blogs, twitter und links.
Wer an dieser Stelle einen Text zum Thema “Sorgt Twitter für ein Blogsterben?” erwartet, kann gleich weitergehen. Ich finde diese Diskussion ziemlich überflüssig, da sich meiner Meinung nach ein Blog und Twitter perfekt ergänzen. Für viele Themen reichen die 140 Zeichen von Twitter nicht aus – für eine kurze Unmutäußerung oder einen Linktipp lohnt kein Blogeintrag. Dass eine löst das andere also nicht ab, sondern ergänzt es.
In diesem Eintrag soll es vielmehr um das Verlinken gehen, das Blogs einst oftmals ausgemacht hat. In ihnen fand (und findet natürlich noch) man Links zu interessanten Artikeln, zu Neuigkeiten, zu Kuriosem, auf die man ohne die Blogs vielleicht gar nicht gestoßen wäre. Angesichts der Entwicklung der Verlinkungen in meinen deutschen blogcharts stellt sich mir aber schon seit langer Zeit die Frage, warum fast alle Blogs in den vergangenen Monaten so massiv Verlinkungen verloren haben – und warum mittlerweile 135 Links für Platz 100 ausreichen – und nicht mehr das Doppelte wie noch im Sommer 2007.
Neben ein paar kleineren Gründen wird immer wieder Twitter als Argument angeführt. Dort gäbe es inzwischen die schnellen Linktipps auf Artikel, Neuigkeiten oder Kurioses – und eben nicht mehr in Blogs. Ein neues Tool, dass vor einigen Tagen an den Start gegangen ist, ermöglicht mir nun, genau das zu überprüfen: Wie sehr wird noch in Blogs verlinkt – und wie stark schon bei Twitter? Das Tool, von dem ich spreche, heißt backtweets. Es hat sich darauf spezialisiert, Links bei Twitter aufzuspüren. Dabei werden die meist verwendeten Short-URL-Dienste wie Tinyurl.com in die tatsächlichen Links umgewandelt, die man dann auf den Ergebnisseiten von backtweets sehr komfortabel sehen kann, ohne auf die Links klicken zu müssen. backtweets könnte damit das für Twitter werden, was Technorati für Blogs ist.
Ich habe backtweets nun genutzt, um einen Vergleich der Top-25-Blogs der blogcharts aufzustellen: Von wie vielen Blogs wurden sie in der vergangenen Woche laut Technorati verlinkt? Von wie vielen verschiedenen Twitterern im selben Zeitraum laut backtweets? Hier das interessante Ergebnis:
http://www.basicthinking.de/blog
Links bei Technorati in der Woche vom 7. bis 13. März: 43 / Links bei Twitter: 44
http://www.spreeblick.com/
Technorati: 53 / Twitter: 49
http://www.nerdcore.de/wp/
Technorati: 104 / Twitter: 62
http://www.netzpolitik.org/
Technorati: 39 / Twitter: 37
http://www.bildblog.de/
Technorati: 31 / Twitter: 40
http://stefan-niggemeier.de/blog/
Technorati: 80 / Twitter: 117
http://www.lawblog.de/
Technorati: 31 / Twitter: 21
http://kochtopf.twoday.net/
Technorati: 15 / Twitter: 0
http://netzwertig.com/
Technorati: 23 / Twitter: 38
http://upload-magazin.de/
Technorati: 7 / Twitter: 4
http://www.googlewatchblog.de/
Technorati: 20 / Twitter: 17
http://stadt-bremerhaven.de/
Technorati: 23 / Twitter: 16
http://blog.handelsblatt.de/indiskretion/
Technorati: 22 / Twitter: 24
http://www.bueltge.de/
Technorati: 27 / Twitter: 8
http://stylespion.de/
Technorati: 22 / Twitter: 21
http://blog.fefe.de/
Technorati: 31 / Twitter: 45
http://medienlese.com/
Technorati: 18 / Twitter: 15
http://www.deutsche-startups.de/
Technorati: 9 / Twitter: 22
http://www.nachdenkseiten.de/
Technorati: 15 / Twitter: 3
http://blog.wordpress-deutschland.org/
Technorati: 2 / Twitter: 0
http://www.rebelart.net/diary/
Technorati: 17 / Twitter: 14
http://www.fscklog.com/
Technorati: 17 / Twitter: 44
http://www.elektrischer-reporter.de/
Technorati: 10 / Twitter: 22
http://www.fuenf-filmfreunde.de/
Technorati: 10 / Twitter: 15
http://www.werbeblogger.de/
Technorati: 10 / Twitter: 22
11 der 25 Blogs wurden also in der vergangenen Woche von mehr Twitterern verlinkt als von Blogs. Die Gesamtzahl der Links auf die 25 Blogs lag mit 700 bei Twitter sogar über der Zahl bei Technorati (679). Nun muss einschränkend natürlich gesagt werden, dass Technorati aus sehr verschiedenen Gründen nicht alle Links findet, sondern nach meinen Erfahrungen derzeit ca. 70%. Auf der anderen Seite kann Backtype ein paar kleinere URL-Verkürzungs-Dienste (noch) nicht verarbeiten, dadurch gehen dort auch ein paar Links durch die Lappen. Insgesamt dürfte die tatsächliche Zahl der Verlinkungen in Blogs noch über der Zahl bei Twitter liegen. Noch. Denn der rasante Nutzeranstieg dürfte die Zahl der über Twitter verbreiteten Links in den nächsten Wochen und Monaten noch deutlich in die Höhe treiben. Es lässt sich anhand der Verlinkungen auch ganz gut sehen, welche Gruppe von Menschen bei Twitter noch recht überrepräsentiert sind, nämlich offenbar medieninteressierte, technik- und netz-affine Menschen mit einem Hang zu Apple-Produkten.
