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warum die deutschen twittercharts pausieren… 7

…und wie es mit den deutschen blogcharts weitergeht.

In den vergangenen Wochen und Monaten habe ich viele Mails, Tweets und sonstige Anfragen bekommen, ob die deutschen blogcharts denn nochmal aktualisiert werden und in den vergangenen Tagen haben auch viele gemerkt, dass meine erst im August gestarteten neuen deutschen twittercharts auch schon wieder eingeschlafen sind. Die Gründe für die beiden Pausen sind unterschiedlich und werden hier und jetzt endlich erklärt.

Beginnen wir mit den deutschen twittercharts. Leider muss ich mitteilen, dass sie nach nur 20 Wochen vorläufig in den Pausemodus gehen. Der Grund ist nicht, dass ich keine Zeit mehr für die Aktualisierung habe, sondern der, dass die Zahlen, die für die Charts verwendet werden, nicht mehr frei zugänglich sind. Anfang des Jahres hat Backtype.com nämlich die Audience-Statistiken, die u.a. die Frage beantworteten, wie viele unterschiedliche Twitter-Nutzer auf eine bestimmte Website verlinkt haben, weggesperrt. Trotz zahlreicher Mails mit einem der Backtype-Gründer ist es mir nicht gelungen, in Erfahrung zu bringen, was ich tun muss, bzw. wie viel Geld ich bezahlen müsste, um wieder Zugriff auf die Daten zu bekommen. Man ist offenbar nicht an potenziell zahlenden Kunden interessiert. Das irritiert mich insofern noch mehr, als das gesamte Backtype-Geschäftsmodell fast ausschließlich darauf basiert, Daten sozialer Netzwerke abzugreifen. Ohne Twitter-API-Zugriff könnte Backtype den Laden beispielsweise zusperren. Dass man die aus diesen fremden Daten aufbereiteten Statistiken nur noch gegen Geld veröffentlicht, ist die eine Sache, dass man dann aber nichtmal über Preise und Konditionen Auskunft gibt, ist gelinde gesagt seltsam.

Noch zugänglich sind die Gesamtzahlen der Tweets, die auf eine bestimmte Website oder URL verlinken. Sie sind für die Twittercharts allerdings keine Alternative, da hier Websites extrem bevorteilt wären, die zahlreiche Twitter-Accounts angelegt haben, in denen sämtliche Artikel der Website automatisch in die Welt getwittert werden. Kleine Blogs hätten keine Chance mehr gegen Nachrichten-Websites. Ich verordne den Twittercharts damit also eine Pause, allerdings mit der Option, sie sofort wiederzubeleben, sobald es irgendeinen Zugriff auf die Audience-Daten von Backtype gibt – oder sobald ein Konkurrent ähnliche Zahlen zur Verfügung stellt.

Nun zu den Blogcharts. Die Pause dort dauert ja schon etwas länger. Nach meinem Urlaub im Herbst 2010 hatte ich anfangs noch versucht, die verpassten Wochen aufzuarbeiten und nachträglich zu veröffentlichen. Im Laufe der Zeit war ich aber immer unzufriedener mit den Charts und habe es irgendwann sein gelassen, daran weiterzuarbeiten. Der Hauptgrund: Die Relevanz des Rankings ging im Laufe der Zeit verloren. Die Verlinkungen zwischen den Blogs lassen seit Jahren aus verschiedenen Gründen nach. Blogger hatten so die Chance, durch Gewinnspiele, Blogparaden und sonstige Verlinkungs-Aktionen weit nach vorn zu kommen – und nicht mehr nur durch gute Inhalte. Insbesondere kleine Netzwerke, die sich gegenseitig extrem zuverlässig verlinken, konnten so mit einer ganzen Armada von Blogs auf die vorderen Plätze der Charts gelangen, ohne dass jemals jemand außerhalb dieser kleinen Communities von ihnen gehört hatte. Dagegen ist nichts einzuwenden, allerdings hat eine solche Liste meiner Meinung nach dann nicht mehr viel mit dem Anspruch zu tun, die irgendwie relevantesten oder wichtigsten Blogs des Landes zu zeigen. Die Backlinks zwischen Blogs als einziges Kriterium der Charts war damit für mich keine Zukunft mehr.

Durch die Twittercharts hatte ich schon im vergangenen Herbst schnell die Idee, diese Zahlen auf irgendeine Art in die Blogcharts zu integrieren, da meiner Meinung nach viele der früheren Links auf andere Blogs zu Twitter gewandert sind. Dort werden Artikel und Blogeinträge empfohlen, nicht mehr so sehr in Blogs. Zwar hat Backtype wie oben beschrieben die Audience-Daten weggesperrt, doch für einen Vergleich zwischen Blogs lassen sich die frei zugänglichen Daten mit der Gesamtzahl der Tweets, die ein bestimmtes Blog verlinken, durchaus verwenden.

Doch da ich nun gleich einen richtigen Schnitt für die Blogcharts vollziehen wollte, kommt auch noch ein dritter Faktor für die künftigen Rankings hinzu: die Leser. Die deutschen blogcharts werden also künftig aus Verlinkungen von anderen Blogs, Verlinkungen aus Twitter und der Zahl der Leser gebildet. Wie genau das passiert, erkläre ich am Dienstag in diesem Blog. Und wenn keine technischen Probleme dazwischen kommen, werde ich am Mittwoch dann die erste Ausgabe der neuen deutschen blogcharts veröffentlichen. Wie die dann genau aussehen, weiß ich auch noch nicht. Ich arbeite noch an der Auswertung.

das neue zuhause der deutschen twittercharts. 6

Keine Angst, meine neuen Twittercharts sind nach meinem Urlaub nicht gestorben. Es gibt sie noch – und das jetzt mit einer eigenen Website. Ab sofort finden sich die Charts nicht mehr in diesem Blog, sondern auf deutschetwittercharts.de. Die technische Plattform der neuen Website ist weitgehend die gleiche wie bei meinen deutschen blogcharts (die natürlich ebenfalls nicht tot sind – die aus dem Urlaub fehlenden Updates kommen baldmöglichst). Dementsprechend gibt es auch Vorwochen-Vergleichswerte, ein Archiv, Langzeit-Vergleiche der einzelnen Websites in grafischer Aufbereitung, etc. Das FAQ erklärt (hoffentlich) verständlich, worum es bei den Twittercharts geht, dass es sich nämlich nicht um ein Ranking von Twitter-Accounts handelt, sondern um ein Ranking der von Twitternutzern meistverlinkten deutschsprachigen Medien. Ob ich das Blog-Twittercharts-Ranking ebenfalls auf einer eigenen Website weiterführe oder die Zahlen in irgendeiner Form in die Blogcharts integriere, weiß ich noch nicht. Bis ich mir dazu eine Meinung gebildet habe, gibt es hier im Blog ab und zu Updates der Liste.

die bayern und ich in manchester. 13

… und dann saß ich da, vielleicht 40 Meter entfernt von Arjen Robben, sah den Eckball auf ihn zufliegen, sah seinen Schuss und wusste, dass aus diesem unglaublichen Kurztrip nach Manchester endgültig ein Erlebnis wurde, dass ich in diesem Leben wohl nicht mehr vergessen werde.

