Archive for August, 2005

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Die Stars waren bisher an mir vorbeigegangen. Dank des Kommentars von Herrn Waldar nur bis heute. Jetzt habe ich mir mal die beiden auf der Stars-Site bereitstehenden Clips angesehen. Und was soll ich sagen: Die sind ja toll! Leicht melancholische, dennoch druckvolle, wundervoll melodiöse Indie-Popsongs. Drum gehet hin, schauet Euch die Clips an und erhöhet die Albumverkäufe auf eine Zahl von über 627!

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Kleines Update für die Zukunftsmusik-Seite: Das Element-of-Crime-Album hat nun einen Namen (“mittelpunkt der welt”) und einen Termin (4.10.), für den 17.10. ist ein neues Starsailor-Album angekündigt worden und Robbie Williams’ neue Platte “intensive care” erscheint am 24.10.. Wie immer gilt: Falls jemand meint, in der Liste fehle etwas oder sei etwas falsch, kann er mir das mit Quellenangabe gern per Kommentar oder Mail mitteilen.

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Erfreuliches gibt es von den Charts auch zu berichten. Sensationellerweise steigt “stars of cctv”, das Album der Briten Hard-Fi in Deutschland auf Platz 20 ein und ist damit der höchste New Entry der Woche.

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Nun ist es offiziell: In den deutschen Top 100, die am Freitag veröffentlicht werden, steht auf Platz 1 Tokio Hotel mit “durch den monsun”. Ob der Bayerische Rundfunk den Song angesichts des Regens und Hochwassers jetzt aus dem Programm nimmt…?

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Radiohead haben ein Blog bzw. Tagebuch zu den derzeit laufenden Aufnahmen ihres neuen Albums ins Netz gestellt. Momentan gibt’s da viel Kryptisches und noch wenig Erhellendes, aber vielleicht kommt das ja noch. (via nicorola.de)

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Höchste Zeit für gute Musik in diesem Blog. Es folgen ein paar Links zu sehens- und hörenswerten neuen Musikvideos:

– Beginnen wir mit Carpark North. Der eine oder andere wird sich sicher an den genialen Clip zu “human” erinnern – die Single erscheint in Deutschland im Ãœbrigen erst am kommenden Montag. Der Nachfolge-Clip “best day” ist zwar auch schon ein paar Wochen alt, bislang aber an mir vorbeigegangen. Er stammt wieder vom “human”-Regisseur Martin de Thurah und bietet ähnlich intensive und surreale Bilder. Zu sehen sind beide Clips auf der Carpark-North-Website unter “Media”.

– Weiter geht’s mit Nada Surf. Das 2002er Album “let go” gehört wohl zu den schönsten Platten, die je aufgenommen wurden. Das neue Werk “the weight is a gift” kann da nicht ganz mithalten, bietet aber auch ein paar großartige Songs. Zum Beispiel “always love”, die erste Auskopplung. Den Clip dazu gibt’s hier als Quicktime.

– Schnitt. Ganz andere Musik. Die Band Sons and Daughters waren mir schon mit “dance me in” sehr positiv aufgefallen. Nun ist ihr neuer Clip da, “taste the last girl”, den der “NME” so beschreibt: “The tune combines Ronettes-era production with plenty of suspicious na-na-na-na-na chugging from Scott and Adele, rather like Oasis on Viagra.”. Zu sehen gibt’s ihn genau dort, beim “NME”.

– Lang nichts mehr von The Bravery gehört. Etwas verspätet gibt’s jetzt auch noch ein Video zu “unconditional”. Der etwas langweilige Clip zum umso besseren Song lässt sich hier anschauen: Real Low / Real High / Windows Media Low / Windows Media High.

– Von einem ein paar Monate alten Hype zum aktuellsten Hype der Insel: The Rakes. Wer sehen will, ob die Band die hymnenhaften Kritiken verdient, schaut sich “work, work, work” an: Windows Media High / Windows Media Low.

– Den bizarren Clip zu “i predict a riot” der aktuellen “musikexpress”-Coverhelden Kaiser Chiefs gibt’s hier: Real Low / Real High / Windows Media Low / Windows Media High.

