gut!) und dann wie bekloppt (ach ja, sind ja Ossis!) beim Raab anzurufen, damit alle Welt denkt, die Wessis würden auch die Ossis wählen, was aber in Wirklichkeit gar nicht sein kann. Denn nen guter Wessi würde ja nie nen Ossi wählen.

    Oder wie?

  7. […] Dabei ist das Ergebnis nun weder zurecht geschustert, noch weit hergeholt. Nur weil so mancher Subway to Sally nicht kennt, heißt es kaum, dass sie tatsächlich unbekannt sind. Diese Band gibt es seit 1990 und ihre Mitglieder touren sich von Beginn an fleißig allerorten die Hintern ab. Allerdings für ein Publikum, das weiterhin aus tiefstem Fan-Herzen lebt – den besten Beweis dafür konnte man erst im vergangenen Jahr im Kino bewundern – und ebenso gewillt ist, noch Geld für die musikalischen Lieblinge auszugeben. Warum warfen sich wohl sonst die Popstars-Macher in der 4. Staffel so verzweifelt an den Hals jenes Käuferkreises, in der dämlichen Annahme, dieser würde die Gemachtheit ihres Produktes nicht bemerken? […]

  8. der dude on February 16th, 2008

    die idee mit dem ossi, der aus dem westen für den osten anruft, erschliesst sich mir nicht so ganz… war doch ganz egal wer wo wohnt. man musste einfach die jeweiligen vorwahlen kombinieren… also z.b. 16-12 (aus sachsen-für nrw)

  9. christoph on February 18th, 2008

    mal ganz abgesehen davon, dass der song von clueso große klasse ist und auch meine “west”-stimme bekam. viel eher glaube ich, dass die ganze veranstaltung nur mehr gezeigt hat, dass künstler, die seit jahren gute, anspruchsvolle musik machen, immer noch zu stiefmütterlich von organen wie dem spiegel behandelt werden.

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