Es begann mit einem Gewinnspiel. Ich mache bei solchen Dingen nie mit, doch hier konnte ich nicht widerstehen. Der Trikot-Sponsor des FC Bayern lobte eine Reise nach Manchester aus, mit dem FC Bayern zum Champions-League-Rückspiel. Ich trug meine Daten ein, rechnete aber im Leben nicht mit einem Gewinn. Ein paar Tage später, kurz vor dem Hinspiel, kam der überraschende Anruf: Ich hatte gewonnen. Nachdem das Hinspiel auch noch 2:1 gewonnen wurde, freute ich mich wie ein kleiner Junge auf die Reise.

Am Dienstagmorgen ging es in aller Frühe los. Ich sollte möglichst um 9.30 Uhr in München sein, musste daher viel zu früh aufstehen, um pünktlich mit dem Flieger in München zu sein. Dort angekommen erblickte ich recht schnell den extra für den Flug nach Manchester reservierte Check-In-Bereich, denn – als Teil des Gewinns – durfte ich gemeinsam mit der Mannschaft in einem Lufthansa-Sonderflug nach Manchester fliegen.

Check-In in München

Beim Check-In bekamen wir unsere Reiseunterlagen, u.a. mit der Eintrittskarte für das Match…

Die Eintrittskarte

… und einem Souvenir-Schal, der extra für das Match hergestellt worden war:

Souvenir-Schal zum Spiel

Nach einiger Wartezeit tauchten die ersten bekannten Gesichter auf. Funktionäre, Trainerstab und schließlich die Spieler…

Ribéry, Klose, Contento

Zwischendurch gab es auch die Möglichkeit, die unglaubliche Situation festzuhalten – u.a. in Form eines Fotos mit mir und dem “Bomber” Gerd Müller:

Standen beim Check-In noch zahlreiche Autogrammjäger, Presseleute und Kameramänner parat, lichtete sich das Feld der Neugierigen hinter der Sicherheitskontrolle merklich. Die Spieler saßen fast unbehelligt und warteten auf den Flieger…

Der Flug nach Manchester: Kurz vor dem Boarding

…und es tat sich für mich die Möglichkeit auf, die aktuelle “kicker”-Ausgabe veredeln zu lassen:

Der "kicker" mit Ribéry-Autogramm

Schließlich verließ der Flieger den Boden, an Bord neben der Mannschaft und den Funktionären eine Entourage aus Sponsoren, VIPs, der Münchener Fußball-Journalisten-Szene… und … ähm… mir.

In Manchester angekommen fuhr ein Bus uns (das war für die zweieinhalb Tage eine Gruppe aus Sponsoren, FCB-Gästen, Spieler-Freundinnen, dem Bomber, Edmund Stoiber (!) und anderen) zu allererst ins Old-Trafford-Stadion. Wir bekamen etwas zu essen, doch unsere komplette Aufmerksamkeit galt stattdessen dem grandiosen Stadion…

Anschließend ging es noch ins Manchester-United-Museum innerhalb des Stadions, wo u.a. dieser Pott rumsteht, der dann Ende Mai in Madrid den Bayern überreicht wird…

Der Champions-League-Pokal

Im Stadion selbst überraschten mich vor allem in den engen, düsteren Gänge. Vom Licht und Raum der modernen Stadien und Arenen ist hier nichts zu spüren, eine Panik sollte lieber nicht ausbrechen…

Old Trafford, Manchester / Im Stadion

Lustiges Detail am Rande: Überall im Stadien gibt es statt Aschenbechern Ablageplätze für Kaugummis:

Chewing Gum Board, Old Trafford, Manchester

Nach dem Besuch im Stadion ging es dann ins Mannschafts-Hotel, wo auch ich übernachten durfte: das Marriott Worsley Park. Die Mannschaft war schon vor uns eingetroffen:

Mannschaftsbus des FC Bayern vor dem Marriott Worsley Park, Manchester

Am Abend gab es noch ein offizielles Abendessen für die Sponsoren im Restaurant von Rio Ferdinand und als wir zurück ins Hotel kamen, lag dieses tolle Geschenk auf unseren Betten:

Souvenir-Trikot zum Spiel

Danach fiel ich endgültig müde ins Bett. Der Mittwochmorgen führte unseren Tross..

Gerd Müller und Edmund Stoiber im Bus

… dann nach Liverpool ins Museum “The Beatles Story”…

The Beatles Story, Liverpool

… wo es neben den zahlreichen Beatles-Ausstellungsstücken auch die überraschende Erkenntnis zu sehen gab, dass Edmund Stoiber ein iPhone besitzt:

Stoiber und sein iPhone

Auf das Mittagessen verzichtete ich, um stattdessen lieber ein bisschen durch Liverpool zu ziehen, ein paar Dinge einzukaufen und zur Erkenntnis zu kommen, dass man durchaus auch mal ein paar Tage in dieser schönen Stadt verbringen könnte.

Nach der Rückfahrt ins Hotel und einem “Pre-Match-Cocktail”, der aus einem Glas Weißbier bestand, war es dann soweit. Wir fuhren zum Spiel nach Old Trafford. Dort lernten wir zunächst, dass offenbar kein Alkohol mit in den Innenraum genommen werden darf, was dazu führte, dass die FC-Bayern-Fans schon eine Stunde vor Anpfiff vollständig versammelt waren, während sich die Einheimischen bis kurz vor dem Spiel noch in den Pubs aufhielten. Sie bekamen dann zum Teil auch nicht mit, dass Wayne Rooney trotz Verletzung tatsächlich zur Startelf gehörte:

Die Mannschaftsaufstellungen

Auf unseren ziemlich guten Plätzen saßen wir neben der Pressetribüne…

Marcel Reif trifft ein

… und hatten auch einen guten Blick auf die anderen Fernsehleute:

Franz Beckenbauer und Johannes B. Kerner

Schließlich kamen die Teams auf den Platz…

Die Spieler des FC Bayern

… und die Fans des FC Bayern feierten:

FC-Bayern-Fans

Allerdings nicht sehr lang, denn bekanntermaßen stand es (aus FCB-Sicht) schnell 0:2 und später sogar 0:3.