– Zwischendurch etwas deutsche Musik. Jens Friebe bringt am kommenden Montag sein neues Album “hypnose” heraus. Der Clip “kennedy” erzählt eine “Carrie”-artige Geschichte mit Herrn Friebe als Abschlussball-Bandleader. Zu sehen bei mtv.de.

– Und zum Abschluss dieser Videorunde drei Must-Sees großer Bands. Coldplays neuer Clip “fix you”, in dem Chris Martin, das tut, was er gerne mal in Clips tut, nämlich erst zu Fuss gehen und dann Klavier spielen, lässt sich beim “NME” anschauen. Der sehr nette Clip zur schwachen neuen Oasis-Single “the importance of being idle” steht u.a. auf spex.de bereit. Und der ebenfalls sehr nette Clip zur ebenfalls recht schwachen neuen White-Stripes-Single “my doorbell” lässt sich wiederum beim “NME” anschauen.

tokio hotel: auseinandersetzung mit einem phänomen. 145

Das was hier in den vergangenen Tagen passiert ist, lässt mich nicht ruhen. 1.200 Leute, die in 24 Stunden über den Google-Suchbegriff “tokio Hotel” auf mein Blog gekommen sind, 500 Kommentare zu einer kleinen Notiz, dass diese Band auf Platz 1 der Single-Charts einsteigen wird. 500 Kommentare, die zu 90 % aus dem Inhalt “Tokio Hotel sind geil und Bill ist so süß.” bestanden. Ähnliches beim geschätzten Herrn Shhhh, in massenhaft Foren und allen Beiträgen zu der Band, die irgendwo im Netz zu finden sind. Vielleicht erstaunt mich das einfach nur deshalb so sehr, weil es mich durch mein Blog direkt betrifft. Vielleicht ist es gar nicht der größte Hype seit der Kelly Family. Vielleicht aber doch. Und bestimmt ist es einer der perfektest vorbereiteten Marketing-Hypes in der Musikindustrie der letzten Jahre.

Wer sind Tokio Hotel? Zunächst könnte man sagen: Bill Kaulitz (15/Gesang), Tom Kaulitz (15/Gitarre), Gustav Klaus Wolfgang Schäfer (16/Drums) und Georg Moritz Hagen Listing (18/Bass). Laut PR-Text des Tonträger-Multis Universal trafen sie sich 2001 und gründeten Tokio Hotel. “Nur ein halbes Jahr nach der Gründung spielten TOKIO HOTEL in vielen Clubs im Raum Magdeburg erste Konzerte… Es dauerte nicht lange, bis die Musikindustrie auf die Band aufmerksam wurde… Vor einem Jahr begannen Tokio Hotel zusammen mit einem Produzenten- und Songwriterteam aus Hamburg, bestehend aus: Peter Hoffmann, Pat Benzner, Dave Roth und David Jost, ihren Sound auf professionelle Wege zu führen.” Eine Geschichte, die von vielen Zeitungen, Zeitschriften und Online-Magazinen gern abgeschrieben wird. Eine Geschichte, die aber nur Teil der Wahrheit ist.

Tokio Hotel ist letztlich nichts Anderes als ein perfekt designtes Plastik-Produkt für eine spitze, aber klare Zielgruppe. Was denkt sich eine Plattenfirma, wenn sie sich die Single-Charts der vergangenen Monate anschaut. Die größten Hits kamen in den vergangenen Monaten u.a. von Schnappi, Chipz und Banaroo. Hits werden in Deutschland nicht mehr so sehr von Viva oder MTV gemacht. Sogar der Einfluss von “Wetten, dass..?” oder “TV total” sinkt. Das neue Lieblingskind der Plattenfirmen heißt Super RTL. Dank des Kindersenders haben Chipz und Banaroo Nummer-1- und Nummer-2-Hits in die Charts gebracht. Die Single-Charts werden immer mehr dominiert von 10-15-Jährigen und da insbesondere von Mädchen. Warum, kann ich nur mutmaßen. Womöglich ist es die einzige Zielgruppe, die noch nicht so Technik-affin ist, um sich ihre Lieblingsmusik aus dem Internet zu besorgen oder zu brennen. Womöglich ist es aber auch die einzige Zielgruppe, die Stars und Sternchen noch mit Haut und Haaren verfällt. Was denkt also eine Platenfirma angesichts einer solchen Entwicklung? Klar: “Das brauchen wir auch.”

