Viel zu viel Zeit ist seit meinem letzten Konzert vergangen. Vieles kam seitdem dazwischen: Tour-Absagen, die Arbeit, akute Unlust. Aber am Donnerstag war es endlich soweit, endlich wieder ein Konzertbesuch. Und wie kann man eine solche Pause besser beenden als mit einer Band, die schon seit vielen Jahren auf der Unbedingt-
noch-vor-dem-Tod-sehen-
Liste stand. Oasis. In Frankfurt.
Der Abend begann mal wieder mit viel Hass auf öffentliche Verkehrsbetriebe. Diesmal war es nicht die Deutsche Bahn, die sich meinen Unmut zuzog, sondern der Frankfurter Nahverkehr. S-Bahnen fahren dort nämlich derzeit nicht nach irgendeinem Plan, sondern so, wie es gerade passt. Die Ankunft in der Jahrhunderthalle verzögerte sich dadurch so extrem, dass ich das komplette Konzert der großartigen Support-Band The Coral verpasste. Nach der ziemlich witzlosen Durchsuchung durch die Security (es wurden in der Halle sogar Glasflaschen verkauft) ging es in den seltsamen Ort des Geschehens. Ein paar Treppen rauf in eine große Kongresszentrums-Mehrzweckhalle. Schon vom Schnitt her recht ungeeignet für ein solches Event. Rund, weitläufig und mitten im Raum mit einer Tribüne verschandelt. Dass die Jahrhunderthalle auch Sound-technisch nicht wirklich Konzert-geeignet ist, sollte sich später herausstellen: viel zu dumpf klangen die Töne.
Nach der Umbaupause ertönte dann ein Lärm, der die Ankunft der Gladiatoren ankündigte. Die beiden Gallaghers und ihr Anhang betraten die Bühne und fingen auch gleich an. Zu Beginn der Show gab es vornehmlich neuere Stücke, richtige Stimmung kam vorerst nur bei “lyla” auf. Doch die Hardcore-Fans sorgten im Verlauf der Show für Stimmung. Ich kann mich nicht erinnern, jemals bei einem Konzert gewesen zu sein, bei dem die Fans ihre Band immer wieder mit Sprechchören feierten (“O-a-sis, O-a-sis, O-a-sis”). Seltsam, das. Aber letztlich ist Oasis eben auch die Indie-Rockband, mit der Hooligans etwas anfangen können. Ohnehin war das Publikum sehr wild gemischt. Von Muskel-bepackten, glatzköpfigen Jungs, die an Samstagen wahrscheinlich in der Eintracht-Kurve stehen, über das übliche Indie-Nerd-Publikum bis hin zur großen Mainstream-Mehrheit, die auch schonmal ein U2-T-Shirt trägt.
Im Verlauf der Show kamen dann auch jede menge Evergreens, darunter “wonderwall” und “champagne supernova”, zwei der besten Songs aller Zeiten. Die Stimmung wurde immer besser, die Halle wahr zufrieden, Liam Gallagher bot sogar so etwas wie eine Show. Er ging ab und zu an den vorderen Rand der Bühne und posierte voller Arroganz. Zwischen den Songs wurden ein paar spärliche Worte an das Publikum gerichtet, die aber von den meisten nicht verstanden wurden. Würden die Gallaghers doch wenigstens englisch sprechen… Ein Song wurde dem Ex-Fußball-Star George Best gewidmet, der in London derzeit im Sterben liegt, an anderer Stelle wurde der Vorband gedankt, die sich im Gallagher-Slang wie “The Kurrell” anhörte.
Den Abschluss des Konzerts bildete eine 4-Song-Zugabe, an deren Ende “don’t look back in anger” und The Whos “my generation” standen. Liam Gallagher verließ die Bühne, begab sich in den Graben, klatschte noch ein paar Fan-Hände ab, plauderte mit Security-Leuten und ließ sich feiern. Gleichzeitig der Schluss eines wirklich netten Abends mit einer musikalisch einwandfreien Show.