Spielszene

Das Olic-Tor kurz vor der Halbzeit brachte aber wieder Hoffnung in unseren kleinen Gästeblock und der Engländer, der vor uns saß und uns nach allen drei Toren übelst beschimpfte, war auf einmal ungewöhnlich still. Er sollte sich an diesem Abend nicht ein einziges Mal mehr umdrehen, denn nach einem solchen Eckball…

Eckball

schoss Arjen Robben das Tor des Jahres, das schließlich zum Endstand führte:

Der Endstand - der FC Bayern ist im Halbfinale

Die letzten Sekunden tickten…

… die Spieler jubelten…

Die Spieler jubeln und danken den Fans

.. und fuhren schließlich wie auch wir zurück ins Hotel zum offiziellen Bankett. Dort hielt Karl-Heinz Rummenigge seine Rede, die Spieler aßen einen Salat…

Spieler beim Bankett nach dem Spiel

.. Franck Ribéry bekam zum 27. eine Torte…

Ribérys Geburtstagstorte

… Uli Hoeneß gab besonderen Gästen (also uns nicht) ein paar “Würschtl” aus, am Funktionärs-Tisch…

Funktionäre beim Bankett nach dem Spiel

… wurden zu späterer Stunde Zigarren geraucht und wir tranken ein paar zufriedene Weißbiere auf diesen unglaublichen Abend. Am nächsten Morgen ging es dann zurück nach Düsseldorf, wo die Mannschaft ausstieg, um bis zum Bundesligaspiel in Leverkusen im Rheinland zu bleiben.

Ankunft in Düsseldorf

Ich sammelte noch zwei Autogramme zu den anderen fünf…

Autogramme
(linke Seite (von oben nach unten): Uli Hoeneß, Franz Beckenbauer, Louis van Gaal, Karl-Heinz Rummenigge / rechte Seite (von links nach rechts): Franck Ribéry, Arjen Robben, Bastian Schweinsteiger)

… fuhr nach Hause und spulte auf meiner Festplattenrekorder-Aufnahme schnell zu jenem Moment in der 74. Minute, zu dem Schuss, bei dem ich wusste, dass aus diesem unglaublichen Kurztrip nach Manchester endgültig ein Erlebnis wurde, dass ich in diesem Leben wohl nicht mehr vergessen werde.

PS: Zum kompletten Flickr-Album von meinem Manchester-Trip geht es hier – und noch mehr Fotos gibt’s bei meinem Mitreisenden Alex.

warum ich mir ein ipad kaufe, aber dennoch glaube, dass das ding der medienbranche nicht helfen wird. 5

Um es gleich vorweg zu sagen: Ich kaufe mir definitiv ein iPad und kann kaum abwarten, bis es endlich auf den Markt kommt. Bis zum iPhone besaß ich kein einziges Apple-Produkt, halte den Hype um die Firma auch jetzt noch für völlig bescheuert und finde die Entwicklung mit einem abgeschotteten, App-getriebenen Internet im Internet für falsch und gefährlich. Aber: Ich bin auch nur ein Konsument, der tolle Produkte mag. Und ich habe bis zum heutigen Tag noch kein Android-Telefon gesehen, dass annähernd an die Bedienungsfreundlichkeit des iPhones herankommt (Auch das Nexus One nicht). Und genau so wird es beim iPad sein.

Aus Konsumentensicht wird das iPad definitiv eine neue Stufe beim Nutzen eines Computer-ähnlichen Geräts werden. Nie war es so einfach und praktisch, auf der Couch liegend im Netz herumzuklicken, ein Spiel zu spielen oder ein Buch zu lesen. Notebooks und Netbooks sind immer noch zu unpraktisch, ein Smartphone zu klein. Dennoch glaube ich, dass der Hype, der in der Medienindustrie derzeit abgeht, völlig übertrieben ist. Das iPad wird der Branche keine gigantischen Umsätze bringen. Allerhöchstens einzelnen Objekten oder Unternehmen.

Ich gebe Scott Rosenberg zwar nicht in allen Punkten recht, wenn er den iPad-Hype mit dem CD-ROM-Hype der 90er vergleicht, doch in einem Punkt hat er recht: Der Erfolg der iPhone-Apps hat dramatisch damit zu tun, dass ein Telefon nunmal zu klein ist, um das “normale” Internet mit einem Browser zu nutzen. Diese Tatsache fällt beim iPad weg. Es wird durchaus groß genug sein, um mit einem Browser normale Websites zu lesen. Sämtliche (kostenlosen) Inhalte sind perfekt nutzbar. Diese Inhalte zusätzlich mit einer iPad-App (und gegen Bezahlung) zu verbreiten, sollten sich die Verlage und Medienunternehmen von vornherein sparen (Sie werden es sich natürlich dennoch tun!). Apps werden auf dem iPad viel viel unwichtiger sein als auf dem iPhone.

Dennoch sehe ich durchaus eine Chance, mit gewissen Inhalten Geld zu verdienen – auch als Paid Content und meinetwegen auch als App. Der Irrglaube vieler Medienunternehmen ist aber der, dass es ausreichen würde, Apps mit tollen Multimedia-Inhalten zu bauen und schon würden die Konsumenten für die Inhalte, die sie woanders umsonst bekommen, bezahlen wollen. Wenn ich von meinem Medienkonsum ausgehe (Ich gebe Unsummen für Zeitungen, Zeitschriften, Pay-TV, Musik, Filme, etc. aus), dann wäre ich genau dann bereit, für solche iPad-Inhalte zu zahlen, wenn sie mir etwas bieten, das ich woanders nicht umsonst bekomme. Wenn ich grandiose Autoren lesen möchte, eine besondere Herangehensweisen an Themen will, eine kluge Aufbereitung, dann zahle ich gern. Aber sicher nicht für die normalen (Agentur-)Nachrichten, die ich an jeder Ecke bekomme, auch wenn sie hübsch fürs iPad aufbereitet wurden.

