Während meines Zugfahrt nach Hamburg habe ich die Zeit genutzt, um eine weitere Charts-Woche aufzuarbeiten. Und auch diesmal gibt es wieder einen youtube-Link der Playlist mit 8 von 12 Videos – der Rest war nicht verfügbar. Hier sind die New Entries der deutschen Singlecharts vom 16. Juni 2006:
89: Michael Jackson – “earth song” / Video bei youtube
Keine Woche ohne Michael-Jackson-Re-Entry. Diesmal wurde “earth song” als Video-Single wiederveröffentlicht, schaffte aber nur einen lausigen Platz 89. Den Song kennt wohl jeder, ein zugegebenermaßen großer Klassiker der Pop-Geschichte, dessen hoher Schmalzfaktor heutzutage aber ein bisschen sehr nervt. 3 von 10 Punkten.
87: Schnulli – “ich spiel fussball” / Video nicht verfügbar
“ich spiel fußball in deutschland und shanghai, in brasilien, in rom und auf hawaii”, vorgetragen von einer Computer-verzerrten Debilen-Stimme zur Melodie von “von den blauen bergen kommen wir”. Bedarf es weiterer Kommentare? 0 von 10 Punkten.
63: Mariah Carey feat. Snoop Dogg – “say somethin'” / Video bei youtube
Comeback hin, Imagewandel her, was Frau Carey hier abliefert – und das auch noch mit Unterstützung von dem von mir früher mal richtig cool gefundenen Snoop Dogg – ist extremst langweiliges Rumgeschwurbel ohne jeglichen Wiedererkennungswert. 2 von 10 Punkten.
61: Keane – “is it any wonder?” / Video bei youtube
Klar, die neue Keane-Platte ist nicht so toll wie der Vorgänger. Ahnen konnte man das schon bei dieser Vorab-Single. “is it any wonder” klingt zwar etwas rockiger, weiterentwickelter, bleibt aber unter dem Strich nur ein solider Popsong fernab von Meisterwerken wie “somewhere only we know”. 6 von 10 Punkten.
59: Nordend Allstars – “unser stadio – unsere regeln” / mp3 auf der Künstler-Website
Wer zur WM nicht alles Platten veröffentlicht hat. Selbst Stephan Weidner von den Böhsen Onkelz tritt mit einer neuen Band aus der Versenkung. “unser stadio – unsere regeln” ist ein ziemlich primitiver, musikalisch amateurhafter Mitgröhl-Song für die Hool-Fraktion. 2 von 10 Punkten
58: Banaroo – “sing and move” / Video nicht verfügbar
Die nächste Folge aus der Banaroo-Plastikpop-Saga, die mittlerweile nur noch auf Platz 58 einsteigt. Manchmal frage ich mich wirklich, ob diese unfassbar belanglosen Texte tatsächlich ein Mensch schreibt oder ein Textbaukasten-Computerprogramm. “sing and move, sing and move, we got into the groove, nothing’s gonna stop us now.” Ein völlig belangloses Produkt. 1 von 10 Punkten.
56: Lee Ryan – “real love” / Video bei youtube
Der Sommer ist unverkennbar da und es wäre ja ein Wunder, wenn mit ihm nicht auch wie in jedem Jahr luftig-leichte Soul-Pop-Nümmerchen auf den Markt schwappen würden. Ex-Blue-Sänger Lee Ryan hat genau so etwas vollbracht, singt zur gefälligen Siesta-Einschlafmelodie Belanglosigkeiten, nervt dabei aber nicht weiter. Und das ist ja auch schonmal was. 3 von 10 Punkten.
53: Westlife – “amazing” / Video bei youtube
Von einem Ex-Boyband-Mitglied zu einer der wenigen noch existierenden klassischen Schleim-Boybands. Westlife bleiben ihrem Stil treu, umschwärmen mit ihren tropfenden Melodien weiterhin Frauen mittleren Alters. Den Fans wird’s gefallen, mir nicht. 2 von 10 Punkten.
50: Novaspace – “all through the night” / Video nicht verfügbar
Und immer wenn man denkt, der Trend, alte Klassiker mit Plastikdancerhythmen zu verschandeln, könnte hoffentlich endlich vorbei sein, kriecht der nächste Vertreter des Genres aus der Ecke – und meist stammt er auch noch von Novaspace. Diesmal trifft es “all through the night”, bekannt geworden durch Cyndi Lauper. Mein Beileid! 1 von 10 Punkten.
16: Depeche Mode – “john the revelator / lillian” / Video bei youtube
Dass ich Depeche Mode mal sehr gern mochte, diese Zuneigung aber inzwischen ziemlich verloren habe, stand schon an anderer Stelle. Hätte es dieses Konzert damals nicht gegeben, meine Kritik über “john the revelator” wäre kein bisschen anders ausgefallen. Der Song ist nur noch ein Zeugnis davon, dass Depeche Mode im Jahr 2006 sämtliche Kreativität verloren haben, ein Song, dem alles fehlt. 4 von 10 Punkten.
15: Eko Fresh feat. Bushido – “gheddo” / Video bei youtube
Eko Fresh und Bushido: Darauf hat die Welt auch nicht wirklich gewartet. Die beiden legen einen völlig unauthentischen Pseudo-Ghettorap, Verzeihung Gheddorap, vor, jammern irgendwas von Hartz IV, toten Brüdern und Tempelhof und gehen dem Hörer dabei nur auf die Nerven. 1 von 10 Punkten.
13: LaFee – “prinzesschen” / Video bei youtube
Der neue “Bravo”-Hype. Ein kleines Mädel singt irgendwas von “deine titten sind ein traum” und meckert rum “ja prinzesschen, du hast’s leicht, deine eltern sind stinkreich”. Das wäre ja noch gar nicht so verwerflich, würde die Sängerin nicht so begrenz talentiert und die Musik nicht so langweilig sein, nach alten neu aufgetragenen Second-Hand-Melodien von Nu Pagadi klingen. Aber so ist das ja meist mit “Bravo”-Hypes: Viel Substanz steckt selten dahinter. 2 von 10 Punkten.
Die Top Ten vom 16. Juni 2006:
01 (01) Shakira feat. Wyclef Jean – “hips don’t lieâ€
02 (02) Texas Lightning – “no no neverâ€
03 (03) Gnarls Barkley – “crazyâ€
04 (06) Oliver Pocher – “schwarz und weissâ€
05 (04) Nelly Furtado – “maneaterâ€
06 (05) Lordi – “hardrock hallelujahâ€
07 (08) Herbert Grönemeyer/Amadou & Mariam – “zeit, dass sich was drehtâ€
08 (12) Sportfreunde Stiller – “’54, ’74, ’90, 2006”
09 (07) Goleo VI pres. Lumidee vs. Fatman Scoop – “dance!â€
10 (09) Mary J. Blige feat. U2 – “oneâ€
Ebenfalls erschienen, aber gefloppt:
– Bananafishbones – “1.fc sommer”
– Gaby Baginski – “er liebt es so sich zu bewegen”
– Juliane Werding – “zusammen”
– Keiler Kalle – “hier kommt keiler kalle”
– Obergiesing/Untergiesing – “balla balla”
– Peter Schilling – “es gibt keine sehnsucht”
– Röyksopp – “beautiful day without you”
– Tiefschwarz feat. Tracey Thorn – “damage”
– Tommy Steiner – “angelina”