Vielleicht war es aber gar nicht die böse böse Plattenfirma Universal, vielleicht war es auch das anscheinend sehr intelligente, oben genannte Produzententeam, das laut Universal-PR Songwriter Bill Kaulitz nur unterstützt. Wer sind diese vier Herren, die neben Kaulitz als Urheber der Tokio-Hotel-Songs aufgeführt werden? Da hätten wir erst einmal Pat Benzner. Banzner hat große Erfahrungen im Kindermarkt, komponierte neben Songs für Marianne Rosenberg, Oli P. und Casting-Show-Loser Eddie Leo u.a. Teile des “Der kleine Eisbär”-Soundtracks und unbekannte Kinder-Acts wie Normal Generation, Pamela und Die Lollipops. Auch am Album “Star Search – The Kids” hat er mitgearbeitet. Peter Hoffmann ist Partner von Benzner, gemeinsam wurden alle Acts geschaffen, die unter dem Namen Die Lollipops den Kindermarkt erobern sollten, es aber nicht wirklich schafften. Auch die beiden anderen herren, Dave Roth und David Jost, sind ein Team. Jost und Roth komponierten u.a. für Marlon und Patrick Nuo, Jost ist außerdem vor allem als Sänger und Songwriter der Boyband Bed & Breakfast bekannt geworden. Roth zählt das Gebiet “Advertising & Media” zu seinen Kernkompetenzen. Allesamt gewiefte Herren also, die wissen sollten, wie das Geschäft funktioniert.

Für das Erreichen eines neuen Levels ihrer Karriere, die Eroberung des jungen Musikmarktes, einen Nummer-1-Hit, überlegten sie und packten sämtliche Ingredenzien in ihre neue Musik, die Erfolg versprach. Deutsch sollten die Texte sein. Erstens sind Bands wie Juli und Silbermond gerade “in” gewesen und zweitens kann die Zielgruppe der 10- bis 15-jährigen Mädchen noch nicht so gut englisch. Cooler als bisherige Plastic-Acts für kleine Mädchen sollten sie sein. Keine allzu schmierige Boyband, sondern Typen mit Ecken und Kanten, sodass sich auch Jungs nicht schämen müssen, wenn sie etwas mit der Band anfangen können. Außerdem sind Acts wie Green Day, Good Charlotte und My Chemical Romance gerade up to Date. Und Nu Pagadi sind mit ihrer ersten Single auch auf Platz 1 gelandet. Zu eckig und kantig dann aber auch wieder nicht, musikalisch sollte es eher in die Poprichtung gehen, sonst verschreckt es die kleinen potenziellen Käufer, also eher in die Richtung, mit der Lukas Hilbert solch einen tollen Erfolg hatte. Die Texte sollten von Sehnsüchten, der ersten Liebe und etwas Weltschmerz handeln. Die perfekte Mischung für den Beginn der Pubertät.

Der Hit, “durch den monsun”, war fertig. Ein – nüchtern und ohne Vorurteile bertrachtet – gefälliger Popsong, der tatsächlich klingt, als stamme er von Lukas Hilbert, und der nicht wegzudiskutierende Ähnlichkeiten zur “perfekten Welle” aufweist. Ob zum Zeitpunkt des Songwritings schon eine passende Band existiert hat oder ob man sie sich erst im Anschluss gesucht hat, dazu möchte ich keine Mutmaßungen anstellen. Man wollte beim Projekt “Tokio Hotel” allerdings einiges anders machen. Keine durch Castings zusammengewürfelte Pseudo-Band, sondern echte Musiker, eine bereits existierende Gruppe. Das strahlt Authentizität und Ehrlichkeit aus, Begriffe, die derzeit wichtiger werden bei den Jugendlichen. Und außerdem sehen die Musiker bei potenziellen Auftritten nicht so peinlich aus. Bill Kaulitz kannte man wahrscheinlich schon, schließlich war er einst in der Sat.1-Casting-Show “Star Search” mit einem “it’s raining men”-Cover (Welch Realsatire!) durchgefallen. Irgendwie hat man spitzgekriegt, dass Kaulitz seit 2002 eine Band namens Devilish betreibt, mit der er im Raum Magdeburg schon bei einigen Veranstaltungen, u.a. “Hegel rockt”, aufgetreten war. Die beiden Kaulitz-Zwillinge machen schon lang Musik, haben einen Stiefvater, der angeblich auch Musiker ist. Welche Rolle dieser Mann in der ganzen Geschichte spielt, möchte ich auch nicht mutmaßen: “Er hat uns immer Mut gemacht” hat Bill in einem Interview zu Protokoll gegeben.