Wie an das Album in der Musik glaube ich im Gegensatz zu vielen anderen auch noch an das Magazin oder die Zeitung im Journalismus, also eine Auswahl von Inhalten, die talentierte und kluge Leute mir zusammenstellen. Diese Auswahl muss nicht auf Papier stattfinden, sie kann auch gern als elektronisches Paket auf meinem Gerät landen. Das Argument, man würde durch Aggregatoren und seine Peergroup via Twitter oder Facebook doch auf sämtliche Inhalte, die einen interessieren, stoßen, halte ich für falsch. Wenn ich die “F.A.S.”, ein Magazin wie “Wired”, “brand eins” oder meinetwegen auch den “Spiegel” lese, werde ich immer wieder auf Themen gestoßen, die ich im Netz nie angeklickt hätte, weil sie mich theoretisch nicht interessiert hätten. Dadurch, dass sie in einer Zeitung oder einem Magazin erscheinen, stoße ich beim Durchblättern automatisch auf sie und bleibe womöglich hängen. Ich erweitere meinen Horizont, werde inspiriert. Daher glaube ich durchaus auch daran, dass iPad-Versionen von Magazinen eine Chance haben. Sei es als App, die das Gerät perfekt nutzt oder nur als aufgepepptes PDF.

Das Problem an der Sache ist aber, dass die meisten Medien mir diese Überraschungsmomente, die Inspiration und vor allem die tollen Autoren nicht bieten. Sie investieren lieber in eine überflüssige iPad-App, statt in das, was viel wichtiger wäre: guten Journalismus. Ich werde sicher nicht für eine App mit überraschungsfreien Nachrichten vom Tage bezahlen.

Und das noch größere Problem: Ich bin Medienjunkie und damit nicht repräsentativ für die Masse. Und genau dieser Masse sind gute Autoren und ungewöhnliche Themen womöglich vollkommen egal. Sie kaufen sich das iPad, um zu spielen, in sozialen Netzwerken herumzulungern und sicher nicht, um viel Geld für Medien-Apps zu bezahlen.

popkulturjunkie in südafrika. tag 16. 0

Der letzte komplette Tag des Urlaubs. Donnerstagabend geht es zurück ins kalte Deutschland. Aber heute gab es nochmal volles Programm. Zunächst noch drei Weingüter in und um Paarl. Laborie: solide Günstig-Weine. KWV: Beeindruckende Weinfabrik mit durchaus guten Weinen. Fairview: Schönes Weingut mit Wein- und Käseproben, nettem Restaurant und zwei Ziegen, die in einem Turm wohnen.

Der Weg zurück nach Kapstadt führt dann noch ein letztes Mal um die Berge herum an der Küstenstraße entlang. Abschied vom Meer und den tollen Felsen. Unterwegs ein Halt beim berühmten botanischen Garten. Nach 30 Minuten siegt die Langeweile. Wir beide sind einfach Tierleute, keine Pflanzenleute.

Das letzte Abendessen dann bei Kapstadts In-Inder Bukhara. Eine gute Wahl. Leckeres Essen.

Südafrika-Urlaub 2009, Du warst großartig! Ich werde Dich vermissen.

popkulturjunkie in südafrika. tag 10 bis 15. 1

…und dann saß ich zusammen mit diesem in Militärklamotten gekleideten Mann aus Zimbabwe mitten im afrikanischen Busch auf einem Elefanten und ritt davon… Aber der Reihe nach…

Tag 10: Addo

Für den ersten kompletten Tag in der Addo-Region hatten wir den Besuch eines Game Reserves, also eines Wild-Reservates, eingeplant. Der Addo National Park ist so groß, dass man Tiere wie Löwen oder Nashörner nur extrem selten zu Gesicht bekommt. Die Game Reserves sind deutlich kleiner, aber trotzdem kein bisschen zu vergleichen mit einem Zoo. Zwar leben die Tiere durch einen Zaun von der Außenwelt getrennt, doch innerhalb des Reserves können sie sich frei bewegen. Zudem werden sie nicht gefüttert. Löwen leben von erlegten Antilopen oder anderen Opfern, Nashörner fressen Weiden leer, usw. Frei bewegen kann man sich in solchen Reserves natürlich nicht, niemand will schließlich das nächste Mittagessen der Löwen werden. Man fährt also mit ca. 5-10 Personen in einer Art Safari-Jeep durch die Gegend und immer wenn es neue Tiere zu sehen gibt, wird angehalten, der Guide erklärt und man kann Fotos schießen.

Das Schotia Game Reserve, in dem wir waren, kann ich dabei sehr empfehlen. Unser Guide Etienne war etwas jünger, hat nette Scherze gemacht und war wie auch wir vor allem von den Löwen begeistert. Es ist schon ein ziemlich irres Gefühl, wenn man mit dem Jeep eine Piste den Hügel hinauf fährt und nach einer scharfen Kurve auf einmal eine Löwen-Familie aus zwei Männchen, einem Weibchen und drei jüngeren Tieren am Wegesrand rumliegt. Andächtige Ruhe, unterbrochen nur von Fotografiergeräuschen und das irreale Wissen, nur ca. 5 Meter entfernt von diesen Tieren zu sein, die jederzeit aufspringen und töten könnten. Tun sie aber nicht, denn laut Etienne nehmen sie das Fahrzeug nur als Fahrzeug wahr, die Menschen darin sehen sie nicht. Ein Aussteigen würde aber den fast sicheren Tod bedeuten, denn an Menschen sind sie im Gegensatz zu den Fahrzeugen nicht gewöhnt.

Die Löwen sind nicht die einzigen Tiere, die wir in Schotia sehen. Elegante Giraffen, jede Menge Antilopen, Schildkröten, Zebras, Gnus, zwei Nashörner, ein Krokodil, überall Warzenschweine und die Ohren eines Hippos (der Rest wollte nicht aus dem Wasser kommen). Der Tag fiel insgesamt ganz klar in die Kategorie Erlebnisse, wie man sie nicht oft in seinem Leben hat.

Tag 11: Addo

Nach den vielen Tieren sollte es mit noch mehr Tieren weiter gehen. Peter, Guide der Hitgeheim Lodge, in der wir nächtigten, fuhr mit uns in den Addo Nationalpark. Bekannt ist der Park vor allem für seine Elefanten – und so freuten wir uns natürlich vor allem darauf, diese Giganten zu sehen. Zunächst ließen sie aber auf sich warten. Peter fuhr mit uns herum, erklärte uns die Natur, wie begegneten Schildkröten, Zebras, Antilopen, zwei stattlichen Büffeln und schließlich auch den ersten Elefanten. Kurze Zeit später ging es dann aber richtig los. Wir kamen an ein Wasserloch und sahen ca. 50 Elefanten, die tranken, badeten, ruhten, spielten – in allen erdenklichen Größen, vom vor wenigen Tagen geborenen Mini-Elefant bis zum ausgewachsenen Riesen. Grandios, diesen Tieren zuzuschauen – und traurig, wenn man bedenkt, dass sie früher in ihren großen Herden ganz frei in der Region umher zogen.

