charts (2005-06-27). 2
Damit den Worten von gestern Taten von heute folgen, kommen hier die New Entries der deutschen Singlecharts vom 27. Juni 2005:
98: Basement Jaxx – “oh my gosh” / Video
Schon übel, wenn eine Band ein Best-of-Album veröffentlicht, natürlich auch ein oder zwei neue Songs mit draufpackt, einen davon als Single veröffentlicht und das ausgerechnet der wohl übelste Song der Band überhaupt ist. Viel konnte ich mit Basement Jaxx nie anfangen, aber Songs wie “where’s your head at” hatten irgendwie schon was. “oh my gosh” hingegen ist so ordinärer 08/15 Retro-Disco-Pop-Dance, dass man sich nochmal vergewissert, ob das wirklich Basement Jaxx sind, die man da hört. 2 von 10 Punkten.
90: Pulsedriver – “vagabonds” / Video nicht verfügbar
“vagabonds”? Die werden doch nicht etwa? Doch, sie haben. Das nächste Opfer der 80er-Klassiker-zu-Dorfdisco-Mittelmaß-Verwustungs-Welle sind New Model Army. “vagabonds” durfte zu meiner Abiturzeit auf keiner Party fehlen, dementsprechend sensibel reagiere ich bei solchen Machwerken wie diesem hier. Immerhin hat Slobodan Petrovic sich aber nicht an dem Eric-Prydz-Hype orientiert, sondern macht aus “vagabonds” einen lupenreinen Kommerz-Trance-Track. Trotzdem tut man sowas nicht, Herr Petrovic! 1 von 10 Punkten.
80: C.O. Club Oriented – “california” / Video nicht verfügbar
Apropos “tut man nicht”: Hier kommt das nächste Beispiel. Ein paar Schwachmaten haben sich “california”, den grandiosen Phantom-Planet-Song, der durch die Serie “The O.C.” zum Hit wurde, vorgeknöpft, ihn in seine Einzelteile zerlegt, einen Typen mit schwuchteliger Stimme den Refrain nachsingen lassen, ein paar Bässe dazugemixt und dadurch vollkommen ruiniert. Gut, dass das Original seit 14 Wochen in den deutschen Charts ist, immerhin bis auf Platz 13 kletterte und diese Kacke nur auf Rang 80 einsteigt. Eltern! Wenn Eure Kinder solchen Bockmist kaufen, sollte man sich sie mal einen Abend vorknöpfen, um mit ihnen über ihren Musikgeschmack zu reden! Das geht so nicht! 0 von 10 Punkten.
67: My Chemical Romance – “helena (so long & goodnight)” / Video
Die Musik der Band klingt nach typisch amerikanischem Teenager-Rock à la The Used. Eine ohrwurmige Melodie, harte Gitarren, ein paar Tempowechsel, nichts Besonderes aber auch nicht Schlechtes. Und es ist immer noch wesentlich lobenswerter wenn sich Kids eine Single von My Chemical Romance zulegen als den eben beschriebenen Schrott auf Platz 80. 6 von 10 Punkten.
65: Marilyn Manson – “the nobodies” / Video
Seltsame Idee. Tante Manson bringt einen vier Jahre alten Song, der damals schon als Single erschien, nochmal in einer leicht aktualisierten Version heraus. Womöglich hat sich sein Best-of-Album vor einem halben Jahr doch nicht so gut verkauft und nun versucht man, die Restbestände aus dem Lager mit einer neuen Single wegzuverkaufen. “the nobodies” ist kein schlechter Song. Aber man kennt ihn schon zur Genüge. Und deswegen gibt es vier Jahre nach Veröffentlichung auch nur noch 6 von 10 Punkten.
63: Ying Yang Twins – “wait (the whisper song)” / Video
Das ist doch immerhin mal eine kreative Idee für einen Hip-Hop-Song. Die Ying Yang Twins flüstern 3 Minuten lang. Das ist aber auch schon alles an Positivem, das man darüber sagen kann. Der Text ist ein pubertärer Mix aus “dicks”, “bitches” und anderem, der Song so einschläfernd, dass man keinem Sender empfehlen kann, ihn zu spielen, wenn er nicht riskieren will, Hörer oder Seher ohne Ende an das Sandmännchen zu verlieren. 1 von 10 Punkten.