Fazit: Die Behauptung, Twitter würde Blogs als Medium für Linktipps ablösen, ist zwar etwas zu hart formuliert, doch die Zahl der Verlinkungen ist schon in einer erstaunlichen Höhe angekommen. Ob alle Links bei Twitter früher in Blogs gelandet wären, lässt sich natürlich nicht überprüfen, einer der Hauptgründe für den Niedergang der Verlinkungen in den deutschen blogcharts dürfte Twitter nach diesen Zahlen aber eindeutig sein.
Ein gewisser Einfluss von Twitter ist auf jeden Fall auszumachen. Ich denke auch, dass sich beide wunderbar ergänzen. Zumindest aus meiner Sicht als “Publisher”.
Nur als Leser verpasst man u.U. das ein oder andere, weil man nicht die ganze Zeit am Stream hängt. Wobei einem die wirklich wichtigen Themen früher oder später eh außerhalb von Twitter über den Weg laufen.
Und ein RSS-Abo von bestimmten Twitter-Kanälen erachte ich als leichten Informationsoverkill. Das habe ich mir früher mal mit gezielten Technorati-Suchen angefangen und auf Grund der Flut von Einträgen im Feedreader wieder abgestellt.
Daher habe ich als Informationssuchender nach wie vor eine große Schwäche für gepflegte und kurz kommentierte Linklisten (5-10 Tipps) als Blogpost, aus den von mir abonnierten Blogs.
Der große Verlust an Verlinkungen dürfte wohl fast jeden Blogger betreffen. Zumindest ab gwissen Größenordnungen. Das sehe ich aber eher als die längst fällige Konsolidierung. Un duntergegangen ist deswegen noch kein gutes Blog ;-)
Das “Verpassen”, das Du ansprichst, ist natürlich eine Tatsache, die Twitter-Links eventuell etwas wertloser im Vergleich zu einem Link in einem Blog macht. Twitter-Links sind nach einigen Minuten vergessen, Links in Blogs bleiben je nach Output des Bloggers stunden- oder tagelang prominent sichtbar.
Entscheidend ist ja nicht die Zahl der Verlinkungen, sondern wie oft drauf geklickt wird. Nach meinen Statistiken spricht da etliches für Blogs und fast gar nichts für twitter (wobei das natürlich mit so Sachen wie Thwirl oder Tweetdeck schwerer zu erfassen ist). Da kommen fast mehr Besucher über die “Blogblick”-Seiten irgendwelcher Tageszeitungen als über twitter.
Ich poste bei mir im Blog weniger Linktipps, seit ich einen delicious-Account für Linktipps in der Sidebar habe – dass den Blogs dadurch “Verlinkungen” flöten gehen, beweist die Beliebigkeit der Technorati-Zahlen.
Ich empfinde Twitter als “Linkmaschine” sehr praktisch, weil direkt, weil zeitnah, weil unkompliziert.
Komplizierter empfinde ich persönlich, da irgendwie den Überblick zu behalten und sich zu organisieren, ohne sofort alles irgendwo zu konservieren und zu klassifizieren. Bisher ist mir noch nichts vernünftiges eingefallen, was ich nicht schlicht als zeitraubend empfände.
Das Blog ist einfach deutlich mehr “Anker” – und wir brauchen immer mal wieder “Anker” und Pfade, um uns im Internet zurecht zu finden.
Ich persönlich finde Linktips in Blogs praktischer als über Twitter, da man bei Twitter links schnell übersieht, oder so oft so viele links kommen das man sich garnicht mehr die Mühe macht sie anzuklicken.