Teil 2 des Tages führte uns dann mitten ins Nirgendwo. Wir hatten die “Elephant Back Safari” gebucht und wurden von unseren Fahrer erstmal 60 Minuten über Schotterpisten historische Bergpässe hinauf auf ein Bergplateau gefahren – zum Betreiber der Safaris. Wie der Name schon sagt, reitet man dort auf Elefanten – und zwar nicht so wie in irgendwelchen Zoos mit ein paar Leuten auf wackelnden Sitzen, sondern allein mit dem Experten auf dem puren Rücken des Tieres. Der Tipp, sich lange Hosen anzuziehen, war dabei der goldene Hinweis, denn die Haut der Elefanten gleicht sehr rauhem Sandpapier.

Wie der Elefant hieß, auf dem ich ritt – und wie mein mit mit auf dem Tier sitzender Guide hieß, hab ich leider schon in der ersten Aufregung wieder vergessen. Doch ich fühlte mich auf dem ca. 60 Minuten langen (!) Ritt in jeder Sekunde sicher – obwohl nur durch Festhalten an einem ebenfalls nicht gesicherten Mann gesichert. Mein Guide kam wie eingangs erwähnt aus Zimbabwe, kannte wie so ziemlich jeder Südafrikaner, mit dem ich über Fußball gesprochen habe, natürlich Bayern Munich, war selbst aber Chelsea-Fan – die Leute hier unten sind ganz verrückt nach englischem Fußball. Nach dem Ritt fütterten wir unsere Elefanten noch mit der bloßen Hand und verabschiedeten sie schließlich in den Busch, wo sie für den Rest des Tages ihrer Lieblingsbeschäftigung nachgingen: fressen. Ohne Ãœbertreibung: eine weitere Once-in-a-Lifetime-Experience.

Tag 12: Addo – Wilderness

Nach unseren drei Tagen in der Addo-Region geht es nun also langsam zurück nach Kapstadt. Zunächst auf dem selben Weg, auf dem wir gekommen waren – an der Küste entlang. Für die Ãœbernachtung suchten wir uns aber einen Ort aus, in dem wir auf der Hinfahrt wegen meines kleinen Ãœbelkeits-Zwischenfalls nur kurz gehalten hatten: Wilderness. Es ist ein relativ kleines Dort, das unglaublich schön an einer kleinen Bucht liegt und daher in den vergangenen Jahren viele Leute angelockt hat, die kleine Bed & Breakfasts eröffnet haben, Restaurants oder die einfach nur das Leben genießen. Das taten wir auch – zunächst auf einem langen Strandspaziergang, danach bei einem exzellenten Abendessen im Restaurant “Two Girls”, das u.a. grandiose Currys zubereitet. Geschlafen wurde im “Whales Way”-Bed & Breakfast, das hiermit uneingeschränkt empfohlen sei.

Tag 13: Wilderness – Montagu

Um Abwechslung in die Rückfahrt nach Kapstadt zu bringen, fuhren wir den zweiten Teil der Strecke nicht an der Küste entlang, sondern auf der “Route 62”, die oftmals mit der amerikanischen “Route 66” verglichen wird. Sie führt durch die Halbwüstenregion “Little Karoo”, durch wie immer grandiose Bergpanoramen. Bevor wir bei Outshoorn auf die Route 62 einbogen, stand aber noch das Highlight des Tages auf dem Programm: die Cango Caves. Dabei handelt es sich um eines der schönsten Tropfsteinhöhlensysteme der Welt. Die größte der Höhlen war 20 Meter hoch, 150 Meter lang und 60 Meter breit und bestand aus wirklich unglaublichen Formationen von Tropfsteinen. Der Abstecher lohnte sich also definitiv.

Den Rest der Strecke fuhren wir dann aber zügig durch. Viel zu sehen gab es außer der schönen Landschaft nicht, die Orte waren zu klein und verschlafen, um anzuhalten. Ähnliches gilt auch für Montagu, doch dort mussten wir anhalten, denn wir hatten hier unsere Nachtunterkunft gebucht. Ein Bed & Breakfast namens “Airlies”, betrieben von einem älteren Ehepar und vier (sehr freundlichen und verschmusten) Hunden. Auch hier eine Empfehlung von mir!

Tag 14: Montagu – Stellenbosch

Für die beiden nächsten Tage hatten wir einen Besuch in der berühmten Weinregion um Stellenbosch, Franschhoek und Paarl geplant. Der Weg von Montagu war nicht mehr weit und so waren wir schon in der Mittagszeit bereit für die erste Weinprobe. Wir wählten eines der größeren Weingüter, Boschendal. Ich durfte aus der recht langen Weinliste des Gutes fünf ankreuzen (die Liebste fährt ja das Auto und darf daher nur ein bisschen nippen) und bekam dann fünf Gläser mit den Weinen gebracht. So nett das Ambiente bei Boschendal auch ist, aber der Wein hat mich nicht wirklich überzeugt. Einzig der Shiraz und ein Chenin Blanc trafen halbwegs meinen Geschmack.

Das zweite Weingut, das wir besuchten, Cabrière, war etwas spezieller. Betrieben vom deutschstämmigen und offenbar etwas selbstverliebten Achim von Arnim, der nebenbei auch noch Bilder malt und Bücher veröffentlicht, gibt es hier vor allem Champagner, der nicht Champagner heißen darf, weil er ja aus Südafrika stammt und nicht aus Frankreich. Probiert (bzw. genippt, siehe oben) haben wir natürlich auch, doch am überzeugendsten war das Restaurant des Weingutes, das zu einem der besten 100 in Südafrika zählen soll. Exzellentes Essen (ich hatte Ente) zu wie immer in Südafrika unglaublich günstigen Preisen.

Schließlich ging es zu unserer Unterkunft für die beiden Weinland-Nächte, dem kleinen Weingut Lovane bei Stellenbosch, das auch einige Gästeräume mitbetreibt. Sehr modern, da erst im vergangenen Jahr eröffnet, toll eingerichtet und mit einem Blick auf Weinfelder und Berge. Eine der schönsten Unterkünfte auf unserer Tour! Abends ging es noch nach Stellenbosch hinein und hier (endlich mal wieder) in eine Pizzeria. Zu sehr hatte ich angesichts der vielen einheimischen Restaurants eine gute Pizza vermisst. Die Pizzeria, die einer unserer beiden Reiseführer empfohlen hatte, hieß Cal’Cacchio, die Pizza schmeckte der Liebsten allerdings deutlich besser als mir. Meine bekommt von mir auf meiner international anerkannten Skala für Salami-Pizza nur 5,5 Punkte. Salami war zu langweilig und fettig, die Pizza selbst war ebenfalls zu fettig. Der Boden allerdings war recht gut.