Aber Devilish? Das ist doch kein Name für kleine Mädchen. Und die Jungs sehen auch viel zu zahm und gewöhnlich aus. Zwar hat der eine Dreadlocks, aber insgesamt muss man die noch aufmöbeln. So gab man ihnen Lederklamotten, verpasste ihnen rockigere Frisuren und kaufte ihnen Shirts, die so aussehen, als könnten Rockmusiker sie tragen. Der Frontmann (bzw. -junge) sollte das Meisterstück der Produzenten und Marketing-Leute werden: Bill vereint heute viele Trends in seinem Aussehen: Eine Prise Gothic, ein bisschen Rock, sowie Gesicht und Frisur eines Manga- oder Anime-Charakters. Dazu passend der neu designte Bandname: Tokio Hotel – auch hier wieder die Referenzen an die bei Teenies so erfolgreichen japanischen Comics. Dass sich die Jungs den Namen nicht ausgesucht haben, kann man wohl an den sympathisch-naiven Erklärungsversuchen des Sängers sehen: “Hotel – weil wir viel unterwegs sind und deshalb oft in Hotels übernachten müssen. Und Tokio – steht für unseren Wunsch, viele Länder zu sehen, herumzureisen und eine Menge zu erleben.”

Das Projekt “Tokio Hotel” war komplett. Nun half nur noch Daumen drücken. Doch dank der perfekten Marktanalyse konnte eigentlich nichts mehr schief gehen. Und so wird “durch den monsun” Ende der Woche auf Platz 1 der Single-Charts einsteigen (auch wenn das nach drei dritten Plätzen in den Trend-Charts der Verkäufe von Dienstag bis Donnerstag wieder etwas auf der Kippe steht), aber spätestens in der Woche danach ist es die Eins. Und dann kommt noch eine zweite Single, ein Album und in einem halben Jahr sind die bedauernswerten Jungs wieder vergessen und die kleinen Fangirls haben neue Opfer. Aber für einen Herbst hießen die Helden der Tonträgerbranche dann zumindest Hoffmann, Benzner, Roth und Jost. Und das nach einer solch intelligenten Leistung gar nicht mal zu Unrecht.

Inspiriert wurde dieser Eintrag von einem Artikel bei justmag.de.

Weitere Quellen:
laut.de über Tokio Hotel.
– Artikel in der “Magdeburger Volksstimme“.
– Tokio-Hotel-PR-Text.
Pat-Benzner-Vita.
Dave-Roth-Vita.
– Tokio-Hotel-Fansite incl. Infos und Fotos zur Ex-Band Devilish.
Die Lollipops.

film: l.a. crash. 8

Zwei junge Farbige diskutieren nach einem Restaurantbesuch über rassistische Weiße und überfallen anschließend ein reiches Ehepaar (Bezirksstaatsanwalt und Frau), um deren Auto zu klauen. Ein junger Latino wird daraufhin von dem Paar beauftragt, alle Schlösser in der Villa auszutauschen. Die Ehefrau beschimpft ihn und verdächtigt ihn, ein Krimineller zu sein. In der nächsten Szene erweist sich der Latino als treusorgender und rührender Vater einer kleinen Tochter. Der nächste Einsatz des Schlüssel-Notdienstes führt ihn zu einem persischen Ladenbesitzer, bei dem eingebrochen wurde. Unterdessen halten zwei Polizisten das Auto eines Farbigen und seiner Frau an, setzen die beiden Unschuldigen unter Druck, der eine Cop belästigt die Frau sexuell. All diese Szenen sind die Startpunkte einiger der Geschichten in “L.A. Crash”, einem Episodenfilm, der das Regiedebüt von Paul Haggis ist. Haggis war bisher vor allem als Oscar-nominierter Drehbuchautor von “Million Dollar Baby” in Erscheinung getreten.