Ein kurzer Blogartikel pro Woche mit 10 interessanten Links ist mir einfach lieber als 10 mehr oder weniger interessante links pro tag
Twitter ist genauso wie blogging, nur kurzer und sinnloser. :-)
Naja, nicht ganz, aber Twitter ist letzendlich eine Weiterentwicklung von Blogging, aber wie sieht es in 5 – 10 Jahre aus? Wenn die Kapazität und Schnelligkeit so weiterentwickelt sind, dass man sich in Echtzeit 24/7 über laufendes Video ins Netz darstellen kann… mit links und allem… wann hört es auf? Wie weit geht es? Ab wann is zu viel, zu viel?
(Lousy German alert again – sorry…)
Twitter ist vor allem ein Dienst hinter dem keinerlei Geschäftskonzept steht und der bis heute den Machern null Einnahmen erbringt. Das dadurch langfristig irgendwas abgelöst wird ist doch sehr weit hergeholt, man sollte hier lieber den Term “Mikroblogging Dienste” verwenden statt ständig “Tempo Taschentücher” zu sagen.
Hoffe, das ist nicht so falsch, als dass ich dafür zerfleischt werde. ;) Aber so weit ich weiß senkt Google den Pagerank einer Seite, wenn sie zu viele Links auf Fremdangebote hat. Wenn ich viel verlinke (und keinen Link zurückbekomme) werde ich also nicht mehr so gut bei Suchmaschinen platziert. M.E. liegt darin der Hauptgrund, dass Blogger immer weniger gerne verlinken.
[…] stimmt natürlich, was Jens Schröder schreibt: Viele Linktipps, die früher in Blogs gelandet wären, kommen jetzt über die […]
[…] Was bringt mehr Links – Blogs oder Twitter? Jens Schröder versucht die Frage zu klären […]
I am trying to have the cake and eat it, too.
– Ich habe einerseits begonnen, delicious als Microbloggingdienst zu benutzen und das täglich auf meinem Blg zu aggregeren (dort landet auch immer ein Link zu jedem Blogpost, den ich kommentiere, da ich die auch tagge)
– Da sich andererseits meine LeserInnen von dem täglichen Posten aller meiner Tweets gestört fühltenm, findet das nun bei oliverg.wordpress.com statt (wo NOCHMAL die deliciouslinks dazukommen)
wer das als Spam empfindet:
– Das ‘Linkbloggen’ ist des Bloggens urprügliche Form (sowohl bei Robot Wisdom als auch bei ‘links.net).
– es heißt ja: Web-Log
– zudem sehe ich mein Blog als einer art ‘Mashup meiner Netzaktivität(en)’, insofern.
Zusammenfassend:
An sich gibt es keinen Grund, die Twitterlinks nicht auch noch der Blogosphäre als ‘Juice’ hinzuzufügenm, und wenn es nicht zum ‘Lesen’ sondern lediglich als ‘backup’ auf einem Kanal ist, den ja niemand aktiv ‘lesen’ muss.
Jetzt ist das doch so lang geworden,dass ich es NOCHmal blogge ;)
Interessant, danke für die Arbeit. Habe mich schon gewundert, dass die Statistik so häufig Links von Twitter ausweist.
Jetzt habe ich auch mal durchgezählt (kannte backtweet nicht, hübsches Spielzeug): abzüglich meiner eigenen Hinweise auf mein Blog 22 in der vergangenen Woche.
Was den Traffic angeht, da ist Twitter trotz der schnellen Durchlaufzeit nicht so schlecht, aber so ein Link im Blog hat einen höheren emotionalen Wert.
Er ist wie ein Mixtape im Vergleich zum Bravo-Sampler, man kann ihn sich an die Wand hängen, denn man weiß: Jemand hat sich eine Überschrift ausgedacht, ein paar Sätze geschrieben, einen html-Link gebastelt.
Vor allem als Twitter-Leserin sind mir Linktipps von Quellen, von denen ich erfahrungsgemäß weiß, die posten sinnvollen Content, willkommener als so manche selbstverliebte Diskussion oder Präsentation. Allerdings stimme ich Anne-Kathrin zu, dass man schnell reagieren muss, um keine Perle verloren gehen zu lassen. Irgendwie schon auch nachteilig im Vergleich zu einem Blogpost mit mehreren brauchbaren Links an einem Ort zusammengefasst, den ich getrost speichern und später durchgehen kann…
Ich poste bei Twitter ebenso interessante Links bevor sie altbacken werden oder 30 Andere dies tun -> schafft eine gewisse Kompetenz und zeigt, dass man nicht nur selbstzentriert im Netz unterwegs ist; andere fördert, etc.