Tag 15: Stellenbosch

Gleich nach dem Frühstück ging es zum nächsten Weingut. Wir sind schließlich nicht zum Spaß hier, sondern zum Weintesten. Das erste Weingut des Tages, Blaauwklippen, war für meinen Geschmack ein Jackpot, denn mir schmeckten fast alle fünf Testweine sehr gut. Besonders toll fand ich den Zinfandel und den Sauvignon Blanc. So toll, dass ich auch gleich ein Fläschchen für zuhause mitnahm. Auch Weingut 2, Zevenwacht, gehört zu den größeren, überzeugte mich aber nicht so sehr. Immerhin gab es hier aber auch etwas mehr für die Liebste zu tun, denn neben der Weinprobe gab es auch eine Käseprobe.

Mittags fuhren wir zu einem etwas abseits gelegenen Weingut, dessen Gebäude mit toller, sehr moderner Architektur glänzen und das ein kleines edles Restaurant mit Wahnsinnsblick bis hin zum Tafelberg bietet: Tokara. Mein Straußenfilet war gut, das Minzschoko-Eis ebenfalls und der Wein sowieso. Letzter Anlaufpunkt für heute: Neil Ellis Wines, das für seine Weißweine gerühmt wird. Mir haben sie aber alle maximal mittelmäßig geschmeckt, vielleicht lag es aber auch daran, dass ich inzwischen zu viel Wein für heute getestet hatte und allmählich alle gleich schmeckten.

Zum Abschluss probierten wir auch noch den Wein von unserem Übernachtungsweingut Lovane und kauften auch hier ein paar Fläschchen, denn der Wein war wirklich gut. Das Weingut selbst existiert erst seit ein paar Jahren, der Winzer ist hauptberuflich Klempner und das Weingut dient nebenbei wie gesagt auch noch als Hotel. Sehr charmant und sympathisch hier.

popkulturjunkie in südafrika. tag 3. 0

Nach den gestrigen Fortbewegungsmitteln Bus und Boot folgte heute das Auto. Darin erkundeten wir nämlich etwas die Stadt. Zunächst führte uns der Weg zum Two Oceans Aquarium. “Two Oceans” deswegen, weil an der südlichen Küste von Südafrika Atlantik und indischer Ozean zusammenfließen. Da ich gern solche Aquarien besuche und mir die Meeresbewohner anschaue, wollte ich mir auch das in Kapstadt anschauen. Ich hätte es lassen sollen, denn richtig gut ist es nicht. Viele Fische sind in viel zu kleine Aquarien eingesperrt, richtig viel zu sehen gibt es auch nicht. Wenn man schonmal ein halbwegs gutes Aquarium besucht hat, kann man sich das Two Oceans Aquarium also sparen. Kleiner Gimmick am Rande: Im Aquarium gab es einen Bildschirm mit Selbstauslöser für kostenlose Fotos, die man sich im Internet anschauen kann. Ich konnte natürlich nicht widerstehen

Danach ging es in den recht netten, entspannten und leicht alternativen Stadtteil Observatory, in dem viele Studenten leben, und dort auf die Lower Main Street. Es gab etwas zu essen (leckere Meatballs mit Spaghetti in einem kleinen Café/Restaurant, dessen Namen ich mir leider nicht gemerkt habe). Anschließend fuhren wir in eine Art Parallelwelt, das Canal-Walk-Einkaufszentrum. Hunderte Shops, Fast-Food-Restaurants, Kinos, etc. in einer Pompösität, wie ich sie selbst in Deutschland noch nirgends gesehen habe. Anschließend fuhren wir dann noch einen Teil der Bustour von gestern mit dem Auto nach, weil man sich an der Gegend um den Tafelberg und an der Küste entlang einfach nicht satt sehen kann. Im Schicki-Vorort Camps Bay haben wir keinen Parkplatz gefunden (was letztlich nicht so schlimm war), sodass wir zum Abendessen wieder in Kapstadt landeten.

Wir entschieden uns für die Bar/Kneipe Mama Africa auf der Long Street, die fast ausschließlich von Touristen besucht wird, aber durchaus seinen Charme hat. Wegen fehlender Reservierung blieb uns nur ein Platz an der Bar, die die Form einer viele Meter langen Schlange hat. Ebenfalls nett: Ein riesiger Kronleuchter aus Cola-Flaschen und die afrikanische Livemusik, die es wohl an jedem Abend gibt. Das Essen ist günstig, das Bier gut – ein netter Abschluss des dritten Kapstadt-Tages.

Ich habe noch gar nichts zu unserem Hotel geschrieben: Wir schlafen im Protea Hotel Fire & Ice, einem relativ hippen, aber bezahlbaren Hotel, nicht weit entfernt von der Long Street. Zimmer sind okay, Betten komfortabel, Frühstück ist gut und es gibt kostenloses Internet. Doof ist bloß, dass man sich dafür ständig neue Zugangsdaten an der Rezeption holen muss, weil ein Passwort nur 35 MB lang hält. Hallo? 35 MB? Im Jahr 2009? Fotos werde ich daher auch erst dann nachliefern, wenn wir Kapstadt verlassen und auf unserer Tour hoffentlich mehr Internet-Freiraum haben. Aber egal, ich kann das Protea Hotel Fire & Ice auf jeden Fall empfehlen.

Und sonst? Leide ich als Eincreme-Legastheniker seit gestern an gemeinem rechtsseitigem Hals-Sonnenbrand.

popkulturjunkie in südafrika. tag 2. 0

Der zweite Tag in Kapstadt. Ein Tag ohne viel Rumlaufen, dafür mit viel Rumfahren. Nach elf Stunden Schlaf (ich war nach 90 Minuten Mailand vs. Madrid im Fernsehen und 90 Minuten Bayern vs. Bordeaux am kicker.de-Ticker sofort eingeschlafen) ging es erstmal Frühstück im Supermarkt besorgen und dann in die Innenstadt, von wo aus wir unsere Bus-Hop-on-hop-off-Tour starten wollten. Los ging es an Ulrich Naumanns Buchhandlung, in der es deutsche Bücher und Zeitschriften zu kaufen gibt. Praktischerweise auch die “Süddeutsche” und die “F.A.Z.” – und zwar die aktuellen Ausgaben vom selben Tag. Geschafft wird das, indem es nicht die Originalausgabe gibt, sondern eine auf kleinerem Format ausgedruckte. Eine Firma namens “Newspaper Direct” sorgt für diesen praktischen Service. Eine “Süddeutsche” kostet dafür aber auch ca. 4-5 Euro.

