So. Fassen wir den Abend doch noch einmal zusammen.
Erstens: Das Ergebnis zeigt zum Einen deutlich, dass die Nörgler, die behaupten, es würde ohnehin nur für Nachbarländer abgestimmt, Unrecht haben. Hier nochmal die Top Five mit den Vorjahresergebnissen in Klammern:
1. Finnland (2005 im Halbfinale ausgeschieden)
2. Russland (2005: 15.)
3. Bosnien-Herzegowina (2005: 14.)
4. Rumänien (2005: 3.)
5. Schweden (2005: 19.)
Und die Top Five aus 2005 mit den 2006er-Ergebnissen in Klammern:
1. Griechenland (2006: 9.)
2. Malta (2006: Letzter)
3. Rumänien (2006: 4.)
4. Israel (2006: Vorletzter)
5. Lettland (2006: 16.)
Außer Rumänien also ein völliger Austausch der Top Five. Nix mit “Immer dieselben vorn, weil fürs Nachbarland angerufen wird”.
Zweitens: Das Ergebnis zeigt aber, dass die großen Länder, die den Contest erfunden haben und immer noch das meiste Geld zahlen, keine Chance mehr haben. England, Frankreich, Deutschland und Spanien landeten zwar nicht wie 2005 auf den letzten Plätzen, aber mit den Rängen 14, 19, 21 und 22 auch nicht viel besser. Die neuen Erfolgsländer sind stattdessen die osteuropäischen. Auf den Plätzen 2, 3, 4, 6, 7 und 8 finden sich ehemalige Ostblock-Länder. Und wenn man sich die Musik dazu anhört, merkt man auch, woran es liegen mag. All die Ost-Songs sind viel moderner und mainstreamiger als das französische Einschlaf-Chanson oder der peinliche Auftritt der Engländer.
Drittens: Deutschland kann machen, was es will. Einen Sieg wird es wohl nicht mehr geben.
Viertens: Der “Eurovision Song Contest” wird immer mehr zur Witzveranstaltung. Waren es in den vergangenen Jahren vor allem die deutschen Vorentscheidungen, in denen Pseudo-Komiker angetreten sind, hat in diesem Jahr eine viertklassige finnische Schlagerkapelle gewonnen, die mit Gummi-Monsteranzügen bekleidet ist. Und das in einem Jahr, in dem im deutschen Vorentscheid die Ernsthaftigkeit zurückkehren sollte. Das ging also wieder am Trend vorbei. Ich bin schon mal gespannt, welche Änderungen es im 2007er Vorentscheid geben wird.
Fünftens: Das Interessanteste und Spannendste am Contest wurde ruiniert. Es wurde noch mehr durch die Punktevergabe gehetzt als in den vergangenen Jahren. Und die Idee, nur noch die Punkte 8, 10 und 12 vorlesen zu lassen, war auch eine Schnapsidee. Ich bin da ganz beim BBC-Reporter, der die ganze Zeit erzählte, er verstehe nicht, warum jedes Land, das am Halbfinale teilgenommen hat, abstimmen dürfe und nicht nur die Final-Länder. Das würde den Prozess straffen, man könnte wieder alle Punkte vorlesen und hätte mehr Spannung.