Gleichermaßen, versuche ich daran zu denken, auch in den Blogartikeln zu themenrelevanten Seiten und Blogs zu verlinken (follow – außer bei Giganten, die’s nicht nötig haben; auch wenn es den SERPs schaden soll). Wenn ich im Internet, das von der Vernetzung lebt, geize, ist das auch für alle anderen (sozialen) Kompetenzen ein schlechtes Vorzeichen…
Das liegt aber auch sicherlich daran, dass es viel weniger aufwendig ist einen Link per Twitter zu verbreiten, als per Blog. Ich würde da jetzt nicht so viele Schlüsse raus ziehen.
Die zahlen entsprechen tendenziell meiner beobachtung bei Off-the-record.
Zumindest gefühlt wurde ich sagen, dass etliche links die früher mit kurzen blogbeiträgen und “via” generiert wurden nun zu “schlichten” link-weiterempfehlungen bei Twitter geworden sind. Dafür sorgen Empfehlungen via Twitter aber auch wieder für traffic auf dem blog. Zuweilen, nein in der regel, ist das mehr als über manch einen link in prominenten mediendiensten zustande kommt.
Denke auch, dass sich beides sehr gut ergänzt – Blogs und Twitter.
Ich hoffe jedoch auf eine Endbanaliserung der Blogs, weil Twitter für den tristen Alltag vieler Leute Publizistisch besser geeignet erscheint.
Andererseits sind es aktuell ja immer dieselben Leute, die hier und dort vertreten sind …
[…] blogs, twitter und links. – popkulturjunkie.de (tags: delicious twitter weblogs links technorati icommented) […]
[…] Mitnichten. Der seit langer Zeit zu beobachtende Effekt, dass weltweit Blogs an Links verlieren (messbar über Technorati), weil sie gegenseitig seltener aufeinander verweisen, wurde von Jens Schröder untersucht. Seine Annahme ist, dass zahlreiche Aktive nunmehr über Twitter vermehrt verlinken. Und in der Tat, er findet seinen Annahme bestätigt: blogs, twitter und links. […]
[…] auch die Backlinks aus Twitter lassen sich ja mittlerweile durch backtweet messen. popkulturjunkie hats entdeckt und auch gleich eine deutschebacktweetcharts erstellt ;-) Unterscheidet sich von […]
[…] das aufkommen von Twitter Schuld ist an dieser Misere lässt sich hier nicht klären. popkulturjunkie.de beschäftigt sich sehr ausführlich mit diesem […]
Ich finds schon witzig wie das (immernoch auf der startseite von twitter.com präsentierte) Konzept (Wir twittern NUR WAS WIR IM AUGENBLICK MACHEN) komplett ignoriert wird und Twitter im Prinzip als Linkschleuder und “Ich kotz mich grad mal über was aus” verwendet wird. Würde jeder nur zwitschern was er gerade macht wäre Twitter aber bestimmt nicht so beliebt und groß gewachsen wie es jetzt ist.
Ich glaube Blogs und Twitter werden sich gut ergänzen.
[…] aus – “Mein Gott, was passiert da in den Blogcharts?” Vor einiger Zeit gab es ein aufschlussreiches Posting dazu beim Popkulturjunkie. Der Tonus: Verlinkt wird weiterhin, nur eben weniger in den Blogs, […]
Ich verlinke mittlerweile häufiger mit Twitter als in meinem Blog. Per Twitter kann man halt so schön knapp verlinken, während ein Post wie:
“XX hat blabla geschrieben. Sehe ich genauso und habe eigentlich nichts hinzu zu fügen.” schon echt blöde wirkt.
Ach ja, was Tim geschrieben hat sehe ich genauso^^
[…] First Tweet Mar 19, 2009 popkulturjunkie Jens Schröder Highly Influential Löst Twitter Blogs als Medium für Linktipps ab? Hier meine Analyse: http://www.popkulturjunkie.de/wp/?p=4221 view retweet […]
Mehr als ein Jahr nach diesem Posting steht für mich klar fest, dass definitiv mehr Links über Twitter als über Blogs kommen:
Icerocket: 20
Backtype (Tweets): 563
Leider geht das auch zu Lasten der Kommentare.
[…] im März 2009 habe ich untersucht, wie sich das Verhältnis von Verlinkungen aus Blogs und Verlinkungen aus Twitter verhält. Schon […]
[…] einiger Zeit gehen die Verlinkungen innerhalb der Blogosphäre zurück. Jens Schröder erklärt sich das Phänomen größtenteils mit Twitter. Wie siehst du […]
[…] einiger Zeit gehen die Verlinkungen innerhalb der Blogosphäre zurück. Jens Schröder erklärt sich das Phänomen größtenteils mit Twitter. Wie siehst du […]
[…] Weinbergschnecke“ diskutieren würde, die Bevölkerung, die Masse betrifft es nicht.Wie der Popkulturjunkie richtig schreibt, ergänzen sich Twitter und Blogs. Aber eine Ergänzung dazu ist notwendig: Sabine […]