Zum Bus: Ich bin mittlerweile großer Fan dieser Touren geworden, weil sie einem einen perfekten ersten Überblick über eine Stadt bieten und einem trotzdem die Freiheit lassen, an der einen oder anderen Stelle auszusteigen um mit dem nächsten Bus weiterzufahren. Wir machten die blaue Tour, die ich jedem nur empfehlen kann. Es ist keine echte Stadtrundfahrt, sondern eher eine Rundfahrt um Kapstadt herum. So ging es von der Innenstadt aus an District Six vorbei, an den Hängen des Tafelberges herum bis Bakoven und dann an der Küste entlang über Camps Bay, Clifton und Bantry Bay zurück Richtung Innenstadt. Kurz vor der Victoria & Alfred Waterfront erblickte ich dann auch das unglaublich schön zwischen Berg und Meer gelegene WM-Stadion Kapstadts, in dem 2010 u.a. ein WM-Halbfinale stattfinden wird. Fertig ist das Stadion noch nicht ganz, lang wird es aber sicher nicht mehr dauern, denn der Bau sieht schon sehr fortgeschritten aus.

Großartig an der Tour war die wirklich unbeschreibliche Landschaft. Der Tafelberg, von dem man seine Blicke kaum wegwenden kann, das Meer mit seinen heftigen Wellen, wirklich toll. Das einzig unschöne war das gesamte Gebiet zwischen Bakoven und Sea Point, das wirklich überhaupt nicht mehr nach Afrika aussieht, sondern nur noch nach Marbella. Die gesamte Küste wurde (und wird) mit Millionärs-Appartments zugepflastert, die für den Blick aufs Meer Millionen Zahlen, damit die Orte aber zu hässlichen und künstlichen Gebilden werden lassen.

Ausgestiegen sind wir dann an der Victoria & Alfred Waterfront, weil von dort die Boote nach Robben Island ablegen, der ehemaligen Gefängnisinsel, auf der viele führende Anti-Apartheid-Köpfe wie Nelson Mandela lange Jahre inhaftiert waren. Der Besuch auf Robben Island ist komplett durchorganisiert. man fährt mit einem Schiff hin, macht dann eine Bustour über die Insel und endet am Gefängnis, durch das man ebenfalls geführt wird. Was den Besuch der Insel so besonders macht, sind die Guides, die einem alles erklären. Im Bus war das bei uns ein ehemaliger Generalsekretär des Pan Africanist Congress, einer der wichtigsten Freiheitsbewegungen im damaligen Südafrika, durch das Gefängnis führte uns ein ehemaliger Insasse namens Kgotso, der ohne das Ende der Apartheid (und seine Freilassung Anfang der 90er) in diesem Monat seine Strafe als politischer Gefangener abgesessen hätte.

Gerade diese direkten Gedanken und Erfahrungen machten die Tour zu einem bedrückenden Erlebnis, das ich jedem Kapstadt-Besucher ans Herz legen möchte, weil man das Zusammenleben der Südafrikaner verschiedener Herkunft, das natürlich immer noch nicht völlig normal ist, dann viel besser versteht. Der Bus-Guide sorgte rund um die schreckliche Vergangenheit der Insel aber immer wieder für Auflockerung, indem er kleine amüsante Geschichtchen erzählte, Witze über die Länder machte, aus denen wir Touristen kamen und erzählte, wen er schon als Guide über die Insel führen durfte (z.B. Obama, als er noch Senator war).

Zurück auf dem Festland hatten wir inzwischen so viel Hunger, dass wir wieder in der Victoria & Alfred Waterfront aßen – diesmal im Karibu Restaurant, das damit wirbt, “echtes” südafrikanisches Essen zu verkaufen, das Südafrikaner auch zu Hause essen. Ich hatte gegrilltes Fleisch (also “Braaivleis”) – und zwar eine “Boerewors” (das ist eine Art Bratwurst) und erneut ein Straußensteak. Lecker war’s, aber mehr Strauß brauche ich jetzt erstmal nicht. Der Wein (wieder ein Shiraz) war auch wieder exzellent.

popkulturjunkie in südafrika. tag 1. 0

Ich war noch nie auf dem afrikanischen Kontinent, sogar noch nie auf der südlichen Erdhalbkugel. Bis heute. Denn heute begann mein Urlaub in Südafrika, an dem ich Euch mit meinem Blog teilhaben lassen will (wird ja auch mal Zeit, dass hier mal wieder regelmäßig gebloggt wird).

Spannend begann es schon am Frankfurter Flughafen. Die Lufthansa hatte den Flug leicht überbucht und suchte nun mit interessanten Angeboten Freiwillige, die ihren Flug um einen Tag verschieben konnten. Wir fielen aus, da Hotel und Mietwagen in Kapstadt gebucht waren und es zu viel Trara gewesen wäre, das alles aus der Ferne umzubuchen. Doch das Angebot war nicht schlecht: Die Freiwilligen bekamen eine Nacht in einem Frankfurter Top-Hotel und 600 Euro geschenkt. Noch heftiger wurde um einen Freiwilligen geworben, der statt Business nur Economy-Class fliegen wollte. 1500 Euro sollte er bekommen. 1500 Euro dafür, dass er im selben Flieger ein paar Reihen weiter hinten Platz nimmt. Kein Wunder, dass sich genügend Freiwillige fanden, sodass keine Dramen am Flughafen stattfanden.

Im Flieger hatte ich dann zum ersten Mal das Vergnügen am Platz ein Touchscreen-Monitor mit Entertainmentprogramm zu haben. Leider war das Filmangebot aber so mittelmäßig, dass ich nur einen Film sah – “Die Entführung der U-Bahn Pelham 123” – ein komplett überraschungsfreier Entführungs-Thriller mit John Travolta und Denzel Washington. Den Rest der Zeit flimmerte die Landkarte auf meinem Bildschirm, auf der sich verfolgen lässt, über welcher afrikanischen Region der Flieger nun gerade unterwegs ist. An Schlafen war trotz der nächtlichen Flugzeit von 22.55 Uhr bis 11 Uhr kaum zu denken. Die Länge meiner Beine verhindert ein komofortables Sitzenstellenlegen. Was ich im Ãœbrigen auch nicht kapiere, ist warum um 2 Uhr nachts ein warmes Essen gereicht wird (Geht Schnäppchen-Deutschland sonst auf die Barrikaden, wenn es kein Essen bei der Lufthansa bekommt?) und warum die Stewardessen diese rauen Mengen an Alkohol ausschenken. Hier ein Whiskey, da ein Campari, noch ein Gläschen Wein, morgens dann schon ein Bier. Saufen auf Kosten aller anderer Fluggäste (die den Spaß ja letztlich mitbezahlen).