55: Blue – “only words i know” / Video
Ein neues Liedchen aus dem Text-Generator für Boybands. Diesmal hat er die Zeile “only words i know” ausgespuckt. Dazu gibt es eine Melodie, die ein wenig an Ricky Martin erinnert, leichte RnB-Einflüsse hat, insgesamt aber typisches Boyband-Generve bleibt. Immerhin haben sich Blue ja aufgelöst. Zu oft wird man von denen also immerhin nicht mehr genervt. 2 von 10 Punkten.
25: Die Gerd Show – “im wahlkampf vor mir” / Video
Kommen wir zum Tiefpunkt der heutigen Chartswoche. Und das, obwohl es bei Platz 80 ja schonmal 0 Punkte gab. Eigentlich müsste diese auf CD gepresste Scheiße dann Minus 10 Punkte bekommen. Elmar Brandt singt auf die Melodie des Henry-Valentino-Schlagers “im wagen vor mir” Plattitüden, wie sie unwitziger nicht sein könnten. Zwischendurch mischt sich eine unfassbar untalentierte Angela-Merkel-Imitatorin ein, bei der man ohne Zusammenhang gar nicht erkennen würde, dass sie da gerade Angela Merkel nachzumachen versucht. Mindestens einen Vorteil hätte die Abwahl Schröders für wirklich alle Beteiligten: Elmar Brandt wären wir wohl endlich los. 0 von 10 Punkten.
24: U2 – “city of blinding lights” / Video
U2. Hmm. Früher (“sunday, bloody sunday”) hab ich die gemocht, dann gehasst. Inzwischen habe ich diesen Hass zwar abgelegt, das neue Album fand ich aber bis auf wenige Ausnahmen äußerst mittelmäßig. Und zu diesem Mittelmaß gehört eindeutig auch “city of blinding lights”. Musikalisch an alte Zeiten erinnernd, hat Bono irgendwie vergessen, eine vernünftige Melodie zu komponieren. Der Song plätschert vor sich hin, plätschert, plätschert und ist schon wieder vorbei. Und schnell wieder vergessen. 4 von 10 Punkten.
22: Ilona – “un monde parfait” / Video
Über die kleine Ilona Mitrecey hab ich schonmal Ende Mai geschrieben, als sie in Frankreich seit Wochen Platz 1 besetzte und mich irgendwie an “schnappi” erinnerte. Nun hat das nervige französische Kinderlied auch die deutschen Charts geentert. Den Nachnamen hat man hierzulande lieber nicht mit auf die Single gedruckt – wer kann den denn auch schon aussprechen…? 1 von 10 Punkten.
19: Kool Savas & Azad – “all 4 one” / Video
Endlich mal wieder ein Vertreter aus meiner Lieblingsmusikrichtung, des deutschen Prollraps. Kool Savas & Azad hatten schon mit “monstershit” einen gemeinsamen Hit, nun lassen sie ein paar Kinder singen und rappen ihren Kram drüber. Das geht zwar ins Ohr, nervt nicht so wie der ganze Aggro-Scheiß, bleibt aber dennoch belanglos. “es wird Zeit, dass sich einiges ändert hier” singen die Kinder. Stimmt: Vor allem mit Eurem Musikgeschmack, liebe Kids! 2 von 10 Punkten.
16: 50 Cent – “just a lil bit” / Video
Weltstar 50 Cent rappt ein paar Reime über eine absolute Minimal-Melodie und wird damit definitiv nicht seinen nächsten Megahit landen. Langweilig. 1 von 10 Punkten.
8: Nena – “willst du mit mir gehn” / Video
Die etwas zu jung gebliebene Nena macht auf 2Raumwohnung und Klee. Das Liedchen mit dem pubertären Text bietet eine gefällige Melodie, wirkt dabei aber viel zu bemüht cool und trendy, sodass es kein bisschen cool und trendy ist. 3 von 10 Punkten.
Die Top 5 vom 27. Juni 2005:
1 (1) Akon – “lonely”
2 (2) Banaroo – “dubi dam dam”
3 (9) Crazy Frog – “axel f”
4 (3) Joana Zimmer – “i believeâ€
5 (8) Shakira – “la tortura”
Ebenfalls erschienen, aber gefloppt:
– Afrob feat. Lisi – “es geht hoch”
– Athlete – “half light”
– Sons and Daughters – “dance me in”