Mehr Einzelheiten aus den Geschichten des Films zu erzählen, wäre zu mühsam, zu kompliziert. Die Handlung lässt sich einfach nicht mal so eben nacherzählen. In seiner Machart erinnert “L.A. Crash” sehr an “Magnolia”, den genialen Film von P.T. Andersen aus dem Jahr 1999. Die vielen, kleinen Handlunsstränge laufen nebeneinander her um schließlich alle durch Zufälle irgendwie zusammenzulaufen. “L.A. Crash” bietet eine sehr intensive Atmosphäre, erzeugt mit seinen Geschichten Angst und Spannung beim Publikum. Der Film zeigt eine ziemlich verstörte amerikanische Gesellschaft in den Jahren nach 9/11. Niemand traut mehr seinen Mitmenschen, Schwarze gegen Japaner, Japaner gegen Mexikaner, Weiße gegen Araber und alle anderen. Latenter Rassismus überall. Neben der Intensität überzeugt vor allem der Cast. Don Cheadle als melancholischer Polizist, Sandra Bullock als depressive Neureiche, die merkt, wie einsam sie ist, Matt Dillon und Ryan Philippe als bad Cop und good Cop, die in Wirklichkeit good Cop und bad Cop sind. Selbst kleinste Nebenrollen sind sehr passend besetzt. So spielt Tony Danza (“Wer ist hier der Boss?”) einen Sitcom-Produktionsassistenten.

“L.A. Crash” ist ein intelligenter, hervorragend besetzter Film, der mich durch die starke Intensität in seinen Bann gezogen hat. Ein Muss und der bisher beste Film, den ich in diesem Jahr gesehen habe. 9 von 10 Punkten.

charts (2005-08-01). 5

So. Nun ist immerhin schon der August bei den Charts-Kritiken erreicht. Diesmal gibt es sensationellerweise keinen einzigen Null-Punkte-Kandidaten. Aber Müll ist trotzdem zur Genüge dabei und die besten drei Singles der Woche finden sich mal wieder bei den Chart-Flops. Hier sind die New Entries vom 1. August 2005:

89: Maria Isabel – “antes muerta que sencilla” / Video

Willkommen auf dem Kindergeburtstag. Die Kleinen, denen mp3s und iPods noch fremd sind, bestimmen immer mehr die Charts. Banaroo, Ilona Metrecey, Schnappi, Chipz, all dieser Schrott aus den Kinderzimmern bevölkert die Spitzenpositionen der Hitliste. Neuester Fall: Maria Isabel, eine 10-jährige Spanierin, die den Eurovision Junior (Ja. Sowas gibt es.) gewonnen hat. Ihr Liedchen ist ein sommerliches Salsa-Popgeträller, als wäre sie Shakiras Töchterchen. Talent ist zwar durchaus da, aber ich lehne Kinderarbeit weiterhin ab. 1 von 10 Punkten.

71: Jansen & Kowalski / Das Bo – “wie geil ist das denn? (dicke …)” / Video

Das Bo hat früher auch schon bessere Musik gemacht, wenn ich mich recht erinnere. Jetzt hat er mit den Leuten von Jansen & Kowalski einen Kacktext geschrieben, der an “geil” von Bruce & Bongo erinnert. Dahinter eine Minimal-Melodie und fertig ist ein ziemlich ärmlicher Song. 1 von 10 Punkten.

62: Tamoto – “beware” / Video

Aus der Guano-Apes-Erbmasse kommt Tamoto ans Tageslicht. Ex-Guano-Apes-Drummer Dennis Poschwatta hat zusammen mit einem alten WG-Kumpel einen Rocksong aufgenommen, der durch seltsames Gelaber (“just make it rock”) nervt, wenig vom alten Guano-Apes-Stil enthält und ansonsten weitgehend belanglos dahinplätschert. Aber: Es ist wenigstens Musik. 3 von 10 Punkten.