Aber wollte ich nicht eigentlich von Südafrika erzählen? Na gut. Unsere erste Etappe führt uns nun also ein paar Tage lang nach Kapstadt, eine Stadt, die schon deswegen atemberaubend ist, weil sie zwischen grandiose Berge und das Meer eingekeilt liegt. Eine tollere Lage kann man sich kaum vorstellen. Viel über Kapstadt kann ich noch nicht berichten, außer dass die Long Street eine ziemlich nette, junge Straße mit vielen Cafés, Bars, Surfer- und Klamottenläden ist, die Pizza im Long Street Cafe aber nicht empfehlenswert ist.

Danach gingen wir dann in Richtung Victoria & Albert Waterfront, wo wir den Rest des Nachmittages verbrachten. Das Teil ist eine Art Parallelwelt, in der massenhaft Security-Leute aufpassen, dass wohlhabende Südafrikaner und vor allem Touristen ihr Geld in 200 bis 300 Shops und Restaurants lassen. Trotzdem hat mir diese Parallelwelt irgendwie gefallen, denn die Lage im Hafen ist wirklich toll. Gegessen haben wir dann im “Belthazar”, wo es vor allem Gegrilltes, Seafood und die angeblich “biggest Wine Bar in the World” gibt. Und in der Tat hatte ich eine solche Weinkarte bisher noch nicht gesehen. Ich bin schon gespannt auf die Weinregion, die wir im Laufe des Urlaubs auch noch besuchen werden.

Gegessen habe ich übrigens das erste Straußensteak meines Lebens. Ein bisschen traurig bin ich zwar, dass einer dieser lustigen Vögel sterben musste, damit ich ihn essen kann,aber letztlich gibt es ohnehin keine wildlebenden Straußen mehr (wenn ich mich nicht irre), sodass sie vollkommen zu Nutztieren geworden sind. Geschmeckt hat es recht lecker. Kein bisschen nach Geflügel, eher nach Rindfleisch, aber deutlich faseriger. Dazu gab es einen sehr leckeren Shiraz aus Stellenbosch – ich mag schwere Rotweine ja sehr gerne.

Essen ist hier übrigens (wie auch das Taxifahren) extrem günstig. Für einen Viertelliter 100%igen Orangensaft zahlt man im Supermarkt umgerechnet 35 Cent und meine Pizza im Long Street Cafe hat auch keine 5 Euro gekostet. Die Geldscheine sind aber fast zu schade zum Ausgeben, weil sie so nett aussehen. Auf jedem ist ein Tier abgebildet. Auf dem 20-Rand-Schein ein Elefant, auf dem 50er ein Löwe und auf dem 100er einer dieser Büffel.

Tja. Und dann war da noch der unerfreuliche Teil des Tages. Perfekt dem Klischee entsprechend begegnete uns nämlich ein Typ, der Geld wollte, uns Bedrohte und minutenlang nicht von der Seite wich. “i’m not a bad man, please don’t make me take all your money, i don’t want to be a criminal…” Ich habe mich selten in meinem leben so unwohl gefühlt wie in dieser bedrohlichen Situation (die zum Glück gut ausging, weil er am Ende doch ohne Gewalt und Geld von uns abzog). Am meisten ärgert mich diese Situation (die mitten am Tag in der Nähe der Victoria & Albert Waterfront stattfand, also keineswegs in einer dunklen Ecke der Stadt und auch nicht am Abend)… am meisten ärgert mich also, dass ich vorher so begeistert von den sympathischen Südafrikanern war, und dann kommt so ein Arschloch und macht alles kaputt. Ich hoffe, dass ich die Situation schnell vergessen kann und stattdessen wieder sympathische Südafrikaner treffe. Letztlich hat es aber vielleicht auch etwas Gutes an sich, dass und das gleich am ersten tag passiert ist, denn so werden wir nicht leichtsinnig und lassen ein paar Euro beim Taxigewerbe.

fünf tage wien in einem blogeintrag. 1

In der vergangenen Woche war ich zum ersten Mal seit 15 Jahren für ein paar Tage Kurzurlaub in Wien. Hier ein paar Erkenntnisse.

– Jeden Tag ca. fünf Zeitungen gelesen. “Standard”, “Die Presse”, “Kurier”, “Krone”, “Österreich”, “heute”. Dazu “News”, “Format”, “Falter”, “tv media”. Unter den Zeitungen fand ich vom Layout her “Die Presse” am modernsten, von den Inhalten dann aber doch den “Standard” am besten. Den Erfolg der “Krone” werde ich nie verstehen, “Österreich” war trashig und enttäuschend uninteressant.

– Den neuen Dan Brown gekauft und nach dem “Prologue” schon keine Lust mehr gehabt, weiter zu lesen.

Harald Fidlers Buch über Verleger Wolfgang Fellner gekauft und die ersten 100 Seiten gleich im Flieger zurück gelesen. Spannend und unterhaltsam. Kauf-Empfehlung für Medien-Junkies.

– Auch wenn wahrscheinlich nur Touristen dort essen – und das Schnitzel auch kein echtes Wiener Kalbsschnitzel, sondern eins mit Schwein ist: Ich habe noch nie ein solch leckeres Schnitzel gegegssen wie bei Figlmüller.

РWo ich bin, sind (Eich-)H̦rnchen nicht weit.

– Durch ein Interview im “Falter” Ja, Panik entdeckt.

– Almdudler, Manner, Soda Himbeer, Schartner Bombe Zitron, Esterhazyschnitte, Mozartkugeln, Melange. Demel. Hawelka. Cafe Central. Oberlaa. Lecker.

– “A Sackerl dazu?”

– Die Wiener Staatsoper überträgt Opern live als Public Viewing auf den Opernplatz. Toll!

– Das Dach des Stephandoms. Gibt es ein tolleres Kirchendach?

– Der Zentralfriedhof. Riesengroß. Unbedingt den alten jüdischen Friedhof anschauen und nicht nur die Musikergräber.

– Und dann steht man da vor dem Grab eines der ersten Musiker-Helden der Kindheit. Und fühlt sich seltsam. Was er wohl für Musik gemacht hätte, würde er noch leben?

Falco.

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