ein ♥ für “das pop-tagebuch”.

Ich möchte hier nochmal eine Lanze für ein neues Blog brechen, dass ich neulich schonmal lobend erwähnt habe. “Das Pop-Tagebuch” des Musikkritikers Eric Pfeil nämlich, dass er seit etwa vier Wochen bei “FAZ.net” schreibt. Zwar gibt es nur einen oder zwei Einträge pro Woche, aber die sind so unfassbar lesenswert, dass mir Tränen der Freude in die Augen steigen. Statt lang weiterzuschwafeln, lieber ein paar Beispiele:

“Manch’ sensible Seele hat es schon beklagt: Nie läuft in wichtigen Momenten die richtige Musik. Andererseits: Mit ein bisschen Mühe kann man dem abhelfen – indem man selbst singt. So tanzte ich vor Jahren einmal mit einer Dame einen folgenschweren Kennlerntanz zu einer nur von uns beiden a cappella gesungenen Version des Beach Boys-Songs ‘God Only Knows’ – und das, obwohl wir uns in einem prall gefüllten Club befanden, in dem laut dröhnend irgendwelcher Britpop-Schmonz das akustische Zepter schwang.
Bei einer Trennung wäre das natürlich so nicht möglich:
‘Schatz, lass uns bitte, während du mit den Vasen wirfst und mich einen Versager schimpfst, doch gemeinsam ‘By The Time I Get To Phoenix’ singen.’ Solch einen Wunsch zu äußern wäre ebenso töricht, wie ein Trennungsgespräch zu unterbrechen, indem man sagt:
‘Merk dir bitte was du sagen wolltest, ich will nur rasch die traurige Portishead-CD dazu einlegen’.”

“Trotzdem kann ich nicht umhin, daran festzuhalten, dass mir Silbermond zum Ärgern einfach zu doof sind. Ich ärgere mich lieber über interessantere Sachen. Zum Beispiel über den Schlagzeug-Sound auf der neuen Eels-Platte. Mir ist das unbegreiflich: Wie kann man nur eine so gute Platte aufnehmen, deren tolle Songs scheinbar mühelos zwischen verzärtelten Umdeutungen der späten Beatles und rüdem Blues-Punk oszillieren, die aber über einen Trommelklang verfügt, der an den Tag zurückdenken lässt, an dem der nasse Pappkarton erfunden wurde.”

“Seit ich diesen aufreibenden Blog hier mit Inhalt fülle, muss ich natürlich viel mehr ausgehen. Um Trends aufzuspüren. Und um im Nachtleben wichtige Impresarios der Popkultur zu treffen, die mir durch den Nebel ihrer Zigaretten Szene-Geheimnisse zuraunen. Ich glaube, das erwartet man einfach von mir.
Gestern habe ich mir also mal wieder einen falschen Bart angeklebt und mich unauffällig unter das Publikum eines lokalen In-Ladens gemischt. Dort stand ich dann unter den etwas angetagten It-Girls und It-Boys. Schon nach kurzer Zeit hörte ich jemanden das Wort ‘Krise’ sagen, ein anderer mir entfernt bekannter Hipster sprach gar über die ‘Abwrackprämie’. Ich bestellte ein Bier und trank mich in milde Realitätsflucht.”

“Ich bin nämlich ein Phasenmensch. Schon meine Mutter sagte immer zu mir: ‘Sohn, du bist ein Phasenmensch, du wirst es schwer haben, aber versuch es als Chance zu begreifen’. Ich kann jederzeit mit allen möglichen musikalischen Spielarten und Bands eine Phase bekommen, häufig mit solchen, die bis dahin stets starkes Misstrauen, wenn nicht sogar Ablehnung in mir hervorgerufen haben. Von daher gehe ich davon aus, daß ich irgendwann noch mal in eine ausgeprägte Led Zeppelin-Phase geraten werde. Bei allen Menschen, die mich in dieser Phase kennen lernen werden, möchte ich mich schon jetzt präventiv entschuldigen, vor allem für das Tragen von fransigen Jeanswesten. Ich werde wohl nicht anders gekonnt haben.”

Herrlich.

1 Comment so far

  1. mad on May 15th, 2009

    Ja. Schön. Noch schöner wärs mit Volltext-Feed.

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