45: Subway To Sally – “sieben” / Video

Wieder eine Chartsplatzierung aus der Mittelalter-Rock-Szene. Die ersten Subway-to-Sally-Plakate habe ich vor gefühlten 20 Jahren gesehen, “sieben” ist aber erst die zweite Charts-Single der Band. Der typischen Mittelalter-Melodie (Kann das sein, dass die in all diesen Songs immer gleich klingt?) wird ein passender Mystik-Text beigemischt und mit rauchiger Stimme vorgetragen. Erträglich. 5 von 10 Punkten.

39: Tom Novy feat. Lima – “take it” / Video nicht verfügbar

Hat Herr Novy nicht früher mal Techno-Musik produziert? Aber wie kommt dann dieses Larifari-Pop-Gedudel zustande? Ganz leichte House-Klänge sind zwar zu vernehmen, aber insgesamt ist der Track viel zu langweilig und der Gesang nervt auch latent. 2 von 10 Punkten.

31: Eminem – “ass like that” / Video

Apropos “langweilig”. Eminems überflüssige neue Single “ass like that” fällt auch in diese Kategorie. Minimal-Rythmus, keine erkennbare Melodie, “doingdoingdoing”-Raps. Fließband-Ware. 3 von 10 Punkten.

26: Pachanga – “loco” / Video nicht verfügbar

Der nächste Sommerhit-Anwärter. Pachanga kommen in der “gasolina”-Reggaeton-Welle von Puerto Rico nach Deutschland geschwommen, klingen aber viel mehr nach Boyband-Gewimmer als nach Dicke Hose. Im Hintergrund wird zwar gerappt, doch die jungenhafte Gesangsstimme überwiegt und lässt den Song sicher eher in Mädchenherzen plätschern. 2 von 10 Punkten.

24: Diane – “Das Beste” / Video

Eine Überraschung. Aus dem Nichts kommt die ehemalige Lemonbabies-Sängerin Diane Weigmann auf Platz 24 gesprungen. Mitproduziert hat Jan Plewka, herausgekommen ist ein harmloser, melodiöser Popsong, der zu keinem Zeitpunkt gegen Vergleichbares von z.B. Wir sind Helden anstinken kann. 3 von 10 Punkten.

21: Kelly Clarkson – “since u been gone” / Video

Die “American Idol”-Gewinnerin aus dem Jahr 2003 will endlich den Durchbruch in Europa. Und verabschiedet sich daher nun von ihrem Balladen-Schmalz-Image und probiert es lieber als Avril-Lavigne-Imitatorin. Singen kann sie zwar, aber die wirklich guten Songschreiber hat sie noch nicht gefunden. 3 von 10 Punkten.

Die Top Ten vom 1. August 2005:
01 (01) US5 – “maria”
02 (03) Ilona – “un monde parfait”
03 (04) DJ Tomekk – “jump, jump (dj tomekk kommt)”
04 (02) Akon – “lonely”
05 (05) Shakira – “la tortura”
06 (06) Gwen Stefani – “hollaback girl”
07 (07) Kool Savas & Azad – “all 4 one”
08 (08) Crazy Frog – “axel f”
09 (09) Nena – “willst du mit mir gehn”
10 (10) Banaroo – “dubi dam dam”

Ebenfalls erschienen, aber gefloppt:
– Benassi Bros. feat. Dhany – “every single day”
– Kasabian – “club foot”
– Maximo Park – “going missing”
– The Bravery – “an honest mistake”
– Tom Jones – “witch queen of new orleans 2005”

the nächste große ding. 1

Welch Seltenheit: Die “Sunday Times” hat vor 11 Tagen eine Platte aus Deutschland zum Album der Woche gekürt. Und es trifft absolut keinen falschen, sondern Monta, das Projekt des Miles-Sängers Tobias Kuhn und sein Album “where circles begin”. Und zwei der drei anberaumten “This is Munich”-Shows in London (mit Monta, Sportfreunde Stiller und Cosmic Casino) sind bereits ausverkauft.

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